Westfälische Drahtindustrie

Allgemeines

FirmennameWestfälische Drahtindustrie
OrtssitzHamm (Westf)
StraßeWilhelmstr. 7
Postleitzahl59067
Art des UnternehmensDrahtwerke
AnmerkungenBis 1872 "Hobrecker, Witte & Herbers", dann zunächst durch Umwandlung in eine Aktiengesellschaft "Westfälischer Draht-Industrie-Verein Aktien-Gesellschaft" (noch um 1892)
Quellenangaben[Bauert-Keetman: Wirtschaftsgeschichte der Stadt Hamm (1965) 221] [Adressbuch Elektr.-Branche (1892) 224] [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 283]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1856 Gründung der Vorgänger-Firma "Hobrecker, Witte & Herbers" (Vorgeschichte siehe dort)
12.12.1872 Umwandlung der der seit 1856 bestehenden Firma "Hobrecker, Witte & Herbers" in eine Aktiengesellschaft unter der Firma "Westfälischer Drahtindustrieverein" Gründung mit Wirkung ab 1. Juli 1872 mit einem Grundkapital von M 6.000.000,00
12.12.1872 Gründung der Aktiengesellschaft Westfälischer Drahtindustrie-Verein in Hamm, die das Fabriketablissement der Firma Hobrecker, Witte & Herbers mit allem Zubehör für 2 500 000 Reichstaler übernahm. Das Aktienkapital wird auf 2 000 000 Reichstaler festgesetzt und zu einem Kurs von 125 % ausgegeben. Hierzu kamen noch 2500 Stück zu je 200 = 500 000 Reichstaler emittierte 5 % Prioritätsobligationen. Von Jahr zu Jahr erobern sich die Erzeugnisse des Westfälischen Drahtindustrie-Vereins immer mehr den Weltmarkt.
1880 Es gehen zwei Drittel der Gesamterzeugung in das Ausland. Die Anlagen mußten immer weiter ausgebaut und vergrößert werden. Die Firma erhält auf verschiedenen Ausstellungen hohe Auszeichnungen.
1889-1890 Es wird eine Stahldrahtabteilung und eine Drahtseilerei eingerichtet, verschiedene Stacheldrahtmaschinen aufgestellt und eine neue Verzinkerei errichtet.
22.10.1890 Man entschließt sich, die bisherige Firmenbezeichnung in "Westfälische Drahtindustrie" umzuwandeln. Hauptgrund hierzu war der Umstand, daß das Wort in der bisherigen Firmenbezeichnung "Verein" von den englischen Abnehmern vielfach mit "Union" übersetzt wird, wodurch Verwechslungen mit anderen deutschen Werken vorkamen.
29.11.1909 Das Drahtwerk am Nordentor, das nach der Trennung der drei Brüder Hobrecker als selbständiges Unternehmen weiterbestand führt seit 1909 die Firmenbezeichnung "Eduard Hobrecker G. m. b. H."
1910 Das Drahtwerk am Nordentor (seit 1909 unter der Firma "Eduard Hobrecker G. m. b. H.") wird von der Westfälischen Drahtindustrie erworben.
31.01.1911 Abschluß eines Interessengemeinschaftsvertrags mit der Firma Fried. Krupp A.-G. 1 G.-Vertrag mit der Fried. Krupp A.-G. in Essen. Dauer: 30 Jahre, verlängert um 10 Jahre bis 1951. Wesentlicher Inhalt: 1. Von der Fried. Krupp A.-G. sind nach der Umstellung RM 1.000.000,00 Vorzugsaktien übernommen. Die Aktien lauten auf den Namen und beziehen 4 % Vorzugsdividende. 2. Für die Dauer des Vertrages bleibt die Westfälische Drahtindustrie als selbständiges Unternehmen bestehen. Die Firma Krupp ist jedoch berechtigt, zu jeder Zeit die gesamten Aktiven und Passiven der Westfälischen Drahtindustrie für den Preis von RM 12.420.000,00 zu übernehmen, wobei die Amortisation der Vorzugsaktien der Übernehmerin zur Last fällt. 3. Während der Vertragszeit beziehen die Stammaktionäre der Westfälischen Drahtindustrie eine Dividende, die mindestens 5 % beträgt, und die bis zu 7 % mit der für das gleiche Geschäftsjahr von der Firma Krupp festgestellten Dividende in gleichem Maßstabe, darüber hinaus aber für jedes bei der Firma Krupp mehr gewährte Prozent um ein halbes Prozent steigt.
1913 Es wird eine neue elektrische Kraftzentrale errichtet. Ferner werden die veralteten Betriebsanlagen den Forderungen der modernen Technik angepaßt. Auf demselben Grund und Boden entstand ein neues Werk.
1920 Die Anlagen des Drahtwerks am Nordentor werden noch bis zum Jahre 1920 betrieben, dann aber, infolge des Umbaues des Bahnhofes Hamm, durch den der alte Bahnanschluß verlorenging, in eine Handelsgesellschaft umgewandelt.
04.12.1924 Laut Nachtragsvertrag vom 4. Dezember 1924 gelten die den Stammaktionären gewährleisteten Prozentsätze der Dividende der Westfälischen Drahtindustrie vom 1. Juli 1924 ab für das umgestellte Grundkapital und sind in Goldmark zu berechnen; sie werden, nachdem die Fried. Krupp A.-G. das Ende ihres Geschäftsjahres auf den 30. September gelegt hat, nach der Dividende bemessen, welche die Fried. Krupp A.-G. für ihr am 30. September des vorhergehenden Jahres abgelaufenes Geschäftsjahr festgestellt hat, z. B. für das Geschäftsjahr 1925/26 der Westfälischen Drahtindustrie nach der Dividende der Fried. Krupp A.-G. für ihr am 30. September 1925 abgelaufenes Geschäftsjahr.
14.11.1942 Laut Aufsichtsratsbeschluß vom 14. November 1942 Kapitalberichtigung gemäß DAV vom 12. Juni 1941 um 35 % der Stammaktien = RM 2.333.450,00 auf RM 9.000.450,00 durch Entnahme von RM 465 314.22 aus freien Rücklagen, durch Zuschreibung von RM 105.820,00 zu Beteiligungen und mit RM 1 762 315.78 aus sonstigen Bilanzposten.
08.12.1942 Laut Hauptversammlungsbeschluß vom 8. Dezember 1942 Herabsetzung des Stammaktienkapitals zur Abrundung um RM 450,00 auf RM 9.000.000,00.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Draht 1872 Umfirmierung in "Westf. Draht-Ind.-Verein" 1900 [Reichs-Adreßbuch (1900)]  
Drahtseile 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)]  
gezogener Draht 1872 Umfirmierung in "Westf. Draht-Industrie-Verein" 1892 [Adressb. Elektr.-Branche (1892)]  
Krampen 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)]  
Stifte 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1890 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1899 Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg
Dampfmaschine 1902? Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG
Dampfmaschine 1904? Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG
Dampfmaschine 1905? Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG
Dampfmaschine vor 1917 Ascherslebener Maschinenbau Act.-Ges., vorm W. Schmidt & Co.
Dampfpumpmaschine   Maschinenfabrik Grevenbroich AG




