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Metallkapseln-, Tuben- und Spritzkorkenfabrik Louis Vetter
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Firmenname | Metallkapseln-, Tuben- und Spritzkorkenfabrik Louis Vetter |
Ortssitz | Nürnberg |
Ortsteil | Schniegling |
Straße | Schniegling 7 |
Postleitzahl | 90419 |
Art des Unternehmens | Metallwarenfabrik |
Anmerkungen | 1993: nur "Schnieglinger Str." mit 3 PLZ. Hatte bis zu 350 Arbeitskräfte. Nach der Schließung (1997) erworben von der Firma "Lofts & Factory", die das historische Gelände in Zusammenarbeit mit dem Architekten Gerhard Wirth zu den "Peginitzlofts" unbaute. |
Quellenangaben | [Reichs-Adreßbuch (1900) 460] [MAN-Dampfmaschinenliste (1901)] [Buch der alten Firmen der Stadt Nürnberg (1930) 58] [Nürnberger Nachrichten, 24.07.2017, S. 8] |
Zeit |
Ereignis |
1847 |
Louis Vetter gründet in Nürnberg-Doos die erste Metallflaschenkapselfabrik Deutschlands. - Aus kleinen Anfängen heraus kann sich die Fabrik dank der unermüdlichen Tätigkeit ihres Besitzers gar bald weiter entwickeln. |
1858 |
Der Betrieb muß in das eigene Anwesen Nürnberg-Schniegling verlegt werden. Hier ist Raum und Ausdehnungsmöglichkeit reichlich vorhanden. |
1866 |
Tod von Louis Vetter. - Seine Witwe, Frau Madion Vetter, führt das Geschäft weiter. |
1873 |
Frau Madion Vetter nimmt ihren Schwiegersohn, Dr. jur. Baptist Roth, als Teilhaber auf. Dieser vorwärtsstrebende und rastlos tätige Mann versteht es, die Firma an dem Aufblühen Deutschlands teilhaben zu lassen. |
1883 |
Beginn der Fabrikation von Tuben |
1896 |
Einrichtung eines eigenen Kinderhorts |
1900/1902 |
Durch die fortlaufenden Vergrößerungen der Fabrikationsanlage werden die alten Räume unzureichend und es muß Anfang des Jahrhunderts zu einem Neubau geschritten werden. Raum genug ist im eigenen Anwesen vorhanden, und so wird ein Bau errichtet, der allen Anforderungen der Neuzeit entspricht. |
1903 |
Die neue Fabrik wird in Betrieb genommen. |
1. Weltkrieg |
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieg scheint es, als sollte der ganze Betrieb stillgelegt werden, doch es werden Tuben zur Verpackung von Lebensmitteln und Arzneien für die Soldaten benötigt, und so können wenigstens die älteren Arbeitskräfte einigermaßen beschäftigt werden. |
1919 |
Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges hat der Betrieb sehr unter der schwierigen Beschaffung der Rohstoffe zu leiden, denn es es alles kontingentiert. Dadurch ist es nicht möglich, Arbeiter und Arbeiterinnen in früherer Anzahl zu beschäftigen. |
1919 |
Dr. Roth nimmt seinen langjährigen bewährten technischen und kaufmännischen Leiter, J. Heunisch, als Teilhaber auf. |
07.1919 |
Dr. Roth scheidet aus dem Leben. An seine Stelle tritt sein Neffe, der Enkel des Gründers der Firma, Herr Friedrich Vetter aus Wien, als Teilhaber ein. |
01.01.1930 |
Der Sohn des Seniorchefs, Heinz Heunisch, Diplom-Ingenieur, tritt als offener Gesellschafter in die Firma ein. |
Ende 1997 |
Schließung, nachdem die Nachfrage nach den Produkten seit den 1960er Jahren allmählich zurückging. |
Produkt |
ab |
Bem. |
bis |
Bem. |
Kommentar |
Metallkapseln |
1900 |
[Reichs-Adreßbuch (1900)] |
1997 |
Schließung |
|
Metallwaren |
1900 |
[Reichs-Adreßbuch (1900)] |
1901 |
[MAN-Dampfmaschinenliste] |
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Bezeichnung |
Bauzeit |
Hersteller |
Dampfmaschine |
1901 |
Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, Werk Nürnberg |
Zeit |
gesamt |
Arbeiter |
Angest. |
Lehrl. |
Kommentar |
1930 |
346 |
320 |
26 |
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ZEIT | 1930 |
THEMA | Selbstdarstellung |
