Versuchsbrauerei der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

Allgemeines

FirmennameVersuchsbrauerei der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin
OrtssitzBerlin
Ortsteil65
StraßeSeestr. 14-15
Postleitzahl13353
Art des UnternehmensBrauerei
AnmerkungenAuch genannt: "Versuchs- und Lehrbrauerei" und "Hochschulbrauerei". Lage: Seestraße, Ecke Torfstraße (diese später: Amrumer Straße). Das Gebäude und die innere Einrichtung gingen nach Fertigstellung (1891) auf den Fiskus über. Das Gelände blieb in staatlichem Besitz (so noch 1981). Die VLB erhielt im Gegenzug das Nutzungsrecht und verpflichtete sich zum Betrieb und Unterhaltung der Brauerei auf eigene Kosten. Dafür kamen ihr die Einnahmen der Brauerei zu.
Quellenangaben[Reichs-Adreßbuch (1900) 1203] [Hoppenstedt: Brauereien (1982) D 37] [Hochschul-Brauerei 1891-1981, Internet] = [Manger/Staruß: Geschichte der Berliner Hochschul-Brauerei]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
31.10.1884 Ausschreibung eines öffentlichen Wettbewerbs für den Bau einer Versuchs- und Lehrbrauerei
26.05.1888 Das Projekt wird der preußischen Staatsregierung zur Bestätigung vorgelegt
22.07.1888 Genehmigung des Projekts durch die preußische Staatsregierung
22.09.1889 Grundsteinlegung. Die VLB muß den Bau der Brauerei auf eigenes Risiko durchführen. Zu den Gesamtkosten von 750.000 Mark steuert die Brauindustrie 520.000 Mark bei. Der preußische Staat gewährt einen Zuschuß von 229.000 Mark und stellt außerdem das Gelände an der Seestraße, Ecke Torfstraße (später: Amrumer Straße) kostenlos zur Verfügung.
26.01.1891 Nach 16monatiger Bauzeit wird die erste Gerste eingeweicht.
17.02.1891 Der erste Sud wird eingemaischt.
20.05.1891 Der erste "Bundesbräu" wird ausgeschenkt
1891 Der Ausstoß im ersten Jahr beträgt 5.700 hl
20.09.1893 Besichtigung durch den Verein Dt. Maschinen-Ingenieure
23.03.1898 Kaiser Wilhelm II. besucht die Versuchs- und Lehrbrauerei. Bei diesem Anlaß wird ihm ein Bier der Versuchs- und Lehrbrauerei als Ehrentrunk in einem aufwändig gestalteten Silber-Pokal überreicht.
1905 Der Ausstoß beträgt 12.000 hl
1906 Es beginnt die Erweiterung und Ergänzung der Anlagen, das sich die ursprünglich geplante obergärige Abteilung als zu klein erweist. Er mufaßt die folgenden Bereiche: Errichtung eines neuen Sudhauses, Errichtung eines neuen Kesselhauses incl. des Schornsteines, Umbau des Maschinenhauses, Modifikationen der Mälzerei, Erweiterung des Kellerei-Gebäudes und Einbau einer obergärigen Abteilung, Neuanlage der Flaschenfüllerei und Faßabfüllung
incl. der Stapelräume, Neubau des Pferdestalles (das alte Stallgebäude muß dem Saalbau weichen) und Errichtung eines Versammlungs- und Wirtschaftsgebäudes (Saalbau Hochschul-Brauerei)
Okt. 1908 Einweihung der Erweiterung (Sudhaus, Kessel- und Maschinenhaus, Mälzerei, Kellerei, Abfüllung) während der Oktobertagung, bei der gleichzeitig das Jubiläum des 25-jährigen Bestehens der VLB gefeiert wird.
1928 Der Ausstoß erreicht mit über 45.000 hl sein Maximum
1936 Planung einer neuen Studienbrauerei mit einer Schüttung von ca. 180 kg
1938 Baubeginn für eine neue Studienbrauerei
1940 Fertigstellung der neuen Studienbrauerei. Sie wird jedoch auf Grund von Brennstoffmangel nur für einige wenige Versuchssude genutzt.
03./04.09.1943 Die Versuchs- und Lehrbrauerei, die Mälzerei und weitere Gebäude des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation werden bei einem Bombenangriff zu 85 % zerstört. - Ein Teil der Einrichtungen wird in die Berliner Mitgliedsbetriebe verlagert: Das Biologische Laboratorium zieht um in die Kindl-Brauerei Neukölln, das Analytische Laboratorium in die Engelhardt-Brauerei AG in Stralau und in die Schultheiss-Brauerei AG, Abt. NO. Die wissenschaftliche Leitung unter Prof. Fink verlagert sich nach Saalfeld und Kulmbach.
