Ammoniakwerk Merseburg GmbH, Leuna-Werke

Allgemeines

FirmennameAmmoniakwerk Merseburg GmbH, Leuna-Werke
OrtssitzLeuna (b. Merseburg)
Postleitzahl06237
Art des Unternehmenschemische Fabrik
AnmerkungenGegründet 1916 zur Großherstellung von Stickstoff nach dem Haber-Bosch-Verfahren als Ergänzung zum Oppauer Werk der BASF. Firmierungen: 1916-1920: "Badische Anilin- und Sodafabrik, Ammoniakwerk Merseburg", 1920-1925: "Ammoniakwerke Merseburg-Oppau GmbH", 1925-1945: "Ammoniakwerk Merseburg GmbH - Leuna Werke" (Teil der I.G. Farben), 1945-1954 eine sowjetische Aktiengesellschaft; ab 1954: "VEB Leuna-Werke 'Walter Ulbricht'". Siehe auch "Leuna-Werke" (Unternehmen ab 1945). Zunächst zur Gewinnung und Verwertung von Luftstickstoff im Haber-Bosch-Verfahren; ab 1923: Methanolherstellung; 1927 kam auch die synthetische Herstellung von Benzin durch Verflüssigung von Braunkohle nach dem Bergiusverfahren. 1937: Geschäftsanteile bei der I.G. Farbenindustrie (75%).
Quellenangaben[Voith-Referenzliste (1941)] [Chem Ind Dt Reich (1929/30) II 152] [MAN-Dampfmaschinenliste] Auskunft Prof. Krug, Merseburg; Wikipedia




