Firmenname | Brikettfabrik Carl |
Ortssitz | Frechen (b. Köln) |
Postleitzahl | 50226 |
Art des Unternehmens | Brikettfabrik |
Anmerkungen | Benannt nach Carl Sutor, der seit 1867 die Konzession für zwei große Abbaufelder zwischen Frechen und Horrem besaß. Erbaut 1905-1907. Kohleversorgung seit den 1920er Jahren aus der Grube Grefrath und später "Sibylla". 1955: zu "Rheinische Aktiengesellschaft für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation" mit Grube Carl (s.d.). 1996: 20 (davon 12 Dampf-) Pressen für 2.300 t. Wird um 2000/02 von der Stadtentwicklungsgesellschaft Frechen, Europaallee 33 (02234/4377-0, Herr Zeitz) vermarktet. Eigentümer (VII.2002): Prorevis Steuerberatungs-GmbH, Lindenallee 43, 50968 Köln, Herr Michels, 0221/934720-0, Fax: -92 |
Quellenangaben | [Wegweiser durch die Kohlenrevier NRW (1955) 244] Telefonate 2000/04.07.2002 (Frau Schlieker, Denkmalbehörde); Auskünfte Herr Buschmann (2001/02; Rh. Industriekultur) |
Hinweise | Die Fabrik war 2001 noch vollständig erhalten, sechs Gebäude stehen unter Denkmalschutz; die Pressen "7" und "16" sollten erhalten bleiben. Das Pressenhaus - die letzte erhaltene Anlage ihrer Art im niederrheinischen Braunkohlengebiet - wurde jedoch 2005 zugunsten einer wirtschaftlich orientierten Nutzung entkernt. Damit ging die letzte komplett vorhandene klassische Brikettfabrik in Westdeutschland unwiederbringlich verloren. |
Zeit |
Ereignis |
25.07.1867 |
Carl Sutor, Obersteiger der Frechener Klüttenkaulen, erwirbt die Konzession für zwei große Abbaufelder im Staatsforst zwischen Frechen und Horrem. Den Feldern gibt er seinen eigenen Vornamen "Carl" und den Namen seines Bruders "Wilhelm". |
1869 |
Carl Sutor gründet zusammen mit dem Tonwarenfabrikanten Heinrich Eduard Sticker die Gewerkschaft Vereinigte Carl |
1871 |
Die Gewerkschaft Vereinigte Carl erhält auch die Konzession für das Grubenfeld "Wachtberg". |
1904 |
Der später im Brikettgroßhandel erfolgreiche Heinrich Daelen aus Köln erwirbt sowohl die Gewerkschaft Carl als auch das Bergwerk Bellerhammer, eine wertlose Eisensteinkonzession bei Elberfeld. Der Name der Gewerkschaft des Eisensteinwerks "Bellerhammer" wird der Name des neu gegründeten Unternehmens – einer 1.000?teiligen Gewerkschaft. |
1905 |
Baubeginn als fünfgeschossiger Backsteinbau mit segmentbogigen Öffnungen und Tonnendach. Die Fabrik ist mit sechs transmissionsgetriebenen Einstrang-Pressen und sieben Röhrentrocknern auf 300t Tagesleistung ausgelegt. Die Planung erfolgt durch die "Maschinenfabrik Buckau AG" in Magdeburg, und für die Ausführung ist die in Helmstedt ansässige Firma "Döring & Lehrmann" zuständig. |
1907 |
Bauabnahme und Betriebsbeginn |
1908 |
Im ersten Produktionsjahr werden außerhalb des Syndikats unter der Marke "Bellerhammer" 103.240 t Briketts produziert. |
1913 |
Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten werden Grube und Brikettfabrik Carl von der "Rheinischen AG für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation" (RAG), gepachtet |
1913 |
Werkserweiterung nach den Plänen des Architekten Wilhelm Hospelt aus Köln: Trocken und Pressenhaus werden um vier Achsen nach Osten verlängert und mit weiteren drei Doppelbrikettpressen und drei Röhrentrocknern ausgestattet, und das Kesselhaus wird um fünf neue Zweiflammrohrkessel erweitert und erhält einen zweiten Kamin. Das vergrößerte Kühlhaus erhält sechs neue Kühlelemente. Die Maschinen werden von der "Maschinenfabrik Buckau" geliefert. |
1913 |
Im Jahr der Erweiterung werden 108.969 t Briketts produziert. |
1913 |
Die Förderung aus der Grube Carl wird eingestellt. Die Versorgung der Brikettfabrik mit Rohkohle erfolgt von der Grube Grefrath. Von dieser wird ein 1.250 m langer, zweigleisiger Stollen angelegt. Der Kohletransport erfolgt mittels Kettenbahn. |
1916 |
Aufstellung der Brikettpresse Nr. 5 |
1918/19 |
Aufstellung der Brikettpresse Nr. 13 |
1918 |
Produktionsmenge: 213.422 t |
1918 |
Das Kühlhaus und die Werkstatt werden nach Plänen von Wilhelm Paustenbach erweitert. Das Kühlhaus erhält dabei einen turmartigen Gebäudekörper für einen Exhaustor im Turmkopf. |
1922 |
Die Jahresproduktion beträgt 222.735 t Briketts |
1925 |
Der Kohletransport wird von 5,3-t-Wagen auf 16-t-Wagen umgestellt. |
1928 |
An der Ostseite des Pressen und Trockenhauses wird eine weitere Achse für eine zusätzliche Zwillingspresse mit Röhrentrockner der "Maschinenfabrik Buckau" angefügt. Der bisher freie Zwischenraum zwischen Pressenhaus und Kühlhaus wird geschlossen und der Zwischentrakt mit einem Nachwalzwerk ausgestattet. |
1930 |
Die Kohle wird neben der Grube Grefrath (seit den 1920er Jahren) auch aus dem Feld "Sibylla" bezogen. |
1930 |
An der Stelle des alten Nassdienstes werden drei weitere Dampfzwillingspressen und drei Röhrentrockner eingebaut. |
Dez. 1930 |
Vier Zwillingspressen mit Elektroantrieb von "Buckau R. Wolf" und drei Röhrentrockner werden in der sog. Fabrik II montiert (Fertigstellung im Dezember). Das alte Maschinenhaus mit seinen drei Dampfmaschinen wird abgebrochen, und es entsteht eine elektrische Zentrale mit Umformerhaus. |
Ende 1931 |
Auf einem neuen Anschlußgleis wird die Rohkohle mit Dampfspeicherloks in Großraumwaggons zu einem Tiefbunker für 1.300t Kohle gefahren. |
1932 |
Die Jahresproduktion beträgt 327.825 t. |
1933 |
Für den Kohletransport werden 25-t-Wagen verwendet. |
1935 |
Erneuerung der Kaue |
1938 |
Vollständige Übernahme von Grube und Brikettfabrik Carl durch die "Rheinische AG für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation" (RAG) (seit 1913 gepachtet) |
1939 |
Die Jahresproduktion beträgt 464.200 t. |
1950-1960 |
Die alten Einfachpressen im Ursprungsbau werden durch alte Doppelpressen, die aus anderen Werken stammen, ersetzt. |
1965 |
Das alte Kesselhaus wird stillgelegt. |
1967 |
Das neue Kesselhaus wird stillgelegt. Die Dampfversorgung erfolgt seither über eine Fernleitung von der Fabrik Wachtberg. |
1970 |
Abbaruch der Schornsteine |
1996 |
Stillegung |