Gemeinde Wien Städtisches Elektricitätswerk

Allgemeines

FirmennameGemeinde Wien Städtisches Elektricitätswerk
OrtssitzWien
OrtsteilSimmering
StraßeSimmeringer Lände
Art des UnternehmensElektrizitätswerk
AnmerkungenKraftwerk in Simmering seit 1902. Die Baukosten des Lichtwerkes stellten sich bis Ende 1902 auf 14 - 6, jene des Bahnwerkes auf rund 193 Millionen Kronen. An der Ausführung dieser Werke und den Lieferungen waren etwa 120 fast durchwegs einheimische Firmen beteiligt.
Quellenangabenhttp://www.wien-vienna.at/behoerden.php?ID=731 [Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 251]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
05.05.1899 Der Wiener Gemeinderat beschließt die Aufnahme einer Anleihe zum Bau eines städtischen Elektrizitätswerkes
05.06.1900 Baubeginn der Bahnwerkszentrale
Dez. 1900 Der Bau der Lichtwerkszentrale wird in Angriff genommen.
Ende Dez. 1901 Das Bahnwerk ist betriebsbereit.
08.04.1902 Der erste Strom für die Straßenbahnen verläßt das Werk 1.
05.1902 Die Stromabgabe für Lichtwerke beginnt vom Bahnwerk aus.
01.08.1902 Die Lichtwerkszentrale ist mit ihren drei Maschineneinheiten betriebsfähig.
22.09.1902 Das Lichtwerk Simmering geht "ans Netz"
ab 1906 Die Kolbendampfmaschinen werden Dampfturbinen ersetzt
1912 Erwerb der Zillingdorfer Braunkohlengruben. - Sie werden später, mit Wasser aufgefüllt, zum Neufelder See.
1913 Aufnahme der Drehstromerzeugung im Dampfkraftwerk Engerthstraße
1915 Inbetriebnahme des Dampfkraftwerkes Ebenfurth nahe dem späteren Neufelder See
1916 Fertigstellung und Inbetriebnahme der ersten österreichischen 70 Kilovolt Freileitung Dampfkraftwerk Ebenfurth - Umspannwerk Wien-Süd, das zunächst nur mit 35 Kilovolt betrieben wird.
ab 1920 Einsatz von Rohöl zur Befeuerung der Kessel
1921 Aufnahme der Stromlieferung für die Lokalbahn Wien - Baden
1924-1926 Inbetriebnahme der Wasserkraftwerke Opponitz an der Ybbs und Gaming (II. Hochquellenleitung)
1944-1945 Schwere Zerstörungen an allen Anlagen durch Bomben und schließlich durch Beschuß
1952-1953 Fertigstellung und Inbetriebnahme des 110 Kilovolt-Leitungsringes rund um Wien
1962 Inbetriebsetzung des ersten Kraftwerkes Simmering 3 (Blockkraftwerk 3)
1965 Inbetriebnahme des Kraftwerkes Simmering 4, Umschaltung des letzten Gleichstromhausanschlusses auf Drehstrom
1967 Inbetriebnahme des Kraftwerkes Simmering 5 (Block 5)
1967 Inbetriebnahme der Pipeline für die Heizölversorgung zwischen der Raffinerie Schwechat der ÖMV und dem Kraftwerk Simmering
1970 Inbetriebnahme der 110 Kilovolt-SF6-Schaltanlage im UW Stadlau
1970 Inbetriebnahme des Kraftwerkes Simmering 6
1973 Inbetriebnahme des ersten Blockes im Dampfkraftwerk Donaustadt
1975 Inbetriebnahme des Dampfkraftwerks Donaustadt II
1975 Inbetriebnahme der Gasturbinenanlage Leopoldau
1978 Inbetriebnahme des Kraftwerkes Simmering 1 und 2
1978 Inbetriebnahme der 380 Kilovolt-Kabelsysteme Simmering-Kendlerstraße
1984 Inbetriebnahme der 380 Kilovolt-Kabelsysteme Umspannwerk Kendlerstraße - Umspannwerk Süd
1988 Fertigstellung und Inbetriebnahme der Entstickungsanlagen im Kraftwerk Donaustadt
1989 Inbetriebnahme des neuen Lastverteilers
1992 Eröffnung des neuen Kraftwerkes Simmering 3
1993 Änderung der Firma aus "Wiener E-Werke" in "WIENSTROM"
02.09.1998 Gründung der WIENSTROM GmbH
