Franz Clouth, Rheinische Gummiwarenfabrik A.-G.

Allgemeines

FirmennameFranz Clouth, Rheinische Gummiwarenfabrik A.-G.
OrtssitzKöln
OrtsteilNippes
StraßeNiehler Str. 102
Postleitzahl50733
Art des UnternehmensGummiwarenfabrik
AnmerkungenBesitzer (um 1892): Franz Jul. Hub. Clouth u. Carl Vorberg. Sämtliche Artikel aus Hart- u. Weich-Gummi, sowie Guttapercha f. elektrotechnische Zwecke, Guttapercha- u. Balata-Treibriemen. Isolierte Leitungsdrähte u. Kabel. Siehe auch "Land- und Seekabelwerke" (seit 1898). Unsicher, ob nur Installation von Fernmeldeanlagen oder Bau von Geräten. 1911: Liegt auf einem Flächenraum von ca. 25.000 qm, hat eingene technische Büros zur Ausarbeitung von Konstruktions- und Kostenvorschlägen, eine eigene mechanische Werkstätte zur Herstellung von Maschinen, Formen und Reparaturen; ständige Vertretungen in Berlin, Hamburg, Brüssel, London und Paris.
Quellenangaben[Reichs-Adressbuch (1900) 2347] [Kunert: Telegraphen-Landkabel (1940)] [Adressbuch Elektr.-Branche (1892) 34] [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 5882] [50 Jahre Kölner Bezirksverein des VDI (1911) 214]
Hinweise[50 Jahre Kölner Bezirksverein des VDI (1911) 216]: Lenkballon Couth; [217]: Kalander; [219]: Vulkanisieranlage; [221]: Tauchapparate




