Zentralwerkstätte Weiden

Allgemeines

FirmennameZentralwerkstätte Weiden
OrtssitzWeiden (Opf)
Postleitzahl92637
Art des UnternehmensEisenbahnwerkstätte
AnmerkungenWerkstätte der Bayerischen Staatsbahn. Auch bezeichnet als "Königl. Hauptwerkstätte". Später siehe "Reichsbahn-Ausbesserungswerk"
Quellenangaben[Maschinenbau-AG, NĂĽrnberg: Lieferbuch Dampfmaschinen] [Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 221]
Hinweise[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 221]: Lageplan der Bahnanlagen in Weiden; Lageplan der Hauptwerkstätte; Lokomotivmontierung




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1894 Bestellung/Lieferung einer Dampfmaschine durch Maschinenbau-AG NĂĽrnberg
1894/95 Bau der Hauptwerkstätte
1896 Bestellung/Lieferung einer Dampfmaschine durch Maschinenbau-AG NĂĽrnberg
1897 Einrichtung einer Lehrwerkstätte
24.02.1900 Mit Gesetz vom 24. Februar der XXV. F. P. wird u.a. für die Erweiterung der Hauptwerkstätte Weiden, für den Bau einer neuen Kesselschmiede, Erweiterung der Lokomotivwerkstätte, Ergänzung der elektrischen Beleuchtungsanlage, der elektrischen Gruppenantriebe und sonstige Ergänzungen der vorhandenen Ausrüstungen ein Betrag von 595.000 M genehmigt.
1903 Bau einer neuen Räderdreherei
1903 Bau einer neuen Kesselschmiede
1903 Errichtung eines Erweiterungsbaus der Lokomotiv-Werkstätte
1908 Einbau fĂĽr die PreĂźluftanlage




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Reparatur von Eisenbahnfahrzeugen 1894 Aufstellung Dampfmaschine 1896 Aufstellung Dampfmaschine  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1894 Maschinenbau-Aktiengesellschaft NĂĽrnberg
Dampfmaschine 1896 Maschinenbau-Aktiengesellschaft NĂĽrnberg




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1914   665   37 480 Handwerker und 185 nichtgelernte Arbeiter.




Firmen-Ă„nderungen, ZusammenschĂĽsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1920 Umbenennung danach Reichsbahn-Ausbesserungswerk Weiden um 1920




Allgemeines

ZEIT1895
THEMABaukosten
TEXTEntwurf und Vorarbeiten: 3.000 Mark
Grunderwerb: 14.000 Mark
Erdarbeiten: 207.000 Mark
Kunstbauten: 20.000 Mark
Herstellung der Fahrbahn: 366.700 Mark
Hochbauten: 2.346.600 Mark
innere Einrichtungen: 1.002.100 Mark
Bauleitung: 197.600 Mark
RĂĽckstellung: 208.000 Mark
Summe: 4.365.000 Makr
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 221]


