Zeit |
Ereignis |
08.02.1887 |
Der Bremer Senat sieht sich gezwungen, die Frage der elektrischen Beleuchtung für die Stadt näher zu untersuchen. Geklärt werden soll auch, ob eine solche Anlage auf städtische oder private Rechnung betrieben werden soll. |
09.03.1887 |
Die Bürgerschaft nimmt den Vorschlag des Senats an, eine Deputation, bestehend aus sechs Herren, zur Klärung der Frage der Einführung elektrischer Beleuchtung einzusetzen. |
17.03.1887 |
Die neu gewählte Kommission tritt erstmals zusammen, um erste Schritte zur Erstellung eines Elektrizitätswerks zu beraten. Die Kommission sieht ihre Aufgabe darin, geeignete Konzessionsnehmer zu in der Privatindustrie finden, die andererseits in der Lage sind, den technischen Anforderungen gerecht zu werden. |
Sommer 1887 |
Prüfung der eingegangenen Vorschläge zum Bau eines Elektrizitätswerks. - Unter anderem wurden "Siemens & Halske", "Schuckert", die "Deutsche Edison-Gesellschaft" und Ingenieur Pellenz zur Abgabe von Angeboten aufgefordert. |
26.11.1887 |
Ein Bericht der Kommission liegt vor. Er kommt zu dem Schluß, daß nur "Siemens & Halske" und "Schuckert & Co." als Konzessionsnehmer in Frage kämen. |
Anfang 1888 |
Der Bericht der Kommission geht der Bürgerschaft zu. Er enthält einen Vertragsentwurf für "Siemens & Halske". Da diese Firma noch nicht das gesamte Gebiet der Starkstromtechnik abdeckt, kommt es zu einer Zusammenarbeit mit der Allgemeinen Elektricitätsgesellschaft. Der Senat beschließt im Frühjahr dem Vertragsentwurf beizutreten. |
11.04.1888 |
Das Bürgerschaftsmitglied Dr. Wilkens, das sich eingehend mit den Fragen der Elektrizitätsversorgung beschäftigt hatte, erhebt gegen die Vorschläge der Kommission Widerspruch. Wegen der Gefahr, daß das Elektrizitätswerk eine Konkurrenz für das Gaswerk sein könne, empfiehlt er, das Elektrizitätswerk als Regierbetrieb durch die Stadt zu führen. Daraufhin wird die Kommission erneut eingesetzt. |
Anfang 1889 |
Die Kommission empfiehlt, mit Unterstützung eines Sachverständigen einen städtischen Elektriziätsbetrieb in Bremen aufzubauen. Der Bericht wird Anfang 1889 der Bürgerschaft vorgelegt und auf Empfehlung von Dr. Wilkens angenommen. Man beschließt, Prof. Kittler der Technischen Hochschule Darmstadt als Gutachter heranzuziehen, und bald danach werden 50.000 Mark für die Vorarbeiten bewilligt. |
1889 |
Prof. Kittler, unterstützt von den Herren Neukirch und Salzenberg, geht daran, eine neue, präzisierte Ausschreibung des ganzen Elektrizitätswerks für Bremen anzufertigen. Sie umfaßt 51 Paragraphen auf 15 Druckseiten und weitere Anlagen. Es werden 21,8 km Kabelleitungen für 24.000 Lampen und Maschinen für 8.000 gleichzeitig brennende 16kerzige Lampen vorgesehen. Diese Ausschreibung wird außer den "Deutschen Elektrizitätswrken" in Aachen wieder "Siemens & Halske" sowie "Schuckert & Co." zur Stellungnahme zur Verfügung gestellt. Die Angebote werden ebenfalls einer außerordentlich sorgfältigen Durchsicht unterzogen, un das Endergebnis wird auf 43 Druckseiten niedergelegt. |
11.1890 |
Die Deputation beantragt anhand der Ausschreibung von 1889, mit "Siemens & Halske" einen Lieferungsvertrag für das Elektrizitätswerk Bremen abzuschließen. Zu diesem Zeitpunkt reicht plötzlich die Firma "Helios" ein ausführliches Wechselstrom-Angebot ein mit der Behauptung, daß sie in der Lage sei, die gesamten Anlagen um 500.000 Mark billiger zu erstellen. Nach neuerlichen Untersuchungen von Prof. Kittler zeigt sich, daß das Angebot von "Helios" unter Berücksichtigung aller Umstände um 128.000 Mark teurer sei als das Projekt von "Siemens & Halske". Man entscheidet sich für letztere Firma und ihr Angebot einer Gleichstromversorgung mit Akkumulatorenbetrieb. |
Frühj. 1892 |
Bestellung des Elektrizitätswerks |
Frühjahr 1892 |
Von der Bürgerschaft werden die "Vorschriften für die Errichtung elektrischer Anlagen, die an das Leitungsnetz des Städtischen Elektrizitätswerkes Bremen angeschlossen werden sollen" genehmit. Weiterhin geht das "Gesetz betreffend die Versorgung von Privatanlagen mit elektrischem Strom durch das Städtische Elektrizitätswrk" den verantwortlichen Instanzen zu. Es wird beschlossen, die esten 12.000 Lampenunentgeltlich anzuschließen, sofern sie bis zum 01. Oktober 1893 installiert seien und nicht mehr als 10 Mark pro Lampe verursachen. Für die Beleuchtung wird ein Preis von 6 Pfg. je Amperestunde festgelegt, was bei 110 Volt Verteilungsspannung 82 Pf/kWh bedeutet. Für chemische und motorische Zwecke soll ein Rabatt von 50 Prozent gegeben werden. Bei größeren Konsumenten ist die Deputation bereit, Rabatte zu gewähren. |
