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Lenne-Vorwohler Asphaltfabrik, L. Haarmann & Co.
Firmenname | Lenne-Vorwohler Asphaltfabrik, L. Haarmann & Co. |
Ortssitz | Lenne (Solling) |
Postleitzahl | 37627 |
Art des Unternehmens | Asphaltfabrik |
Anmerkungen | Um 1898: "L. Haarmann & Co." |
Quellenangaben | [Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 221] [Görlitzer Maschinenbauanstalt: Ventildampfmaschinen (um 1920)] |
Zeit |
Ereignis |
1898 |
Das Unternehmen beginnt mit der Herstellung des Stampfpulvers aus Hils-Asphaltstein, nachdem sich die aus Probelieferungen ausgeführten Straßenbauten bewährt haben. |
1905 |
Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt |
Produkt |
ab |
Bem. |
bis |
Bem. |
Kommentar |
Asphalt |
1898 |
[Bettgenhäuser] |
1905 |
Aufstellung Dampfmaschine |
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Bezeichnung |
Bauzeit |
Hersteller |
Dampfmaschine |
1905 |
Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG |
von |
bis |
Produkt |
im Jahr |
am Tag |
Einheit |
1898 |
1898 |
Mastix |
45000 |
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t |
1898 |
1898 |
rohe Steine |
100 |
|
t |
ZEIT | 1898 |
THEMA | Beschreibung |
TEXT | Der Gesamt-Versand der Asphaltwerke des Hilses hat sich in den letzten 15 Jahren verdreifacht und beläuft sich jetzt im Jahre auf 45.000 Tonnen Mastix und 500 bis 800 Tonnen rohen Stein. Die Fabrik lieferte im letzten Jahr ca. 14.500 Tonnen Mastix und 100 Tonnen rohen Stein zur Bahn. Bei der Wichtigkeit, welche der Stampfasphalt in den letzten Jahren gewonnen hat, war es natürlich, daß sich das Bestreben unserer Industrie darauf richtete, statt der bisher für die Stampfzwecke allein verwendbaren Asphalte des Auslandes (Schweiz und Italien) auch den hiesigen Asphaltstein durch geeignete Verarbeitung brauchbar zu machen. Bereits seit mehreren Jahren ist dies der deutschen Asphalt-Aktien-Gesellschaft in ihren Werken in Eschershausen gelungen, und zahlreiche Straßen sind in den großen Städten (namentlich Berlin und Frankfurt a.M.) bereits nur mit Vorwohler Stampfmehl gedeckt, so daß man allein für diese Firma einen Jahresversand von 5.000 Tonnen Stampfmehl rechnen kann. Da die Asphaltsteinlagen des Hilses sich weit über die bis jetzt im Abbau gewonnenen Bezirke hinaus erstrecken und da die augenblicklich arbeitenden Firmen sämtlich große Felder besitzen, so ist ein Ausgehen des Rohmaterials in absehbarer Zeit nicht zu befürchten, vielmehr ist bei dem stets steigenden Bedarf eine verstärkte Ausbeutung zu erwünschen und zu erhoffen. |
QUELLE | [Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 221] |
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ZEIT | 1898 |
THEMA | Asphaltproduktion allgemein |
TEXT | Der "Asphalt", d.h. die Baumaterialien, welche aus einem Gemisch von Bitumen (Asphalt) und Gestein bestehen, hat in dem Baugewerbe eine große Wichtigkeit gewonnen. 1. Der Gußasphalt (Mastix) schmilzt in der Hitze, wird in diesem Zustande dann so plastisch, daß er sich zu dünnen Schichten ausstreichen und zu Estrichen in Arbeitsräumen und Kellern sowie zu Fußsteigen auf den Straßen ausgezeichnet verarbeiten läßt. Nach dem Erkalten bildet er einen festen, nassen, dichten Belag. Nach einem neuen Verfahren läßt sich der Mastix auch an senkrechten Wänden als Putz anbringen und als Mörtel bei der Aufmauerung wasserdichter Behälter verwenden, so daß man dadurch ganze Bauwerke (Keller und Bassins) gegen Wasserdruck von außen und innen schützen kann. Ebenso kann man in Badeanstalten und Aborten die Wände mit einer senkrechten Asphaltschicht bedecken. 