Zeit |
Ereignis |
21.12.1861 |
Geburt von Karl August Ferdinand Lingner in Magdeburg als dritter Sohn des Handelsagenten August Bernhard Lingner und seiner Frau Karoline Auguste, geb. Herzog (beide 1828 geboren, um 1860 nach Magdeburg gezogen) vmtl. in der Alten Fischergasse 42. - Vor ihm wurden die Brüder Oscar und Emil geboren, gefolgt von einer Schwester, die im Alter von 56 Tagen starb. Nach August kommt noch die Schwester Anna zu Welt. Der Vater stirbt am 12.11.1878 an einer Gehirnkrankheit. |
1888 |
Gründung der Ursprungs-Firma "Lingner & Kraft" von Karl August Lingner. Die Firma befaßt sich zunächst mit der Herstellung und dem Vertrieb patentierter Artikel für den täglichen Gebrauch. In einem Gartenhaus in der Wölfnitzstraße werden drei Mitarbeiter mit der Herstellung eines Frottierapparates beschäftigt. |
1890 |
Umzug in das am Freiberger Platz erworbene Fabrikgebäude. Ausweitung des Vertriebs in das europäische Ausland |
1890 |
Erweiterung des Herstellungsprogramms um wietere sinnvolle Haushaltsgebrauchsartikel |
1891-1892 |
Der Chemiker Dr. Richard Seifert (1861-1919) bietet Lingner die Vermarktung eines Antiseptikums an und eröffnet ihm den Zugang zu den maßgebenden Arbeiten der modernen Bakteriologie. Da die Mundhöhle als die Haupteintrittspforte krankheitserregender Bakterien gilt, entschließt sich Lingner zur Herstellung eines Mundwassers. Mit der Herstellung des "Odol" (odus, Zahn und oleum, Öl) kommt Lingner dem Bedürfnis breiter Bevölkerungsschichten nach Schutz vor den unsichtbaren Bakterien nach, sein Produkt findet daher reißenden Absatz. |
1891 |
Einführung eines biegsamen, nicht tintentropfenden Stahllineals und eines Dochtputzers für Petroleumlampen |
1892 |
Lingner bringt unter der Firma "Dresdner Chemisches Laboratorium Lingner" das bekannte Mundwasser Odol auf den Markt. Daneben betreibt diese Firma noch die Herstellung eines Desinfektionsapparates zur Desinfektion von Räumen sowie des dazugehörigen Desinfektionsmittels Glykoformal. |
06.1892 |
Lingner schließt mit der "Chemischen Fabrik Heyden" in Radebeul einen Vertrag, wonach Lingner zur Herstellung hygienischer und kosmetischer Präparate das Antisepticum Salicylogen auf fünf Jahre exklusiv geliefert wird. Es wurde vom Chemiker Richard Seifert (1861-1919; seit 1885 bei Heyden tätig) entwickelt. |
03.10.1892 |
Lingner gründet das "Dresdner Chemisches Laboratorium Lingner". Die Produktion wächst ständig, schließlich wird das Stammhaus der Lingner-Werke auf der Nossener Straße 2/4 etabliert und ein weltweites Fabrikations- und Betriebssystem aufgebaut. Lingner entwickelt Odol zu einer unverwechselbaren Marke und findet als Mitbegründer der Markenartikelindustrie und modernen Werbung Eingang in die allgemeine Industriegeschichte. |
1893 |
Karl August Lingner trennt sich von seinen bisherigen Sortimenten und konzentriert sich auf die Durchsetzung von Odol in Deutschland und in den ausländischen Märkten. |
1894 |
Eintritt von Paul Walther. Er wird kaufmännischer Leiter. |
1894 |
Gründung der Odol-Fabrik in Bodenbach als Werk für Österreich |
1894 |
Die ersten von weit über 100 wissenschaftlichen Arbeiten über die Wirklung von Odol werden publiziert. |
15.12.1894 |
Erste nachgewiesene Odol-Anzeige in der "Illustrierten Zeitung" mit dem Text "Odol, ohne jeden Zweifel bestes *) aller bekannen Mund- und Zahnreinigungsmittel." |
05.03.1895 |
Die Marke "Odol" wird beim Reichspatentamt hinterlegt. |
1896 |
Lingner kauft das leerstehende Gebäude der ehemaligen Pianofabrik Apollo in der Nossenr Str. 2-4 von der Dresdner Bank für 353.000 Mark. Es ist mit 250.000 Mark belastet, an erster Stelle von der Dresdner Bank. Lingner bezahlt den Rest von 103.000 Mark in bar und wendet weitere 140.000 Mark für den Umbau auf. (Lt. Informationen der Auskunftei Schimmelpfenning, Dresden) |