1946 Das Sudhausgebäude wird äußerlich wiederhergestellt, das obergärige Spezialbier-Sudhaus mit 500 kg-Schüttung notdürftig in Betrieb genommen. Es wird Bier für die französischen Streitkräfte hergestellt.
1947 Es werden rund 10.000 hl/a Dünnbier produziert
1948 Die untergärige Abteilung wird auf Grund technischer Mängel stillgelegt. Die Abteilung NW der Schultheiss-Brauerei AG übernimmt die Produktion im Lohnbrauverfahren.
1948 Die Bombenschäden sind im wesentlichen notdürftig behoben.
April 1954 Aus dem ECA-Investitionsfonds für den Wiederaufbau Deutschlands werden ca. 1 Millionen DM für die Rekonstruktion des Kellerei-Gebäudes, der Mälzerei und des Wirtschafts- und Versammlungsgebäudes bewilligt.
1955 Die Hochschul-Brauerei beginnt nach zwölfjähriger Pause wieder mit der Bierherstellung. Das Lohnbrauverfahren mit der "Schultheiss-Brauerei AG" wird beendet.
1955 Der Bierausstoß beträgt 10.000 hl
1956 Die Rekonstruktion des Kellerei-Gebäudes, der Mälzerei und des Wirtschafts- und Versammlungsgebäudes aus Mitteln des ECA-Fonds ist fertiggestellt.
01.10.1956 Die Mälzerei nimmt ihren Betrieb wieder auf.
1958 Im Dachgeschoß des Kellereigebäudes wird eine "Labor-Brauerei" eingerichtet.
1960er Der durchschnittliche Jahresausstoß liegt bei etwa 15.000 hl.
1972 Die maschinentechnische Abteilung beginnt mit den Planungsarbeiten für die Rekonstruktion der Brauerei. Da die Kosten der Mälzerei zu hoch sind, wird diese stillgelegt, und es wird auf Kaufmalz umgestellt.
1973 Der Verwaltungsrat der VLB setzt eine Kommission zur Erarbeitung von Vorschlägen zur künftigen Gestaltung der Hochschul-Brauerei ein, der sich für deren Erhaltung ausspricht.
1978 Durch den Senat von Berlin wird nach Antrag eine Kreditzusage über 2,1 Mio. DM für die Renovierung der Hochschul-Brauerei erteilt. Dieser wird vom VLB-Verwaltungsrat allerdings nicht in Anspruch genommen.
1980 Der Verwaltungsrat beschließt die Stilllegung zum 31. März 1981.
24.10.1980 Gründung der "Hochschul-Brauerei GmbH". Gesellschafter mit 900.000 DM ist die "Engelhardt-Brauerei GmbH", mit der ein Lohnbrauvertrag abgeschlossen wird. Inhalt des Vertrages ist auch die Fortführung der Ausbildungsaufgaben für Studierende.
05.11.1980 Eintragung der GmbH in das Handelsregister beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg (HR B 17 047) mit Wirkung vom 1. November 1980
11.03.1981 Der letzte Sud im Sudhaus der Hochschul-Brauerei wird ausgeschlagen.
15.04.1981 Das letzte Bier wird abgefüllt
02.11.1981 Der Brauereibetrieb wird endgültig eingestellt.
01.01.1982 Die VLB verkauft ihre Gesellschafteranteile an der "Hochschul-Brauerei GmbH" für den Betrag von 105.000 DM an die "Engelhardt-Brauerei GmbH", die damit alleinige Eigentümerin wird.
1984 Auch die "Hochschul-Brauerei GmbH" wird aufgelöst
1999 Das Sudhausgebäude wird langfristig an das Deutsche Herzzentrum verpachtet, das rund 5 Mio DM in die Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes investiert.
2008 Die ehemalige Mälzerei wird unter anderem durch das Forschungsinstitut für Rohstoffe, die Verpackungsprüfstelle und die Likörfabrik am Institut für Gärungsgewerbe genutzt.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Bier 1891 Beginn 1981 Ende (Lohnbrau bei Engelhardt)  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1890 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1890 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1896 Maschinenfabrik Augsburg AG




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1982 Anschluß (Namensverlust) danach Engelhardt-Brauerei Aktiengesellschaft Seit 1980 Lohnbrau bei Engelhardt