N. Reichenheim & Sohn

Allgemeines

FirmennameN. Reichenheim & Sohn
OrtssitzWüstegiersdorf (Schlesien)
Art des UnternehmensSpinnerei und Weberei
AnmerkungenEntstanden durch Kauf der Textilfabrik der preußischen "Seehandlung". 1845 Übernahme von bzw. hervorgegangen aus "A. Großmann" (s.d.). Hatte schon vor 1841 eine eigene Gasanstalt zur Beleuchtung der Fabrikräume durch Steinkohlengas. Benannt nach dem Gründer, Nathanael Reichenheim. Sein Sohn Leonor schuf eine eigene Schule, ein Waisenhaus, Sonntagsschulen und andere gemeinnützige Einrichtungen. Betrieb auch eine Firma in Bradford (England). Seit 1888 an Meyer Kauffmann.
Quellenangaben[Brenner: Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit 2 (1996) 93] [N. Reichenheim & Sohn (priv. Firmenschrift als Ms.) (1936)] [Statische Mitteilungen Gaswerke (1885) 815]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1830 Gründung des Familienunternehmens in Bernburg (Anhalt)
1840 Gründung der Maschinen-Wollenweberei (der Seehandlung gehörig)
Sommer 1841 Durch Arbeiter-Unvorsicht ereignet sich in der Gasanstalt bei unterbrochenem Betrieb eine Gasbehälterexplosion.
1843 Die erste Gasanstalt erweist sich als unzureichend, so daß bereits 1843 Herr Blochmann sen. (Dresden) mit der gründlichen Umänderung betraut wird.
03.01.1844 Das veränderte Gaswerk wird Betrieb genommen.
1846 Nathanael Reichenheim (1776 - 1852) und fünf seiner Söhne ziehen zwischen 1839 und 1847 von Bernburg nach Berlin und vollziehen den Übergang vom bloßen Manufakturwarenhandel zur Kattunfabrikation. Sie kaufen die umfangreichen Spinnereien und Webereien in Wüstegiersdorf, die von der "Seehandlung" (Preußischen Staatsbank) zur Arbeitsbeschaffung der notleidenden schlesischen Weber gegründet worden waren. Sein Sohn Leonor Reichenheim (1814 - 1868) kauft mit seinen Brüdern die Baumwollspinnerei in Wüstegiersdorf.
1848 Durch Erweiterung der Fabrikanlagen wird die Anlage einer ganz neuen Gasanstalt erforderlich, welche 1848 in Betrieb gesetzt wird.
1863-54 Bau einer Kammgarnspinnerei
Mitte Dez. 1865 Das Gaswerk von 1848 reicht nach dem Bau der neuen Kammgarnspinnerei nicht mehr aus, und deshalb wird die dritte Gasanstalt angelegt, ausgeführt durch die "Pollack, Reisewitz & Co." in Breslau, welche um Mitte Dezember in Betrieb kommt. - Die Gebäude des Gaswerks von 1848 bleiben erhalten und dienen für andere Zwecke.
1873 Die Ofenanlage des Gaswerks von 1865 wird verändert und erweitert.
1878 Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt
1878 Die Gasanstalt wird umgebaut und erweitert.
1888 Ãœbergang an Meyer Kauffmann/Tannhausen




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Baumwollgarn 1847 Ãœbernahme von der Seehandlung 1888 Ãœbergang auf Meyer Kauffmann  
Baumwollgewebe 1847 Ãœbernahme von der Seehandlung 1888 Ãœbergang auf Meyer Kauffmann  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1878 Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
Ende 1840er 1800       Davon 600 in der Fabrik und 1200 Heimarbeiter. Wenige Jahre später: ca. 5.000 Beschäftigte