05.2000 Inbetriebnahme des Network Operation Centers
09.2000 Fertigstellung des Rohbaus des Blockkraftwerkes 3 in Donaustadt
11.2002 Betriebsaufnahme des neuen Kraftwerkes in Donaustadt




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Elektrizität 1902 Beginn EW Simmering      




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine um 1901 Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine um 1901 Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine um 1901 Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine um 1901 Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine um 1901 Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1904 Dampfkessel 20 Bahnwerk unbekannt Heizfläche je 300 qm Schrägrohrkessel nach dem System Babcock & Wilcox, p= 12 atm  




Allgemeines

ZEIT1900
THEMAPlanungen
TEXTAls sich zu Ende des vorigen Jahrhunderts in den meisten europäischen Städten bei den Straßenbahnen der Übergang vom tierischen zum elektrischen Betrieb vollzog, entschloß sich auch die Gemeinde Wien zum Bau eines großen Elektrizitätswerkes, welches nicht nur für den elektromotorischen Betrieb der Straßenbahnen, sondern auch für Beleuchtung, stabile Motoren etc. den Strom liefern sollte. Die drei privaten Elektrizitätsunternehmungen hatten während ihres mehr als zehnjährigen Bestandes hauptsächlich die alten Stadtbezirke in den Kreis ihrer geschäftlichen Tätigkeit gezogen, und so blieben die großen äußeren Stadtgebiete jahrelang unversorgt, wiewohl sich auch dort das Bedürfnis nach elektrischem Licht und besonders nach elektrischer Kraft entwickelt hatte. Dies sicherte den städtischen Werken von vornherein ein ergiebiges Absatzgebiet. Die Frage nach dem zweckentsprechendsten Stromsystem wurde dahin entschieden, daß für die Wiener Verhältnisse das System der indirekten Verteilung durch Erzeugung von hochgespanntem Drehstrom in einer großen, außerhalb der Stadt gelegenen Zentrale und Umwandlung desselben in Gleichstrom von der Gebrauchsspannung (500 Volt) in mehreren Unterstationen, welche sowohl Straßenbahn- als auch Lichtwerkszwecken dienen sollten, als das Zweckentsprechendste angenommen wurde. Es wurde ferner beschlossen, statt einer gemeinsamen Zentrale für Bahn- und Lichtbetrieb zwei selbständige Werke zu erbauen, welche aber auf demselben Grundstücke errichtet und gemeinsam betrieben werden sollten.
Für diese beiden Zentralwerke wurde ein Grundstück auf der Simmeringer Heide, und zwar am Ufer des Donaukanales gewählt. Die Größe der Bahnzentrale wurde vorläufig für acht Dampfmaschineneinheiten zu je 3000 PS., jene der Lichtzentrale mit vier Einheiten zu je 3000 PS. bemessen. Für den Anfang sollte jedoch das Bahnwerk nur fünf, das Lichtwerk nur drei Dampfdynamos mit den nötigen Kesselgarnituren erhalten. Diese Maschineneinheiten hatten
dreiphasigen Drehstrom von 5000 Volt Spannung zu liefern. Zur Umwandlung des Drehstromes in Gleichstrom waren fünf Unterstationen projektiert, welche im Stadtgebiete so verteilt wurden, daß jede einen Kreis von 4 bis 5 km Durchmesser versorgen konnte.
Der Bau der gesamten Werke wurde von den Österreichischen Schuckert-Werken im Vereine mit der K. k. priv. österreichisch-ungarischen Länderbank erstanden und unter einer vom Stadtbauamt eingesetzten Bauleitung teils nach Pauschal-, teils nach Einheitspreisen durchgeführt.
