Ignaz Ginzkey, Wollwaren- und Teppichfabrik


Zum Vergrößern Bild anklicken


Ignaz Ginzkey, Wollwaren- und Teppichfabrik: Fabriksansicht 1904 Ignaz Ginzkey, Wollwaren- und Teppichfabrik: Untere Ginzkey-Villa (1928) Ignaz Ginzkey, Wollwaren- und Teppichfabrik: Alfred Ginzkey (1866 - 1911) Ignaz Ginzkey, Wollwaren- und Teppichfabrik: Bau des Kohle- und Wasserturms (1918)
Ignaz Ginzkey, Wollwaren- und Teppichfabrik: Ansicht (um 1929)


Allgemeines

FirmennameIgnaz Ginzkey, Wollwaren- und Teppichfabrik
OrtssitzMaffersdorf (Böhmen)
Art des UnternehmensWollwaren- und Teppichfabrik
AnmerkungenFirma auch: "Mechanische Weberei Ribej. Ginzkey, Wollwaren- u. Teppichfabrik" (vmtl. die selbe). Von Wilhelm Ginzkey (*16.10.1856 +30.04.1934) mit seinen Brüdern Ignaz Ginzkey (1850?1895), Präsident der Handels- und Gewerbekammer in Reichenberg, und Alfred Ginzkey (1866?1911), Jurist und Absolvent der Textilschule in Leeds, wurde der Produktionsbetrieb in Maffersdorf in Nordböhmen mit Teppichstühlen zur Jacquardweberei und Webstühlen für Decken erweitert. Werbung (1917): Teppich-, Decken- und Militärtuchfabriken, Spezialität: Maffersdorfer Knüpfteppiche; Niederlagen: Wien I., Rotenturmstr. 10 und Berlin IV/62, Bayreuther Str. 4.
QuellenangabenWikipedia http://www.maffersdorf.de/chronik/band_02-1/maffersdorf_02-1_25.htm [Amtlicher Catalog der Ausstellung ... Österreichs (1873) 136]
HinweiseDie Dampfmaschinenbeschreibung in der [GMA-Lieferliste] und bei [Zeitschr. für Elektrotechnik (Wien) 4 (1886) 231: Gutachten Pechan] ist nicht stimmig. [Pechan]: Mit Präzisionssteuerung, System Collmann, versehen, von der Görlitzer Maschinenfabrik in bekannter tadelloser Ausführung gebaut. Die große Dampfmaschine, eine Zwillingsmaschine mit Kondensation, macht 80 Touren in der Minute. Ihre Leistung beträgt 250 PS. Die kleine Dampfmaschine für die Nachtbeleuchtung macht 170 Touren. Ihre Leistung
beträgt 30 PS.




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
25.06.1819 Geburt von Ignaz Ginzkey als viertes von sechs lebenden Kindern der Eheleute Jakob Ignaz Ginzkey und Helene geb. Kretschmer in eine harte und entbehrungsreiche Jugend. Der Vater betreibt eine Feldgärtnerei und nebenbei eine Handweberei und Tuchleistenspinnerei.
02.03.1843 Der Vater von Ignaz Ginzkey stirbt an einem Schlaganfall.
12.03.1843 Ignaz Ginzkey stellt den ersten Teppichstuhl mit Jacquardmaschine auf, dem im Herbst desselben Jahres der zweite folgt.
1845 Aufstellung des ersten Deckenstuhls
27.04.1847 Ignaz Ginzkey heiratet Julia geb. Bergmann aus der Maffersdorfer "Schänke" l.N. Nr. 137
10.1847 Ignaz Ginzkey verläßt nach dem Verkauf seines Elternhauses durch seine Gläubiger verärgert das Heimathaus seiner Vorfahren und mietet in Maffersdorf r.N. das Gebäude Nr.111, eine Scheune, rechts unterhalb der Kirche. (Auch als Gründungsjahr genannt)
1862 Auszeichnung durch eine Bronzemedaille in London
1867 Auszeichnung durch eine Silbermedaille in Paris
03.05.1876 Tod von Ignaz Ginzkey, kurz vor seinem 59. Geburtstag durch einen Herzschlag. Er hinterläßt nach seinem Tode nebst seiner Gattin Julie (verstorben am 23.12.1909) drei Söhne (Ignaz jun. und Willy, seit 1891 auch Alfred), die das Werk weiterführen, und fünf Töchter.
