Carl Ludwig Althans

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FirmennameCarl Ludwig Althans
OrtssitzBendorf (Rhein)
OrtsteilSayn
Art des UnternehmensBerg- und Hüttenfachmann
AnmerkungenEr war zweimal verheiratet, sein Sohn Ernst Friedrich Althans (1828-1899) trat in seine Fußstapfen als preußischer Bergbeamter und Oberbergrat. Die Tochter Alwine heiratete 1855 Wilhelm Hauchecorne, Gründungspräsident der Preußischen Geologischen Landesanstalt. Sein Enkel Richard Althans (1862-1939) wurde Oberbergmann und Ministerialdirektor, zuständig für das preußische Bergwesen. Titel: Baukondukteur mit der Funktion als Maschinenbau-Inspektor für den Bezirk des rechten Rheinufers [www.archive.nrw.de; Oberbergamt Bonn] bzw. preußischer Bergrat und Leiter der königlich-preußischen Hütte Sayn
Quellenangaben[Metzeltin: Die Lokomotive (1971)] Wikipdia [Stahl und Eisen (1882) Nr. 5, 169]
HinweiseEntwarf 1815/16 als Konstrukteur der staatlichen Berliner Eisengießerei nach Blenkinsopschem Vorbild die beiden ersten, allerdings nur wenig in Betrieb gekommenen deutschen Lokomotiven.




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Lokomotivkonstrukteur   bei der Kgl. Eisengießerei      




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ZEIT1882
THEMALebenslauf
TEXTKarl Ludwig Althans, geboren zu Bückeburg 1788, war 1817 in preußische Dienste getreten und nach der Saynerhütte als Baubeamter für die Berg- und Hüttenwerke im rechtsrheinischen Teile des Oberbergamtsbezirks Bonn gekommen; sein Wirkungskreis erstreckte sich jedoch bald auf die sämtlichen Hüttenwerke m Rheinland, bis nach Westfalen hinein, als Ratgeber und als Maschinen- und Bauingenieur, und im Laufe der Jahre wuchs sein Ruf, so dals seine Tätigkeit auch außerhalb seines Dienstbezirks amtlich bei schwierigen Bauten in Berlin und zu gutachtlichen Berichterstattungen über die oberschlesischen Staatswerke in Anspruch genommen wurde. Nachdem ihm zu Ende 1829 der Charakter als Überhütteubauinspeclor verliehen worden, wurden ihm 1843 die Funktionen als Revisionsbaubeamten für den ganzen rheinischen Oberbergamtsbezirk mit übertragen. 1814 Oberberg- und Baurat geworden, trat er nach 15jähriger Wirksamkeit mit dem Charakter als Geheimer Bergrat 1862 in Ruhestand und starb zu
Saynerhütte am 10. Oktober 1864.
Ritter des russischen St. Annenordens seit 1837 in Anerkennung seiner eigentümlichen Baukonstruktionen in Guß- und Schmiedeeisen, welche in Zeichnungen und Modellen nach Petersburg verlangt und geliefert worden, fand er auch durch Verleihung des rothen Adlerordens 3. Klasse im Jahre 1852 besondere Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen als Staatsdiener. In seinem langen schlichten Haare und mit einem hellbraunen breitrandigen Quäkerhut von stets gleich bleibenden Normalmaßen war er im
Rheinland eine allerwärts wohlbekannte Erscheinung. Das Seltsame aber trat zurück durch die bis ins späte Alter kraftvolle Gestalt, die leuchtenden braunen Augen, das Denkergesicht, welches schon früh von Silberhaar umgeben war. Steht der ganze Mann so manchem Zeitgenossen noch jetzt in lieber Erinnerung, so zeugen auch heute, trotz dem Wandel der Zeit dauerhafter als Menschengedenken, hohe gußeiserne Säulenballen, riesige eiserne Wasserräder, stattliche Gebläsemaschinen, gewaltige Pumpewerke noch an vielen Orten von seinem umfassenden Geiste und seiner vor keiner Größe der Aufgabe verzagenden Kühnheit der Konzeption. Von der zu jeglicher technischen Verrichtung in wahrhaft wunderbarer Weise gleich kunstfertigen Hand aber geben uns noch seine in den feinsten Teilen selbstgefertigten, überaus sinnreichen mechanischen Werkzeugvorrichtungen (Kreis- und Maßstab-Teilmaschinen), seine auf der Berliner Bergakademie aufbewahrten Maschinen - Modelle und
Zeichnungen dauernden Beweis. Sein Lebensgang war ungewöhnlich, ein stetes Streben zu vollkommenerem Können, zu höherem Schaffen und klarerem Erkennen, zunächst in mancherlei Handarbeit, dann in seinem
