August Borsig


Zum Vergrößern Bild anklicken


August Borsig: August Borsig, Lokomotivfabrik: Werk Tegel August Borsig: Anzeige für Kältemaschinen und Dampfanlagen (1927)


Allgemeines

FirmennameAugust Borsig
OrtssitzBerlin
OrtsteilMoabit
StraßeChausseestr. 1
Postleitzahl10115
Art des UnternehmensLokomotiv- und Maschinenfabrik
AnmerkungenGegr. 1837 in der Chausseestraße, unter Albert Borsig (ab 1858): Werk in Moabit und Schließung der Lokomotivfabrik vor dem Oranienburger Tor. Besitzer (um 1892): A. Borsig's Erben und zu dieser Zeit in der Kirchstr. 6 (Moabit). Ab 1898 in Tegel. Um 1925: "A. Borsig GmbH". Lokomotivbau 1931 von der AEG übernommen; bis dahin knapp 14.000 Lokomotiven gebaut. Seit Dez. 1935: "Rheinmetall-Borsig" und Löschung von "A. Borsig". Seit 1933: "A. Borsig Maschinenbau A.-G."; um 1943: "A. Borsig Maschinenfabrik". Hatte um 1885 eine von Ph. O. Oechelhäuser erbaute Privat-Gasanstalt von etwa 1000 Flammen.
Quellenangaben[Eisenbahnwesen der Gegw (1911) II, 134] [Metzeltin: Lokomotive (1971) 28] [Adrb El.-Branche (1892) 26] [Handb. Dt. Akt.-Ges. (1943)] [Kutschik: Lokomotvfabr Borsig (1985)]
HinweiseFirmenschrift "Stehende schnellaufende Kapseldampfmaschinen" (1924/25), 138 Bl., mit Referenzen, im Stadtarchiv Leuna, Signatur (neu) SCI S3, Nr. 0835, Signatur (alt): SCI 5001 [http://www.chemie-merseburg.de]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
07.10.1836 Genehmigung durch das Königliche Polizeipräsidium für den Bau eines Hüttengebäudes auf dem von August Borsig erworbenen Grund an der Chausseestraße am Oranienburger Tor
1837 J. F. L. Wöhlert folgt Borsig in seine neugegründete Fabrik [vmtl. gleich ab Gründung]
22.07.1837 Gründung der "A. Borsig'schen Eisengießerei- und Maschinenbau-Anstalt". Das Gründungsdatum wird auf den 22. Juli 1837 festgelegt – dem Tag, an dem der erste Guß (gußeiserne Schienenstühle für den Bau der Eisenbahn Berlin - Potsdam) gelingt. (Andere Quellen nennen für die Gründung den Juni 1837). - In der Anfangszeit baut Borsig Dampfmaschinen für den eigenen Bedarf und Maschinen für andere Unternehmen, daneben Kunst- und Bauguß-Teile
1838 Die erste Dampfmaschine wird hergestellt.
1839 Gruson beginnt nach Abschluß der Gewerbe- und Handelsschule (1839), nach Ableistung eines einjährigen Militärdienstes und dem Besuch der Universität in Berlin für 5 Jahre in der Maschinenfabrik von Wilhelm Borsig, der mit seinem Vater befreundet ist und lernt so den Maschinenbau kennen. Neben dem eigentlichen Maschinenbau befaßt er sich auch mit Fragen des Gießereiwesens, besonders des Eisengusses. Mit dem "Lokomotivkönig" verbindet ihn ein persönliches Verhältnis, das auf die zwischen diesem und seinem Vater Louis Abraham Gruson bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zurückgeht. Gruson verkehrt in der Villa von Borsig und empfängt dort manche Anregung. So entsteht auch seine Leidenschaft für die tropische und subtropische Botanik. - Am Ende seiner Tätigkeit in der Maschinenfabrik stellt ihm Borsig ein glänzendes Zeugnis aus, in dem er Gruson sehr gute theoretische Kenntnisse und praktisches Können bescheinigt und als eine besondere Leistung die eigenverantwortliche Montage einer Lokomotive anführt.
1840 Die erste Lokomotive wird in den am Oranienburger Tor befindlichen Werkstätten hergestellt.
1840 August Wöhler beginnt bei Borsig als Zeichner (Tätigkeit bis 1843)
1840 Hermann Franck beginnt bei Borsig als Maschinenbau-Eleve (bis 1843), wo er die ersten Borsig'schen Lokomotiven entstehen sieht.
24.07.1841 Erste Fahrt der Borsig-Lokomotive; sie wird am 24.08. an die Berlin-Anhaltische Bahn geliefert
24.07.1841 Die erste deutsche Lokomotive, die in der Borsigschen Maschinenbauanstalt hergestellt und auf den Namen "Borsig" getauft worden war, gewinnt eine Wettfahrt mit einer englischen Stephenson-Lokomotive auf der Strecke Berlin - Jüterbog.
1842 Fertigstellung von acht Dampflokomotiven nach amerikanischen Vorbildern für die preußischen Bahnen
1843 In diesem Jahr werden 10 Dampflokomotiven für die preußischen Bahnen fertiggestellt
1844 Auf der allgemeinen Ausstellung deutscher Gewerbeerzeugnisse wird die von Borsig erbaute Lokomotive "Beuth" (seine 24. Lokomotive) ganz besonders bewundert.