1880 Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt
1881 Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt
1882 Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt
1883 Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt
1884 Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt
1891 Der jüngste Sohn von Ignaz Ginzkey, Alfred, tritt 25jährig als dritter Teilhaber in die Firma ein
1895 Ignaz Ginzkey jun. stirbt im Alter von 44 Jahren, und seine Brüder Willy und Alfred setzen die Firma fort.
24.06.1906 Besuch durch Kaiser Franz Josef I. im Anschlu an seinen Besuch bei der "Deutsch-Böhmischen Ausstellung" in Reichenberg
1911 Wilhelm Ginzkey wird Alleininhaber
1918 Bau des Kohle- und Wasserturms
1929 Das Unternehmen gerät in eine Krise. 1930 versiegt auch der Export nach den Vereinigten Staaten. Es blieben noch die Schweiz und Italien.
1931 Der Geschäftsgang schon wird sehr ungünstig, es gibt Tage, an denen überhaupt kein Auftrag eingeht. Die Prager Regierung fördert nicht die Industrie in den Sudetengebieten, da diese eben zum größten Teil in sudetendeutschen Händen ist. Viele Industrieunternehmen, auch I. Ginzkey, sind gezwungen, bei den Banken Kredite aufzunehmen.
05.1932 Der Angriff der Banken gegen die Firma beginnt. Die Anteile der Inhaber werden von den Banken vereinnahmt, die Firma soll in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Als Präsident des Aufsichtsrates ist Willy Ginzkey vorgesehen.
30.04.1934 Tod von Wilhelm Ginzkey in Maffersdorf




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Teppiche 1843 Beginn 1945 Enteignung hier: als Möbelstück
Teppiche 1843 Beginn 1945 Enteignung  
Wollwaren 1880 Aufstellung Dampfmaschine 1891 Aufstellung Dampfmaschine  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1880 Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG
Dampfmaschine 1881 Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG
Dampfmaschine 1882 Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG
Dampfmaschine 1883 Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG
Dampfmaschine 1884 Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG
Dampfmaschine   unbekannt
Dampfmaschine   unbekannt
Dampfmaschine   unbekannt




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1873   950      




Allgemeines

ZEIT1886
THEMABeschreibung der elektrischen Anlage
TEXTDiese elektrische Anlage, gegenwärtig die bedeutendste Privat-Installation in Österreich, umfaßt die Beleuchtung von 6 Fabriksgebäuden nebst 2 Nebengebäuden und 2 Villen mit zusammen 1200 Glühlampen zu 16 Normalkerzen und 100 Volt und 8 Bogenlampen zu 1000 Normalkerzen und ist ausgeführt von der Firma "B. Egger & Co." in Wien. Die Betriebskraft von rund 130 PS ist der großen Fabriks-Dampfmaschine entnommen und wird durch Seilantrieb auf ein Vorgelege übertragen, von dem aus mittels Leblanc-Friktionskuppelungen die einzelnen Dynamos in Betrieb gesetzt werden können.