Fache als Maschinen- und Baumeister, darauf im Bergbau- und Eisenhüttenwesen, endlich in den weitgehendsten Forschungen und Fragen der Naturwissenschaft, besonders der Geologie und Astronomie. Aus guter Bürgerfamilie, welche zu den Quäkern gehörte, stammend, zwangen äußere Mißgeschicke, die die Eltern trafen, den Knaben, in noch zartem Alter das Bäckerhandwerk zu erlernen. Der Großvater war Fürstlich Schaumburg-Lippischer Hofbuchdrucker; der Vater, dessen Gehilfe, später Bäcker, starb sehr früh. Da der Junge aber zugleich alle möglichen Handwerksfertigkeiten erlernt hatte, zog ihn nach der Lehrzeit mit 15 Jahren ein Messerfabrikant, der Vater seiner ersten Gattin, zu sich in seine Fabrik nach Pyrmont, wo er mit 17 Jahren schon Werkmeister wurde. Mit 19 Jabren verließ er die ihm nicht genügende Stellung, um bei dem Mechaniker und Mathematiker Breithaupt in Bückeburg, dem Vater des bekannten Mechanikers Breithaupt in Kassel, physikalische und geodätische Instrumente fertigen zu lernen und sich wissenschaftliche Bildung, namentlich mathematische, anzueignen. Mit 22 Jahren gelang
es ihm, unterstützt durch die Gnade seines Landesfürsten, die Universität Göttingen zu beziehen und dort 3 Jahre lang bei hervorragenden Gelehrten, einem Thibaut, Hausmann und Gauß, sich dem Studium der Mathematik, der Mechanik und des Bau- und Bergwesens zu widmen. Der 25jährige, mit praktischem Können und theoretischem Wissen in seltener Vereinigung ausgerüstete Mann fand in dem heimatlichen Kleinstaat die angenehmste Stellung als Baubeamter während dreier Jahre, aber doch nicht den seinem Streben genügenden Wirkungskreis. Er folgte 1817 einem Rufe in den preußischen Staatsdienst, wo im rheinischen Oberbergamtsbezirk eine solche Persönlichkeit zur Neugestaltung der dortigen veralteten Staats-Berg- und Hüttenwerke gesucht wurde. So kam Althans nach der Saynerhülte, wo die bedeutendsten Anlagen, namentlich eine Kanonengießerei, geschaffen werden sollten. Als Bedingung der Übernahme der neuen Stellung hatte Althans verlangt, daß er zuvor zu einer Instruktionsreise nach dem Harz, Mansfeld, Freiberg und Oberschlesien gesandt werde. Auf dieser siebenmonatlichen Reise sammelte er überall, besonders auf dem Harz bei dem Maschinenmeister Friedrich, reiche Schätze an Zeichnungen und praktischer Kenntnis. Er sah als Neuestes in Waldenburg eine mit Sehleppventilen ausgestattete Förderdampfmaschine, in Malapane ein Zylindergebläse, in dem benachbarten Jedlitze ein Zink- und Eisenblechwalzwerk, in Königshütte ein Dampfmaschinengebläse, in Rybnik ein Puddelwerk, in Gleiwitz die »Rollbrücken« auf dem Klodnilz-Kanal, welche - dort seit lange aufgegeben - später auf dem
Elbing-Oberländischen Kanal statt der Schleusen wieder Anwendung gefunden haben und welche neuerdings zur Überwindung starker Kanalgefalle und zum Aufholen von Schiffen aufs Land eine große Bedeutung zu gewinnen versprechen. Die ersten Jahre auf der Saynerhütte vergingen unter massenhaften Bauprojekten für das dortige Werk, die Hütten zu Lobe und Hamm a. Sieg und für die Bergwerke seines Bezirks, doch gelangte nur weniges zur Ausführung; denn hierzu fehlte es an allem, au tüchtigen Meistern, an
brauchbaren Arbeitern, an geeigneten Werkstatteinrichtungen, zumeist wohl auch der Staatsverwaltung an Geldmitteln. So mußte Althans ohne brauchbare Gehilfen neben der Arbeit am Zeichentisch vorerst die Leute am Schraubstock und an der Drehbank in richtiger Arbeit unterweisen sowie die unentbehrlichen Maschinenwerkstatt einrichten. Hieraus gestaltete sich 1824, nach Bewilligung einer Jahressumme von 300 Thlr. aus Staatsmitteln, eine vollständige Werkschule, an welcher Althans unentgeltlich nach einem Berichte an das Ministerium aus dem Jahre 1830 jährlich 15-20 Schüler, besonders Bau- und Maschinenarbeiter