1845-1847 Zweijähriges Praktikum von Louis Schwartzkopff bei Borsig, er wird dann Maschinenmeister der Magdeburg-Wittenberger Eisenbahn
1846 Bis 1846 wurden bereits 90 Lokomotiven gebaut
1847 Baubeginn eines bedeutenden Eisenwerks in Moabit
26.09.1847 Die 100. Lokomotive wird in der Maschinenbau-Anstalt und Eisengießerei August Borsig fertiggestellt.
1849 Inbetriebnahme des Eisenwerks in Moabit
1849 Das "Eisenwerk der Preußischen Seehandlung" wird dazu erworben.
1850 Borsig kauft eine der Kgl. Seehandlung gehörende Maschinenfabrik in Berlin und gliedert sie seinem Eisenwerk an.
1853-1854 Borsig kann 1853 und 1854 zum ersten Mal Lokomotiven ins Ausland liefern.
1854 Von den 69 Lokomotiven, die 1854 von den preußischen Eisenbahnen beschafft werden, baut Borsig allein 67
1854 Borsig erwirbt eigene Kohlengruben in Oberschlesien und errichtet dort Hochofenanlagen
1. Hälfte 1854 Fertigstellung der 500. Lokomotive in der ersten Jahreshälfte.
Frühjahr 1854 Borsig kauft vom Grafen Ballestrem in Oberschlesien einen drei Felder unfassenden Grubenkomplex
25.03.1854 Die 500. Lokomotive wird in der Maschinenbauanstalt August Borsig fertiggestellt und zum Berlin-Hamburger Bahnhof transportiert.
06.07.1854 Tod von August Borsig durch einen Schlaganfall. Sein Sohn Albert übernimmt die Leitung der Firma
1858 Leitung durch Albert Borsig nach dem Tod August Borsigs
21.08.1858 Mit einer Feier begeht die Firma Borsig auf dem Hof des Fabrikgeländes an der Chausseestraße die Fertigstellung der 1 000. Lokomotive. Sie wurde im Auftrag der Köln-Mindener Eisenbahn gebaut und auf den Namen "Borussia" getauft.
1862 Inbetriebnahme der Steinkohlengrube Hedwigswunsch bei Biskupitz
1862-1863 Bau der Neuen Halleschen Zuckerraffinierie in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs in feuerfester Stahlkonstruktion. Sie ist weltweit die größte Zuckerraffinerie und ist wegweisend für den Bau moderner Zuckerraffinieren. Bau und Einrichtung mit Dampfmaschinen, Dampfkesseln, der Siedeeinrichtung, dem Filterturm und den Feinzuckermühlen werden von A. Borsig in Berlin ausgeführt.
1862 Emil Rathenau findet eine Anstellung als Zeichner im Konstruktionsbüro der Firma Borsig. Die Stelle ist schlecht bezahlt und entspricht nicht seiner Ausbildung. - Er geht mit einem Empfehlungsschreiben Borsigs nach England, um dort für zwei Jahre seine Fachkenntnisse zu vertiefen.
1865 2 Hochöfen in Betrieb [vmtl. in Biskupitz]
01.08.1865 Carl von Linde beginnt als Ingenieur bei Borsig in Berlin
1868 Inbetriebnahme des Puddel-, Hammer- und Walzwerks [vmtl. in Biskupitz]
1872 Das Stahlwerk und die Stahlformgießerei in Borsigwerk (OS) gehen in Betrieb
1873 Die 3000. Lokomotive wird fertiggestellt; unter diesen Maschinen waren 600 an das Ausland verkauft, und zwar an Holland, Dänemark, Österreich, Italien, Rußland und Schweden.
1878 Bis 1878: 4190 Lokomotiven abgeliefert
10.04.1878 Tod von Albert Borsig. Bis zur Großjährigkeit seiner Söhne führt ein Nachlaßkuratorium die Leitung der Werke weiter.