ZEIT1914
THEMAGebäude
TEXTDie Hauptwerkstätte dient zur Vornahme der Hauptuntersuchungen und größeren Ausbesserungen an Lokomotiven und Wagen. Mit den derzeitigen baulichen Anlagen und mechanischen Einrichtungen lassen sich neben größeren Ausbesserungen am Fahrmaterial 210 Hauptuntersuchungen an Lokomotiven, 300 Hauptuntersuchungen an Personen-, Post- und Packwagen, sowie 3000 Hauptuntersuchungen an Guterwagen ausführen. An Gebäuden sind vorhanden innerhalb der Umfassungsmauer:
1 zweistöckiges Verwaltungsgebäude mit 2 Flügelanbauten für Magazinszwecke,
1 zweistöckiges Drehereigebäude,
1 Kesselhaus mit Lichtmaschinenraum, Aussiederei, Trockenraum, Badeanstalt und Holzkohlenraum,
1 Schmiedegebäude mit Kupferschmiede und Metallgießerei,
1 Metallwarenlagergebäude,
1 Ă–lkeller,
1 Räderdreherei,
1 Lokomotivausbesserungsgebäude mit Lackiererei,
1 Wagenausbesserungsgebäude mit Lackiererei und Holzbearbeitungswerkstätte,
2 Kesselschmieden mit einem Anbau fĂĽr die Verdichteranlage zum PreĂźluftbetrieb.
1 Kohlenschuppen,
1 Rohrschuppen,
1 Holzschuppen,
1 Pförtnergebäude mit Speisesaal,
1 Feuerhaus,
5 Arbeiterabortanlagen,
1 Kläranlage.
Die Werkstättegebäude sind in Ziegelrohbau ausgeführt mit Sockeln aus Bruchsteinmauerwerk. Die beiden Ausbesserungshallen haben Blechbedachung mit Korkplattenisolierung, die übrigen Gebäude Falzziegeldächer, mit Ausnahme des Verwaltungsgebäudes, welches mit Schiefer gedeckt ist. Die Fußböden in den Werkstätteräumen sind aus Beton hergestellt, nur die Schmiede hat Lehmboden. Die Beheizung erfolgt mittels Dampf vom Kesselhaus aus, teilweise auch durch den Abdampf der Betriebsdampfmaschine. Die Beleuchtung ist durchweg elektrisch.
Außerhalb der Werkstättemauer stehen 20 Arbeiterwohnhäuser mit Waschküchen und Gärten.
Der Flächenraum der Hauptwerksätte umfaßt innerhalb der Mauern 60 Tagwerk, außerhalb 15,5 Tagwerk, zusammen 75,5 Tagwerk = 25,74 ha. Die bebauten Flächen innerhalb der Mauer umfassen zusammen 33 821 qm. Die Wasserversorgung erfolgt durch die im Jahre 1897 in Betrieb genommene städtische Wasserleitung. Jährlicher Wasserverbrauch 87.772 cbm. Hiervon für Trinkzwecke 19.072 cbm, für Betriebszwecke 68.700 cbm. Das atmosphärische Niederschlagswasser, sowie das beim Betrieb der Werkstätten und des Elektrizitätswerkes anfallende, mehr oder weniger verunreinigte Wasser, wird in Kanäle geleitet, durchläuft vor Austritt aus der Werkstätte eine Kläranlage und wird im gereinigten Zustand dem Weidingbach zugeführt. Das ganze Entwässerungskanalnetz des Hauptwerkstättegebietes einschließlich der Arbeiter- und Beamtenwohngebäude ist in getrennter Anordnung durchgeführt. Die Tagwässer und sonstigen reinen Abwässer, sowie die verunreinigten Abwässer werden je für sich in besonderen Kanälen dein Hauptsammelkanal zugeführt und zwar treten die ersteren ohne weiteres in den Hauptsammelkanal und von da in den Weidingbach, die verunreinigten dagegen werden je nach der Art ihrer Verunreinigung vor der Einleitung in den Hauptsammelkanal einer Reinigung auf mechanischem oder mechanisch-biologischem Wege unterzogen. Es sind daher Klärgruben und ülabscheider für mechanische Reinigung und eine biologische Reinigungsanlage vorhanden. Durch das Hinzukommen der neueren großen Schnell-und Güterzug-Lokomotiven mußten bald die anfangs vorgesehenen Erweiterungsbauten ausgeführt werden. So entstand im Jahre 1903 die neue Räderdreherei, im gleichen Jahre die Kesselschmiede II und der Erweiterungsbau der Lokomotiv-Werkstätte, im Jahre 1908 der Einbau für die Preßluftanlage.
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 221]