Es war von vornherein geboten, die Zentralen in der Nähe des Wassers zu erbauen, da die Mengen des für die Dampfkondensation erforderlichen Wassers ganz bedeutende sind. Aber auch im Hinblick auf die in Aussicht genommenen Wasserstraßen empfahl es sich, die Zentralen an das Ufer eines schiffbaren Gewässers zu verlegen, welches in Zukunft die Möglichkeit bieten wird, die Kohle aus den mährisch-schlesischen Revieren auf dem Wasserwege zu beziehen. Das Grundstück, worauf die beiden Zentralen stehen, liegt unterhalb der Linie Wien - Stadlau der priv. Österreichisch-ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft. Um den Werkplatz vor Überflutung zu schützen, mußte eine etwa 2 m hohe Anschüttung vorgenommen werden. Auf diesem Grundstück befinden sich derzeit folgende Gebäude: Die Bahnwerkszentrale, die Lichtwerkszentrale, zwei Pumpenstationen, das Werkverwaltungsgebäude, vier Wohnhäuser etc. (siehe Abb. 232). Die Gebäude der beiden Zentralen liegen mit ihren Längsseiten parallel zu der erwähnten Staatsbahnlinie. Zwischen den Gebäuden wurde ein dreigleisiger Werksbahnhof angelegt, welcher mittels einer Schleppbahn mit der Station Erdberger Lände der Staatseisenbahn-Gesellschaft verbunden ist.
Der gegen das Wasser liegende Teil des Grundstückes enthält die Anlagen zur Einbringung der Kohlen, ferner die beiden Pumpenstationen. Ein geräumiger, als Reservoir dienender Kanal R umzieht beide Betriebsgebäude. Derselbe ist dazu bestimmt, den Dampfmaschinen das nötige Kondensationswasser zuzuführen. Zwei Ablaufkanäle A leiten das verbrauchte Kondensationswasser in den Donaukanal zurück. An der Westseite des Grundstückes liegt das Verwaltungsgebäude, an der Südseite erheben sich vier Wohnhäuser für die Beamten und Arbeiter der Werke. Die beladenen Kohlenwaggons werden mittels einer Schiebebühne B auf eines der Nebengleise geschoben, welche direkt nach den Wagenaufzügen H führen. Auf der Aufzugsbühne angelangt, wird der Waggon emporgehoben, um auf einer den ganzen Kohlenschuppen Zur Entnahme des für die Dampfkondensation nötigen Wassers wurde in der Uferböschung des Donaukanales eine Wasscreinlaufkammer E angelegt (siehe Abb. 232). Die etwa 34 m große Kammer ist aus Stampfbeton hergestellt und in der Böschungsfläche mit Eisengittern abgedeckt. Die zugehörige Pumpenstation ist in einem ebenerdigen Bau P, untergebracht und besteht derzeit aus drei tiefgestellten Schachtpumpen mit je 360 l Sekundenleistung. Die Pumpen werden mittels Drehstrommotoren von je 75 PS. angetrieben. Das gehobene Wasser wird durch zwei Druckleitungen D von zirka 1 m Durchmesser in den schon erwähnten Reservoirkanal gefördert. Da das Donaukanalwasser an der Entnahmestelle verunreinigt und zur Kesselspeisung nicht geeignet war, mußte die Beschaffung des reinen, wenn auch härteren Grundwassers ermöglicht werden. Dies geschah durch den Bau einer kleinen Pumpenstation P 2 und Anlage von vier Brunnen Br. In der Station befinden sich zwei tiefgestellte Drehkolbenpumpen, deren jede durch einen Drehstrommotor angetrieben wird. Sie fördern zusammen 170 Sekundenliter. Das Brunnenwasser wird in ein in der Nähe des Kesselhauses gelegenes unterirdisches Rohwasserbassin F gedrückt, welches mit der Wasserreinigungsanlage in Verbindung steht.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 251]