TEXT | Im Jahre 1847 gründete Herr Louis Vetter in Nürnberg-Doos die erste Metallflaschenkapselfabrik Deutschlands. Aus kleinen Anfängen heraus konnte sich die Fabrik dank der unermüdlichen Tätigkeit ihres Besitzers gar bald weiter entwickeln, so daß bereits 1858 der Betrieb in das eigene Anwesen Nürnberg-Schniegling verlegt werden mußte. Hier war Raum und Ausdehnungsmöglichkeit reichlich vorhanden. Nach dem 1866 erfolgten Ableben des Herrn Louis Vetter führte seine Witwe, Frau Madion Vetter, das Geschäft weiter. Im Jahre 1873 nahm sie ihren Schwiegersohn, Herrn Dr. jur. Baptist Roth, als Teilhaber auf. Dieser vorwärtsstrebende und rastlos tätige Mann hat es verstanden, die Firma an dem Aufblühen Deutschlands teilhaben zu lassen. Er hat die Fabrik durch Aufnahme ähnlicher Massenartikel erweitert, besonders durch die 1883 begonnene Fabrikation von Tuben, denn es zeigte sich in den nachfolgenden Jahren, daß solche, die zur Verpackung von Lebensmitteln, chemischen und pharmazeutischen Präparaten, Schönheitsmitteln usw. verwendet werden, immer mehr Anklang fanden. Der Firma ist es gelungen, ihr Absatzgebiet ständig zu vergrößern. War es zuerst hauptsächlich das Deutsche Reich, in dem man seinen Kundenkreis suchte und fand, so hat man doch auch den ausländischen Markt nicht vernachlässigt, und nach und nach auf der ganzen Welt Kunden geworben, die bis zum Ausbruch des unglückseligen Krieges treue Abnehmer waren. Durch die fortlaufenden Vergrößerungen der Fabrikationsanlage wurden die alten Räume unzureichend und es mußte anfangs dieses Jahrhunderts zu einem Neubau geschritten werden. Raum genug war ja im eigenen Anwesen vorhanden, und so wurde denn auch ein Bau errichtet, der allen Anforderungen der Neuzeit entsprach. Im Jahre 1903 wurde die neue Fabrik bereits in Betrieb genommen. Dauernde weitere Verbesserungen der Soezialmaschinen setzten die Firma in den Stand, der rasch aufstrebenden Konkurrenz des In- und Auslandes die Spitze zu bieten, bis der Weltkrieg ausbrach. Fast schien es, als sollte nun der ganze Betrieb stillgelegt werden, doch es wurden Tuben zur Verpackung von Lebensmitteln und Arzneien für unsere Feldgrauen benötigt, und so konnten wenigstens die älteren Arbeitskräfte einigermaßen beschäftigt werden. Nach Beendigung des Krieges hatte der Betrieb sehr unter der schwierigen Beschaffung der Rohstoffe zu leiden, denn es war alles kontingentiert. Dadurch war es nicht möglich, Arbeiter und Arbeiterinnen in früherer Anzahl zu beschäftigen. Im Jahre 1919 hat Herr Dr. Roth seinen langjährigen bewährten technischen und kaufmännischen Leiter, Herrn J. Heunisch, als Teilhaber aufgenommen. Nicht lange aber währte das enge Zusammenarbeiten der beiden Herren, denn bereits im Juli 1919 schied Herr Dr. Roth aus dem Leben. An seiner Stelle trat sein Neffe, der Enkel des Gründers der Firma, Herr Friedrich Vetter aus Wien, als Teilhaber ein. Am 1. Januar 1930 trat der Sohn des Seniorchefs, Herr Heinz Heunisch, Diplom-Ingenieur, als offener Gesellschafter in die Firma ein. In den Nachkriegsjahren konnte die Firma nicht nur ihre alte geachtete Stellung behaupten, es ist ihr vielmehr gelungen, ihren Kundenkreis zu vergrößern. Allerdings gilt dies nur für Deutschland, denn der Export ist durch die Folgeerscheinungen des Krieges auf ein Minimum zurückgegangen. Hier darf auch in absehbarer Zeit eine Besserung nicht erwartet werden, denn in den ehemaligen Feindesländern sind während des Krieges überall Konkurrenzfabriken entstanden. Die Firma beschäftigt heute etwa 320 Arbeiter und 26 Angestellte und zählt zu den größten der Branche in Deutschland. |
QUELLE | [Buch der alten Firmen der Stadt Nürnberg (1930) 58] |
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