Allgemeines

ZEIT1943
THEMAOrgane und Kapital der Gesellschaft
TEXTVorstand: Diplomvolkswirt Walter Hobrecker; Dr.-Ing. Alfred Koegel. Aufsichtsrat: Prof. Dr.-Ing. und Dr. phil. h. c. PaulGoerens, Mitglied des Direktoriums der Fried. Krupp A.-G., Essen, Vorsitzer; Dr. jur. Ewald Löser-, Mitglied des Direktoriums der Fried. Krupp A.-G,, Essen, stellv. Vorsitzer; Dipl.-Ing. Alfried von Bohlen und Halbach, Mitglied des Direktoriums der Fried. Krupp A.-G., Essen,- Geh. Regierungsrat Direktor Dr. jur. Heinrich Cuntz, Essen; Direktor Dr.-Ing. Friedrich Dorfs, Essen-Bredeney; Direktor Eduard Hobrecker, Wiesbaden; Direktor Friedrich Klönne, Duisburg; Geh. Regierungsrat Fritz Thomee, Altena (Westf.); Hans Weltzien, Staatsfinanzrat a. D., Geschäftsinhaber der Berliner Handels-Gesellschaft, Berlin. Geschäftsjahr: 1. Juli bis 30. Juni. Hauptversammlung (Stimmrecht): Je nom. RM 100,00 Stammaktien = 100 Stimmen, je nom. RM 100,00 Vorzugsaktien = 135 Stimmen. Reingewinn-Verwendung: 1. Zunächst sind etwaige Gewinnanteilrückstände aus Vorjahren auf die Vorzugsaktien nachzuzahlen. 2. Von dem verbleibenden Reingewinn sind auf die Vorzugsaktien 4 % des auf ihren Nennwert eingezahlten Betrages zu verteilen. 3. Alsdann' erhalten die Stammaktionäre 4 % des auf den Nennwert der Stammaktien eingezahlten Betrages. 4. Der Rest wird als weiterer Gewinnanteil an die Stammaktionäre verteilt, soweit nicht die Hauptversammlung eine andere Verwendung beschließt. Grundkapital: nom. RM 9.000.000,00 Stammaktien in 6960 Stücken zu je RM 1.000,00 (Nr. 1 - 5027 und Nr. 12.328 - l4.260), in 1600 Stücken zu je RM 600,00 (Nr. 5028 - 6627), in 1700 Stücken zu je RM 400,00 (Nr. 6628 - 8327), in 4000 Stücken zu je RM 100,00 (Nr. 8328 - 12327), nom. RM l 000.000,00 Vorzugsaktien in 5000 Stücken zu je RM 200,00 (Nr. 1 - 5000); Summe: RM 10.000.000,00. Großaktionär: Fried. Krupp A.-G. in Essen (ca. 71% der Stammaktien und 100% der Vorzugsaktien). Besondere Rechte: Die Vorzugsaktien haben Anspruch auf eine auf 4 % beschränkte Vorrechtsdividende mit Nachzahlungspflicht und im Falle der Auflösung auf einen Vorrechtsanteil in Höhe des Nennwertes nebst etwa rückständigen Gewinnanteilen und den bis zum Tage der Erstattung laufenden Gewinnanteilen.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 283]