ZEIT1900
THEMABeschreibung des Bahnwerks
TEXTDie drei Hauptbestandteile des Betriebsgebäudes, Kessel- und Maschinenhaus und Kohlenschuppen, sind zu einem einzigen, etwa 126 m langen und 72 m breiten Bauobjekte vereinigt. Die Fundamente reichen etwa 4 m unter das natürliche Terrain und sind aus Stampfbeton hergestellt. Auch das Kellermauerwerk besteht bis - 4 m über die Hochwasserkote aus demselben Material. Der darüberliegende Teil des Gebäudes ist in Ziegeln ausgeführt. Die Fassaden sind als Ziegelrohbau behandelt. Kessel- und Maschinenhaus sind unterkellert. Der Parterrefußboden liegt in sämtlichen Gebäuden 17 m über dem Werkplatz. Das Kesselhaus bietet Platz für 32 Dampfkessel zu je 300 qm Heizfläche und außerdem für die zugehörigen Wasserreinigungs- und Speisepumpenanlagen. Die Kessel sind in zwei Reihen aufgestellt. Zwischen beiden Kesselreihen besteht ein breiter, lichter und gut ventilierter Bedienungsgang. Der Bautypus für das Kesselhaus ist dreischiffig. Die beiden Seitenschiffe sind für die Unterbringung der Kessel, das erhöhte Mittelschiff für den Bedienungsgang bestimmt. Die beiden Schmalseiten des Kesselhauses sind den Wasserreinigungs- und Speisepumpenanlagen zugewiesen. Derzeit ist nur der nördliche Teil ausgeführt, welcher 20 Dampfkessel enthält. Unter dem Mittelschiff des Kesselhauses befindet sich der etwa 8 m breite Aschengang. Denselben überspannt eine Hennebique-Konstruktion für 1500 kg/m 2 Nutzlast. Unter den beiden Kesselreihen liegen die geräumigen Rauchkanäle. Der hinter den Kesseln liegende unterkellerte Raum dient zur Aufnahme der Economiser(Vorwärmer). Die Rauchkanäle münden in die außerhalb des Kesselhauses stehenden Schornsteine. Das Kesselhaus besteht nur aus Eisenkonstruktion. Die erhöhte verglaste Dachkonstruktion des Mittelschiffes wird von eisernen Gitterständern getragen. Die beiden Seitenschiffe des Kesselhauses erhielten Decken aus leichtem Bimssteinbeton von 5 cm Stärke mit Eiseneinlagen, welche zwischen den Sparren verhängt wurden. Der Bimssteinbeton wurde mit einem Holzzementdach abgedeckt. Jeder der Schornsteine ruht auf einer Stufenpyramide von etwa 4 m
Höhe aus Beton. Dieselbe mißt 15 m im Quadrat. Die Mündung der 65 m hohen Schornsteine mißt 3,8 m im Durchmesser. Anstoßend an das Kesselhaus liegt der Kohlenschuppen. Dieser dient zur Aufnahme eines sechswöchentlichen Kohlenvorrates von rund 4000 t Kohle. Die in dem Schuppen errichtete Hochbahn liegt 6 m über dem Fußboden und ist für 25 t schwere Kohlenwaggons konstruiert. Das Maschinenhaus besitzt eine Länge von 124 m und eine Breite von 26 m im Lichten. In der Mitte erhebt sich ein zweistöckiger Vorbau, welcher zur Aufnahme der Kabel, Akkumulatoren, Transformatoren, der Schalt- und Meßapparate, der Ölreinigung sowie der Diensträume u. dgl. dient. Die Höhe des Maschinenhauses beträgt vom Parterrefußboden bis zur Hauptgesimsoberkante 14 m, bis zum Dachfirst 21,6 m. Das Untergeschoß ist 3 - 6 m hoch. Die Decke desselben besteht aus Betongewölben zwischen Doppel-T-Trägern. Die Dachkonstruktion ist in Eisen ausgeführt, die Binder ruhen in Abständen von 5,90 m auf Granitsteinen. Die Eindeckung erfolgte mit Strangfalzziegeln. Das Maschinenhaus ist mit einem Laufkran von 40 t Tragfähigkeit ausgerüstet.