zu Werkmeistern etc. ausbildete. Hierzu fand er 1820 bei einem Besuch der eben von Harkort zu Wetter a. d. Ruhr mit englischen Einrichtungen gegründeten Eisengießerei und Maschinenfabrik - wie es scheint die erste bedeutende derartige Anstalt in Deutschland - gute Vorbilder in großen Werkzeugmaschinen, welche ihn in seinem Streben nach den höchsten Zielen zu weiterer Vervollkommnung der Räderwerke und Arbeitsmechanismen seiner Betriebverrichtungen mächtig anregten. Althans schreibt darüber an seinen Freund Henschel in Kassel, mit dem er im regsten Briefwechsel über beiderseitige Ideen und Erfindungen in Dampfmaschinen und Gebläsen und über fremde Neuerungen auf den Gebieten des Maschinenwesens stand und damals in Gemeinschaft mit Harkort einen deutschen Privatverein zur Verwertung von Erfindungen zu begründen bemüht war, am 5. April 1820 folgendes: "Harkort hat bei einer Bereisung Englands reiche Schätze fürs Maschinenfach geplündert und mehrere englische Werkmeister und zu seinem Anfange gleich eine Dampfmaschine, große Bohr- und Drehbänke mitgebracht und ist mit der Erbauung seiner Gießerei und Fabrik in 3/4 Jahren schon so weit gekommen, daß er schon Dampfmaschinen aller Art anfertigt, wie auch Gasbeleuchtung und Dampfheizung-Vorrichtungen etc. liefert und schon große Entreprisen übernommen hat." Bereits im Jahre 1820 gab eine auf den Werkstätten der Saynerhütte erbaute, von Althans konstruierte, wohl noch jetzt ihrem Zwecke dienende gröfsere Maschinenanlage zu Thal-Ehrenbreitstein, eine Wasserkunst, welche in einem Steigrohr von ca. 500 m Länge das Wasser ca. 100 m hoch bis auf die Pfaffendorfer Höhe hebt, Zeugnis von der erreichten Leistungsfähigkeit. Althans wurde seit 1818 vielfach zu den Fortifikationsarbeiten bei Koblenz von dem Leiter, dem bekannten General D'Aster, als Ratgeber herangezogen und stand mit diesem und anderen dortigen Ingenieuroffizieren in regem Verkehr. Ein Brief D'Asters von 1820 gibt dessen Anerkennung der ausgezeichneten Ausführung des schwierigen Wasserwerks beredten Ausdruck. 1824 war die neue Hochofenanlage zu Lohe im Siegerlande mit einer zweizylindrigen Gebläsemaschine und zu Saynerhütte ein ganz eigenartiges, im großen Stile angelegtes Bohrwerk nebst den hierbei unentbehrlichen Vorrichtungen zur Prüfung des Materials auf Kohäsion und Biegbarkeit, darunter eine mächtige Balkenwaage für 100.000 Pfund größte Last zum Zerreißen und Zerdrücken der Probestäbe vollendet und ein vollständiges rationelles System für die Herstellung von gußeisernen Räderwerken mit Epizykloiden-Verzahnung auf Festigkeitsversuchen begründet für beliebige Kräfte festgestellt. Während der bis dahin fast ohne Hilfe durcharbeiteten mühevollen sieben Jahre seit dem
Dienstantritte war er fortgesetzt mit amtlichen Forderungen geplagt worden, die für den Staatsdienst vorgeschriebenen Prüfungen als Feldmesser und Baumeister abzulegen, hatte sich aber, dem formalen Architekten-Bildungsgang fernstehend, im Drange des Schaffens geweigert, sein Wissen und Können dem Urtheile einer Prüfungs-Kommission zu unterwerfen. In wiederholter Versuchung, den sehr spärlich dotierten, ihn beengenden Staatsdienst zu verlassen, schlug er doch, die vorteilhaftesten
Aufforderungen nach dem Auslande - Rußland und Mexiko - aus, um in Deutschland weiterzuwirken. Eine Berufung durch das Ministerium zu einem vierteljährigen Aufenthalt nach Berlin zwecks Projektierung eines dort zu erbauenden Kanonenbohrwerks gab dem bereits bewährten Meister im praktischen Maschinen- und Hüttenbau endlich Gelegenheit, vor Eytelwein u.a. die mündliche Staatsprüfung zu absolvieren, zugleich aber auch freundschaftliche Beziehungen zu den dortigen hervorragenden Männern im Maschinen- und Berg- und Hüttenwesen, Beuth, Karsten, von Oeynhausen, von Dechen, enger zu knüpfen. Gerade in diesem Jahre erreichen seine Arbeiten eine bedeutende, von den Zeitgenossen mit hoher Schätzung gewürdigte Höhe und einen solchen Umfang, dafs ihre Bewältigung inmitten seiner beschwerlichen monatelangen Dienstreisen fast unbegreiflich erscheint. Für die Saynerhütte mit den Projekten und
