Eisenbahn-Signalbau-Anstalt Max Jüdel & Co., Act.-Ges.


Zum Vergrößern Bild anklicken


Eisenbahn-Signalbau-Anstalt Max Jüdel & Co., Act.-Ges.: Max Jüdel & Co.: Fabrikansicht Eisenbahn-Signalbau-Anstalt Max Jüdel & Co., Act.-Ges.: Ansicht


Allgemeines

FirmennameEisenbahn-Signalbau-Anstalt Max Jüdel & Co., Act.-Ges.
OrtssitzBraunschweig
StraßeAckerstr. 23
Postleitzahl38126
Art des UnternehmensEisenbahnsignalfabrik
Quellenangaben[Reichs-Adreßbuch (1900) 623] [Eisenbahnwesen der Gegenwart 2 (1911) 531] [Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 143]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1871 Gründung. Unter dem Einfluß des Oberingenieurs der Braunschweigischen Eisenbahn, W. Clauss, entsteht eine von dem Ingenieur Heinrich Büssing geleitete kleine Fabrik, die "Eisenbahnsignal-Bauanstalt (G. Ungnade)", die es sich zur Aufgabe macht, Sicherungseinrichtungen für das Eisenbahnwesen anzufertigen und einzuführen. Von der Braunschweigischen Eisenbahn mit dem Aufbau der aus England bezogenen Stellwerke betraut, hat die Fabrik Gelegenheit, die englischen Konstruktionen kennenzulernen und in Anlehnung daran neue Einrichtungen mit Berücksichtigung der deutschen Verhältnisse zu schaffen, die für die fernere Entwicklung des Sicherungswesens nicht bloß für Deutschland, sondern auch für andere Länder maßgebend werden.
03.1873 Die "Eisenbahnsignal-Bauanstalt (G. Ungnade)" geht durch Kauf in den Besitz der zu diesem Zwecke gebildeten Firma "Max Jüdel & Co." über
1873 Der Umsatz im ersten Jahr beträgt 117.000 Mark
1874 Max Jüdel & Co. zieht in Braunschweig in die Ackerstraße, dem späteren Sitz des Siemens-Bereiches Transportation Systems (Verkehrstechnik).
Ende 1879 Das hundertste Stellwerk wird vollendet
04.06.1887 Schaffung einer Baugenossenschaft in Braunschweig, deren Gründung am 4. Juni stattfindet. Gründungsmitglieder sind Kommerzienrat Max Jüdel, Friedrich Wilhelm Schöttler, Bankdirektor Alex Benndorf, Direktor Franz Trinks und Kommerzienrat Theodor Litolff. Bei den Interessenten handelt es sich u.a. um Werksangehörige der "Eisenbahnsignalbauanstalt Max Jüdel & Co.". Max Jüdel wird Gründungsvorsitzender und 1887-1910 Aufsichtsratsmitglied.
1891 Eintritt von Friedrich Natalis in der Eisenbahn-Signalbauanstalt von Max Jüdel in Braunschweig, wo er Vorrichtungen zur automatischen Ver- und Entriegelung von Signalanlagen entwickelt.
1892 Bisher wurden 1000 Stellwerke gebaut, mit welchen über 12.000 Weichen und Signale gestellt werden.
1897 Die Menge der in diesem Jahr hergestellten Gegenstände umfaßt nahezu 6 Millionen kg im Wert von 3.600.000 Mk., wovon etwa 15 % auf den Export nach Schweden, Rußland, Rumänien, Italien, die Schweiz usw. entfallen.
Ende 1897 Die Zahl der bis Ende 1897 überhaupt gebauten Stellwerke beträgt mehr als 4.000
1898 Max Jüdel & Co. in Braunschweig wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Siemens & Halske AG beteiligt sich mit 33 Prozent.
1903 Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt
1926 Aus einer Fusion der Braunschweiger Max Jüdel AG (Siemens & Halske sind mit 33 Prozent beteiligt) mit der Deutschen Eisenbahnsignalwerke AG entsteht die Eisenbahnsignal-Bauanstalten Max Jüdel, Stahmer, Bruchsaal AG.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Eisenbahnsignale 1900 [Reichs-Adreßbuch (1900)] 1903 Aufstellung Dampfmaschine  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1903 Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
03.1873 41 38 3   2 Ingenieure und 1 Werkmeister (bei der Umwandlung in "Jüdel")
1898 944 800 144   90 Ingenieure und Techniker, 40 kaufmännische Beamte und Schreiber, 14 Werkmeister, über 800 Arbeiter