Beim Bau der Kesselanlage wurde von dem Grundsatz ausgegangen, daß für jeden 3000 PS-Maschinensatz vier Dampfkessel zu je 300 qm Heizfläche vorhanden sein müssen. Die Kessel wurden in Doppelreihen angeordnet. Je zwei Kessel einer Reihe bilden eine Gruppe, welche von der benachbarten durch einen Gang getrennt ist. Die Kessel sind einheitlich nach dem System Babcock & Wilcox ausgeführt und mit einer künstlichen Wasserzirkulation, Patent Dubiau, versehen. Die zur Feuerung benötigte Kohle wird in Karren von 500 kg Fassungsraum vor den Kessel gebracht und aus den Karren direkt verfeuert. Vier Worthington-Compound-Speisepumpen zu je 30 cbm Stundenleistung besorgen die Speisung der Dampfkessel. Die fünf derzeit im Bahnwerk stehenden Dampfmaschinen wurden von der Ersten Brünner Maschinenfabrik ausgeführt und leisten bei 12 Atmosphären Eingangsdruck und 90 Umdrehungen normal je 3400, maximal 4200 PS. Es sind vierzylinderige Maschinen, wovon je zwei Zylinder in Tandemordnung zu beiden Seiten des Schwungrades auf die Welle arbeiten. Zwischen den Kurbeln der Dampfmaschine sind die Drehstromgeneratoren eingebaut. Die Normalleistung einer
solchen Maschine beträgt 2000 Kilowatt. Die Drehstromgeneratoren liefern dreiphasigen Wechselstrom von 5500 Volt Spannung und 48 Perioden. Für den Betrieb der Pumpenanlagen, Hebewerke, Krane u. dgl. wurde im Untergeschoß des Maschinenvorbaues eine Transformatorenanlage geschaffen, welche den Primärstrom von 5500 Volt auf 300 Volt herabsetzt.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 253]


ZEIT1900
THEMABeschreibung des Lichtwerks
TEXTMaschinen-, Kesselhaus und Kohlenschuppen des Lichtwerkes sind hinsichtlich der Konstruktion, der Breiten- und Höhenverhältnisse völlig gleich mit dem Bahnwerk ausgeführt. Dieses ist vorläufig nur zur Hälfte ausgebaut. Derzeit sind im Lichtwerk drei Dampfdynamos von gleicher Größe und Leistung wie im Bahnwerk aufgestellt. Zwölf Kessel derselben Bauart wie im Bahnwerk liefern den nötigen Dampf. Die Anlage der Drehstromgeneratoren, der Erreger, der Transformatoren, Schalt- und Meßapparate, Kabelanschlüsse u. s. w. gleicht bis auf einzelne Details den entsprechenden Objekten des Bahnwerkes. Auch sind Bahn- und Lichtwerk durch Hochspannungskabel miteinander verbunden, so daß die Maschinen beider Werke parallel geschaltet werden können.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 255]


ZEIT1900
THEMABeschreibung der Unterstationen
TEXTDie Unterstationen dienen sowohl zur Umwandlung des hochgespannten Drehstromes in Gleichstrom wie auch zur Aufspeicherung des letzteren. Um diesen beiden Zwecken zu genügen, besteht jede Unterstation aus einer Maschinen- und einer Akkumulatorenanlage, welche in besonderen, jedoch aneinanderstoßenden Gebäuden untergebracht sind.
Bisher wurden fünf Unterstationen errichtet, welche die Namen der Bezirke, in welchen sie liegen, tragen. Den Zentralen zunächst liegt die Unterstation "Landstraße", hauptsächlich für den Verkehr nach dem Zentralfriedhofe erbaut. Die größte Unterstation liegt im Bezirke "Mariahilf" (Rahlgasse); sie versorgt den größten Teil des Straßenbahnnetzes, die südliche Hälfte der Innern Stadt und die südwestlichen Vorstadtbezirke. Die nördliche Hälfte der innern Stadt und die alten nordwestlichen Bezirke erhalten Strom von der Unterstation "Leopoldstadt" (Augartenstraße). Endlich bestehen zur Versorgung der Außenbezirke noch die Unterstationen "Rudolfsheim" und "Währing". Diese Unterstationen sind, soweit es die Betriebsverhältnisse und die Größe und Figur der Baustellen gestatteten, nach einheitlicher Type gebaut. Die Lichtweite der Maschinenhäuser beträgt 17 - 2m, die Höhe 10 m (bis Dachfirst 15 m). Ein Laufkran von 12 t Tragfähigkeit bestreicht die ganze Halle. Die Akkumulatorenhäuser besitzen drei bis sechs Geschosse von durchschnittlich 3,6 m Höhe. Die Deckenkonstruktionen bestehen aus Ziegelgewölben zwischen Doppel-T-Trägern. Sie wurden für Nutzlasten von 600 bis 1250 kg pro Quadratmeter ausgeführt.