den Ausführungen der 1828 vollendeten großartigen Maschinen- und Geschützgießerei mit ihrer imposanten gußeisernen Säulenhalle samt Drehkrähncn und einem mächtigen Laufkran für 50.000 Pfd. Last an schwebender Transportstraße beschäftigt, arbeitete er gleichzeitig an der Herstellung der die Genauigkeit geodätischer und astronomischer Instrumente bezweckenden Meßinstrumente, Werkzeuge und Werkzeugmaschinen von ganz neuer und höchst geistvoller, noch heute mustergültiger und unerreichter Erfindung und Ausführung, überall in den delikatesten Teilen mit eigener Hand die letzte Feile
anlegend; unter anderen eine Maschine zum Aushobeln von Zahnrädern aus abgedrehten gegossenen Zylindern mit einer jetzt in den Besitz von Fr. Krupp mit übergegangenen, ganz unübertrefflichen Kreisteilmaschine, behufs einer zur exakten, aber zugleich auch rasch und leicht auszuführenden Teilung der Räder in jede beliebige denkbare Anzahl von Zähnen. Denn er erkannte damals schon den hohen, bei uns leider noch lange nicht genug gewürdigten Wert genauester mathematisch richtiger Ausführung der Maschinen, wegen deren er auch in Berichten die vertikale Anordnung der Bohrmaschine für große Zylinder in Vorschlag brachte. Daneben arbeitete er an allen möglichen Erfindungen und wissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiete des Dampfes, der Mechanik und Hydraulik, an der Ausflußgeschwindigkcit gepreßten Windes aus Düsen, an der Festigkeit der Materialien, an der Zapfenreibung im Vergleiche zu der Walzenreibung. 1824 untersuchte er die Eigenschaften des Wasserdampfes bis zu einem Drucke von tausend Atmosphären und fand - nach einer brieflichen
Mitteilung an Beuth hierbei, daß die Erhitzung des Wassers zur praktisch nützlichen Dampferzeugung mit Vorteil nur bis etwa 300 °C zu treiben sei, weil in seinem kleinen kupfernen, mit Sicherheitsventil versehenen Versuchskessel, bei einer über diese Temperatur hinausgehenden Erhitzung desselben, das eingefüllte Wasser fast ganz aufhörte zu verdampfen. Ein Kapselräderpaar, welches ihn schon seit
1815 lebhaft im Geiste beschäftigt hatte, sollte besonders in dem von ihm erfundenen einzahnigen
Grenzgebilde, welches später, als Roots-blower aus der Fremde kommend, auch bei uns sein Glück machte, als Dampfmaschine wie als Pumpe - er nannte sie Hundpumpe - Hervorragendes leisten, allein seine hierzu aufgewendeten Geldmittel reichten nicht aus, und seine bezüglichen Vorschläge zu weiteren Versuchen fanden bei den vorgesetzten Behörden keinen Anklang. Weiter gelangte Althans mit einem zur Ventilation ganz ausgezeichneten Apparat, seinem Kreiselwassersäulen-Gebläse, welches er gegen 1824 zunächst in Holz ausgeführt bei einem Schmiedefeuer zu Saynerhütte benutzte und später 1827 in größerem Maßstabe zum Frischfeuerbetrieb auf dem Hüttenwerke Lohe ausführte; er erreichte aber auch bei dieser Ausführung wegen unrichtiger Angabe des Betriebsbeamten über die erforderlichen Größenverhältnisse, Windmengen u. dergl. den unter passenden Umständen gesicherten durchschlagenden Erfolg nicht. Sein älteres Schneckengebläse, welches später als Cagniardelle von Frankreich kommend
in Veckerhagen von Henschel und anderwärts mit Erfolg ausgeführt wurde, und welches wegen seiner überaus einfachen und dauerhaften Einrichtung und seines hohen Wirkungsgrades noch heute sich für viele Zwecke empfiehlt, blieb nach Vorlage bei der Behörde unter den Projekten liegen. Größere Bedeutung fanden seine schon damals projektierten hohlen gußeisernen Wellen mit gußeisernen Rosetten zur Anbringung der aus dünnen eisernen Zugstangen bestehenden, leichten und eleganten Armierung für große Radkränze, besonders bei zahlreichen Wasserrädern, welche er auf vielen Hüttenwerken und Mühlenanlagen in Rheinland und Westfalen später zu erbauen hatte und von welchen sich die oberschlächligen namentlich auch durch die von ihm erfundene unübertroffene Zylinderschütze