Allgemeines

ZEIT1873
THEMAEntwicklung
TEXTIm Jahre 1868 ließ die Braunschweigische Eisenbahn in einer rheinischen Maschinenfabrik ein Weichen- und Signalstellwerk nach englischem Vorbild bauen. Dieser Versuch, eine bis dahin nur in England bekannte Einrichtung in Deutschland einzuführen, gelang aber so wenig, dass die genannte Bahn es zwei Jahre später vorzog, für ihre Bahnhöfe Börssum und Jerxheim Stellwerke aus England zu beziehen. Solche Stellwerke, durch welche eine größere oder geringere Anzahl von Weichen und Signalen mechanisch gestellt wird, waren in England bereits vielfach eingeführt, in Deutschland und anderen Ländern des Festlandes aber noch unbekannt. Unter dem Einfluß des damaligen Oberingenieurs der Braunschweigischen Eisenbahn, W. Clauss, entstand zu jener Zeit in Braunschweig eine von dem Ingenieur Heinrich Büssing geleitete kleine Fabrik, die "Eisenbahnsignal-Bauanstalt (G. Ungnade)", die es sich zur Aufgabe machte, Sicherungseinrichtungen für das Eisenbahnwesen anzufertigen und einzuführen. Von der Braunschweigischen Eisenbahn mit dem Aufbau der aus England bezogenen Stellwerke betraut, hatte die Fabrik Gelegenheit, die englischen Konstruktionen kennen zu lernen und in Anlehnung daran neue Einrichtungen mit Berücksichtigung der deutschen
Verhältnisse zu schaffen, die für die fernere Entwicklung des Sicherungswesens nicht bloß für Deutschland, sondern auch für andere Länder maßgebend wurden. Dieses ältere Werk ging im März 1873 durch Kauf in den Besitz der zu diesem Zwecke gebildeten Firma Max Jüdel & Co. über.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 143]


ZEIT1897
THEMASozialeinrichtungen
TEXTAn Wohlfahrtseinrichtungen hat die Fabrik eine Arbeiterpensionskasse und die Julie-Jüdel-Stiftung mit einem
Vermögen von zusammen 178.000 Mk., aus welchem 1897 fünf arbeitsunfähig gewordene Arbeiter und acht Arbeiterwitwen etwa 3.000 Mk. an Unterstützungen erhielten. Die Unterstützungskasse für Arbeiter und Unterbeamte sowie für deren Familien trägt die Kosten für ärztliche Behandlung und Arzneien und gewährt bei langandauernder Krankheit des Familienoberhauptes besondere Unterstützungen sowie Begräbnisgelder. Für Beamte besteht keine besondere Pensionskasse, doch hat das Werk mit dem Deutschen Privatbeamten-Verein ein Abkommen getroffen, nach welchem es für
diejenigen Beamten, die den Versorgungskassen dieses Vereins beitreten, die Hälfte der Jahresbeiträge zahlt.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 144]