ZEIT1914
THEMAmaschinelle Einrichtungen
TEXT1 liegende Verbund-Dampfmaschine mit Ventilsteuerung, 140 PS,
1 liegende Einzylinder-Dampfmaschine, 28 PS,
1 stehende Verbund-Dampfpumpe, 20 cbm stündlicher Wasserförderung als Aushilfe für Kesselspeisung,
3 stehende Verbund-Dampfmaschinen von je 165 PS in Verbindung mit einer Anlage zur Rückgewinnung des Niederschlagwassers, einschließlich eines Berieselungswerkes zum Betriebe von 3 Zweiphasen-Wechselstrom-Maschinen - mit vorigen Maschinen direkt gekuppelt - je 120 Volt und 2 x 500 A für Licht- und Kraftzwecke der Hauptwerkstätte und des Bahnhofes,
1 liegende Auspuffdampfmaschine, 42 PS zum Antrieb einer 2 Phasen-Wechselstrom-Maschine, 120 V, 2 x 120 A, für den Tagesbetrieb des Elektrizitätswerkes. Die Übertragung der für den Bahnhof erforderlichen elektrischen Arbeit erfolgt mittels Freileitung und Umformern auf 2500 V.
Für den Betrieb sämtlicher Dampfmaschinen, Dampfhämmer, Dampfpumpen, dann zur Beheizung der Werkstätten- und Amtsräume dienen 8 Dampfkessel, Bauart Heine, von je 100 qm Heizfläche.
Der Einzel- und Gruppenantrieb in der Lokomotiv- und Wagenwerkstätte, Dreherei, Räderdreherei, Gießerei und Holzbearbeitungswerkstätte, sowie der Antrieb der 2 Schiebebühnen in der Lokomotivwerkstätte und der Schiebebühne in der Wagenwerkstätte erfolgt durch 12 Gleichstrom-Elektromotoren mit insgesamt 146,7 PS. Die Treibwellen in der Kesselschmiede, eine größere Anzahl elektrischer Bohrmaschinen sowie zwei Luftverdichter von je 6 cbm Minuten-Leistung werden durch 22 Wechselstrommotoren mit zusammen 138,2 PS angetrieben. Das Elektrizitätswerk der Hauptwerkstätte deckt neben dem eigenen Bedarf an Strom für Licht und Kraft auch jenen für den Bahnhof und der Betriebswerkstätte Weiden. Die Gesamtstromerzeugung betrug im Jahre 1913 580.202 kWh. Für die Beleuchtung sind insgesamt 258 Bogenlampen und 3653 Glühlampen verwendet.
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 221]