Die Maschinenanlage einer Unterstation umfaßt 4 bis 12 Motordynamos von etwa 550 Kilowatt Normalleistung. Die Drehstrommaschinen sind nach demselben Prinzip gebaut wie jene der Zentralen. Die Maschinen sämtlicher Unterstationen leisten zusammen 16.000 Kilowatt. Es ist somit dieselbe Leistung in den Maschinen der Unterstationen verkörpert wie in den Maschinen der beiden Zentralen.
Zur Aufspeicherung des in den Unterstationen erzeugten Gleichstromes und zur Ausgleichung der Stöße, die namentlich der Straßenbahnbetrieb verursacht, dienen Akkumulatorenbatterien, welche in den vorbeschriebenen Akkumulatorenhäusern untergebracht sind. In jeder Unterstation befindet sich eine Batterie für den Bahnbetrieb (Pufferbatterie) und eine Batterie für Beleuchtung und Kraftübertragung; nur in der Unterstation "Mariahilf", von welcher aus die sogenannten "Unterleitungsstrecken" der Straßenbahnen versorgt werden, besteht noch eine besondere Batterie für diese Unterleitungsstrecken. Die größte von allen Batterien ist die "Lichtbatterie" der Unterstation "Mariahilf", welche imstande ist, 8000 Glühlampen zu 16 Kerzen durch mehr als drei Stunden selbständig zu speisen. Sämtliche Batterien sind nach System "Tudor" ausgeführt. Sie bestehen aus je 274 bis 276 Elementen und besitzen eine Gesamtleistungsfähigkeit von 3800 Kilowatt.
Bei Anlage der Schalträume und deren Einrichtung wurde von denselben Grundsätzen ausgegangen wie in den Zentralen. Hinreichende Raumentwicklung wegen persönlicher Sicherheit, Vermeidung jedes brennbaren Materiales, Disponierung aller Hochspannung führenden Teile in unzugänglicher Höhe oder in Verkastelung beziehungsweise Abschrankung, Ausschluß der Hochspannung von allen Meßinstrumenten, insbesondere von jenen der vorderen Schaltwand.
Auf der Baustelle der Unterstation "Mariahilf", und zwar in der Front der Rahlgasse erhebt sich das achtgeschossige Verwaltungsgebäude, welches die Zentralstelle der technischen, kommerziellen und administrativen Tätigkeit beherbergt.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 255]


ZEIT1900
THEMABeschreibung des Kabelnetzes
TEXTDas Kabelnetz gliedert sich hinsichtlich der Zwecke, die es zu erfüllen hat, in ein Fernleitungs- oder Hochspannungsnetz, in die Bahnspeiseleitungen und in das Lichtnetz. Das Fernleitungs- oder Hochspannungsnetz hat vornehmlich den Zweck, die beiden Zentralen mit den fünf Unterstationen zu verbinden und letzteren den hochgespannten Strom zuzuführen.
Die Hochspannungsleitungen wurden als dreifach verseilte, eisenbandbewehrte Drehstromkabel von 100 bis 150 mm2 für 5500 Volt Spannung ausgeführt. Diese Kabel wurden einer Spannungsprobe von 10.000 Volt Wechselstrom unterworfen. Die Kabel wurden nebeneinander in trockenen Sand gelegt und mit gut gebrannten Gesimsziegeln abgedeckt. Ein stehender
Ziegel wurde als Trennungswand gegen die Telephonleitung verwendet.
Die Bahnspeiseleitungen bilden fünf selbständige Gruppen mit je einer Unterstation als Mittelpunkt. Sie haben die Bestimmung, den in der Unterstation erzeugten Gleichstrom von etwa 550 Volt nach den Speisepunkten des Straßenbahnnetzes zu führen. Je nach der Größe und Bedeutung der Unterstationen laufen von dieser 10 bis 20 solcher Speiseleitungen aus. Im ganzen bestehen für das gesamte Straßenbahnnetz etwa 70 Speiseleitungen. Um die Gefahr des Entstehens vagabundierender Ströme, welche eine zerstörende Wirkung auf Gas-, Wasserleitungsrohre etc. ausüben, hintanzuhalten, wurde fast zu jeder Speiseleitung eine Rückleitung zugelegt und letztere an die Fahrschienen angeschlossen. Auf diese Weise wird nur ein kurzes Stück Straßenbahngleise zur Rückleitung des Stromes benützt, so daß sich nirgends nennenswerte Strommengen in die Erde verlieren können.