ZEIT1897
THEMAFunktion der mechanischen Stellwerke
TEXTDie Bedeutung des Jüdel'schen Werkes für das Verkehrswesen Deutschlands und nicht weniger anderer europäischer
Staaten sowie seine eigenartige Stellung im Wirtschaftsleben lassen es wohl gerechtfertigt erscheinen, die Wirkungsweise des Haupterzeugnisses, des Weichen- und Signalstellwerks, mit einigen Worten zu erläutern. Die Fahrten von Zügen auf Bahnhöfen werden bekanntlich durch Armsignale geregelt, und es soll kein Zug in einen Bahnhof einfahren oder ihn verlassen dürfen, bevor ihm die Erlaubnis dazu nicht am Signal ertheilt worden ist. Soll nun ein Zug das ihm vorgeschriebene Gleis ungefährdet befahren können, so muß in dem Augenblicke, wo sich am Armsignal der Arm in einem Winkel von 45° nach oben stellt (Fahrtzeichen), die Gewähr dafür geboten sein, daß nicht allein das Gleis (die Fahrstraße) für den kommenden, ab- oder durchfahrenden Zug frei und gesichert ist, sondern daß nun auch von keiner Seite her em anderer Zug gefährlich werden kann. Diese Bedingung konnte beim Stellen der Weichen und Signale von Hand niemals in dem Maße erfüllt werden, daß es nicht auch bei der größten Aufmerksamkeit möglich
gewesen wäre, eine Weiche noch in dem Augenblicke falsch zu stellen, auch wenn sie vorher richtig gestanden hätte, wo ein Zug sie befahren sollte. Das Stellwerk hebt nun diese Möglichkeit dadurch auf, daß erst alle Weichen, sowohl diejenigen, welche ein Zug befahren soll, wie auch solche, die andere Züge oder Zugteile in dessen Fahrstraße lenken könnten, nicht allein erst richtig, bezw. auf Abweisung gestellt sein müssen, bis das Signal auf Fahrt gestellt werden kann, sondern daß nun auch durch das gegebene Fahrsignal alle diese Weichen in der richtigen Lage verschlossen worden sind und darin so lange verbleiben müssen, bis das Signal wieder auf Halt zurückgestellt worden ist. Die Stellwerke bestehen aus einer mehr oder minder großen Anzahl von Stellhebeln, die auf einem Gestell nebeneinander angeordnet und durch gewisse Verschlußeinrichtungen verbunden sind. Diese Hebel, die nach einer bestimmten Dienstanweisung von einem oder mehreren Wärtern, auf kleineren Bahnhöfen häufig auch vom Stationsbeamten selbst bedient werden, sind mit Rohrgestängen oder doppelten Drahtzügen verbunden, die an die Weichen und Signale angreifen und wodurch die Stellbewegungen auf diese übertragen werden. Etwa vorkommende Gestänge- oder Leitungsbrüche werden durch besondere Schutzeinrichtungen für den Zugverkehr unschädlich gemacht. Während bei den ersten und älteren Stellwerken überhaupt die Sicherheitswirkung in den Stellwerken selbst und allein lag, stehen sie jetzt meist noch unter der mittelbaren Aufsicht und Betätigung des verantwortlichen Stationsbeamten, der von seinem
Dienstzimmer aus die Hebel im Stellwerk durch sogenannte elektrische Blockwerke unter Verschluß hält und sie aus diesem erst in dem Momente entläßt, wo das Stellen der Weichen und Signale beginnen soll. Näher auf die höchst sinnreichen aber nicht gerade einfachen Einrichtungen der Stell- und Blockwerke einzugehen, würde zu weit führen.
Dass sich der gewaltige Zugverkehr auf den Bahnhöfen, insbesondere auf den großen und größten Verkehrsmittelpunkten, mit voller Ordnung und gefahrlos abwickeln läßt, ist in erster Reihe den Stellwerken zu danken, deren Mechanik jede Weiche und jedes Signal in ihrer niemals irrenden Hand hält. Welche Mühe und zielbewußte Arbeit hat es aber gekostet,
bis diese letzten Stadien der Entwicklung des Sicherheitswesens erreicht waren. Als die Firma mit ihrem Unternehmen heraustrat, da gab es noch viele, selbst hervorragende und weitausschauende Eisenbahntechniker, die trotz des Bestehens der Sicherheitsanlage - Interlocking-Apparates - in England das Stellen der Weichen auf größere Entfernungen in unserem wechselvollen Klima für bedenklich hielten, und mancher sah in diesen Einrichtungen weit eher eine Gefährdung, als eine Sicherung des Betriebes. Zuerst wurden Versuche auf kleineren Stationen gemacht,
und als sich diese bewährten, wurden in größerem Umfang die Einfahrtsweichen mit den Signalen verbunden. Die Bestellungen auf sogenannte Stellböcke mehrten sich. Immer mehr gewann man Zutrauen zu der neuen Einrichtung; bald wurden auch größere Bahnhöfe mit einer Anzahl von Weichen und Signalen eingerichtet. Für den Angriff der Gestänge an die Weichen und die Weichenumstellungsvorrichtungen wurde eine Endkompensation konstruiert, die viel dazu beitrug, den Ruf der Firma zu begründen. Aber auch diese ist längst verlassen, neue verbesserte Konstruktionen haben sie verdrängt. An Stelle des Gasrohrgestänges, welches die Verbindung der Weichenhebel im Stellapparat mit der Weiche
vermittelte, ist Drahtzug getreten, dessen Einführung trotz vielseitiger Vorteile auf manche nun überwundene Schwierigkeit stieß. Je mehr der Verkehr anwuchs, desto mehr kamen die Sicherheitseinrichtungen in Aufnahme, aber gleichzeitig wuchsen auch die Anforderungen, die man an sie stellte, und unaufhörlich mußten neue Konstruktionen geschaffen werden, und es bedurfte der genialen Erfindungsgabe des technischen Leiters des Werkes, Herrn Büssing, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Schwer lastete und lastet auch heute noch auf dem Werke, daß Konstruktionen die heute als vollkommen angesehen werden, in kurzer Zeit durch neue verbesserte überholt sind. Da dürfen keine Kosten, keine Betriebsstörungen gescheut werden, das Beste muß geliefert werden, sobald es als solches erkannt ist.
Aber nicht nur die Leitungsgegenstände, auch der Stellapparat selbst hat manche Wandlungen erfahren; die ersten einfachen Konstruktionen, die für wenige Hebel ausreichten, wurden durch kompliziertere ersetzt, die mit Sperren, Automaten etc. versehen wurden und nicht selten über 100 Hebel in einem Apparat vereinigten.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 144]