Es sind 4 Dynamomaschinen zu je 400 Lampen und eine separate Bogenlampenmaschine für 8 Bogenlampen vorhanden. Die Dynamos für den Glühlampenbetrieb besitzen Nebenschlußmagnete, und die Regulirung der Lichtstärke geschieht mittels eines gemeinschaftlichen Rheostaten durch Änderung der Intensität des magnetischen Feldes. Der Kraftverbrauch der gesamten Anlage härgt daher größtenteils von der Anzahl der momentan brennenden Lampen ab. Die Bogenlampenmaschine besitzt gewöhnliche Schaltung der Magnete. Jede der großen Glühlampenmaschinen kann nach Bedarf während des Betriebes ein- und ausgeschaltet werden, was durch entsprechende Umschaltungsvorrichtungen und namentlich durch Verwendung oben genannter Kupplung sehr bequem auszuführen ist. Eine der Glühlampenmaschinen kann mittels einer separaten Kuppelung mit einer kleinen, speziell für die elektrische Beleuchtung aufgestellten 30-PS-Dampfmaschine
betrieben werden und besorgt die elektrische Beleuchtung der beiden Villen und einzelner Fabrikssäle während der Nacht. Jede Maschine ist zur Kontrolle ihrer Leistung mit einem Ampèremeter versehen. Ein gemeinschaftliches Voltmeter zeigt die Stromspannung an. Das bei dieser Anlage sehr ausgedehnte Leitungsnetz, es enthält im ganzen
ca. 21.000 m, geht zunächst als Hauptleitung von massiven 27 und 20 m blanken Kupferstangen in der Höhe des 1. Stockwerkes auf Porzellanisolatoren geführt den Fabriksgebäuden außen entlang in einer Länge von ca. 200 m. Auf dieser Strecke sind zusammen 900 Lampen in die einzelnen Gebäude abgezweigt. Am Ende des Fabrikshofes teilt sich die Hauptleitung in zwei Stromzweige; der eine von einem 12 mm Kabel gebildet und als Erdleitung in mit Asphalt ausgegossenen Holzkästen geführt, dient zum Betriebe von circa 200 Lampen in den beiden Villen. Der andere Zweig führt als Luftleitung in einer Länge von ca. 350 m zu den beiden flussaufwärts gelegenen Fabriksgebäuden und speist ca. 100 Lampen. Diese Leitung besteht zunächst aus blankem 15 mm starkem Kupferkabel, das auf ca. 10 m voneinander
stehenden Holzsäulen auf Porzellanisolatoren befestigt ist. Kurz vor den Gebäuden verzweigt sich die Leitung nochmals in je 12 ca. 10 mm starke ebenfalls blanke Kabel, welche direkt indie Gebäude einlaufen. Die Abzweigungen in die einzelnen Gebäude sind je durch eine große Bleischutzvorrichtung und einen Ausschalter an die Hauptleitung angeschlossen. In der ganzen Anlage ist überhaupt jeder Stromkreis, der mehrere Lampen enthält, durch eine Bleisicherung mit der stärkeren Leitung, von welcher er abzweigt, verbunden, wie auch diese wiederum gegen die Hauptleitung geschützt ist. Die einzelnen Lampenabzweigungen sind ebenfalls durch Staniolvorrichtungen gesichert. Alle Sicherheitsvorrichtungen sind mit 4 Ampèere per qmm. berechnet und für das Abschmelzen bei eventueller direkter Berührung der Leitungsdrähte bestimmt. Die Querschnitte der Leitungen sind derart berechnet, daß bei vollem Betriebe mit 1200 Lampen die letzte vom Maschinenzentrale entfernteste Lampe mit einer Spannungsdifferenz von 10 Volt brennt, und die Beanspruchung der Leitung ist durchschnittlich 1,7 Ampere pro Quadrat-Millimeter. Bei der durch eine fachwissenschaftliche Expertise vor der Übergabe vorgenommenen kommissionellen Prüfung der Anlage wurden nachstehende Resultate gewonnen: Der Kraftverbrauch der Dynamomaschinen wurde durch einen der Herren Experten, den Herrn Prof. Josef Pechan, Fachvorstand der mechanisch technischen Abteilung an der k.k. Staats-Gewerbeschule in Reichenberg, mittels eines Siemens'schen Riemen-Dynamometers für 50 PS gemessen und sind die Resultate dieser Messungen im nachstehenden Zertifikate enthalten: Zertifikat über die Ergebnisse der an einer Dynamomaschine der von "B. Egger & Co." in Wien gelieferten elektrischen Beleuchtungsanlage