1879 Die Firma befaßt sich mit dem Bau von Wasserrohrkesseln
1879 Die Firma übernimmt Patente von Heine-Wasserrohrkesseln
1886 Auflösung der Lokomotivfabrik am Oranienburger Tor
23.04.1894 Beginn der Leitung durch die Brüder Arnold, Ernst und Conrad Borsig. Seit dem Tod Albert Borsigs übernahm ein Nachlaß-Kuratorium unter der Leitung des Justizrates Riem die Führung der Geschäfte
23.04.1894 Arnold Borsig tritt an die Spitze der Borsigwerker Verwaltung und beginnt dort mit großer Energie und Umsicht eine durchgreifende Verbesserung und Erweiterung zunächst der Grubenbetriebe und teilweise von Neuanlagen in den Hüttenwerken
Frühjahr 1896 Baubeginn des Tegeler Werks im Frühjahr
01.04.1897 Arnold Borsig kommt bei einer Gasexplosion in der Hedwigswunschgrube zusammen mit fünf Beamten ums Leben
1898 Vollendung der Fabrikanlage in Tegel
1898 Lieferung von 4 Dampfmaschinen durch A. Borsig
Herbst 1898 Das Tegeler Werk kommt im Herbst voll in Betrieb
1899 Ein komplettes »Elektrisches Gehöft« wird auf der Wanderausstellung der DLG vorgeführt. Dazu gehören auch Elektropflüge von den Firmen Borsig und Förster (Berlin)
08.10.1899 Besichtigung des neuen Werks in Tegel durch den Verein Deutscher Maschineningenieure
1902 Fertigstellung der 5000. Lokomotive
1902 Die Firma beteiligt sich am Bau von Großgasmaschinen (Zweitaktmaschinen nach den Patenten von W. v. Oechelhäuser)
1903 Lieferung einer Dampfmaschine durch A. Borsig
1905 Bis Ende 1905 wurden über 20.000 Dampfkessel geliefert
1905 Bis Ende 1905 wurden 5230 Dampfmaschinen geliefert
1906 Fertigstellung der 6000. Lokomotive
1909 Fertigstellung der 7000. Lokomotive
21.06.1909 Die 7000. von der Firma Borsig gebaute Lokomotive wird in Berlin-Tegel im Rahmen einer feierlichen Zeremonie französischen Staatsvertretern übergeben.
1910 Fertigstellung der 8000. Lokomotive
1910 Im deutschen Bergbau sind um 1910 4 dampfbetriebene (1 Verbund und 3 einfachwirkende) und 5 elektrisch betriebene Luftkompressoren (Gesamtleistung: 808 bzw. 381 PS) in Betrieb.
bis Mitte 1914 Bis zum Ausbruch des Ersen Weltkrieges waren 9000 Lokomotiven hergestellt.
1. Weltkrieg Während des Ersten Weltkrieges ist das Werk in der Hauptsache mit Lieferungen für Heer und Marine beschäftigt: alle Arten von Geschossen, von 7.8- bis 42-cm-Granaten, werden hergestellt. Daneben Torpedoausstoßrohre, Unterseebootsruder, Schiffssteven usw.
12.10.1918 Die Borsigschen Maschinenfabriken liefern die 10000. Lokomotive (eine preußische G12) an die Heeresverwaltung ab.
1919 Nach dem Ersten Weltkriege nimmt die als G. m. b. H. neugegründete Firma ihre Fabrikation im allgemeinen Maschinenbau, neben dem Lokomotivbau, in vollem Umfange wieder auf: Dampfmaschinen und Kompressoren, Eis- und Kältemaschinen, Pumpen und Kessel werden nach allen Erdteilen wieder versandt.
1920 Kurt Pierson beginnt seine Ausbildung bei A. Borsig im Lokomotivbau. - Anschließend studiert er an der Technischen Hochschule Charlottenburg.
04.03.1920 Erste Probefahrt der von A. Meister bei Borsig entworfenen fünffach gekuppelten Tenderlokomotive "Mammut" auf der Rübelandbahn. Sie vermag auf der Steigung von 60 o/oo 240 t Last zu ziehen. Ihr Erfolg ist der Anlaß zum Bau der Baureihe 95 (auch unter Meister) und der Beendigung des Zahnradbetriebs auch auf den DR-Strecken in Thüringen, am Mittelrhein und im Schwarzwald.
1922 Die 11 000. Lokomotive wird fertiggestellt.
1925 Im Siemens-Kraftwerk Berlin entsteht 1925 eines der ersten Hochdruckkraftwerke mit Dampfturbinen (90 bar, 400 øC), allerdings mit der geringen Leistung von 1000 kW.
06.04.1925 Infolge des am vergangenen Montag begonnenen Metallarbeiterstreiks in Berlin haben die Firmen "Schwartzkopff" und "Orenstein & Koppel" ihre Betriebe geschlossen; bei AEG, in der Lokomotivfabrik Hennigsdorf sowie bei Borsig wurden etwa 4000 Arbeiter entlassen.
01.10.1925 bis 31.12.1925 Indienststellung der ersten Einheits-Dampflokomotiven mit den Betriebsnummern 02 001 (2'C1'h4v) von Henschel & Sohn, Kassel im Oktober und 01 001 (2'C1'h2) von Borsig, Berlin im Dezember.
1928 Kemna übernimmt die Dampfpflug-Produktion von Borsig
22.02.1929 Ernst von Borsig überreicht der Reichsregierung im Auftrag der deutschen Lokomotivindustrie eine Denkschrift zur Lage der deutschen Eisenbahnwirtschaft, in der u.a. ein Reichsauftrag über 100 Lokomotiven gefordert wird.
1931 Vereinigung der AEG-Lokomotivfabrik mit dem Lokomotivbau der Firma Borsig unter dem Namen "Borsig-Lokomotivwerke G. m. b. H.".
1932-1933 Von der in Abwicklung befindlichen "A. Borsig G. m. b. H.", Berlin-Tegel, übernimmt die "Rheinmetall" zum Weiterbetrieb des Geschäfts dieser Firma deren Werksanlagen und Beteiligungen sowie einen Teil der Vorräte und Halbfabrikate käuflich.