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
10.09.1862 Die Firma Franz C1outh wird von Franz Clouth für den Vertrieb von Gummiwaren usw. gegründet und beginnt mit wenigen Arbeitern
1869 Die Firma beginnt in eigener Fabrik in Köln-Nippes Kautschuk zu verarbeiten und Gummiwaren aller Art herzustellen. (vergl. 1864)
1872 Der bisherige Prokurist Carl Vorberg als Teilhaber in die Firma ein, die eine offene Handelsgesellschaft wird und den Zusatz "Rheinische Gummiwarenfabrik" erhält
1875 Errichtung einer im Vergleich zur bestehenden Fabrik bedeutend größeren Anlage in Köln-Nippes, die sich nunmehr mit der Fabrikation umnittelbar aus dem Rohgummi, hauptsächlich von Artikel für den Bedarf der Industrie befaßt.
1887 Abschluß eines Vertrags über die Lieferung von Tiefseetauchgeräten mit den Kaiserlichen Werften in Danzig, Kiel und Wilhelmshaven
1890 Baubeginn von kompletten Luftballonen und deren gesamten Ausrüstungen. - Durch die außeordentlichen Fortschritte der Aeronautik veranlaßt, befaßt sich das Unternehmen von da ab mit diesem Zweig ihrer Fabrikation nachdrücklicher und liefert bis 1911 eine stattliche Anzahl von kompletten Freiballonen nicht nur in Deutschland, sondern auch nach dem Ausland. Für sich selbst baut sie fünf Freiballone, die bekannten "Clouth I" bis "Clouth V". Mit einigen dieser Ballone werden hervorragende und Aufsehen machende Fahrten ausgeführt.
1890 Die Firma richtet auf ihrem Gelände in Köln-Nippes eine Fabrik zur Herstellung von isolierten Drähten und Kabeln jeder Art ein. Die Mitarbeiter werden von Werken gleicher und ähnlicher Art übernommen
1890 Ãœbernahme des Ingenieurs Otto Weiss und der Kabelmeister Lukas von Siemens Brothers, London
14.09.1891 Die Leitung wird dem am 14. September 1891 eingetretenen Elektroingenieur Georg Zapf übertragen.
1892 Übernahme des Ingenieurs Georg Bartels von den Hannoverschen Cautchouc-, Guttapercha- und Telegraphenwerken und von Meister Müller von Siemens & Halske, Berlin
1893 Seit 1893 liefert die Firma Guttapercha- und Faserstoff-Telegraphenkabel sowie Fernsprechkabel an die Reichstelegraphenverwaltung, ferner an die beiden süddeutschen, die schweizerische, belgische, schwedische und andere ausländische Telegraphenverwaltungen.
1895 Das Knotengeflechtkabel von Franz Clouth wird als Stadtkabel in Köln verwendet.
1895 Die Reichs-Telegraphenverwaltung führt das Faserstoffkabel allgemein ein; Lieferer Siemens & Halske, Felten & Guilleaume, Franz Clouth.
1895 Es werden Faserstoffkabel nach günstigem Ausfall der Versuche allgemein eingeführt, an der Lieferung sind außer Siemens & Halske zunächst Felten & Guilleaume und Franz Clouth beteiligt, nach und nach kommen immer mehr Firmen hinzu. Die Bauart unterscheidet sich bei den einzelnen Lieferern etwas, statt Jute wird Baumwolle oder auch Papier genommen. Einheitlich bleibt aber: feste Umwicklung des Leiters mit Faserstoffen ohne Luftraum, Imprägnierung, Bleimantel.
07.1895 Seit 1895 werden Faserstoffkabel von der Reichstelegraphenverwaltung allgemein gebraucht; der erste Liefervertrag wird im Juli mit Siemens & Halske, Felten & Guilleaume und Franz Clouth abgeschlossen.
1898 Die Kabelabteilung nimmt durch den Bau von Kabel-Herstellungsmaschinen einen immer größeren Umfang an, bedeckt 1898 bereits eine Fläche von 20.000 qm und beschäftigt 600 Arbeiter.
11.05.1898 Als der Betrieb an Umfang zunimmt, wird die Kabelfabrik in eine Aktiengesellschaft unter der Firma "Land- und Seekabelwerke" umgewandelt.
11.05.1898 Die Firma paßt nicht mehr in den Rahmen der Gummiwarenfirma, ihr Betrieb übersteigt die Kapitalkraft der Firma. Sie wird daher an die hierfür gegründete A.G. Land- und Seekabelwerke abgetreten.
1899 Carl Vorberg tritt wieder aus.
1899 Eine eigene Drahtzieherei ist für 1899 geplant. Die Firma baut auch alle für die Kabelherstellung notwendigen Maschinen für eigenen Bedarf und für ausländische Kabelfirmen.
1901 Die Restfirma wird in eine G. m. b. H. umgewandelt, Max Clouth tritt als Teilhaber ein
1907 Lieferung einer Dampfmaschine durch A. Borsig
1909 Bau eines lenkbaren Luftschiffs nach eigenem System, das besonders auf dem Gebiete der Steuerung große Vorzüge besitzt. Es wird auf den Namen "Couth" getauft und zeichnet sich durch wiederholte, glückliche Fahrten aus.
07.09.1910 Tod des Gründers, Franz Clouth
1910 Max Clouth wird nach dem Tode seines Vaters alleiniger Geschäftsführer, während die Firma im Besitz der Witwe und der Kinder von Franz Clouth bleibt.
22.04.1920 Die G.m.b.H. wird in eine Aktiengesellschaft verwandelt mit Wirkung ab 1. Januar 1920 und einem Kapital von 6.500.000 Mark
04.06.1920 Eingetragen
1924-1925 Das Kapital wird lt. Goldmark-Bilanz auf RM 1.060.000,00 umgestellt.
1925 Die Felten & Guilleaume Carlswerk übernimmt auch das Kapital der "Rheinische Gummiwarenfabrik A.-G. Franz Clouth", die beide ihren Betrieb weiterführt.
1925 Das Kapital wird von der Felten & Guilleaume Carlswerk A.G., die ihre eigene Gummiwarenfabrik mit den Einrichtungen der Firma Franz Clouth vereinigt, übernommen.
07.07.1925 Die Hauptversammlung vom 7. Juli 1925 beschließt die Erhöhung des Kapitals um RM 2.000.000,00.
1932 Beim Übertritt von Dr. Max Clouth in den Aufsichtsrat übernimmt der Direktor der Land- und Seekabelwerke C. Overhoff auch die kaufmännische Leitung der Firma Clouth
15.06.1932 Die technische Leitung erhält am 15. Juni 1932 der Direktor der Land- und Seekabelwerke Paul Schlag.
22.06.1932 Lt. Hauptversammlung vom 22. Juni 1932 Herabsetzung des Kapitals in erleichterter Form auf RM 2.250.000,00 durch Einbringung von 3250 Stammaktien zu RM-200,00 und 160 Vorzugsaktien zu RM 1.000,00.
01.01.1937 C. Overhoff tritt in den Vorstand der Felten & Guilleaume Carlswerk A.G. über.
23.10.1941 Lt. Beschluß des Aufsichtsrats vom 23. Oktober 1941 Kapitalberichtigung gemäß DAV vom 12. Juni 1941 um 60 % von Reichsmark 2,25 Mill. auf RM 3.6 Mill. Die zur Durchführung der Berichtigung erforderlichen Beträge werden gewonnen aus freien Rücklagen und aus dem Gewinnvortrag Reichsmark 749.000,00, aus Zuschreibungen zum Anlagevermögen RM 165.000,00 und aus sonstigen Bilanzposten RM 571.000,00.
30.06.1943 Letzte ordentliche Hauptversammlung bis 1943/44