Allgemeines

ZEIT1868
THEMAVita von Leonor Reichenheim
TEXT*1814 +1868. Kaufmann, preußischer Abgeordneter; Lehre im väterlichen Geschäft in Magdeburg, Mitbesitzer einer Manufakturwarenhandlung in Berlin, 1839 selbstständiger Kaufmann, Leiter eines Textilbetriebes und einer Maschinenwollweberei in Wüstegiersdorf im Kreis Waldenburg, 1859-68 Mitglied des Abgeordnetenhauses (Fraktion Vincke, Fortschrittspartei, Nationalliberale Partei), 1864-68 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Berlin, 1866 Mitbegründer der nationalliberalen Fraktion, zeitweise Vorstandsmitglied der Nationalliberalen Partei, 1867 Mitglied des Reichstags.
QUELLEhttp://amtspresse.staatsbibliothek-berlin.de/personen.php?ps=Reichenheim


ZEIT1885
THEMAbetriebseigenes Gaswerk
TEXTDirigent: Herr M. Fleischmann. Die Anstalt ist eine ganz private und speist nur die Flammen in den Reichenheim'schen Fabrikräumen (Spinnerei, Weberei, Färberei, Appreturanstalt etc.), einigen der dazu gehörigen Wohngebäuden, dem gleichfalls zugehörigen Gasthof und die Laternen auf dem Fabrikterrain. Es geben im Speckstein-Hohlkopfschnittbrenner mit 150 l stündlichem Konsum verbrannt: Steinkohlengas 14, Mischgas bis 19 Kerzen, bei 50 mm Flammenhöhe der Normalspermacetikerzen, 6 auf l Pfd., 10" lang. Jahresproduktion 1884: 382.400 m³. In der Flammenzahl finden häufig Zu- und Abgänge statt; im letzten Jahre betrug die Zahl durchschnittlich 3000, darunter 80 Laternen, welche ganznächtig brennen. In den Tagesstunden findet ein größerer Gasverbrauch durch die Sengmaschinen und Kämmereimaschinen statt. Maximal-Tagesabgabe 3.200 m³, Minimal-Tagesabgabe 300 m³, welch letztere im Sommer auf die Sonntage trifft. Vergast wurden schlesische Steinkohlen aus den Glückhilfgruben. Hermsdorf bei Waldenburg. Die Anstalt hat 3 Haupt'sche Generatoröfen à 8 Retorten, l Dessauer 6er Ofen und 2 Dessauer 3er Öfen (Rostöfen), in Summa 36 Retorten (Normalformat I). 525 x 380 cm x 2,75 m lang (Didier), 4 Scrubber mit Ammoniakwasserberieselung l,50 x 1,50 X 3,00 m, l Vorreiniger 2,00 x 2,00 x 1,40 m mit Farbespähnen gefüllt, l Körting-Dampfstrahl-Exhaustor Nr. 5, 2 Kühler l,00 x l,00 x 3,50 m, 4 Reiniger 1,40 x 2,30 x 1,40 m, wovon letzterer als Nachreiniger in Betrieb ist, l Clegg'schen Wechselhahn (Reinigung mit Eisen und Kalk), 2 Gasbehälter 1 à 1.050 m³ und 1 à 650 m³. Gaswasser und Teer wird verkauft.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 815]


ZEIT1885
THEMAAnlagen des eigenen Gaswerks
TEXTDie Anstalt hat 3 Haupt'sche Generatoröfen à 8 Retorten, l Dessauer 6er Ofen und 2 Dessauer 3er Öfen (Rostöfen), in Summa 36 Retorten (Normalformat I). 525 x 380 cm x 2,75 m lang (Didier), 4 Scrubber mit Ammoniakwasserberieselung l,50 x 1,50 X 3,00 m, l Vorreiniger 2,00 x 2,00 x 1,40 m mit Farbespähnen gefüllt, l Körting-Dampfstrahl-Exhaustor Nr. 5, 2 Kühler l,00 x l,00 x 3,50 m, 4 Reiniger 1,40 x 2,30 x 1,40 m, wovon letzterer als Nachreiniger in Betrieb ist, l Clegg'schen Wechselhahn (Reinigung mit Eisen und Kalk), 2 Gasbehälter 1 à 1.050 m³ und 1 à 650 m³. 1.000 m 157 mm Hauptrohr. Gasmesser sind nicht vorhanden.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 815]