Bei Anlage des Lichtnetzes mußte man sich mit dem Gedanken vertraut machen, bei großer weitverzweigter Entwicklung des Netzes recht dünnen Absatz zu finden. Dem kam das gewählte Stromverteilungssystem sehr zu statten. Die höhere Spannung von 2 X 220 Volt Gleichstrom zwischen den Außenleitern des Dreileitersystems ermöglichte es, in den meisten
Straßen mit dünnen Verteilleitungen auszukommen, welche leicht und rasch gelegt werden konnten, so daß die Entwicklung des Lichtkabelnetzes im Verlaufe von nur wenigen Monaten recht ansehnliche Fortschritte aufweisen konnte. Die Dreileiterstränge bestehen aus zwei gut isolierten Außenleitern und einem geerdeten blanken Mittelleiter. An den Kreuzungspunkten der Straßen sind gußeiserne Verteilungskästen versenkt montiert, welche die Verbindung der einzelnen Straßenleitungen herstellen und auch die zum Schutze der Kabel nötigen Sicherungen
erhalten. Die Mittelleiter werden nicht in die Kästen eingeführt, sondern an die Außenwände derselben angeschraubt, um eine gute Erdung zu erhalten.
Wie schon erwähnt wurde, sind die Unterstationen so verteilt worden, daß jede derselben einen Kreis von rund 2-5 km Halbmesser mit Gleichstrom versorgt. Für die außer diesen Kreisen liegenden Teile des Stadtgebietes wurde Drehstrom als Gebrauchsstrom ins Auge gefaßt, welcher mit einer Spannung von 220 Volt abgegeben wird. Von einer der Hochspannungs-Hauptleitungen abzweigenden führen mehrere schwächere Hochspannungsleitungen (mit 5000 Volt) nach einzelnen wichtigen Punkten des betreffenden Drehstrombezirkes. Die Verzweigungen dieses Hochspannungsstromes erfolgen in besonderen Schalthäuschen. Zur Umwandlung des Hochspannungsstromes in den Gebrauchsstrom von 220 Volt wurden an einzelnen Punkten eiserne Transformatorensäulen errichtet, deren jede zwei übereinanderstehende
Transformatoren von 21 oder 28 Kilowatt enthält. Die Schalt- und Sicherungsapparate sind an marmornen Tafeln angebracht. Von den Sekundärklemmen der Transformatoren geht das Sekundärnetz aus. Vom Sekundärnetz erfolgen die Abzweigungen zu den Abnehmern mittels besonderer Anschlußmuffen. Einzelne Großabnehmer erhalten direkte Anschlüsse aus dem Hochspannungsnetz, damit das Sekundärnetz nicht zu stark belastet wird. Das Hochspannungsnetz gestattet die Versorgung sehr entfernter Gebietsteile auch über die Gemeindegrenzen hinaus. Für die Innere Stadt wurde im Jahre 1903 ebenfalls ein Drehstromnetz hergestellt, welches das Gleichstromnetz derart ergänzen soll, daß jenen Abnehmern, welche schon Beleuchtungseinrichtungen für 110 Volt besitzen, Strom von derselben Spannung geliefert wird, um die Umänderung ihrer Installationen zu ersparen. Zu diesem Zwecke wurden zwei Haupttransformationsstationen errichtet, in welchen der Hochspannungsstrom von 5000 auf 2000 Volt herabgesetzt wird. Mit dieser Spannung tritt der
Sekundärstrom in ein Verteilnetz ein, welches die Straßen der Innern Stadt durchzieht. Die weitere Umwandlung in den tertiären Gebrauchsstrom von 110 Volt erfolgt in den Häusern der Abnehmer durch Einzeltransformatoren.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 256]