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Ballone 1897 Beginn 1911 [50 Jahre Kölner Bezirksverein des VDI (1911)]  
Gummiwaren 1864 Beginn in bescheidenen Grenzen 1911 [50 Jahre Kölner Bezirksverein des VDI (1911)]  
Guttapercha 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)]  
Guttapercha f. elektrotechnische Zwecke 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)]  
Guttapercha f. elektrotechnische Zwecke 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)]  
Guttapercha- u. Balata-Treibriemen 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)]  
Isolierte Leitungsdrähte u. Kabel 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)]  
Luftschiffe 1909 Beginn 1911 [50 Jahre Kölner Bezirksverein des VDI (1911)]  
Taucherausrüstungen 1887 Vertrag mit kais. Marine 1911 [50 Jahre Kölner Bezirksverein des VDI (1911)] für Tiefseetaucherei, engl. System Skaphander und franz. System Rouquayrol
Telefonanlagen 1900 [Reichs-Adr.-Buch (1900) 2347] 1900 [Reichs-Adr.-Buch (1900) 2347]  
Telegraphenanlagen 1900 [Reichs-Adr.-Buch (1900) 2347] 1900 [Reichs-Adr.-Buch (1900) 2347]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1907 August Borsig
Dampfmaschine vmtl. 1875 unbekannt




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1888 Dampfkessel 5   unbekannt Heizfläche je 75 qm    
1888 Dampfmaschinen 4   unbekannt          
1888 Gasmotor 1   unbekannt          
1888 Kraftmaschinen     unbekannt Gesamtleistung 200 PS 4 Dampfmaschinen, 1 Gasmotor  
1911 Dampfkessel 8   unbekannt Heizfläche gesamt 1000 qm    
1911 Dampfmaschinen 3   unbekannt Leistung gesamt 1000 PS    
1911 Elektromotoren 25   unbekannt Leistung gesamt 300 PS    




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1875 160        
1888 220 190 30   180 bis 200 Arbeiter
1911 6800 600 80   80 technische und kaufmännische Beamte




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1898 Nebenwerk danach Land- und Seekabelwerke A.G.  




Allgemeines

ZEIT1943
THEMAOrgane und Kapital der Gesellschaft
TEXTVorstand: Carl Overhoff, Adolf Rohrmann, Walter Lieven, Wilhelm Lohmar, Dr. Ludwig Stoll, Eduard Vossen. Aufsichtsrat: Regierungsbaumeister a. D. Fritz Lehmann, Generaldirektor, Köln, Vorsitzer; Generaldir. Dr.-Ing. e. h. Aloys Meyer, Luxemburg, stellv. Vorsitzer; Dr.-Ing. e. h. Max Clouth, Köln; Direktor Hermann Kramer, Köln; Bankier Waldemar Freiherr von Oppenheim, Köln. Stimmrecht: Je nom. RM 320,00 Aktie 1 Stimme. Gewinn-Verwendung: Der Reingewinn steht innerhalb der gesetzlichen Grenzen zur freien Verfügung der Hauptversammlung Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Grundkapital: nom. RM 3.600.000,00 Stammaktien in 1250 Stücken zu je RM 320,00 und in 2000 Stücken zu RM 1.600,00. Großaktionäre: Felten & Guilleaume Carlswerk A.-G., Köln-Mülheim (8S. 5882]: 94%; [S. 5766]: 95,5%), Rest bei Dielektra, früher: Meirowsky & Co. A.-G. Porz. Dividenden 1934-1942: 0, 4, 8, 10, 10, 10, 6*), 6, 6 %; *) auf das berichtigte Kapital.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 5882]