26.01.1892 |
Die Deputation stellt den Antrag, einen Vertrag mit "Siemens & Halske" abzuschließen und ein Werk in der Schlachthofstraße zu bauen, nachdem sich andere in Aussicht genommene Plätze als weniger zweckmmäßig erwiesen haben. Die Gesamtkosten der anlage wird auf 1.900.000 Mark beantragt. Kurze Zeit darauf genehmigt der Senat den Bericht und die Errichtung eines Elektrizitätswerks auf der Grundlage des Dampfmaschinenantriebes unter Verwendung von Gleichstrom als Verteilungssystem. |
24.02.1892 |
Endgültige Zustimmung der Bürgerschaft zum Bau des Elektrizitätswerks. Direktor Salzenberg konnte sich mit seinem Vorschlag, durch die Aufstellung von Gasmotoren dem Gaswerk einen Gewinnanteil zu sichern, nicht durchsetzen. |
Juli 1892 |
Baubeginn des Elektrizitätswerks |
Herbst 1892 |
Die Verhandlungen mit "Siemens & Halske" zum Bau des Elektrizitätswerks ziehen sich bis zum Herbst hin, während die Deputation bemüht ist, die weiteren Grundlagen für die künftige Stromversorgung zu schaffen. Auf Empfehlung von Prof. Kittler war bereits ein Vertrag zwischen der Deputation und einem früheren Assistenten Kittlers, dem Ingenieur Jordan, zustande gekommen, nachdem dieser für die Bauaufsicht und die spätere Leitung des Werkes unter Direktor Salzenberg eingestellt wurde. |
10.1892 |
Der Vertrag mit "Siemens & Halske" wird unterzeichnet, nachdem bereits einige Monate zuvor mit der Stadtverwaltung eine Einigung über den Ankauf der notwendigen Grundstücke zustande gekommen war. Siemens nimmt die Bauarbeiten unverzüglich in Angriff. |
Sept. 1893 |
Fertigstellung des Elektrizitätswerks |
01.10.1893 |
Das Elektrizitätswerk nimmt den Betrieb auf |
01.10.1893 |
Es gelingt "Siemens & Halske", das Elektrizitätswerk termingemäß fertigzustellen und den Betrieb aufzunehmen. Die veranschlagten Kosten von 1.900.000 Mark werden allerdings durch verschiedene Umstände etwas überschritten; man sah sich gezwungen, eine Nachbewilligung zu beantragen, so daß die Gesamt-Ausgabe 2.135.000 Mark beträgt. |
24.11.1893 |
Die Deputation lädt den Senat zu einer Besichtigung des Elektrizitätswerks ein. Man ist allgemein zufrieden, das Werk arbeitet einwandfrei. |
10.01.1894 |
Auf einer Versammlung, der zahlreiche Geschäftsleute beiwohnen, wird eine Resolution angenommen, in der ein Vorschlag für eine Art Grundgebührentarif gemacht wird. |
03.1894 |
Ende der Abnahmeversuche am neuen Elektrizitätswerk. Sie zeigen gute Ergebnisse, lediglich die Dampfmaschinen weisen einen Mehrverbrauch von 4 Prozent auf, der eigentlich eine Konventionalstrafe von 1.500 Mark zur Folge gehabt hätte. Da aber der Gesamtwirkungsgrad der Anlage günstiger ist als im Voranschlag ausgewiesen, verzichtet der Senat auf diesen Abzug. |
30.05.1894 |
Die Deputation genehmigt aufgrund des Drängens der Abnehmer eine Strompreisermäßigung af 8 Pfg. je Amperestunde (= 73 Pfg/kWh). |
05.06.1894 |
Die Deputation stellt den Antrag, den auf dem Grundstück des Elektrizitätswerkes wohnenden Beamten den Strom mit einem Rabatt von 50 Prozent und Pem preis auf 9 Pfg bzw. 40 Prozent auf den neuen Preis von 8 Pfg/Ah zu verkaufen. Als Begründung wird angeführt, daß die Beamten des Gaswerkes bereits eine Begünstigung hätten. Der Antrag wird in der Bürgerschaft beraten und abgelehnt. Der Senat ist in dieser Frage großzügiger und versucht zu vermitteln. Dennoch kommt kein Rabatt auf den Strompreis zustande. |
1900 |
Der Bremer Senat übernimmt die Kraftzentrale der "Bremer Pferdebahn" (diente seit der Gewerbeausstellung 1890 als Licht- und Kraftstation) |
1902 |
Bei einer allgemeinen Umstellung auf Kilowattstunden-Abrechnung werden der Lichtpreis auf 70 Pfg/kWh und der Kraftstrompreis auf 24 Pfg/kWh gesenkt. |
01.04.1902 |
Direktor Salzenberg geht in den Ruhestand |
1903 |
Tod von Direkor Jordan. Zu seinem Nachfolger wird Direktor Fritz Süchting bestellt. |
1903 |
Aufstellung der ersten Dampfturbine, Hersteller: BBC, gekuppelt mit zwei Gleichstromgeneratoren mit einer Gesamtleistung von 500 kW |
1912 |
Fritz Süchting erhält einen Ruf als Professor an die Bergakademie in Clausthal. Werner Matthias wird sein Nachfolger als Direktor |
1915 |
Aufstellung von zwei Dieselmotoren (Leistung je 3000 PS) für Teerölbetrieb - die größten Ölmaschinen auf dem Kontinent. |