Städtisches Elektrizitätswerk Würzburg

Allgemeines

FirmennameStädtisches Elektrizitätswerk Würzburg
OrtssitzWürzburg
StraßeWallgasse 14
Postleitzahl97070
Art des UnternehmensElektrizitätswerk
AnmerkungenLage: Wallgasse, Ecke Mariengasse. Erbaut durch die "E.A.G., vorm Schuckert & Co.". Anlagekosten bis 1899: Grunderwerb (geschätzt, da bereits im Eigentum der Stadt): 60.000,00 Mark, Gebäude: 205.190,58 Mark, Maschinen und Kabelnetz, Hausanschlüsse, Zähler: 489.505,78 Mark, Allgemeines: 21.693,20 Mark, Straßenbeleuchtung: 19.265,08 Mark; Summe: 795.654,64 Mark. Die Maschinenleistung (Dampf + Umformer) 1913 betrug 1310 kW, die Akkumulatorenleistung 520 kW, die maximale Belastung 30.177 kW (Drehstrom z.T. von der Überlandzentrale Ansbach). Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Quellenangaben[Verwaltungsbericht der Stadt Würzburg, §15, Elektr.-Werk (1896-1900)] [MAN-Dampfmaschinenliste (1905)] [Maschinenbau-AG, Nürnberg: Lieferbuch Dampfmaschinen]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
Juni 1896 Der Magistrat richtet ein Rundschreiben an alle größeren deutschen Elektrizitätsgesellschaften zur Ausarbeitung und Vorlage von Entwürfen.
Jan. 1897 Es liegen Entwürfe für ein Elektrizitätswerk von den Firmen: Siemens & Halske, Schuckert, Lahmeyer, Helios, Brown-Boveri und Naglo vor.
27.04.1897 Der seitens der Stadt beauftragte Gutachter, Baurat Uppenborn aus München, legt nach eingehender Prüfung sein Gutachten über die Entwürfe für ein Elektrizitätswerk von Schuckert, Siemens & Halske, Lahmeyer, Helios, Brown-Boveri und Naglo vor. Er erklärt das Gleichstrom-Projekt von der "Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert" für das beste. Es sei betriebssicherer, weniger gefährlich und lasse eine höhere Rentabilität erwarten.
05.12.1897 u. 15.04.1898 Das von Uppenborn favorisierte Gleichstrom-Projekt der "Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert" wird durch Gemeindebeschlüsse vom 5. Dezember 1897 und 14. April 1898 genehmigt und dazu ein Kredit von 800.000 Mark eröffnet.
14.03.1898 Bestellung von zwei Dampfmaschinen durch Maschinenbau-AG Nürnberg
22.04.1898 Der Magistrat der Stadt schließt einen Bauvertrag mit der "Elektrizitäts-AG vorm. S. Schuckert" zum Bau einer elektrischen Gleichstromzentrale für den maschinellen und elektrischen Teil. Diese soll auf einem Grundstück der Stadt in der Wallgasse errichtet werden.
14.06.1898 Beginn der Abbruchs- und Kanalisationsarbeiten
21.06.1898 Beginn der Erdarbeiten für die Fundamentierung des Kessel- und Maschinenhauses durch das Stadtbauamt I
15.07.1898 Beginn der Maurerarbeiten
01.10.1898 Nach Fertigstellung der Maurerarbeiten wird das Dach aufgebracht
Anfang 1899 Das Gebäude ist äußerlich fertiggestellt.
15.03.1899 Das Elektrizitätswerkes in der Wallgasse nimmt den Betrieb auf. Das Dampfkraftwerk hat zwei Dampfmaschinen mit einer Leistung von zusammen 500 PS. Angeschlossen sind 45 Abnehmer. Die Versorgungsspannung beträgt 220/110 Volt.
01.04.1899 Das betriebsfertige Werk wird aufgrund des Vertrags vom 22.04.1898 der "Elektriziäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert & Co." auf Dauer von 10 Jahren in Pacht übergeben. Die Pachtsumme beträgt 5 % (3,5 % Verzinsung + Amortisationsquote) des ursprünglichen Anlagekapitals (ohne Grundstückswert) sowie 5 % von etwaigen Erweiterungen. Ehe Leuchten entsprechend 7.000 Glühlampen à 16 Normalkerzen (= 50 W) - außer der Straßen- und Theaterbeleuchtung und den Motoren - angeschlossen sind, beträgt der Pachtzins nur 3,5 %. Ferner: 3,5 % Zinsen für das Grundstück (Wert: 60.000 Mark) und 50 % des Reinertrags.
