August Scholl, Pariser Neuwäscherei

Allgemeines

FirmennameAugust Scholl, Pariser Neuwäscherei
OrtssitzNürnberg
StraßeBreite Gasse 4/5
Postleitzahl90402
Art des UnternehmensWäscherei
AnmerkungenUm 1900 mit dem Zusatz: Pariser Neuwäscherei. 1930: Groß-Wäscherei, Färberei, Chemische Reinigung.
Quellenangaben[Reichs-Adreßbuch (1900) 458] [MAN-Dampfmaschinenliste (1909)] [Buch der alten Firmen der Stadt Nürnberg (1930) 67]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1888 Gründung durch August Scholl mit seiner Ehefrau Luise, geborene Haumacher, unter den kleinsten Anfängen in Nürnberg, Karlstraße, als Wäscherei mit zwei Arbeitern
1892 Zur Vergrößerung des Geschäftes erwirbt August Scholl ein eigenes Anwesen in der Breiten Gasse Nr. 3.
1892 Nach verschiedenen baulichen Veränderungen wird der Betrieb von der Fleischbrücke nach der Breiten Gasse verlegt.
1900 Der Unternehmer sieht sich veranlaßt, eine Reihe von Häusern hinzuzukaufen, die Rückgebäude zu entfernen, um dort den modernsten Fabrikneubau entstehen zu lassen.
1912 Der Inhaber der Firma, August Scholl, erwirbt einen weiteren Betrieb in der bekannten Gardinenstadt Plauen i. V., den er ebenfalls mit Tatkraft und Energie weiter ausbaut.
1918 Der Gründer wird aus einem reichen Arbeitsleben durch den Tod hinweggerafft.
1918 Nach dem Tode des Gründers übernehmen seine Gattin, Frau Luise Scholl bzw. deren Söhne die Leitung.
1925 Zur weiteren Vergrößerung wird die in ganz Süddeutschland vor dem Kriege bekannte Firma Ludwig Arnold, Färberei und chemische Reinigung, durch Kauf erworben.
02.1926 Um aber auch der Firma "Ludwig Arnold" ihren eigenen Herd zu geben, sind weitere wirtschaftliche Opfer erforderlich, indem sich die Firma August Scholl genötigt sieht, die an der Stadtgrenze Nürnberg-Fürth gelegenen Ruco-Werke zu erwerben und im Februar 1926, nachdem die bisherigen Ruco-Werke nach bautechnischer und wirtschaftlicher Umgestaltung ein neues Kleid erfahren hatten, den Einzug zu halten, so daß die Firma August Scholl und Ludwig Arnold nicht nur in Süddeutschland, sondern im ganzen Deutschen Reich mit zu den größten Firmen ihrer Branche zählt.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
gewaschene Wäsche 1900 [Reichs-Adreßbuch (1900)] 1909 [MAN-Dampfmaschinenliste]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1909 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1888 2        
1930 300       fast über 300 Personen