auszeichnen. Ganz hervorragend sind seine Leistungen auf dem Gebiete des Eisenhüttenwesens bei der Einführung des Puddelfrischens im Rheinlande im Walzwerks- und Ofenbau und bei der Umgestaltung der veralteten niedrigen Schmelzöfen zu leistungsfähigeren Hochöfen. Auf den 1825 von Gebr. Remy in Aussicht auf Staatsprämien neu angelegten Puddel- und Walzwerken zu Rasselstein bei Neuwied und zu
Alf a. Mosel erhielten Räderwerk, Walzenstraßen, Walzengerüstc durch ihn eine für die damalige Zeit ganz neue und hervorragende, noch heute maßgebende Anordnung und Ausführung. Die Gerüste auf den Straßen für beliebige Walzenlängen machte Althans verschiebbar; die obere Blechwalze stützte er in ihren Lagerschalen auf senkrechte von unten her durch Gegengewichte getragene, in den Gerüsten abwärts geführte Stangen; die Essen stellte er behufs Freilegung der Puddel- und Schweißofen auf gußeiserne Gerüste. Als die Direktion der Dillinger Blechfabrik sich zu einem Umbau des dortigen Walzwerks
genötigt sah, schrieb diese ihm unter dem 30. Januar 1825: "An wen könnten wir uns unter solchen Umständen mit mehr Vertrauen wenden als an Euer Wohlgeboren." Auf einer Reise nach Lohe im Dezember
desselben Jahres, in dem eine große Aufgabe die andere jagte, gelangte Althans zu seiner vom Ausland später ausgebeuteten, im Inlande verschmähten, neuen Konstruktion eines Eisenhochofens aus Gußeisen. welche er u. a. in Karstens Archiv, Bd. XII 1826, S. 259, alsbald publizierte. Nach der dort gegebenen, auch im Auslande nicht unbeachtet gebliebenen Beschreibung war es nur ein bequemer Schritt zu der schottischen Konstruktion mit schmiedeeisernem Mantel und Gichtgerüst. Was aber an der damaligen Grundidee der Eisenkonstruktion eines Hochofens noch fehlte und was die Briten nicht fanden, das holte Althans ein Menschenalter später beim Bau der Hochofenanlage zu Mühlhofen bei Engers a. Rh.
nach, indem er auch den Kernschacht auf gußeiserne, von gufseisernen Säulen getragene Kranzringe stellte und so auch das mit Eisen verankerte Ofengestell von allen Seiten zugänglich, durch Wasserkühlung erhaltbar und reparaturfähig machte. Daß diese Ausführung den neueren Anlagen zum Vorbild gedient hat, wird unvergessen sein. Die Aufnahme der Dampfschiffahrt auf dem Rhein konnte ohne die Mitwirkung des nun überall unentbehrlichen Ratgebers nicht vor sich gehen. Durch die Königliche Regierung zu Köln und die Rheinische Dampfschiffahrtsgesellschaft zu Untersuchungen und Begutachtungen der dabei erforderlichen Mafsregeln und Arbeiten aufgefordert, besuchte er 1827 die von John Cockerill in Seraing und von Röntgen in Rotterdam geleiteten Werke zur Erbauung von Dampfschiffen. In einem Schreiben au Beuth vom 2. September desselben Jahres nach dieser Reise schlug er vor, am Rhein, etwa in Engers, in Verbindung mit der Saynerhütte und den rheinischen Walzwerken, ähnliche Anstalten zu errichten, indem er in der später freilich allzusehr bestätigten Voraussicht schreibt: "Jeder Zufluß
an Gußarbeit ist für die Saynerhütte sehr wünsehenswert, weil ich fürchte, daß künftig hinreichende Beschäftigung fehlen möchte." Als sich dieser Plan mit Staatshilfe nicht verwirklichen ließ und die Militärverwaltung aus unbegreiflichen Ursachen der eben begründeten Geschützgießerei der Saynerhütte trotz der vorzüglichsten Leistungen ihre Bestellungen zugunsten schwedischer Werke entzog, half Althans 1830 bei der Begründung und Einrichtung einer Privat-Maschinenfabrik (Fr. Seb. Menn, später D'Ester und von Bleul) zu Saynerhütte, um dort im Anschluß an die Einrichtungen des Staatswerkes