1933-1934 Im Laufe des Jahres erfolgt die Kapitalvollzahlung bei der "Rheinmetall"-Tochtergesellschaft, der "A. Borsig Maschinenbau A.-G.", Berlin-Tegel, in Höhe von RM 4.500.000,00.
28.04.1933 Zur Erhaltung des Namens Borsig wird die "A. Borsig Maschinenbau A.-G.", Berlin-Tegel, mit einem Stammkapital von RM 6.000.000,00 gegründet und in diese die übernommenen Anlagen der in Abwicklung befindlichen "A. Borsig G. m. b. H." eingebracht. Das gesamte Kapital wird von der Gesellschaft übernommen. Der Kaufpreis für das Objekt beträgt Reichsmark 3.600.000,00 und ist in vier gleichen Jahresraten zu tilgen.
09.1934 Das Kapital der "A. Borsig Maschinenbau A.-G." wird um RM 2.000.000,00 auf RM 8.000.000,00 erhöht und von Rheinmetall übernommen und voll bezahlt.
18.12.1935 Laut Generalversammlungsbeschluß vom 18. Dezember 1935 Umwandlung der Gesellschaft durch Vermögensübertragung ohne Liquidation (Gesetz vom 5. Juli 1934) auf den alleinigen Gesellschafter, die Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik, Düsseldorf.
18.12.1935 Änderung der Firma aus "A. Borsig Maschinenbau A.-G." in "Rheinmetall-Borsig Aktiengesellschaft" nach Vereinigung mit der "Rheinmetall, Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik" mit Sitz in Düsseldorf zur Erhaltung des Borsig-Firmennamens
18.12.1935 Die Generalversammlung vom 18. Dezember 1935 beschließt die Übernahme des gesamten Vermögens der "A. Borsig Maschinenbau A.-G.", Berlin-Tegel, durch die "Rheinmetall-Borsig Aktiengesellschaft", Düsseldorf (später in Berlin)
30.12.1935 Die Firma ist erloschen
1950 Das Unternehmen entsteht neu
1956 Ãœbernahme durch Salzgitter AG
1956 Aufstellung einer Dampfmaschine mit einer Leistung von 880 PS und mit BBC- Generator mit 600 KVA in das Dampfkessel- und Maschinenhaus der Matth. Hohner AG, Trossingen, (gebaut 1913)
1972 Pierson veröffentlicht das Buch "Borsig - ein Name geht um die Welt"
1989 Publikation des Aufsatzes "Erinnerung an August Meister bei Borsig" im LOK-Magazin [Stuttgart] 28 (1989) Nr. 157, S. 266-278
1999 Babcock nimmt den traditionsreichen Namen "Borsig" in seine Firmierung auf




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Dampfhämmer 1844 Beginn erfolgreich 1844 [Matschoß: Ent Dampfmaschine (1908) I, 584]  
Dampfkessel 1892 [Adressb. Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb. Elektr.-Branche (1892)]  
Dampflokomotiven 1841 Beginn 1931 Ãœbergang auf Borsig-Lokomotivwerke GmbH (=AEG)  
Dampfmaschinen 1889 Ausstellung Berlin 1955 bei Renner, Stuttgart Baut um 1889 auch verbesserte Corliss-Steuerungen nach J. R. Frikart (D.R.P. 31242)
Dampfpfluglokomotiven 1897 Beginn (nach Ventzki'schem Patent) 1928 Ende (Produktion an Kemna)  
Dampftriebwagen 1883 Fabr.-Nr. 3891-93, für Schleswig-Angeln     Bauart "Rowan"
Großgasmotoren         Gegenkolben-Großgasmaschinen nach Lizenz Oechelhäuser und Junkers (Lizenz der Berlin-Anhaltische Maschinenbau AG, Dessau). Später auch Junkers-Gegenkolben-Schiffsdiesel und große Zweitakt-Schiffsmotoren nach FIAT-Lizenz.
Gußeisen 1837 Beginn (1. Guß) 1916 bekannt  
komplette Dampfanlagen 1911 [Adreßbuch der Zuckerindustrie (1911/12) Anh.] 1911 [Adreßbuch der Zuckerindustrie (1911/12) Anh.]  
Kolbenpumpen 1911 [Adreßbuch der Zuckerindustrie (1911/12) Anh.] 1911 [Adreßbuch der Zuckerindustrie (1911/12) Anh.]  
Kreiselpumpen 1911 [Adreßbuch der Zuckerindustrie (1911/12) Anh.] 1911 [Adreßbuch der Zuckerindustrie (1911/12) Anh.]  