Allgemeines

ZEIT1930
THEMASelbstdarstellung
TEXTIm Jahre 1888 gründete Herr August Scholl mit seiner Ehefrau Luise, geborene Haumacher, unter den kleinsten Anfängen in Nürnberg, Karlstraße, eine Wäscherei. Zwei Leute stellten die Arbeiterschaft dar. Unter den seiner Zeit schwierigsten Verhältnissen, wo fast unüberbrückbare Hindernisse zu überwinden waren, gelang es dem Gründer mit zäher Ausdauer, das kleine Geschäft vorwärts zu bringen. Schon nach einigen Jahren waren die innegehabten Räumlichkeiten zu klein, und es mußte daran gegangen werden, größere Betriebsräume zu schaffen. Die Firma verlegte zu diesem Zweck ihren Betrieb von der Karlstraße nach der Fleischbrücke 2, wo die Firma ebenfalls noch in gemieteten Räumen Unterkunft fand. Aber auch in den neu gemieteten Räumen sollte ein langer Aufenthalt für die Firma nicht von Dauer sein, denn durch die emsige Regsamkeit des Inhabers vergrößerte sich buchstäblich von Woche zu Woche der Kundenkreis derartig enorm, daß der einmal beschrittene Weg in der Vergrößerung des Geschäftes fortgesetzt werden mußte. Aus diesem Grunde erwarb im Jahre 1892 Herr August Scholl ein eigenes Anwesen in der Breiten Gasse Nr. 3. Nach verschiedenen baulichen Veränderungen wurde 1892 der Betrieb von der Fleischbrücke nach der Breiten Gasse verlegt. Aber durch die unermüdliche Ausdauer und durch den eminenten Fleiß, den der Inhaber mit seiner Gattin an den Tag legte, sollten auch in dem neu erworbenen Gebäude die innehabenden Räumlichkeiten zur weiteren Entwicklung des Geschäftes bald ein Hindernis bilden und wiederum mußte unbedingt an Vergrößerungen gedacht werden. Der Unternehmer sah sich veranlaßt, eine Reihe von Häusern hinzuzukaufen, die Rückgebäude zu entfernen, um dortselbst im Jahre 1900 den seinerzeitig modernsten Fabrikneubau entstehen zu lassen. Die verstrichenen Jahre haben dem Inhaber bewiesen, daß laut Statistik der Kundenkreis ständig im Wachsen begriffen war; der Neubau und die durch die Technik hervorgebrachten neuesten Maschinen setzten den Inhaber in die Lage, seine Kunden mit dem Besten vom Besten zu bedienen, so daß das Ansehen der Firma bald auch weit über die Stadt Noris hinaus Anklang fand. Aber unermüdlich war der Schaffensgeist des Inhabers und immer mehr neue Maschinen wurden angeschafft, um die gewaltigen Berge von Arbeit bewältigen zu können. Das hohe Ansehen und der bisher festgegründete Ruf, den der Inhaber durch langjährige, strenge, reelle Tätigkeit erworben hat und auf welche wiederum das unvergleichliche Emporblühen zurückzuführen war, hat stets bewirkt, daß immer wieder an neue Vergrößerungen gedacht werden mußte. Filialen in ganz Süddeutschland wurden zur weiteren Heranziehung von Kunden errichtet, und selbst im Jahre 1912 erwarb der Inhaber der Firma, August Scholl, einen weiteren Betrieb in der bekannten Gardinenstadt Plauen i. V., den er ebenfalls mit Tatkraft und Energie weiter ausbaute, welcher heute dortselbst mit zu den angesehensten Industriezweigen der Stadt zählt. Leider durchfurchte das große Weltereignis des Krieges auch die weiteren Entwicklungsjahre der Firma August Scholl. Trotz der Beschlagnahme von sämtlichen Rohmaterialien, Einziehung der wehrhaften Arbeitsleute, verstand es der Inhaber, das Geschäft nicht nur weiterzuführen, sondern er stellte sich in den Dienst des Allgemeinwohls, indem er jahrelang für Lazarette und Lazarett-Züge die Wäsche in seinem Betrieb kostenlos reinigte und desinfizierte. Leider, wurde der Nieermüdende aus einem reichen Arbeitsleben im Jahre 1918 durch den Tod hinweggerafft, so daß nun die Leitung seiner Gattin, Frau Luise Scholl bzw. deren Söhnen, oblag. Durch die hereinbrechende Periode der Inflationszeit waren für die Firma Hindernisse geschaffen, die schwer zu überwinden gewesen sind, wenn man bedenkt, wie die Statistik heute ausführt, daß fast 50 Prozent der Geschäfte gleicher Branche durch die Inflationszeit hinweggerafft wurden. Aber auch diese kritische Zeit wurde von der Firma glänzend bestanden und durch Umsicht, Ausdauer und Energie überwunden. Nach der Umstellung war es wiederum das eifrigste Bestreben, den Weg der Entfaltung weiter .TU beschreiten und im Jahre 1925 wurde zur weiteren Vergrößerung die in ganz Süddeutschland vor dem Kriege bekannte Firma Ludwig Arnold, Färberei und chemische Reinigung, durch Kauf erworben. Um aber auch dieser Firma ihren eigenen Herd zu geben, waren weitere wirtschaftliche Opfer erforderlich, indem sich die Firma August Scholl genötigt sah, die an der Stadtgrenze Nürnberg-Fürth gelegenen Ruco-Werke zu erwerben und im Februar 1926, nachdem die bisherigen Ruco-Werke nach bautechnischer und wirtschaftlicher Umgestaltung ein neues Kleid erfahren hatten, den Einzug zu halten, so daß die Firma August Scholl und Ludwig Arnold nicht nur in Süddeutschland, sondern im ganzen Deutschen Reich mit zu den größten Firmen ihrer Branche zählt. Rastlose Arbeit, weitschauender Blick, umsichtiger Fleiß und eine durch keine Schwierigkeiten zu hemmende Energie haben hier eine Anlage geschaffen, die, wie erwähnt, 1888 mit zwei Leuten gegründet wurde und heute nach 40jähriger Tätigkeit fast über 300 Personen Beschäftigung bietet und nicht nur der Nürnberger Industrie zur Zierde gereicht, sondern auch von großer kultureller, nationalökonomischer Bedeutung ist. Die heutige Inhaberin Frau Luise Scholl und deren Söhne können mit Stolz auf das geschaffene Lebenswerk in voller Blüte ihrer Gesundheit zurückblicken. Auch fernerhin wird es den Unternehmern das eifrigste Bestreben sein, den alten bewährten Ruf der Firma in immer größerem Ausmaße mit materiellen und ideellen Erfolgen zu vereinigen.
QUELLE[Buch der alten Firmen der Stadt Nürnberg (1930) 67]