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1915-1918 Carl Bosch ist 1915-18 am Aufbau des Industriestandortes Leuna-Merseburg beteiligt. Die Jahre werden auch zum Wendepunkt in seinem privaten Leben. Er wird immer stärker vom Aufbau der Ammoniakwerke in Anspruch genommen. Seine Verbindungen zu Freunden werden seltener.
27.04.1916 Infolge der Notwendigkeit erhöhter Stickstofferzeugung beginnt die BASF mit dem Bau des Ammoniakwerkes Merseburg
19.05.1916 Der erste Spatenstich in Leuna erfolgt [vergl. 25. Mai]
1916 Infolge der Notwendigkeit erhöhter Stickstofferzeugung wird im Jahre 1916 mit dem Bau des Ammoniakwerkes Merseburg der "Badischen Anilin- und Sodafabrik" begonnen. Grundsteinlegung am 25. Mai
05.10.1916 Bestellung von drei Dampfmaschinen durch die Maschinenfabrik Esslingen.
03.1917 Produktionsaufnahme des Leuna-Werks
27.04.1917 Das erste Ammoniakreaktor geht in Betrieb
28.04.1917 Der erste Kesselwagen verläßt das Gelände. Das Ammoniak wird für die Herstellung von Sprengstoff verwendet.
01.05.1918 Bestellung einer Dampfmaschine durch die Maschinenfabrik Esslingen.
01.06.1918 Bestellung von vier Dampfmaschinen durch die Maschinenfabrik Esslingen.
03.08.1918 Bestellung von acht Dampfmaschinen durch die Maschinenfabrik Esslingen.
07.05.1919 Aufnahme der Ammonsulfatproduktion. Am 7. Mai verläßt der erste Kesselwagen das Werk.
1920 Die Leuna Werke und der Standort Oppau werden zur "Ammoniakwerke Merseburg-Oppau GmbH" fusioniert.
1921 Beginn der Katalysatorenproduktion für die Ammoniaksynthese ? erster großtechnisch produzierter Leuna-Kontakt.
1923 Carl Bosch baut nach dem von Prof. Dr. Matthias Pier (1892-1965) im Jahre 1920 entwickelten Hochdruckverfahren für die Methanolherstellung aus Synthesegas die Industrieanlage für "Leuna-Benzin" (Kohleverflüssigung nach Bergius).
1923 Lieferung eines Dampfkompressors durch die Maschinenfabrik Esslingen.
1925 Bau der ersten Winklergeneratoren zur Herstellung von Synthesegas auf Braunkohlebasis
Ende 1925 Die BASF wird Zweigniederlassung des I.G. Farben-Konzerns, und Leuna firmiert wieder als "Ammoniakwerk Merseburg GmbH - Leuna Werke"
1926 Das Leuna-Werk wird wegen seiner Lage im mitteldeutschen Braunkohlerevier für die großindustriellen Versuche zur Herstellung von synthetischem Benzin auf der Basis der Versuchsergebnisse von Prof. Dr. Friedrich-Carl-Rudolf Bergius (1884 - 1949) ausgewählt, um das Deutsche Reich vom Erdölimport unabhängiger zu machen. Dieses "Leuna-Benzin" wird auch "Deutsches Benzin" genannt und nach dem Bergius-Pier-Verfahren durch Hochdruckhydrierung von Braunkohle erzeugt.
1927 Die Versuche zur Herstellung von synthetischem Benzin werden wegen technologischer Probleme unterbrochen.
Ende 1927 Der erste Kesselwagen mit Autobenzin aus Steinkohle, erzeugt unter hohem Druck und durch Einwirkung von Wasserstoff (nach dem Verfahren von Walter Reppe), verläßt das Werk.
1928 Leuna hält die Monopolstellung in der Produktion von synthetischen Stickstoffverbindungen und Stickstoffdüngemitteln
1931 Die Stickstofferzeugung geht auf ein Drittel der ehemaligen Produktion zurück.
1932 Die 1927 eingestellten Versuche zur Herstellung von synthetischem Benzin werden wieder aufgenommen. Bei der Braunkohlehydrierung gelingt mit dem Einsatz von pulverisiertem Molybdänoxid als Katalysator ein entscheidender Durchbruch. - Im Vergleich zu den Weltmarktpreisen bleibt die Produktion zu teuer.
1932 Inbetriebnahme der katalytischen HD-Synthese von Methylamin
11.1932 Die I.G.-Farben-Direktoren Bütefisch und Gattineau treffen sich mit Hitler, um ihn über die zukünftige Bedeutung synthetischen Benzins aufzuklären. Sie erhalten von Hitler die Zusage, im Falle seiner Regierung die Herstellung von synthetischem Benzin in Leuna durch Absatz- und Mindestpreisgarantien zu unterstützen.
1933 Der I.G.-Farben-Konzern sichert sich in einem Vertrag die komplette Treibstoffversorgung (Synthesebenzin) der Wehrmacht.
1937 Beginn der Erzeugung von Sonderschmierölen durch Polymerisation von Ethylen in Gegenwart von Aluminiumchlorid
1938 Aufnahme von Versuchen zur großtechnischen Synthese von Caprolactam zur Erzeugung der Polyamidfaser Perlon nach dem Verfahren des Chemikers Prof. Dr. Paul Schlack (1897 - 1987)
1939 Lieferung von 4 Peltonturbinen durch J. M. Voith, Heidenheim
1939 Erste Erzeugung von "Luran", firmeneigene Bezeichnung für Caprolactam
Anfang 2. WK Bei Kriegsbeginn ist Leuna das Leit-Werk der sieben deutschen Hydrierwerke, die meist auf der Basis von Braunkohlenschwelteeren arbeiten. Das Werk in Leuna arbeitet auf der Basis von Braunkohle.
1940 Aufnahme der Produktion von Tensiden für die Herstellung von Waschmitteln
1941 Lieferung von 12 Peltonturbinen durch J. M. Voith, Heidenheim
Herbst 1942 Die neue Caprolactam-Fabrik ("Luran") wird in Betrieb genommen.
12.05.1944 Mehr als 800 Bomber der 8. US-Luftflotte werfen über den Hydrierwerken eine Bombenlast von rund 1.700 Tonnen ab. - Albert Speer, Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion, schreibt in seinem 1969 erschienenen Buch Erinnerungen: "Mit dem Gelingen dieser Angriffe war der Krieg produktionstechnisch verloren".
22.05.1944 Das Werk geht zehn Tage nach dem Bombenangriff wieder in Betrieb
28.05.1944 Erneuter Bombenangriff. Es ist der zweite von isngesamt 20 Angriffen auf das Hydrierwerk
04.04.1945 Nach 20 Bombenangriffen kommt die Produktion zum Erliegen




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Ammoniak 1917 Baubeginn: 1916 1929 [Chem Ind Dt Reich (1929/30) II 152]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 29.04.1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 29.04.1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 29.04.1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 29.04.1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 29.04.1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 29.04.1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 29.04.1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 29.04.1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 03.10.1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 03.10.1916 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 29.03.1917 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 24.06.1918 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 15.11.1921 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 15.11.1921 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 08.11.1924 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1924/25 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 25.07.1940 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 25.07.1940 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfpumpmaschine 1921 Gebr. Sulzer AG




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
um/vor 1930 Heißgas-Exhaustor     G. Schiele & Co., Ventilatoren, lufttechnische Anlagen          




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
11.1944 12132       Davon: 1.500 "Reichs- oder Volksdeutsche" aus Mitteleuropa, 2.200 russische "Ostarbeiter", 2.400 Franzosen, 2.000 Italiener, 450 Tschechen, 430 Flamen, 515 kroatischer, polnischer, niederländischer und marokkanischer Herkunft; 1.590 kriegsgefangene Franzosen, 1.600 Lagerhäftlinge in den sog. Arbeitserziehungslagern Osendorf, Zöschen und Schkopau
03.1945 14140       Davon ca. 2/3 unfreiwillig




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1916 Nebenwerk zuvor Badische Anilin- und Sodafabriken BASF baut Ammoniakwerk Merseburg