Lokomobilen 1892 [Adressb. Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb. Elektr.-Branche (1892)]  
Mammut-Pumpen 1911 [Eisenbahnwesen der Gegenwart (1911) II, 137] 1911 [Eisenbahnwesen der Gegenwart (1911) II, 137]  
Ölmühleneinrichtungen 1914 Beginn vor dem 1. WK 1925 [Deutsche Ölmühlen-Industrie (1925) 245]  
Transmissions-Anlagen 1892 [Adressb. Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb. Elektr.-Branche (1892)]  
Trockenanlagen für landw. Erzeugnisse 1916 bekannt 1916 bekannt  
zentrale Hausentstaubungsanlagen 1906 Beginn 1924 Ende für Villen, Geschäftshäuser, öffentliche Gebäude; darunter zwei für das Reichstagsbebäude




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1859 August Borsig
Walzenzug-Dampfmaschine 1867 August Borsig
Dampfmaschine 1898 August Borsig
Dampfmaschine 1898 August Borsig
Dampfmaschine 1898 August Borsig
Dampfmaschine 1898 August Borsig
Dampfmaschine 1903 August Borsig




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1844 Dampfmaschinen 3   unbekannt       Eine zum Antrieb von Arbeitsmaschinen und dem Kupolofen-Gebläse; eine Wanddampfmaschine für Hebezeuge und Bohrmaschinen; eine Hochdruckmaschine für Schmiede-Ventilator und -Hämmer  




Betriebsanlagen

Zeit Betr.-Teil Fläche bebaut Gleis Whs Betr. in Kommentar
1898 Tegel 280030 67820        




Produktionszahlen

von bis Produkt im Jahr am Tag Einheit
1841 1931 Dampflokomotiven 14000   Stück




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1935 Lösung (Tochter neuer Name) danach Rheinmetall-Borsig AG Borsig + Rh. Metallw. Dssdf = Rheinmetall-Borsig
1931 Trennung, Namensverlust danach Borsig Lokomotivwerke GmbH Borsig --> Borsig GmbH (= AEG-Tochter) [Messerschmidt: Dt. Lokomotivfabriken (1977)]




Allgemeines

ZEIT1900
THEMAWerksbeschreibung
TEXTDie Firma A. Borsig in Berlin ist im Jahre 1837 von August Borsig begründet worden und zwar als Maschinenbau-Anstalt und Eisengießerei am Oranienburger Tor. Im Jahre 1850 wurde das Unternehmen erweitert durch Eröffnung eines Eisenwalz- und Hammerwerkes in Moabit und durch Übernahme der der Seehandlungs-Societät gehörigen Maschinenbauanstalt und Eisengießerei in der Kirchstraße.
Bei dem Tode dos Begründers im Jahre 1854 übernahm dessen einziger Sohn Albert Borsig die Leitung der Firma und entwickelte deren Unternehmungen in großartigster Weise. Unter ihm wurden im Jahre 1859 die bedeutenden Kohlenbergwerke und 1869 ein grosses Eisenhüttenwerk zu Borsigwerk O./S. in Betrieb gesetzt, welches letztere ein Hochofenwerk, Puddelwerk, Stahlwerk, Stabeisen-, Blechwalzwerk und eine große Reihe von Verfeinerungs-Betrieben umfaßt und im Laufe der Zeit nicht nur den eigenen Bedarf der Berliner Maschinenfabrik deckte, sondern in ausgedehntem Maße seine Erzeugnisse auch im In- und Auslande an den Markt brachte. Albert Borsig starb am 10. April 1878. Durch die Verfügungen seines Testamentes wurde die Leitung der Geschäfte einem Kuratorium übertragen, welches bis zum 1. April 1894 in Tätigkeit blieb. Von diesem Termine ab übernahmen die drei Brüder Arnold, Ernst und Conrad Borsig die selbständige Leitung der Firma. Am 1. April 1897 fand Arnold Borsig in seinem Bergmannsberuf traurigerweise einen frühen Tod und wurde hierdurch seiner mit größter Begeisterung und vielversprechenden Erfolgen aufgenommenen Lebensarbeit entrissen. Gleich bei Übernahme der Geschäfte hatten die drei Brüder Borsig den
Entschluß gefaßt, ihre in Moabit belegenen Betriebe, den gesteigerten Anforderungen der Zeit entsprechend, neu auszubauen und an einer einzigen Stelle ausserhalb der Stadt zu vereinigen. Auf diese Weise entstanden die unter Ernst Borsigs spezieller Leitung ausgearbeiteten Pläne der mit den modernsten Einrichtungen der Neuzeit ausgerüsteten Maschinenfabrik in Tegel. Die Eisenkonstruktionen, sowie die Pläne der Gesamtanordnung wurden
von dem Oberingenieur Metzmacher bearbeitet, die letzteren naturgemäß unter Mitwirkung der Direktoren der einzelnen Betriebsabteilungen; die architektonischen Entwürfe rühren von den Baumeistern Reimer und Körte in Berlin her. Der gewaltige Neubau wurde im Frühjahr 1896 begonnen und bereits im Herbst 1898 mit sämmtlichen Maschinenanlagen dem Betriebe übergeben. Gegenwärtig arbeiten dort 2500 Mann und es ist die Zahl der Beschäftigten in stetiger Zunahme begriffen. Zu der Gesamtfirma A. Borsig gehört außerdem die mit etwa 5000 Mann arbeitende Berg- und Hüttenverwaltung zu Borsigwerk O./S., deren Leitung dem Generaldirektor Märklin übertragen ist, während die Brüder Ernst und Conrad Borsig gemeinschaftlich die Oberleitung ihrer sämtlichen Unternehmungen im In- und Auslande und insbesondere die der Tegeler Maschinenbauanstalt in Händen haben. Die Hauptgegenstände der Tegeler Maschinenfabrik sind, wie seit langen
Jahrzehnten, Lokomotiven, liegende und stehende Dampfmaschinen von 30 - 3000 PS für die verschiedensten Betriebszwecke, speciell auch für elektrische Zentralen, Pumpmaschinen aller Art, insbesondere auch für städtische
Wasserwerke und Kanalisationsanlagen; als erste in Europa hat die Firma Borsig in der "Mammut-Pumpe" auch den Druckluft-Betrieb für Wasserhebungszwecke eingeführt; sie baut ferner Eis- und Kältemaschinen, Gas-Kraftmaschinen von 300 - 1000 PS, Maschinen für die Zement- und Gummifabrikation, hydraulische Anlagen, Schmiedepressen und ähnliche Einrichtungen und betreibt in grossem Stile die Herstellung von Schmiedestücken und dergleichen für fremde Rechnung.