seine zahlreichen Maschinenprojekte für Privathüttenwerke ausführen zu lassen. Nachdem bereits früher eine Wassersäulenmaschine auf einer Eisenerzgrube bei Kirchen a. Sieg, welche später auf die Grube Eupel bei Wissen a. Sieg versetzt wurde, in einer von dem Reichenbach'schen Typus abweichenden Anordnung mit eigentümlicher Neuerung von ihm erbaut worden war, versah er 1836 eine noch mehr verbesserte ganz vorzüglich konstruierte derartige Maschine auf der Grube Pfingstwiese bei Ems a. Lahn mit der von ihm erfundenen Hub- und Druckpumpe, deren Kolben das Druckventil trägt und deren Gestänge zugleich als Steigrohr dient. Diese Althans-Pumpe, welche er Perspectivpumpe nannte, ist später P. von Rittinger als Erfindung angerechnet worden und wird zu Unrecht Rittinger-Pumpe genannt. Dieselbe hat
bei der schönen Wassersäulenmaschine, welche in den fünfziger Jahren vom Zivilingenieur C. Kley
unter Althans Leitung für die Grube Altenberg bei Moresnet konstruiert wurde, gleichfalls Verwendung gefunden. Besonders bemerkenswert ist eine Wassersäulenmaschine, welche damals von dem jetzigen Hüttendirektor Schlink bei Althans konstruiert auf Grube Centrum bei Eschweiler steht. Hatte er in den zwanziger Jahren lebhaften Anteil an den Bestrebungen von Perkins, E. Alban und Henschel, hochgespannten Dampf darzustellen und zu verwenden, genommen, so war er in den dreißiger Jahren eifrig tätig, für die Konstruktion der Dampfkessel praktische Formeln zur Berechnung der Blechstärken und der Dampfspannung und zweckmäßige Formen auf Grund sorgfältiger Zerreißversuche mit zusammengenieteten Blechen zu ermitteln und einzuführen, wobei er in Rücksicht auf die konstruktiven Mängel der Cornwall- und Lancashire-Kessel eine Verbindung von mehreren mäßig dicken Walzenkesseln als minder gefährlich bevorzugte. Die Errichtung einer Bleiweißfabrik zu Rheinbrohl durch die Gewerkschaft Rhodius, bei welcher ihm der mechanische, dem Professor Dr. G. Bischof in Bonn aber der chemische Teil der die Nutzbarmachung von natürlichen Kohlensäure-Exhalationen bezweckenden Anlage zufiel, brachte ihn in die engsten freundschaftlichen Beziebungen zu diesem bedeutenden Chemiker und Geologen. Geologische Forschungen, welche bei der damaligen geringen Verbreitung paläontologischer Kenntnisse für den selbständigen Denker neben ganz bedeutenden, auch jetzt zutreffenden neuen Erklärungen dynamischer Bildung, z. B. von Ringgebirgen, auch irrige Auffassungen der Erdbildung einschlossen und von Althans in einer besonderen Schrift veröffentlicht wurden, führten ihn in Gemeinschaft mit Bischof nach den Schweizer Alpen. Diese Gemeinschaft fand aber auch weiter statt bei den zu Saynerhütte von Althans ausgeführten bekannten Versuchen über die Abkühlung großer Kugeln aus geschmolzenem Basalt und bei der daraus abgeleiteten Theorie der Zunahme der Erdwärme in großen Tiefen und später namentlich bei seinen leider nicht publizierten, aber handschriftlich erhaltenen, hochinteressanten Versuchen über die Darstellung von stark gepreßten Generatorgasen aus Steinkohlen und deren Benutzung zum Schmelzen von Roheisen im Kupolofen, wobei Althans 1842 einen kleinen schachtförmigen Generator mit Gebläsewind benutzte und die möglichst tief abgezogenen Generatorgase mit nach seiner eigenen Konstruktion gebauten Kupfer-Eisen-Pyrometern auf ihre Temperatur und in einem nach Bischofs Angabe eingerichteten Eudiometer chemisch untersuchte. Er vermochte ohne weitere Geldbewilligung aus dem Studium der ersten Versuche nicht hinaus zu kommen. Ganz ebenso war es freilich längere Jahre vorher mit Versuchen ergangen, Unterwind beim Roheisenschmelzen im Flammofen anzuwenden, welche auf seine Veranlassung zu Saynerhütte unternommen wurden. Als Pyrotechniker ebenso bedeutend wie als Mechaniker und Hydrauliker