des Herrn J. Ginzkey in Maffersdorf bei Reichenberg bei der seinerzeitigen Expertise in der Zeit vom 13. bis 16. März 1885 angestellten Versuche zur Ermittlung des Kraftverbrauches. Diese Dynamomaschine hat normal den Strom für 300 Glühlampen à 16 Normalkerzen zu liefern, ausnahmsweise im Maximum für 400 Glühlampen à 16 Normalkerzen. Die gesamte Beleuchtungsanlage umfaßt vier gleiche solche Dynamomaschinen für 1200 Glühlampen à 10 Normalkerzen, und die ganze Beleuchtungsanlage soll nötigenfalls durch drei dieser Dynamomaschinen betrieben werden können, in welchem Falle dann 400 Lampen auf eine Maschine entfallen. Zu den Messungen wurde von dem Gefertigten ein Riemen-Dynamometer System von Hefner-Alteneck von Siemens & Halske in Berlin verwendet, welches vor und nach den Messungen statisch geeicht wurde. Der Rechnung wurden die bei der Eichung gewonnenen Zahlen zugrunde gelegt, welche die vom Riemen übertragene Umfangskraft etwas höher angaben, als die Skala des Instrumentes und zwar betrug an der Scala 1 mm == 2 kg, während die Eichung folgende Zahlen in der Nähe der bei den Versuchen vorgekommenen Ablesungen ergab. Skala 97 mm = 200 kg also in der Nähe hiervon 1 mm = 2,062 kg; Skala 66 mm = 140 kg --> 1 mm = 2,121 kg; Skala 27,3 mm = 60 kg --> 1 mm = 2,198 kg. Zum Antrieb der Dynamomaschine diente ein Doppel-Lederriemen von 250 Mm. Breite und wurde die von dem Riemen-Dynamometer konsumierte und von diesem mitgemessene Arbeit mit Rücksicht auf den vorhandenen Doppelriemen, nach der durch die
nachträgliche Angabe der Herren Siemens & Halske in Berlin bestätigten Schätzung des Gefertigten, mit 5 % der gemessenen Leistung von letzterer in Abzug gebracht. Die an der Antriebriemenscheibe der Dynamomaschine ausgeführte genaue Umfangsmessung ergab den Umfang derselben mit 1,728 m im Scheibenmittel gemessen, also wenn D den Durchmesser bezeichnet. T. .D= 1,728 m. Die minutliche Umdrehungszahl n der Antriebriemenscheibe der Dynamomaschine wurde mittels eines aus dem elektrotechnischen Laboratorium der k.k. Staats-Gewerbeschule in Reichenberg entlehnten Tachometers von "Buss, Sombart & Co." beobachtet und ergab sich bei den durchgeführten fünf Versuchsreihen die durchschnittliche minutliche Umdrehungszahl wie folgt: n = 435, n = 440, n = 443,5, n = 449, n = 443 U/min. Die Ablesungen s an der Skala des Riemen-Dynamometers ergaben bei den durchgeführten fünf Versuchsreihen die durchschnittliche Skalenablesungen wie folgt: Versuchsreihe I . ... . j- = 1 22 m. II .... ^ = 92 m,II .... i- = 61 m,V . . . . j == 295 m,. ... j= 95 m. Für die Berechnung der vom Riemen übertragenen Umfangskraft P wurden die
zunächst gelegenen und vorstehend angegebenen Ergebnisse der Eichung benützt, wonach für die Verhuchsreihen I, II und V / = 2,062 . s, für die Versuchsreihe III Z' = 2-121 . s, und endlich für die Versuchsreihe IV F 2-198 . J
in Kilogramm genommen wurde. Die vom Riemen-Dynamometer gemessene Leistung ergab mithin nach der Gleichung P. V
N = 75. Die auf die Dynamomaschine übertragene Arbeit einschließlich der vom Riemen-Dynamometer selbst verbrauchten Arbeit, in welcher Gleichung P die wie vorstehend angegeben berechnete, vom Riemen übertragene Umfangskraft und v die Umfangsgeschwindigkeit der Antriebriemenscheibe der Dynamomaschine. Die Anzahl der bei den durchgeführten fünf Versuchsreihen eingeschalteten Lampe z wurde von dem Gefertigten nicht kontrolliert, jedoch von Herrn Ignaz Ginzkey im Einvernehmen mit Herrn B. Egger festgestellt und betrug: 2 = 420, s = 300, z = 200, z = 100. Von der angegebenen Lampenzahl sind die der Versuchsreihe I insofern als unzuverlässig bezeichnet, weil nicht genau konstatiert werden konnte, ob wirklich alle 420 Lampen eingeschaltet waren und da ferner auch das Riemen-Dynamometer nicht für 122 Mm.