Das Fabrik-Grundstück umfaßt eine Gesamtfläche von 140.750 qm, wovon gegenwärtig 59.150 qm bebaut sind. Die Ostfront liegt an der Berlin-Tegeler Chaussee, im Westen bildet der Tegeler See mit einem Bollwerk von 150 m Länge die Grenze. Die Besichtigung der Werkstätten nahm ihren Anfang in der großen Kesselschmiede, welche allein einen Raum von 12.000 qm überdeckt. In den einzelnen Abteilungen dieses Betriebes werden stationäre Kessel und zwar hauptsächlich Ein- und Zweiflammrohrkessel, sowie Wasserrohr-Kessel nach dem System Heine und in einer weiteren Abteilung Lokomotiv-Kessel gebaut. Jedes einzelne Feld ist mit einer entsprechenden Anzahl von elektrisch
betriebenen Laufkranen von 5 - 50 t Tragfähigkeit sowie mit einer großen Anzahl von Drehkranen versehen. In dem ersten Feld ist die Blechschweißerei hauptsächlich für das Schweißen von Wasserkammern, Flammrohrschüssen, Dampfdomen und ähnlichen Teilen untergebracht. Die Nietung der Kessel erfolgt mit Ausnahme derjenigen Teile, wo dies
technisch nicht durchführbar ist, hydraulisch. Für das Verstemmen der Nähte und Nietköpfc sind in ausgedehntem Maße Preßluftwerkzeuge in Betrieb. An den eigentlichen Kesselbau organisch sich anschließend ist in dieser Werkstatt auch die Bearbeitung der Rahmenplatten fUr Lokomotiven und Tender untergebracht, für welche unter anderem elektrisch betriebene Bohr-, Stoß- und Fräsmaschinen neuester Konstruktion vorhanden sind, Maschinen auf welchen Rahmenplatten bis zu den größten Abmessungen in Paketen bis zu 200 mm Höhe übereinander gelegt, zu gleicher Zeit mit sechs Werkzeugen bearbeitet werden.
Auf die Kesselschmiede folgt die Dreherei und Maschinen-Montage, welche eine Grundfläche von 12.450 qm bedeckt.
Gaskraftmaschinen werden gegenwärtig in Größen von 300 - 1000 PS nach den Oechelhäuser'schen Patenten gebaut. An den Wänden dieser Werkstätten läuft in etwa 3 m Höhe eine breite Galerie entlang, auf welcher die Garderoben-Schränke und Waschräume für die Arbeiter untergebracht sind. Diese Galerie ist von allen Teilen des Arbeitsraumes bequem zugänglich und so angeordnet, daß jeder Mann von seinem Arbeitsplatze aus seinen Schrank unter Augen hat und bei Beginn und zu Ende der Arbeitsstunden keine unnütze Zeit für den Weg zum Aus- und Ankleideraum verliert. Als eine besondere Spezialität werden auch Eis- und Kältemaschinen gebaut und zwar nach dem Schwefeligsäure-Kompressionssystem. Es wurde bei Gelegenheit der Besichtigung eine horizontal angeordnete Maschine, wie solche für den Schiffsbetrieb besonders geeignet ist, in einem hierfür zweckentsprechend hergerichteten Räume im Betriebe vorgeföhrt. Dieses System von Kältemaschinen ist für den Gebrauch an Bord hervorragend geeignet, weil dasselbe mit unbedingter Sicherheit auch bei hohen Kühlwasser-Temperaturen über 30 °, bei welchen die Eiserzeugung bei anderen Systemen bereits in Frage gestellt ist, noch tadellos funktioniert. Es ist ferner hervorzuheben, dass dieses System nur mit einem Druck von 2?3 Atmosphären arbeitet, die Rohrleitungen also viel leichter zuverlässig dicht zu halten sind, als bei anderen Kälte-Medien, welche bekanntlich auf 12 ? 14, bei Kohlensäure sogar bis 80 Atmosphären komprimiert werden. Da ferner bei der Verwendung von schwefeliger Säure jede Ölschmierung an Kolben und Kolbenstangen der Kompressoren wegfällt, so werden hierbei auch die komplizierten Ölabscheide-Apparate anderer
Systeme überflüssig und eine Verschmierung der Rohrleitungen, wodurch in hohem Grade die Kälteleistungen anderer Maschinenanlagen beeinträchtigt werden, erscheint hierbei vollständig ausgeschlossen. Das Schwefeligsäure-System ist für Anlagen größter und kleinster Leistungen zu verwenden. Eine der größten stationären Anlagen in Europa ist die von A. Borsig erbaute Kühlanlage des Schlachthofes zu Berlin, welche eine Leistungsfähigkeit von 640.000 Wärmeeinheiten pro Stunde aufweist.