ZEIT1943
THEMAZweck und Gegenstand des Unternehmens
TEXTGegenstand des Unternehmens: Erzeugung von Draht und Drahtwaren, Gewinnung und Verarbeitung der dabei zur Verwendung kommenden Rohstoffe jeder Art, Verarbeitung und Veredelung von selbsterzeugten und angekauften Waren und Handel mit ihnen sowie Erwerb, Pachtung und Errichtung aller zur Erreichung vorgedachter Zwecke dienenden Anlagen und Beteiligung an Unternehmungen ähnlicher Art. Erzeugnisse: Walzdraht, Eisen- und Stahldraht, gezogen, blank, geglüht, verzinkt, verzinnt, verkupfert und mit anderen Ueberzügen versehen, rund, halbrund, oval, flach und in anderen Profilen, u. a. Schweißdraht, Kratzen-, Zug- und Druck- und andere Federdrähte, Kabeldeckdrähte, Telegraphendrähte und sonstige Spezialdrähte. Stacheldraht, Drahtstifte, Springfedern, vier- und sechseckiges Drahtgeflecht, Seile und Litzen aus Flußeisen- und Stahldraht, Handels- und Güteketten, Holzschrauben, Draht und Drahterzeugnisse aus rost-, säure- und hitzebeständigem Kruppschen Sonderstahl.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 283]


ZEIT1943
THEMABesitzverhältnisse
TEXTBetriebsanlagen: Drahtwalzwerk, Drahtziehereien für Flußeisen- und Stahldrähte sowie Drähte aus rost-, säure- und hitzebeständigem Kruppschen Sonderstahl, Glühereien, Härtereien, Verzinkerei, Lackiererei, Stacheldrahtfabrik, Drahtstiftfabrik, Küferei, Fabrik für vier- und sechseckiges Drahtgeflecht, Kettenfabrik, Drahtseilerei, Holzschraubenfabrik, Vitriolfabrik. Einrichtung: Drahtziehscheiben, a) Grob-, b) Mittel-, c) Fein-, d) Kratzenzugscheiben, e) Mehrfachziehmaschinen; Stangen-, Schneide- und Richtmaschinen, Kaltwalzwerk, Ösendrahtmaschinen, Glüh- und Härteöfen, Verzinkstraßen, Maschinen zur Herstellung von Stacheldraht, Drahtstiften, Springfedern, Drahtgeflechten und elektrisch geschweißten Ketten, Kettenschmiedeöfen, Holzschraubenmaschinen, Verseilmaschinen. Gebäude: Verwaltungsgebäude und Fabrikbauten, 79 Siedlungsbauten in der Gemeinde Wiescherhöfen und 77 Wohnhäuser in der Stadt Hamm mit zusammen 297 Familienwohnungen. Beteiligung: Eduard Hobrecker G. m. b. H., Hamm (Westf.), Beteiligung: 100%; Buchwert der Beteiligungen: RM 405.833,00.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 283]


ZEIT1885
THEMAbetriebseigenes Gaswerk
TEXTBesitzt eine eigene Gasanstalt und verarbeitet Kohlen aus der Zeche Unser Fritz bei Schalke. Die Anstalt hat 2 Öfen mit je 6 und l Ofen mit 3 Retorten. Gasbehälter von 460 m³ Inhalt. Jahreskonsum ca. 300.000 m³.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 308]