ZEIT1914
THEMASozialeinrichtungen
TEXTEin Arbeiterspeisesaal zur Einnahme des Frühstückes und Mittagsmahles. Ein Wärmeofen dient zur Warmhaltung der mitgebrachten oder zugebrachten Speisen und Getränke. Eine Anlage für Bereitung alkoholfreier Getränke zur Herstellung und Abgabe von kohlensaurem Wasser mit und ohne Fruchtgeschmack für das eigene Personal sowie für die Abgabestellen Bw Weiden, Station Weiden, Marktredwitz, Selb, Plößberg; Bereitung und Abgabe von Kaffee und Tee sowie Beschaffung und Abgabe von Milch für die Werkstättearbeiter; Bereitung und Abgabe von fertigem Limonadesirup für die eigene Anlage sowie für die Getränkebereitungsanlagcn in Regensburg, München, Rosenheim, Augsburg. Abgegeben wurden im Jahre 1913:
42.570 Flaschen kohlensaures Wasser mit und ohne Fruchtgeschmack,
12.455 kg Limonadesirup,
112.348 Liter Vollmilch abgekocht.
66.112 Tassen zu 1/4 Liter Kaffee mit Milch und Zucker,
31.507 desgleichen 1/4 Liter Tee mit Milch und Zucker.
Die Anlage besteht seit 1904.
Die Badeeinrichtung besteht aus 3 Wannenbädern, 5 Brausebädern, 1 Schwitzkasten für Dampfbäder, 1 Badewanne. Badezeiten für die Arbeiter: Im Sommer von 5.30 bis 6.30 Uhr vormittags, dann in der Mittagspause und abends von 18.00 bis 20.00 Uhr; im Winter in der Mittagspause und abends von 18.00 bis 19.00 Uhr. An Sonn- und Feiertagen (ausnahmlich der höchsten Festtage) von 6.00 bis 12.00 Uhr vormittags. Soweit möglich, stehen die Badeeinrichtungen auch den Angehörigen der Werkstättearbeiter und zwar während der Arbeitszeit zur Verfügung. In besonderen Fällen wird den Arbeitern das Baden während der Arbeitszeit gestattet. Gebühren: Brausebäder für die Arbeiter unentgeltlich; 1 Wannenbad kostet für Arbeiter 10 Pf., für Familienangehörige 20 Pf.; im ersteren Falle auf ärztliche Anordnung kostenlos; die Dampfbäder werden nur auf ärztliche Anordnung verabreicht und sind kostenlos. Im Jahre 1913 sind 2541 Wannenbäder und 8100 Brausebäder gebraucht worden.
Arbeiterwohnungen. In 14 zweistöckigen und 6 dreistöckigen Häusern sind vorhanden: 88 Wohnungen mit 2 Zimmern, Küche, Keller und Speicher, 90 Wohnungen mit 3 Zimmern, Küche, Keller und Speicher, 4 Wohnungen mit 4 Zimmern, Küche, Keller und Speicher, zusammen 182 Wohnungen. Zu jeder Wohnung gehört ein pachtfreier Garten. Die Mietpreise betragen für die
2-Zimmer-Wohnung Erdgeschoß……104 M
2-Zimmer-Wohnung 1. und 2. Stock…..117 M
3-Zimmer-Wohnung Erdgeschoß……143 M
3-Zimmer-Wohnung 1. und 2. Stock…..156 M
4-Zimmer-Wohnung Erdgeschoß……195 M
4-Zimmer-Wohnung 1. und 2. Stock….. 208 M
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 221]


ZEIT1914
THEMAFeuerwehr und Rettung
TEXTDie Feuerwehr besteht aus einem Oberführer, dessen Stellvertreter, 5 Rottenführern, einem Hornbläser, einem Rettungsmann und 31 Steiger- und Spritzenleuten. An Einrichtungen sind vorhanden: 1 große Schiebeleiter, 1 Leiterwagen. 2 Schlauchwagen mit ca. 1000 m Schläuchen und den nötigen Geräten, 1 Spritze, 20 Überflur-Anschlußstellen für das Druckwasser in den Höfen der Hauptwerkstätte. Die Tätigkeit der Löschaabteilung erstreckt sich nicht nur auf das Löschen von Bränden in der Hauptwerkstätte und im Bahnhof, sondern auch auf die Hilfeleistung bei Brandfällen außerhalb der Werkstätte im Umkreis von 1 Kilometer.
Hilfs- und Rettungsabteilung: Zum Einheben entgleister Fahrzeuge usw. bei Eisenbahnunfällen sind 40 Mann und 1 Obmann besonders ausgebildet.
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 221]


ZEIT1914
THEMALehrlingswesen
TEXTDie Lehrlingswerkstätte wurde 1897 errichtet. Lehrzeit 4 Jahre. Jährlich werden 8 bis 10 Lehrlinge eingestellt. Zur Sicherung der in der Lehrlings-Ordnung vorgeschriebenen Schulfortbildung wurde die städtische gewerbliche Fortbildungsschule im Jahre 1899 neu organisiert. In Ermangelung geeigneter Lehrkräfte für den maschinentechnischen Fachunterricht erteilt ein Beamter des mittleren maschinentechnischen Dienstes der Hauptwerkstätte Unterricht im Maschinenzeichnen und in der mechanischen Technologie. Zur Zeit sind 37 Lehrlinge in der Ausbildung.
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 221]