Aus der Dreherei und Maschinenmontage führte der Rundgang weiter in die Hammerschmiede, welche über 46 doppelte Schmiedefeuer, 4 Schweiß- und Glühöfen und über Dampfhämmer bis aufwärts zu 40, 60 und 125 Ztr. verfügt. Alle schwereren Schmiedearbeiten, welche die Fabrik benötigt, werden von dem oberschlesischen Hüttenwerke Borsigwerk geliefert, welches mit wesentlich schwereren Hämmern und Schmiedepressen versorgt ist und in ganz hervorragendem Maße besonders schwere Schmiedestücke für den Schiffsmaschinenbau liefert. Auf Borsigwerk hat im Jahre 1894 Arnold Borsig in gleicher Weise, wie es hier in Berlin geschehen ist, eine Erneuerung und gleichzeitige Erweiterung
sänuntlicher Betriebsanlagen des Berg- und Hüttenbetriebes begonnen, und diese Reorganisationsarbeiten sind nach seinem Tode durch Generaldirektor Märklin fortgesetzt worden. Für schiffbautechnische Kreise kommen für diese Neuanlagen hauptsächlich in Betracht: ein mit den modernsten Einrichtungen versehenes Siemens-Martin-Stahlwerk mit 4 Öfen zu 25 t Einsatz, welches unter Beibehaltung des bisherigen Stahlwerkes im Jahre 1900 in Betrieb gesetzt wurde. Hervorragende Leistungen hat das Borsig'sche Stahlwerk in neuerer Zeit ganz besonders auch auf dem Gebiete der Nickelstahlfabrikation aufzuweisen. Auch in der Stahlgießerei, welche auf Borsigwerk seit langen Jahren für eigenen und fremden Bedarf betrieben wird, sind wesentliche Vergrößerungen und Verbesserungen durchgeführt worden. Während man bis jetzt sich auf Teile bis zu 12 t Stückgewicht beschränkte, werden demnächst solche bis zu 30 t Einzelgewicht geliefert werden. Eine vollständig neu eingerichtete mechanische Werkstatt, in welcher unter anderem Wellen bis zu 24 m Länge gedreht und gebohrt werden können, und welche insbesondere für die Bearbeitung von Schmiede- und
Stahlgußteilen für den Schiffbau bestimmt ist, wurde im Sommer 1900 in Betrieb genommen. Das Blechwalzwerk, welches seit 30 Jahren sich eines hervorragenden Rufes namentlich in der Herstellung von Qualitätskesselblechen erfreut, hat
in neuerer Zeit auch in grossem Maßstabe die Fabrikation von Schiffsblechen sowie von Deckpanzerplatten aufgenommen, welche letzteren bei der offiziellen Beschußprobe ausgezeichnete Resultate ergeben haben. Auch die mit dem Blechwalzwerke verbundenen Nebenbetriebe, wie Schweißerei, Bördelwerk, Wellrohrfabrikation und dergleichen mehr, haben in den letzten 6 Jahren umfassende Erweiterungen und durchgreifende Verbesserungen erfahren. Verschiedene Fabrikate des Borsigwerkes, welche für die Mitglieder der Schiffbautechnischen Gesellschaft von besonderem Interesse waren, wie beschossene Panzerdeckplatten, Blechschweißarbeiten, Wellrohre und dergleichen, wurden bei Gelegenheit des Rundganges ebenfalls besichtigt.
Aus der Hammerschmiede wandten sich die Besucher zunächst nach dem Kesselhaus, in welchem 13 Wasserrohrkessel mit zusammen 2140 qm Heizfläche den Betriebsdampf von 10 Atm. Spannung erzeugen. Daneben liegt die Kraftzentrale mit 3 Dampf-Nebenschluß-Dynamomaschinen mit einer Leistung von je 440 Kilowatt bei 230 Volt Spannung und 150 Umdrehungen in der Minute oder rund 650 PSe. Ferner eine kleinere Dampfdynamomaschine derselben Konstruktion von etwa 160 PS. und eine Akkumulatorenbatterie mit einer Kapazität von 1700 Ampèrestunden. Für die ebenfalls von hier aus betriebene elektrische Beleuchtung des Werkes dienen im ganzen 275 Bogenlampen von 6 - 12 Ampere und 1500 Glühlampen.