ZEIT1943
THEMAZweck und Gegenstand des Unternehmens
TEXTZweck: Gegenstand des Unternehmens ist die Fabrikation und der Vertrieb von Gummiwaren aller Art, ferner dar Erwerb und der Betrieb von Unternehmungen, welche mit dem vorangegebenen Zweck zusammenhängen oder diesen Zweck zu fördern geeignet erscheinen, sowie die Beteiligung an verwandten Unternehmungen. Haupterzeugnisse: Förderbänder, Treibriemen, Schläuche, Dichtungen, Formartikel, Auskleidungen, Walzenbezüge, Vollgummireifen, Durabilit-Schutzbeläge aus Kautschuk.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 5882]


ZEIT1911
THEMABeschreibung
TEXTUm das Jahr 1860 übernahm Franz Clouth, der sich bis dahin zu seiner kaufmännischen Ausbildung in Belgien und England aufgehalten, neben anderen Vertretungen, mit denen er sich, nach Köln zurückgekehrt, beschäftigte, die Vertretung einer Firma für technische Gummifabrikate. Bald erkannte er in diesen die Branche, die ihm Chancen für die Zukunft zu bieten schien; er stieß seine übrigen Vertretungen ab und widmete vom Jahre 1862 an seine ganze Kraft nur noch diesem einen Artikel, und zwar für eigene Rechnung. Zunächst geschah dieses als Zwischenhändler; die junge Firma importierte vorzugsweise Fabrikate französischer und englischer Herkunft. Im Jahre 1864 begann sie selbst in bescheidenen Grenzen zu fabrizieren. Hauptsächlich befaßte sie sich mit der Herstellung von Artikeln aus sogenanntem Patentgummi (fine cut sheet), ein Halbfabrikat, das aus England kam. Die Spezialitäten dieser Fabrikation waren Artikel zu chirurgischen und Haushaltungszwecken.
Der wirtschaftliche Aufschwung, der nach den großen politischen Ereignissen von 1870/71 in Deutschland eintrat, blieb auch für die Firma Franz Clouth nicht ohne günstigen Erfolg. Nachdem sie im Jahre 1872 den Zusatz "Rheinische Gummiwarenfabrik" angenommen, schritt sie im Jahre 1875 zur Errichtung einer gegen die bereits bestehende Fabrik bedeutend größeren Anlage in Nippes, die sich nunmehr mit der Fabrikation unmittelbar aus dem Rohgummi, hauptsächlich von Artikeln für den Bedarf der Industrie, befaßte und es ermöglichte, den bis dahin noch bestehenden Zwischenhandel mit fremden Fabrikaten vollständig auszuschalten. Diese Fabrik erhielt eine Dampfmaschine von 140 HP und beschäftigte damals ungefähr 160 Personen. Neben der Herstellung von technischen Artikeln befaßte sie sich auch mit der von wasserdichten Stoffen, Decken und Zelten sowie von vollständigen Apparaten für Tiefseetaucherei, und zwar sowohl nach englischem (Skaphander) und französischem (Rouquayroll, wie auch nach eigenem, verbessertem System. Ihre Taucherapparate erhielten wegen ihrer Vollkommenheit bald einen gewissen internationalen Ruf. Nebenbei bemerkt, ist die Firma für diese Apparate seit dem Jahre 1887 bis heute alleiniger kontraktlicher Lieferant der Kaiserlichen Werften in Danzig, Kiel und Wilhelmshaven. Um 1890 beschäftigte sie ungefähr 400 Arbeiter. Die damals immer weitere Kreise ziehende Entwickelung der Elektrotechnik veranlagte im Jahre 1891 Franz Clouth neben dem bisherigen Fabrik betriebe, jedoch im innigsten Zusammenhang damit, zur Errichtung einer weiteren Fabrik zur Erzeugung von isolierten Drähten und Kabeln jeder Art. Dieses Unternehmen prosperierte vorzüglich und eroberte sich einen ebenbürtigen Platz neben den schon bestehenden beiden anderen deutschen Firmen. Die Ausdehnung dieses Kabelwerkes, in welchem nach achtjährigem Bestehen für sich allein, ohne die Gummiwarenfabrik, ca. 600 Arbeiter beschäftigt wurden, ließ es indessen wünschenswert erscheinen, die bis dahin mit der Gummiwarenfabrik gemeinsame Verwaltung unabhängig zu gestalten, weshalb die ganze Abteilung Kabelwerk im Jahre 1898 in ein selbständiges Unternehmen unter der Firma "Land- und Seekabelwerke A.