geeicht wurde, sondern der Skalenwert von 97 m der Rechnung zugrunde gelegt erscheint, so ist auch P wahrscheinlich zu groß. Es ist also diese Versuchsreihe für die Berechnung des Arbeitsverbrauches pro Lampe, bezw. für die Berechnung der Anzahl der Lampen pro 1 effektive Pferdestärke nicht maßgebend, wenn auch das Verhältniss der aufgewendeten mechanischen Arbeit bei dieser Versuchsreihe zu der möglicherweise wirklich in Betrieb gestandenen, also eingeschalteten Anzahl von Glühlampen mit den Ergebnissen der übrigen Versuchsreihen II bis V in sehr guter Übereinstimmung ist. Aus letzterem Grunde ist jedoch auch diese Versuchsreihe I nicht ganz verwerflich. Nach Abzug von 5 % von den gemessenen Arbeitsleistungen für die vom Riemen-Dynamometer selbst verbrauchte Arbeit ergeben sich für die durchgeführten fünf Versuchsreihen die für die angegebenen Lampenzahlen erforderlichen Arbeitsleistungen JV in effektiven Pferdekräften, gemessen am Umfange der Antriebriemenscheibe der Dynamomaschine wie folgt: Versuchsreihe I . . . N' = 39,92 effective Pferdekräfte, II . . . A-= 30-45, m . . . JV = 20-93, IV . . . jV= 10-64
V . . . jV = 31-65. Werden nun die bei den einzelnen Versuchsreihen angegebenen Lampenzahlen durch die vorstehend berechneten zu ihrem Betriebe erforderlichen am Umfange der Antriebriemenscheibe der Dynamomaschinen gemessenen Arbeitsleistungen in effektiven Pferdekräften dividiert, so ergibt sich die Anzahl 2, der Lampen pro I effektive Pferdestärke wie folgt: Versuchsreihe I . . . . z = 10,52 Lampen pro 1 effektive Pferdestärke, Reihe II z = 9,85 Lampen/PS, Reihe III z = 9,56 Lampen/PS, Reihe IV z = 9,40 Lampen/PS, Reihe V z = 9,64 Lampen/PS. Es ist hierbei noch zu bemerken, dass der grössere Kraftbedarf und mithin die geringere Lampenzahl pro 1 effektive Pferdestärke in der Versuchsreihe V gegenüber jener in der Versuchsreihe II mit nahezu gleicher Lampenzahl 2 nämlich 300 und 305 dadurch begründet erscheint, dass bei der Versuchsreihe V die Lampen in etwas größerer Entfernung vom Maschinenhause eingeschaltet waren als bei der Versuchsreihe II und daher etwas mehr elektrische Energie in den Leitungsdrähten verbraucht wurde. Da nun für die angegebene normale von dieser Dynamomaschine zu betreibende Lampenzahl 300 die zunächst gelegenen Versuchsreihen jene II und V sind und diese zugleich Lampen in größerer und geringerer Entfernung vom Maschinenhause umfassen, so kann man für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit der in Rede stehenden Dynamomaschine den Mittelwert aus den Versuchsreihen II und V nehmen, und hiermit erhält man die durchschnittliche Anzahl der Lampen pro 1 effektive Pferdestärke z = 9,75, was jedenfalls als ein sehr günstiges Ergebnis bezeichnet werden kann. Daß bei einer geringeren von einer so großen Dynamomaschine gespeisten Lampenzahl, wie bei den Versuchsreihen III und IV, der Kraftbedarf pro Lampe größer und die Anzahl der Lampen pro 1 effektive Pfeidestärke kleiner ausfällt, ist leicht erklärlich, und es sind deshalb auch die Ergebnisse der Versuchsreihen III und IV als sehr günstig zu bezeichnen; jedenfalls aber lassen sich letztere als mit den Versuchsreihen II und V mit Rücksicht auf das soeben Gesigte als gut übereinstimmend bezeichnen, derart, daß dadurch das Verhältnis des größeren Kraftverbrauches bei geringerer von der nämlichen Maschine betriebener Anzahl von Glühlampen ermittet erscheint. Bezüglich der ein noch günstigeres Resultat