Es wurde nunmehr der Rundgang durch die auf der südlichen Seite gelegenen Betriebe fortgesetzt zunächst in die Eisengießerei, welche mit 4 Kupolöfen, den erforderlichen Lauf- und Drehkränen und den sonstigen der Neuzeit entsprechenden Anlagen auf eine jährliche Produktion von 7000 t eingerichtet ist. Es wurden im Beisein der Besucher mehrere grosse Stücke: Gebläsezylinder und dergleichen abgegossen, wobei das vortreffliche Funktionieren der Krananlagen und der Bedienungsmannschaften allseitige Anerkennung fand. Unmittelbar neben der Giesserei befindet sich das grosse Modelllager, die mit mehreren Sandstrahlgebläsen ausgerüstete Gussputzerei und die Metallgießerei. Ferner schließt sich hieran die Tischlerei, in welcher nicht nur sämtliche Arbeitsmaschinen, sondern auch die Trocken- und Leimkochapparate elektrisch betrieben werden.
Hierauf folgte eine Besichtigung der Kantine, welche für die Arbeiter des Werkes zu außerordentlich billigen Preisen ein gutes und reichliches Mittagessen sowie auch Kaffee bereitet. Nach einem kurzen Einblick in die Kupferschmiederei und die Lackierwerkstätte wurde das Zentralmagazin mit seinen besonderen Einrichtungen und hiernach die Werkzeugmacherei besichtigt; in letzterer werden die sämtlicben von dem ganzen Betriebe benötigten Werkzeuge, insbesondere auch Spiralbohrer, Gewindebohrer, Lehren aller Art usw. mit hervorragender Präzision angefertigt, gehärtet und geschliffen.
Hiernach schloß dann die Besichtigung in der mit den neuesten Verbesserungen ausgerüsteten Lokomotiv- Montage, also in einem Betriebe, welcher so recht eigentlich als die alte Domäne der Firma Borsig zu betrachten ist. Wenn auch leider in der Zeit nach Albert Borsigs Tode in Folge eines längere Zeit andauernden schlechten Geschäftsganges, die Kuratoren zu dem Entschluß gekommen waren, den Lokomotivbau einzuschränken, so haben die gegenwärtigen Besitzer des Werkes sofort bei Beginn ihrer Berufstätigkeit, die Wiederherstellung des in aller Welt hochgeachteten Rufes der Firma Borsig speziell auf dem Gebiete des Lokomotivbaues als eine ihrer ersten Pflichten betrachtet. Sie haben in den 6 Jahren ihre Produktion an Lokomotiven auf das Dreifache von dem gesteigert, was sie im Jahre 1894 vorfanden, und zwar insbesondere auch durch eine energische Wiederaufnahme und Erweiterung ihrer Beziehungen zum Ausland. Von den nahezu 5000 Lokomotiven, welche die Firma Borsig bisher gebaut hat, sind nicht weniger als 700 Stück nach Rußland gegangen, woselbst noch heute auf verschiedenen Linien Borsig'sche Lokomotiven im Betriebe sind, welche vor 30 und mehr Jahren dorthin geliefert wurden und trotzdem jetzt noch zu den besten vorhandenen gerechnet werden. Mit gleich guten Erfolgen wurden seit langen Jahrzehnten Borsig'sche Lokomotiven auch nach Schweden, Norwegen, Dänemark, Frankreich, Spanien, Italien, China, Süd-Afrika, Niederländisch Indien und anderen Auslands-Gebieten exportiert. Die gegenwärtigen Betriebsanlagen des Borsig'schen Lokomotivbaues sind eingerichtet für eine jährliche Produktion von 300 Stück. Hoffentlich fügt es ein günstiges Schicksal, dass diese Produktion bald und andauernd erreicht wird!
Für die in Zukunft nothwendig werdende Erweiterung der Betriebsanlagen ist ein größeres Terrain zwischen der westlichen Begrenzungsmauer des bisher benutzten Grundstückes und dem Tegeler See vorhanden. Wenn in absehbarer Zeit auch dieser Teil des Grundstückes bebaut ist, wird die jetzt am nördlichen Ende stehende Kraftzentrale genau in der Mitte des Werkes, wie es sich endgültig gestalten soll, gelegen sein.
Östlich von der Tegeler Chaussee liegt ein grosses Beamtenwohnhaus, welches die Firma insbesondere für Betriebsbeamte des Werkes eingerichtet hat. Daran grenzt die ebenfalls von der Firma Borsig errichtete Gasanstalt, die auch gleichzeitig zur Beleuchtung des Tegeler Ortsschaftsgebietes dient. Um denjenigen Arbeitern, welche es vorziehen nicht in der Stadt, sondern in möglichster Nähe des Werkes und in freier, gesunder Luft zu wohnen, die Gelegenheit hierzu zu bieten, hat die Firma Borsig in Gemeinschaft mit einer Terrain- und Baugenossenschaft die Errichtung einer neuen Ortschaft "Borsigwalde" in die Hand genommen. Dieselbe umfaßt ein Gebiet von 150 Hektar, welches östlich von der Berlin-Tegeler Chaussee in nächster Nachbarschaft des Werkes und am Rande der Tegeler Haide gelegen ist.
Auf der Rückfahrt nach Berlin, für welche fast sämmtliche Besucher die elektrische Straßenbahn benutzten, bot sich noch die Gelegenheit, im Vorbeifahren das in der Chausseestrasse No. 6 auf dem alten Borsig'schen Grund und Boden gelegene Zentralbüro der Firma zu besichtigen.
QUELLE[Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft 2 (1901) 489]