-G." mit Franz Clouth als Vorsitzenden des Aufsichtsrates umgewandelt wurde. Eine hauptsächliche Veranlassung hierzu war auch die Absicht, die Herstellung von Seekabeln in den Bereich der Fabrikation zu ziehen, da die wirtschaftliche, namentlich auch die kolonial politische Entwickelung Deutschlands darauf schliefen ließ, daß sie in absehbarer Zeit auf dem Gebiete der transatlantischen Kabelverbindungen in Wettbewerb mit England würde treten müssen. Diese Notwendigkeit, die der weite Blick von Franz Clouth zeitig erkannte, trat auch tatsächlich ein und führte zur Gründung eines Seekabelwerkcs in Nordenliam an der Wesermündung, die Firma nach eigenem System, das besonders auf dem Gebiete der Steuerung große Vorzüge besitzt, ein lenkbares, ebenfalls "Clouth" getauftes Luftschiff. Auf der lla in Frankfurt a. M. im Jahre 1909 zeichnete es sich durch wiederholte glückliche Fahrten aus. Bekannter wurde es durch seine im Jahre 1910 ausgeführte Nachtfahrt von Köln nach Brüssel, wo es während der internationalen Industrie-Ausstellung mehrere Fahrten vollführte. Inzwischen ist die Abteilung Luftschiffbau der Firma Franz Clouth mit der Luftfahrzeug-(Parseval-) Gesellschaft m.b.H. in Berlin vereinigt worden, um die gewonnenen Erfahrungen gemeinsam zu verwerten. Die Luftfahrzeug-Gesellschaft m. b. H. hat das Luftschiff "Clouth" und seine Sonderkonstruktionen übernommen. Die Anfertigung von Ballonstoffen und kompletten Frei-, Fessel- und Drachenballonen sowie ihrer Zubehörteile wird dagegen von der Firma Clouth weiter betrieben. Die Fabriken der Firma liegen auf einem Flächenraum von ca. 25000 qm und sind mit den besten Maschinen und Einrichtungen der Neuzeit versehen. Im Betriebe befinden sich 3 Dampfmaschinen von zusammen 1000 HP, 25 Elektromotoren von zusammen
300 HP, 8 Dampfkessel von im ganzen 1000 qm Heizfläche. Die Firma besitzt eigene, technische Büros zur Ausarbeitung von Konstruktions- und Kostenanschlägen, eine eigene mechanische Werkstätte zur Herstellung von Maschinen, Formen und Reparaturen, und beschäftigt gegenwärtig ca. 80 technische und kaufmännische Beamte, während die Zahl der Arbeiter durchschnittlich 600 beträgt. Sie hat ständige Vertretungen in Berlin, Hamburg, Brüssel, London und Paris und exportiert ihre Fabrikate nach allen Ländern der Erde. Außer den schon im Verlauf dieser Skizze genannten Spezialitäten befaßt sie sieh insbesondere mit der Herstellung von Gummiwaren zu allen technischen Zwecken, und zwar sowohl aus Weich- wie aus Hartgummi sowie aus Guttapercha: Verdichtungsmaterialien, Schläuche, Schnüre, Gummi-Treibriemen und Gummi-Treibseile, Transportbänder für Silos, Bagger, Aufbereitungen usw., Walzenüberzüge für die Zwecke der Papierfabrikation, Tuchfabriken, Kattundruckereien, Lederfabriken etc., ferner Gummimatten und Gummiläufer für Fußbodenbelag, Gegenstände aus Hartgummi für die Zwecke der Elektrotechnik, Hartgummipumpen und Hartgummi-Rohrleitungen für chemische Fabriken etc. Als besondere Spezialität betreibt sie die Harigummiauskleidung von eisernen Zentrifugen, Röhren, Kesseln und Bassins; sie besitzt Einrichtungen, die größten Objekte dieser Art zu behandeln. Auch die Hartgummibekleidung von Schiffswellen, die dazu dient, diese gegen die Einwirkung von. Seewasser unempfindlich zu machen, gehört hierher. Diese Arbeiten werden durch die Monteure der Firma an Ort und Stelle auf den Schiffswerften ausgeführt.
Einen unersetzlichen Verlust erlitt die Firma durch den Tod ihres Schopfers, der am 7. September 1910 unerwartet gestorben ist. Rastlos, wie sein ganzes Leben gewesen, war er noch am Vortage seines Hinscheidens bis abends spät in seinen Werken tätig, so daß er in Wirklichkeit in den Sielen gestorben ist, wie er es sich stets gewünscht hatte. Um den Bestand seines Werkes auch für die Zukunft zu sichern, hatte er seine Firma schon im Jahre 1890 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Als Geschäftsführer steht ihr heute sein ältester Sohn Max Clouth vor, unter dessen Leitung die Fabriken in unveränderter Weise fortgeführt werden.
QUELLE[50 Jahre Kölner Bezirksverein des VDI (1911) 214]