ergebenden Versuchsreihe I wurde bereits angeführt, daß die angegebene, möglicherweise auch wirklich zutreffende Anzahl der in Betrieb gestandenen Glühlampen nicht ganz zuverlässig ist. Jeder Dynamo ist mit 2,5 Ampere (bei Maximalleistung) per Quadratmillimeter Ankerdraht beansprucht. Die Klemmenspannung wurde so angenommen, daß eine Lampe in mittlerer Distanz mit 100 Volt brannte. Eine Lampe brauchte demnach bei 16 Normalkerzen = 062 Ampere und 100 Volt, und es konnten durchnittlich 9,75 Lampen pro Pferdekraft, gemessen an der Riemenscheibe der Dynamo, erhalten werden. Die Maschinen ergaben demnach eine für die Praxis entsprechende Proportionalität des Kraftbedarfes mit der Lampenzahl. Bezüglich des Spannungsverlustes in der Leitung wurde festgestellt, daß der garantierte Verlust von 10 % nirgends erreicht, viel weniger überschritten war. Es betrug der Spannungsverlust an den von der Maschinenanlage am weitesten entfernten Lampen 45 Volt. Bezüglich der Details der Anlage ist zu bemerken, daß die beiden Dampfmaschinen mit Präzisionssteuerung, System Collmann, versehen, von der Görlitzer Maschinenfabrik in bekannter tadelloser Ausführung gebaut sind. Die große Dampfmaschine, eine Zwillingsmaschine mit Kondensation, macht 80 Touren in der Minute. Ihre Leistung beträgt 250 PS. Die kleine Dampfmaschine für die Nachtbeleuchtung macht 170 Touren. Ihre Leistung beträgt 30 HP. Letztere, sowie die Dyoamos stehen in einem eigens erbauten Maschinenhause, in dem sich auch alle Meßinstrumente und der Regulator befinden. Der letztere ist in bekannter Weise aus Drahtspiralen verschiedener Stärke angefertigt. Die Ausschaltervorrichtungen sind in diversen Größen der betreffenden Lampenzahl entsprechend ausgeführt. Die Bleisicherungen und Staniolschutze für die dünnen Zuleitungen der Glühlampen sind sämtlich den Assekuranzvorschriften entsprechend. Die Meßinstrumente (System Ditmar) bestehen in einem exzentrisch in einer Drahtspule gelagerten Eisenröhrchen. Durch die seitliche Anziehung der ersteren wird eine Drehung des Röhrchens und seiner Achse bewirkt und mittes eines langen
Zeigers wird unmittelbar Volt oder Ampere an der empirisch geeichten Scala abgelesen. Der Haupt-Vorzug dieses Instrumentes ist, daß es keine Stahlmagnete und Federn enthält, da die nötige Gegenkraft zum Einstellen des Zeigers durch ein Gegengewicht ausgeübt wird. In der ganzen Anlage kommt durchschnittlich, die Lampen der Privat- und Außenbeleuchtung in Abzug gebracht, 1 Lampe auf 1 Arbeiter. Bezüglich der Lampenverteilung auf die Arbeitsplätze ergab sich: Wölfe 1[?] Lampe, Krempeln 1 Lampe, Selfaktor (groß) 6 Lampen, Selfaktor (klein) 4 Lampen, Handwebstühle 1 Lampe, Mechanische Webstühle 1 Lampe, Jacquardstühle 2 Lampen, Zwirnmaschine 4 ? 6 Lampen. Die garantierte Brenndauer der Glühlampen ist mit 800 Stunden angenommen. Sehr viele Lampen, sowohl Swan-Lampen als jene eigener Erzeugung der Firma B. Egger (Boston-Lampen) haben jedocn schon eine Brenndauer von 1200 Stunden tatsächlich erreicht. Die ganze Anlage funktioniert seit einem Jahre in durchaus zufriedenstellender Weise, nachdem anfangs sich die gezeigten Mängel, welche in der ursprünglich ausgeführten ausgedehnten Anlage von unterirdischen Leitungen ihren Grund hatten, dadurch vollständig beseitigt wurden, daß diese größtenteils entfernt und durch oberirdische Leitungen ersetzt worden sind.
QUELLE[Zeitschr. für Elektrotechnik (Wien) 4 (1886) 231: Gutachten Pechan]