ZEIT1897
THEMAelektrische Eisenbahnsicherungsanlagen
TEXTAls nun auch die Elektrizität in den Dienst der Sicherheitsvorrichtungen für den Eisenbahnbetrieb gestellt wurde, als die Tätigkeit des Wärters im Weichenturm unter die Kontrolle der Station gestellt, als die richtige Stellung der Signalflügel elektrisch sich anzeigte, da wurden wieder und wieder neue, oft recht schwierige Konstruktionen nötig. Die Herstellung der elektrischen Blockapparate mußte aufgenommen werden, und dadurch wurde ein ganz neues Gebiet für das Werk erschlossen. Mit Feuereifer warfen sich die Angestellten auf dies neue Gebiet, und die Patentliste zeugt davon, was in dieser Zeit geschaffen wurde, doch nur weniges überdauerte die Anfangsperiode dieser neuen Epoche, heute werden nur einzelne der neuen Patente noch ausgeführt. Daß in unserer Zeit die elektrische Kraft nun auch zum Stellen der Weichen und Signale verwendet wird, kann nicht wunder nehmen, nach vielen Versuchen ist die erste größere Anlage einer elektrischen Signal- und Weichenstellung ausgeführt worden; ob diese sich Eingang verschaffen wird, muß der Zukunft überlassen werden, heute ist der Preis noch ein zu hoher.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 144]


ZEIT1897
THEMAEntwicklung bis 1898
TEXTWenn die innere Verwaltung des Werkes an Ausdehnung ständig zunahm, so war das nicht weniger der Fall mit der Vertretung nach außen. Die Verwaltungen mußten über die Fortschritte und Veränderungen in den Konstruktionen auf dem
laufenden erhalten werden, wozu die Vorlage von Zeichnungen und Vorführung von Modellen, deren Herstellung nicht unbedeutende Summen verschlang, sich notwendig erwies. Die örtliche Besichtigung jedes einzelnen Bahnhofes, für welchen ein Auftrag in Aussicht stand, machte sich notwendig, um richtige Projekte aufstellen und darauf begründete Kostenanschläge abgeben zu können, die nicht selten, gewünschter Abänderungen wegen, mehrmals angefertigt werden mussten. Da stellte es sich denn bald heraus, dass diesen Anforderungen von Braunschweig aus nur mit einem großen Aufwande von Zeit und Kosten genügt werden konnte, und die Firma entschloß sich, technische Büros an anderen Orten zu errichten. So entstanden solche nach und nach in Köln, München, Charlottenburg, Moskau, Stockholm und Riga. In Wien errichtete die Firma eine Zweigniederlassung, die anfänglich zu großen Hoffnungen berechtigte, nach wenigen Jahren aber mit erheblichen Opfern aufgegeben wurde, da die leitenden Personen den eigenartigen Verhältnissen in Österreich nicht gewachsen waren. Diesen technischen Büros wurden nun neben dem Verkehr mit den Verwaltungen und den nötigen Vorarbeiten auch die Aufsicht über die Montagen und die Aufstellung der Werkstattsbestellungen übertragen, was eine ständige Vermehrung des Personals zur Folge hatte. Zur Zeit sind über 500 Monteure an mehr als 80 verschiedenen Stellen beschäftigt. Jede dieser auswärtigen Vertretungen hat ihren besonderen Vertreter an der Zentralstelle, der die weitere Bearbeitung der von dort eingehenden Berichte und Aufträge zu überwachen hat. Diese nicht gerade gewöhnliche Einrichtung hat sich gut bewährt und ist von nicht unerheblichem Einfluß auf die Entwicklung des Werkes gewesen. Auch literarisch ist die Firma tätig gewesen, sie hat in zwangloser Form "technische Mitteilungen" herausgegeben. In den letzten Jahren konnten jedoch neue Nummern wegen Überlastung der geeigneten Beamten nicht mehr erscheinen. Aus den vorstehenden Darlegungen erklärt sich nun auch das außergewöhnlich ungünstige, d.h. die General-Unkosten stark belastende, Verhältnis zwischen den nicht im Betriebe tätigen technischen Angestellten und der Zahl der tatsächlich im Werk selbst beschäftigten Arbeiter. Unter den 800 Arbeitern, befinden sich etwa 150 Monteure, so daß auf 650 Arbeiter 85 Ingenieure und Techniker entfallen.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 144]