ZEIT1888
THEMABeschreibung
TEXTInhaber der Firma sind Franz Clouth und Karl Vorberg. Dem heutigen Absatz entsprechend, besitzt die Fabrik vier Dampfmaschinen und einen Gasmotor von zusammen 200 Pferdekräften, mit fünf Dampfkesseln von je 75 qm Heizfläche, und beschäftigt in seinen Räumen durchschnittlich 30 Beamte und 180 bis 200 Arbeiter. Das Grundstück des Etablissements ist 2,6 ha groß; bebaut sind 9000 qm. Die Fabrikation erstreckt sich in elf Abteilungen und drei Fabriken hauptsächlich auf sämtliche Artikel für die Industrien in Weich- und Hartgummi, vollständige Taucherapparate für Fluß- und Seezwecke, sämmtliche Artikel aus Guttapercha zu industriellen Zwecken, ferner Artikel für den Hausgebrauch und chirurgische Artikel. In besonderen ausgedehnten Gebäuden werden Zelte, Wagen- und Waggondecken zu Zivil- und Militärzwecken hergestellt und vorübergehend für diesen Zweig auch Arbeiter außerhalb der Fabrikräume (augenblicklich 600 — 700) beschäftigt. Obwohl allmählich entstanden, bieten die Fabrikgebäude dennoch dem Besucher ein einheitliches Bild. Große, helle Räume mit direktem Oberlicht, entweder in Shedform oder gesatteltem Dach, zeigen übersichtlich das Fabrikgetriebe. Die neueren, zum Teil noch im Bau begrittenen Teile sind die Arbeitssäle für technische Artikel sowie das Sortierhaus und das Montierungshaus, ersteres in Sheddachform, letzteres mit freitragendem eisernen Satteldach von 12,5 m Spannweite in deutscher Form. Als Deckungsmaterial ist vielfach spanisches Eisenblech von 1 mm Stärke verwandt, welches nach Art von Zinkblech gefalzt und angestrichen wird. Dasselbe soll sich gut bewähren. Zur Überwölbung einiger Räume und zur Herstellung einer freitragenden Treppe sind die sogenannten Monierkappen auf Drahtgewebe angewandt worden; der Horizontalschub ist durch Zugstangen aufgenommen. Der Absatz erstreckt sich über die ganze Erde, namentlich über sämtliche Länder Europas und Amerikas, Indien und Australien. In Brüssel und Hamburg besitzt das Geschäft Filialen mit eigenen Beamten. Die Firma bezieht ihre Rohgummis unmittelbar aus den Produktionsländern und ist bis jetzt das einzige deutsche Werk, welches mittels eigener Vertreter an der Ostküste Afrikas Rohgummi durch die Eingeborenen sammeln läßt.
QUELLE[Köln und seine Bauten (1888) 786]