Chamotte- und Klinkerfabrik Waldsassen, Aktiengesellschaft

Allgemeines

FirmennameChamotte- und Klinkerfabrik Waldsassen, Aktiengesellschaft
OrtssitzWaldsassen (Opf)
StraßeNr. 233
Postleitzahl95652
Art des UnternehmensZiegelwerke
Anmerkungen[Gündling]: "Ziegelwerk Merkl" (ist jedenfalls um 1990 der Inhaber). [AFB (1996)]: nur "Ziegelwerk Waldsassen AG, Tel. 848-0" (s.d.).
Quellenangaben[Gündling: Dampfmaschinenregister (1996)] [Asto-Akten] Besuch Gieseler [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3434] [Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 205]
Hinweise[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 205]: Nordansicht des Etablissements; Maschinenhaus




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
09.05.1902 Gegründet mit Wirkung ab 10. April 1902 und einem Kapital von 250.000 Mark. Die Magdeburger Privatbank legt in die neue Aktiengesellschaft das Fabrikanwesen der faulten früheren Chamottefabrik Waldsassen samt Zubehör im Reinwert zu M 150.000,00 gegen Gewährung von Aktien der neuen Gesellschaft in gleicher Höhe ein.
08.10.1902 Eingetragen
1918 Das Kapital wird herabgesetzt und wiedererhöht bis 1918 auf M 300.000,00
1924 Umstellung des Kapitals von M 300.000,00 auf RM 150.000,00
29.07.1942 Laut Beschluß des Aufsichtsrats vom 29. Juli 1942 Kapitalberichtigung gemäß DAV vom 12. Juni 1941 um 80 % von RM 150.000,00 auf RM 270.000,00 mit Wirkung zum 31. Dezember 1941. Der zur Durchführung der Berichtigung erforderliche Betrag wird gewonnen aus der gesetzlichen Rücklage.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Ziegel 1959 Asto-Lokomobile 1968 Asto-Lokomobile  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
stationäre Lokomobile 1943 Assmann & Stockder KG, Maschinenfabrik
Dampfmaschine 1925 Maschinenfabrik Esslingen
Dampfmaschine   unbekannt
Dampfmaschine   unbekannt




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1914 Dampfkessel 2   unbekannt Heizfläche je 90 qm Flammrohrkessel  
1914 Dynamomaschine 1   unbekannt Strom 418 A    
1914 Elektromotoren 5   unbekannt         verteilt im ganzen Werk
1914 Dynamomaschine 1   unbekannt Strom 136 A    




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1914   100     ca. 100 Arbeiter




Allgemeines

ZEIT1943
THEMAOrgane und Kapital der Gesellschaft
TEXTVorstand: Johs. Blaschke, Waldsassen; Dipl.-Ing. Franz Scherzer, Unterröslau, Gemeinde Grün, stellvertretend. Aufsichtsrat: Kommerzienrat Hermann Gramer, Röslau, Vorsitzer; Fabrikbesitzerswitwe Ella Bongardt, Röslau; Oberbergratswitwe Pauline Kaufmann, Röslau; Elsbeth Scherzer, Röslau. Grundkapital: nom. RM 270.000,00 Stammaktien in 270 Stücken zu je RM 1.000,00.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3434]


ZEIT1943
THEMAZweck und Gegenstand des Unternehmens
TEXTZweck: Herstellung von Klinkern und Chamottewaren sowie Porzellan, Gebrauchsgeschirr in weiß und dekoriert.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3434]


ZEIT1943
THEMABesitzverhältnisse
TEXTAnlagen: An Betriebseinrichtung sind vorhanden: 2 Kammerringöfen ä 16 Kammern für Klinker- und Chamottewaren. Für die Porzellanfabrikation 3 Rundöfen à 60 cbm Inhalt, l Fürbingermuffel sowie Massenmühle und sonstiges Zubehör.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3434]