25.09.1899 Beginn der Erweiterungsarbeiten des Werks für die Stromlieferung (650 V) an die "Würzburger Straßenbahnen-Aktiengesellschaft"
Ende 1899 Es sind 135 Stromabnehmer, 105 Hausanschlüsse, 4.487 verschiedene Glühlampen (entsprechend 4.341,73 50-Watt-Glühlampen = 16 N.-K.), 284 Bogenlampen und 39 Elektromotoren installiert. Der Strompreis beträgt für Lichtzwecke 60 Pf/kWh und für Motorbetrieb 25 Pf/kWh; bei Verbrauch über 500 Mark wird ein Rabatt gewährt.
1899 Das Defizit im Geschäftsjahr infolge der geringen Anzahl an Anschlüssen beträgt 17.450,15 Mark
1900 Die Elektrifizierung der Würzburger Pferdebahn beginnt. Zuerst wird die Strecke Hauptbahnhof - Residenzplatz - Weingartenstraße ausgebaut.
23.01.1900 Die bauliche Erweiterung des Kraftwerks für die Aufstellung eines 650 V-Generators für den Straßenbahnbetrieb ist beendet.
11.06.1900 Die maschinen- und elektrotechnischen Anlagen (650 Volt) zur Erweiterung des Kraftwerks für den Straßenbahnbetrieb sind fertig installiert, und der Betrieb mit elektrischen Probewagen wird aufgenommen.
23.08.1900 Die städtischen Kollegien beschließen die Beschaffung von zwei weiterer Akkumulatorenbatterien (für Licht- und Bahnzwecke) und bewilligen hierfür einen Kredit von 85.000 Mark
Mitte Dez. 1900 Zwei weitere Akkumulatorenbatterien für Licht- und Bahnzwecke, geliefert von Schuckert & Co. bzw. der Accumulatoren-Gesellschaft Berlin, werden dem Betrieb übergeben.
1900 Das Geschäftsjahr wird mit einem Gewinn abgeschlossen, und das Defizit des Vorjahrs kann um 7.654,34 Mark gesenkt werden.
1917 Es fehlt kriegsbedingt an Kohle für die Dampferzeugung im Elektrizitätswerk. Deshalb werden sogenannte "Kohlenfeiertage" eingelegt, an denen die Schulen geschlossen sind und die Straßenbahn nicht fährt.
1923/1925 Das Dampfkraftwerk in der Wallgasse wird ab 1923 in ein Dieselmotorenwerk umgebaut.
Ende April 1923 Die Stromlieferung aus dem Wasserkraftwerk "Untere Mainmühle", betrieben von der "Rhein-Main-Donau-AG", beginnt.
1926 Die Drehstrom-Verbrauchsspannung von 380/220 Volt wird eingeführt.
1927/1928 Bau eines neuen Umspannwerkes in der Prymstraße mit einer Transformatorenleistung von 10 Megawatt.
16.03.1945 Das Werk in der Wallgasse wird beim Bombenangriff total zerstört und mit ihm etwa 70 % aller elektrischen Versorgungsanlagen im Stadtgebiet.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Elektrizität 1899 Beginn 2010 aktiv Bis 1923 Eigenerzeugung, dann Wasserkraft von der Rhein-Main-Donau-AG und noch eigene Dieselkraft




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1905 Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1898 Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1898 Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, Werk Nürnberg




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1898 neu Akkumulatorenbatterie 1   unbekannt Kapazität 1188 Ah 140 Zellen, 1188 Ampèrestunden bei 3stündiger Entladezeit  
1898 neu Dampfkessel 2   Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, Werk Nürnberg Heizfläche je 185 qm Kombinierte Zweiflammrohr-Rauchrohrkessel, p= 10 atm, mit rauchverzehrender Feuerung  
1898 neu Gleichstromgeneratoren 2   Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert & Co. Leistung je 250 kW Gleichstrom-Nebenschlußmaschinen für 220 V. Dreileitersystem (2x 110 V) durch blanken Mittelleiter von der Batterie  
1898 neu Speisepumpen 2   Worthington Pumpen-Compagnie Aktien-Gesellschaft