ZEIT1897
THEMASchierigkeiten und Vorteile
TEXT1. in der Einführung der für Deutschland seiner Zeit neuen Industrie; 2. in dem ununterbrochenen Wechsel der Konstruktion der einzelnen Teile, der durch Verbesserungen und Änderungen der Verordnungen der Verwaltungen begründet war; 3. in der früher so großen Verschiedenheit der im Eisenbahnwesen zur Verwendung gekommenen Weichen, Signale etc.; 4. in der großen Anzahl von Einzelteilen, aus denen sich jede Anlage zusammensetzt; 5. in der Verschiedenheit der Anlagen unter sich und die dadurch notwendig werdenden Vorarbeiten; 6. in dem Fehlen geeigneter technischer Hilfsarbeiter, die fast sämtlich vom Werk selbst ausgebildet werden mußten; 7. in dem Umstand, daß das Werk stets an dem Grundsatz festhielt, die höchsten Anforderungen an die eigenen Leistungen zu stellen, während die Konkurrenzunternehmungen sich diesen Grundsatz nicht in gleicher Weise zueigen machten und daher mit erheblich billigeren Preisen arbeiten konnten. Fördernd haben gewirkt: 1. die Zunahme des Verkehrs, welche Sicherheitseinrichtungen zur unbedingten Notwendigkeit machte; 2. das Wohlwollen, das die Eisenbahnwerwaltungen dem Unternehmen entgegenbrachten; 3. die geniale kaufmännische und technische Leitung des Werkes. Es ist ein glücklicher Umstand, dass das Werk sich bereits durch mehr denn fünfundzwanzig Jahre der Leitung zweier Männer erfreuen darf, die beide auf ihren Gebieten von hervorragender Bedeutung sind. Der geniale Ingenieur Büssing würde ohne die aussergewöhnlich tüchtige Kraft Max Jüdels das Werk nicht in die Höhe gebracht haben und umgekehrt. Gerade an diesem Beispiel zeigt sich, in wie reichem Maße der menschliche Erfindungsgeist nutzbar gemacht werden kann, wenn er geleitet wird von dem echten und rechten Geschäftssinn. Wie unendliche Mühe hat es Jüdel in den ersten Jahren gekostet, ausreichende Aufträge für das Werk herbeizuholen, wie mühsam war es, die vielverbreiteten Verbindungen, deren sich das Werk heute erfreut, anzuknüpfen und zu festigen, wie manche Sorge war in der schwierigen Zeit der ersten Jahre mit Zähigkeit und Ausdauer und unerschütterlichem Zielbewußtsein niederzukämpfen! Heute können beide, Jüdel wie Büssing, auf ein Lebenswerk zurückblicken, mit dem ihr Name dauernd und ehrenvoll verbunden sein wird. 4. Die Treue, mit welcher Beamte und Arbeiter an dem Werk hängen und nicht zum mindesten auch die Tatsache, daß das Werk ein Delcredere-Konto nicht kennt und mit Verlusten an Außenständen nicht zu rechnen hat.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 150]