ZEIT1914
THEMABeschreibung
TEXTZu einem der größten dortigen Werke zählt die Chamotte- und Klinker-Fabrik Waldsassen, deren Fabrikate sich weit über die Grenzen Bayerns hinaus eines guten Rufes erfreuen. Die Chamotte- und Klinker-Fabrik in Waldsassen ist in unmittelbarer Nähe des Staatsbahnhofes erbaut und mit diesem durch eigenes Anschlußgeleise verbunden. Obschon die vorzügliche Qualität der Rohmaterialien bereits dazu angetan ist, die Grundlage für den guten Ruf der Chamotte- und Klinkerfabrikate zu geben, so wird derselbe hauptsächlich durch das mit eiserner Konsequenz durchgeführte Bestreben der genannten Industriegesellschaft, den aus diesen Rohmaterialen gewonnenen Erzeugnissen den Stempel der Vorzüglichkeit und erstklassigen Ausführung aufzudrücken und ihnen ein weit verbreitetes Absatzgebiet zu sichern, noch mehr gefördert. An Brennöfen sind auf der Chamotte- und Klinker-Fabrik in Waldsassen: 3 Rundöfen mit überschlagender Flamme, ein Diesener-Ofen mit 26 Kammern für 2 Feuer, ein Kammerring-Ofen mit 16 Kammern, sowie ein Biihrer-Ofen mit 8 Kammern vorhanden.
Außer der Fabrikation von hochfeuerfesten Chamottewaren für alle Industrien werden keramische Fabrikate der verschiedensten Art angefertigt. Hiervon sind in erster Linie die Klinkerplatten, Klinkerrinnen und Klinkerziegel sowie Formsteine zu erwähnen, welche bezüglich ihrer Festigkeit, elastischen Härte und Wetterbeständigkeit von keinem anderen Material iibertroffen werden. Besondere Aufmerksamkeit ist auch den Fabrikaten: Selbst-saugenden Essen- und Ventilationssteinen nach Jahn's Patent zu widmen. Dieselben sind von Wissenschaft und Praxis als diejenigen anerkannt, welche die höchste Wirkung garantieren und gleich zuverlässig bei Wind, Sonne und jeglichem Temperaturwechsel befunden sind. Die große Beliebtheit, deren sich die Waldsassener Chamottefabrikate erfreuen, hat dem Werke Veranlassung gegeben, eine bedeutende Vergrößerung dieser Fabrikationsabteilung vorzunehmen und u.a. auch die Herstellung von Muffeln für Porzellan-, Emaille- und verwandte Industrien aufzunehmen. Die Herstellung erfolgt aus den bewährten hochfeuerfesten Tonen der eigenen üruben, in Verbindung mit den berühmtesten Materialien und Edeltonen aus Deutschland und dem benachbarten Böhmen. Jede Mischung wird vor dem Versand durch Analyse geprüft und der pyrometrischen Probe im Deville-Ofen unterzogen, so daß das Werk befähigt ist, nach Angabe des Zweckes und der erforderlichen Temperatur jede Art von feuerfesten Fabrikaten herzustellen. Als besonders bewährte Chamottefabrikate sind, außer den Reichsformatsteinen verschiedenster Qualität, fast immer sämtliche Formsteine für die Porzellan-, Eisen-, Ton- und Kalk-Industrie in den gangbarsten, langjährig erprobten Marken auf Lager; ebenso bilden die Backofenplatten, welche die Hitze halten, nicht springen, nicht sengen. sowie von fast unbegrenzter Haltbarkeit sind und ein reinfarbiges Gebäck liefern, eine besondere, viel begehrte Spezialität des Werkes. Jedem Fremden, der die größeren Städte Bayerns, welche durch ihre große, historische Vergangenheit, Kunstsammlungen und herrlichen Umgebungen, so viele Anziehungspunkte bieten, besucht, fällt es angenehm auf, daß die Trottoire dieser Städte verhältnismäßig viel weniger ermüdend auf die Fußmuskulatur wirken, wie die mit starrem Granit gepflasterten Bürgersteige anderer Orte. Den Hauptgrund liefern die in den meisten bayerischen, mittel- und süddeutschen Städten verwendeten Klinkerplatten. Diese, bei sachgemäßester Verarbeitung nach eigenem Verfahren gepreßt und in