2. Als Asphaltpulver wird der Asphaltstein durch Stampfen mit heißem Eisen auf einer Betonunterlage fest zusammengefügt und bildet ein ausgezeichnetes Material für Straßenbau. Die Kalksteinschichten der Juraformation (Portlandkalk und Kimmeridge) des Hilses sind vielfach mehr oder weniger mit bituminösen Stoffen (Asphalt) imprägniert. Man nimmt an, daß diese Stoffe aus der Verwesung ungeheurer Massen von Fischen herrühren; sie haben sich vermutlich mit den Steinen selbst abgesetzt und sind im Laufe von Jahrmillionen so vollständig von den Steinen aufgenommen, dass sozusagen ein Körper daraus entstanden ist. Diese im Laufe ungemessener Zeiten geschehene innige Verbindung ist deshalb sehr wichtig, weil gerade dadurch diese sogenannten Asphaltsteine, sei ihr Asphaltgehalt auch ganz gering, befähigt werden, sich mit anderen Bitumen, welche man ihnen in flüssiger Form zumischt, innig zu mengen, während ein reiner (d. h. nicht bituminöser) Kalkstein niemals, auch unter starkem Druck und hoher Temperatur, das Bitumen dauernd und fest binden wird. Im deutschen Reich kommt der bituminöse Kalkstein (Asphaltstein) ausser am Hilse nur in der Nähe von Hannover (Limmer) und im Elsaß vor. Da sich der Bedarf an Asphalt im Laufe der Zeit gewaltig gehoben hat, so hat sich bei Eschershausen und bei der Station Vorwohle nach und nach eine lebhafte Industrie entwickelt, welche die Asphaltsteine des Hilses gewinnt und entweder roh versendet oder aber zu sogenanntem Gußasphalt (Mastix), in letzter Zeit auch zu Stampfasphaltpulver verarbeitet in den Handel bringt. Nach der Versandstation Vorwohle benannt, ist der "Vorwohler" Mastix mit der Zeit eine Hauptmarke geworden, welche in Deutschland wie auch in Rußland, Schweden, Norwegen, Dänemark, England und Nordamerika erfolgreich gegen die Produkte der Schweiz, Frankreichs und Italiens in Wettbewerb getreten ist. Der Gehalt an Bitumen ist in den Steinen sehr verschieden, er wechselt zwischen 4 bis 11 Prozent, steigt aber ausnahmsweise auch auf 15 Prozent. Die reicheren Steine werden teilweise als solche versandt, um an den Verbrauchsstätten des In- und Auslandes zu Mastix verarbeitet zu werden oder als Zusatz bei der Stampfasphalt-Arbeit zu dienen. Der bei weitem größte Teil aber wird in den bei Eschershausen und bei der Station Vorwohle gelegenen Fabriken (jetzt sechs) zu Gußasphalt (Mastix) verarbeitet. Die Herstellung des Mastix beruht auf einem sogenannten Anreicherungsprozeß, d.h. der im Stein enthaltene Asphalt wird durch Zusatz anderer Bitumen so weit angereichert, dass die erzielte Masse schließlich 21 bis 23 Prozent Bitumen enthält und damit die Eigenschaft gewinnt, im erwärmten Zustande dickflüssig und plastisch zu werden, im kalten Zustand aber ein hartes Deckmaterial zu bilden. Der in den Brüchen teils in Tagebau, teils in umfangreichen Grubenbauen gewonnene Asphaltstein wird auf den Fabriken zuerst in Zerkleinerungsmaschinen in feine Mehlform gebracht. In halbcylinderförmigen 2 bis 3 m langen, 1,5 m im Durchmesser haltenden Kesseln werden zuerst die Zusätze dünn eingeschmolzen; dann wird das Asphaltmehl unter stetem Umrühren durch einen im Kessel rund gehenden Haspel nach und nach bei einer Temperatur im Kessel von ca. 230 bis 240 °C. zugesetzt, bis der Arbeiter aus Proben ersieht, daß das Mischungsverhältnis das richtige ist. Als Zusätze verwendet man hauptsächlich die auf der Insel Trinidad gewonnenen Asphalte in rohem Zustande (rohe Erde) oder nachdem sie durch Umkochen von den erdigen Teilen gereinigt sind (Epurée). Diese Asphalte werden auf dem sogenannten Asphaltsee der Insel abgeschöpft, nachdem sie aus dem Grunde des Sees in gasförmiger oder flüssiger Form aufgestiegen und beim Durchstreichen des Wassers kondensiert und erstarrt sind. Als weiterer Zusatz hat das Paraffinöl (ein Nebenprodukt der Paraffinfabrikation) den Zweck, die Verbindung des im Stein enthaltenen und des zugesetzten Bitumens dadurch zu erleichtern, daß es auf beide lösend einwirkt. Ferner werden noch Rückstände aus der Petroleumraffinierarbeit Deutschlands wie auch Galiziens, sowie Rückstände der Braunkohlendestillation des Haller Reviers zugesetzt. Die Masse wird, wenn sie die erwünschte Zusammensetzung und damit die richtige Zähigkeit und Plastizität gewonnen hat, mit Schaufeln dem Kessel entnommen, in einfache Formen fest gestrichen und, nachdem sie etwas erkaltet ist, mit dem Fabrikstempel versehen. Jede Form ergiebt ein sogenanntes Brod von 27 bis 28 kg Gewicht. Diese Brode werden in den Handel gebracht. |
QUELLE | [Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 219] |
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