zeigte er in nachgelassenen Briefen u. a. über Gaspuddeln mit lufttrockenen Braunkohlen, daß er in bezug auf Gasfeuerung beim Hüttenwesen seinen Zeitgenossen weit voraus geeilt war. Die später auch von Schott zu Ilsenburg entdeckte physikalische Erscheinung des Schwimmens von festem auf flüssigem Eisen ist bereits 1842 von Althans erkannt und G. Bischof mitgeteilt worden. Mit Fr. Krupp stand er behufs Untersuchung von Gußstahl in Briefwechsel und erkannte hierbei - wohl nicht ohne Einfluß auf dessen
Erfolge - mit weitem Vorausblick auf dem heimischen Boden die Grundlage der großartigen Entwicklung einer dem Ausland überlegenen Gußstahlfabrikation. Neben den seiner Zeit weit vorauseilenden
Untersuchungen über die wesentlichsten Fragen des Hüttenwesens in bezug auf Vergasung des Brennmaterials behufs Erzeugung hoher Temperaturen, mit deren Lösung auch die heutige Zeit
nach grofsen Fortschritten noch immer beschäftigt ist, war Althans damals aufs eifrigste zugleich
noch in drei anderen wichtigen Gebieten der technischen Wissenschaft tätig: in der Hydrau1ik nicht allein durch die Erbauung seiner eisernen Wasserräder in den großartigsten Dimensionen und der bereits erwähnten Wassersäulenmaschinen, sondern auch mit der Ausbildung der Kreiselräder und Turbinen, in der Tiefbohr-Technik und in der neuerlich so vielseitig verwendeten und noch so viel versprechenden Elektrodynamik. Mit Henschel über die von diesem vor Jonval erfundene Leitradturbine mit axialer Beaufschlagung im Briefwechsel, empfahl 1837 Althans seinem Freunde unter dem "Rollschützenleder" den Kreiselzellen Luft zuzuführen, damit nicht bei vermindertem Wasserzufluß, wobei gerade ein hoher Wirkungsgrad wesentlich sei, unnötiges Wasser mit herumgeschleppt und abwechselnd in Stillstand und Bewegung gesetzt werden müsse. Diese an den Leitradturbinen erkannten Schwierigkeiten bei der Beaufschlagung mit sehr wechselnden Wassermengen scheinen ihn zur Wiederaufnahme einer bereits 1810 konzipierten Idee, das Segner'sche Reaktions- oder Kreiselrad für hohe Gefälle durch Beaufschlagung von unten nutzbar zu benutzen, bewogen zu haben, denn seine einfache, mit geraden Kreiselarmen
und Schutzvorrichtungen versehene, vorzüglich gelungene erste Reaktions-Kreiselturbine ist 1839/40 für die damals D'Estersche Lohmühle zu Vallendar ausgeführt. Einer späteren Ausführung für ein Zylindergebläse der Gräfenbacher Hütte (Gebr. Böcking) gab Althans gekrümmte Schwungarme und verband den Kreisel mit einem äufseren, in umgekehrter Richtung umlaufenden geschaufelten Turbinenkranze, welcher, von den Kreisel-Wasserstrahlen getrieben, den Wirkungsgrad der Maschine noch um 5 bis 10 Prozent erhöht. Seltsamerweise haben diese für hohe Gefälle und stark wechselnde Wassermengen ganz ausgezeichneten, mit geringer Reibung und hohem Wirkungsgrade arbeitenden Althans-Kreiselräder kaum weitere Verbreitung gefunden. Hatte Althans bereits auf der Universität eine sinnreiche Bohrmaschine erfunden und 1815 für die Steinkohlengrube zu Obernkirchen ausgeführt, so zeigte seine Mitwirkung bei einer Tiefbohrung nach warmen Quellen zu Thal-Ehrenbreitstein in den Jahren 1837/38 als technischer Leiter seine Meisterschaft auch auf dem damals noch wenig entwickelten Gebiete der Erdbohrkunst. Er arbeitete hierbei durchweg mit eigenartigen Vorrichtungen, unter denen seine Fangklauen, die Verwendung eines aus zusammengenietetem Bandeisen bestehenden Seiles zum Bohren und Löffeln,
das von ihm erfundene Verfahren. Bohrlöcher durch Betonieren gegen Nachfall und eindringende wilde
Wasser zu siehern, besonders hervorzuheben sind. Berghauptmann von Oeynhausen benutzte bei seinen damaligen, durch die Erschließung des nach ihm benannten, durch Schönheit und Heilkraft ausgezeichneten Badeorts erfolgreichen Tiefbohrarbeiten fortgesetzt in allen schwierigen Fällen den stets bereiten sachkundigen Rat seines Freundes Althans, welchem dadurch an der Begründung dieses Bades, wo er selbst im Alter gern Erholung und Heilung suchte, ein nicht geringer Teil zufällt.