Weißglühhitze gebrannt, bewirken bei ihrer außerordentlich zähen und elastischen Härte ein so angenehmes, mildes Auftreten, daß eine Ermüdung der Füße fast gar nicht oder doch viel später auftritt, wie bei Granit oder anderem Pflaster. Ein besonderes Verdienst der Chamotte- und Klinker-Fabrik in Waldsassen ist es, die Fabrikation dieser berühmten Klinkerplatten, unterstützt durch ausgezeichnetes, feuerbeständiges Rohmaterial und beste maschinelle Einrichtungen, auf eine solche Höhe der Vollkommenheit gebracht zu haben, daß in bezug auf Dauer, schönes Aussehen und Preiswürdigkeit jeder Konkurrenz begegnet werden kann. Die Klinkerplatten finden infolgedessen auch stets steigende Verwendung und Verbreitung; bei staatlichen und städtischen Behörden zur Pflasterung der Bürgersteige, Bahnsteige, Gasanstalten, Schlachthäuser, Badeanstalten usw.; bei fast allen Industrien, wie Brennereien, Brauereien, Bleichereien, Färbereien, Destillationsanstalten, Laboratorien, Molkereien; bei der Landwirtschaft für Pferde- und Viehställe, Kellereien, Hofräume und Einfahrten etc., überhaupt in jedem Betriebe, wo die Pflasterung der Arbeits- und Fabrikräume viel der Nässe, dem Froste oder Säuren ausgesetzt ist, sowie sauberste und dauerhafteste Ausführung gefordert wird. Die Klinkerziegel, nach denselben guten Prinzipien, aus gleichen Rohmaterialien, im schärfsten Feuer, wie die Klinkerplatten hergestellt, werden zur Ausführung von Banktresors, Brücken-, Kanalisations-, Schleusen- und überhaupt allen Wasser- sowie Grundbauten verwendet, so daß auch die Waldsassener Klinkerziegel hinsichtlich ihrer Wetterbeständigkeit und namentlich den Wasser-, Frost- oder alkalischen Einwirkungen gegenüber keinen Einwand finden oder aufkommen lassen.
Wenn wir den in Waldsassen fabrizierten selbstsaugenden Essen- und Ventilationssteinen "Jahn's Patent", deren Lizenz die Chamotte- und Klinker-Fabrik erworben hat, noch einige Worte widmen, so geschieht es, um dieser epochemachenden Erfindung, welche sich schon vieltausendfach bewährt hat, die weiteste Verbreitung zu sichern. Diese Essen- und Ventilationssteine werden jetzt schon von vielen Behörden vorgeschrieben und in der Praxis, aus den Kreisen der Verbraucher als "Schornsteinkopf der Zukunft" bezeichnet, da sie unter allen zugfördernden Hilfsmitteln den ersten Platz einnehmen und wirklich auch verdienen, denselben zu bewahren. Die selbstsaugenden Essen- und Ventilationssteine gestatten, ohne daß sich der Schornstein irgendwie merklich von anderen Schornsteinen unterscheidet, den Zug von vornherein sicher zu stellen und machen jeden besonderen Schornsteinaufsatz überflüssig; sie sind dabei einfach, billig, zuverlässig, wetter- und feuerbeständig, rosten und versagen nie, verursachen kein Geräusch, wie drehbare Metallaufsätze, stören nie die Architektur, sondern lassen sich jedem Baustile anpassen und verunzieren nie, sondern schmücken jedes Haus. Außerdem sind sie mit gleichem Erfolg und Vorteil auf Ventilationsröhren bei Fabriken. Vereinshäusern. Pferde- und Viehställen, Aborten usw. verwendbar; kurzum, die selbstsaugenden Essen-und Ventilationssteine sind und bleiben das Vollkommenste auf diesem Gebiete. Für den Lokalbedarf und die engere Umgebung Waldsassens werden jährlich noch große Mengen Mauerziegel angefertigt; dieselben, mit kräftigen Maschinen hergestellt und im Ringofen scharf gebrannt, erfreuen sich allgemeiner Anerkennung.
Die gesamte Leitung liegt in den bewährten Händen des Direktors., Architekt Paul Rublack
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 205]