Neben den Gasversuchen beschäftigten Althans umfassende Versuche über die Verwertung des Elektromagnetismus zu motorischer Arbeit und über die Geschwindigkeit, sowie die Widerstände des elektrischen Stromes. Er fertigte mit eigener Hand in seiner mit jedem denkbaren Arbeitsgerät in vollkommenster Weise ausgestalteten Werkstatt, in der er die der Erholung gewidmeten dienstfreien Stunden am liebsten verbrachte, Galvanometer, thermoelektrische Säulen, mächtige galvanische Baterieen, gewaltige, nach sorgfältigen Versuchen in den vorteilhaftesten Formen konstruierte Elektromagnete, eine überaus sinnreiche Maschine, um die Zeitintervalle überspringender elektrischer Funken in dem Reflexbogen eines mit etwa 1000 Umdrehungen in der Sekunde rotierenden Spiegels und somit die Geschwindigkeit des elektrischen Stromes zu messen. Indem er die Anziehungskräfte seiner durch jene Batterien erregten und als Elemente einer gewaltigen Maschine angeordneten Elektromaschine
untersuchte, fand er, daß der Verbrauch an Zink und Säure etc. etwa die siebenfachen Kosten im
Vergleiche zu den Betriebskosten einer gleich starken Dampfmaschine ergeben würde und ließ diese Versuche enttäuscht und entmutigt ruhen, deren erfolgreiche Wiederaufnahme erst nach weiterer Entwicklung der elektromagnetischen Kenntnisse der Neuzeit vorbehalten blieb. Die Erbauung der oben erwähnten schönen Kokshochofen-Anlage bei Mühlhofen a. Rhein in den fünfziger Jahren, welche später durch Fr. Krupp erweitert worden ist, war das letzte von ihm im Staatsdienst selbst erbaute Hüttenwerk. Neben der amtlichen Tätigkeit als Revisions-Baurat für die Staats-, Berg- und Hüttenwerke
und Salinen in Rheinland-Westfalen wurde er damals noch anderweit dienstlich herangezogen, um schwierige Eisenkonstruktionen in Berlin - für die Werderschcn Mühlen - zu entwerfen und über Staatshüttenwerke in Oberschlesien Gutachten abzugeben, allein seine bisherige umfassende Täligkeit als Ratgeber und Bau-Ingenieur für Privathüttenwerke fand ihren Abschluß durch ministerielle Vorschriften, welche die Beschäftigung der Beamten für Privatzwecke untersagten. Von äußerem Mißgeschick am Abend des Lebens betroffen, vermochte doch auch in den letzten Lebensjahren nichts den Arbeits- und Forschungsdrang des vom frühesten Morgen bis zum späten Abend unermüdlich tätigen Mannes
zu hemmen. Sobald die Arbeiten des Dienstes erledigt waren, folgten die mannigfachsten Studien, Untersuchungen und Arbeiten auf wissenschaftlichen Gebieten. Neben regelmäßigen täglichen meteorologischen Beobachtungen beschäftigten ihn Messungen der Wärme und Lichtstärke der Sonne,
Berechnungen über die Temperatur des Sonnenkörpers, über das Gesetz der Zunahme der Dichtigkeit der Sonnenatmosphäre und über den physikalischen Zustand der Sonnenoberfläche und des Sonnenkörpers. Seine letzte Tätigkeit bestand in einer umfassenden Darstellung der Resultate dieser Forschungen zu einem Gesamtbilde der physikalischen Zustände und Verhältnisse unseres Sonnen- und Planeten-Systems und der daraus abzuleitenden kosmogenetischen Forschungen, ein Werk, an dessen Vollendung ihn leider Krankheit und Tod verhinderte. Inmitten des Arbeitsdranges und des Schaffens der jüngeren Jahre fand Althans Zeit, mancherlei über seine Arbeiten besonders in Karstens Archiv und in den Verhandlungen des Vereins zur Förderung des Gewerbfleißes in Preußen zu veröffentlichen, allein fortgerissen von dem rastlosen
Drange zu höher und höher aufsteigenden Studien und unausgesetzt arbeitend in den bedeutendsten Aufgaben der Technik blieb ihm später niemals die Muße, seine schönen und großartigen Arbeiten
auf den Gebieten des Maschinen- und des Berg- und Hütten-Wesens zur Publikation zu bringen. Die ihm vorgesetzte Staatsbehörde verfügte damals nicht über die zu so umfassenden Veröffentlichungen nötigen Mittel, welche heutzutage zu derartigen Zwecken vorgesehen sind. Schreib- und Zeichenhilfe sich zu beschaffen, war Althans als Baurat selbst überlassen und sein Nachlaß von Zeichnungen und Manuskriptcn birgt fast nur Aufzeichnungen der eigenen Hand als Denkmäler eines durch Anspruchs- und Selbstlosigkeit im Leben, wie durch Selbständigkeit und Energie des geistigen Schaffens gleich ausgezeichneten Mannes. Wie die vorstehenden Mitteilungen aus lückenhaften Manuskripten und aus eigenen Erinnerungen der Jugendzeit des Verfassers in diesem Lebensbild nur eine dürftige Skizze darbieten, so ist vieles vergessen und Anderen zugute gekommen, was Althans von seinem übersprudelnden Ideen-Reichtum gern mitteilte. Sicherlich aber hat sein belehrender und überall den Kern der Sache durchschauender, anregender Genius unter den vielen Zeit- und Fachgenossen, mit denen er zu Hause und auf seinen beständigen Reisen nach den ihm erreichbaren Stätten des Eisengewerbes verkehrte, einen weithin befruchtenden und noch viel bedeutenderen Einfluß auf die Entwicklung seiner Zeit ausgeübt, als die vorstehende Betrachtung seines eigenen Schaffens erkennen läßt.
QUELLE[Stahl und Eisen (1882) Nr. 5, 169, Autor: Ernst Allhans]