1896 |
Eintritt von Richard Zörner. Er ist für die Werbung ("Propaganda") zuständig. |
1897 |
C. A. Lingner versteht es, kompetente Mitarbeiter für seine gemeinnützigen Pläne zu begeistern bzw. moderne Projekte zu unterstützen. So entsteht die Kinderpoliklinik mit Säuglingsheim in der Johannstadt |
06.05.1897 |
Der Namenszug "Odol" mit den schräg über die Flasche gestellten, schattierten Buchstaben wird beim Reichspatentamt hinterlegt. |
26.10.1897 |
In einer Anzeige an das Gewerbeamt teilt Lingner die Verlegung der Produktion vom Freiberger Platz 17 in die Räume der Klavierfabrik "Apollo-Ascherberg", Nossener Str. 2/4 mit. Die Fabrik umfaßt ein viergeschossiges Gebäude und hat nun 6.500 qm Grundfläche, mit zwei Dampfkesseln, einer 100-PS-Dampfmaschine, Mischkesseln für das Odol, Laboratorium, Verschlußfabrikation, Lagerräumen und einem Atelier für Zeichner und Maler. |
10.08.1898 |
Lingner teilt seine Absicht, das "Dresdner Chemische Laboratorium Lingner" zu gründen, dem Gewerbeamt mit und erwägt gleichzeitig die Lagerung von 200 Litern Spiritus zur Herstellung eines "Mundwassers". |
1900 |
Die Schaffung der "Zentralstelle für Zahnhygiene" geht auf Lingner zurück. |
1901 |
Bildung der "Öffentlichen Zentralstelle für Desinfektion" durch Lingner |
1901 |
Vom Jahre 1901 ab wird die Herstellung und der Vertrieb weiterer kosmetischer und pharmazeutischer Präparate aufgenommen. Eine Seifenfabrik wird angegliedert, in der neben Toilette- und medizinischen Seifen als Spezialität eine feste Kaliseife (Kavonseife) hergestellt wird. Auch eine bakteriologische Abteilung wird eingerichtet, in der die bekannte Pyöcyanase hergestellt wird. |
1901 |
Karl Greimer wird als wissenschaftlich-technischer Leiter eingestellt |
1902 |
Die "Desinfektorenschule" entsteht mit Lingners Unterstütung |
1903 |
Durch die Beschäftigung mit dem Desinfektionswesen seiner Zeit kommt Lingner zum Studium der sozialhygienischen Literatur. Er erkennt die bestehende Unkenntnis der Bevölkerung bezüglich der Entstehung und Verbreitung von Erkrankungen und setzt in der Folge einen großen Teil seines Millionenvermögens für die hygienische Volksbelehrung und zur Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen ein: u.a. Ausstellung "Volkskrankheiten und ihre Bekämpfung" 1903 |
1906 |
Einige Abteilungen des Betriebes werden im Laufe der Jahre abgetrennt und selbständig gemacht, so 1906 die Desinfektionsabteilung, die unter dem Namen "Deutsche Desinfektionszentrale, G. m. b. H." nach Berlin wandert. |
1906 |
Vergrößerung der Fabrik: Auf einem unbebauten Teil des Grundstücks an de Zwickauer Straße wird eine monumentale, 175 m lange, dreigeschossige Hauptfront mit Uhrturm errichtet und ein zweiter Flügel parallel zum bestehenden Trakt (bis 1897 Klavierfabrik). Die Werksfläche beträgt nun über 10.000 qm, die Dampfmaschinenleistung beträgt 250 PS. |
03.07.1906 |
Die "Odol"-Flache in ihrer ausgereiften Form wird als Marke beim Reichspatentamt hinterlegt. |
1907 |
Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt |
1908 |
Lingner läßt in dem von ihm erworbenen Besitztum (Villa Stockhausen, Kammerherr des Prinzen Albrecht von Preußen, der den Lord-Findlaterschen Weinberg gekauft und dort 1850 - 1854 Schloß Albrechtsberg errichten ließ), das "Lignerschloß" eine kleine (private) Standseilbahn bauen. - Dem kranken Lingner fiel es zunehmend schwer, die vielen Stufen durch seinen Terrassengarten zu steigen, so daß er sich zum Bau entschloß. Die Bahn soll sich in den Garten integrieren und keinesfalls auffallen. So entschließt man sich zur Errichtung eines Schrägaufzuges mit einem Wagen und zwischen den Gleisen geführten Gegengewicht. |
1908 |
Am Lingnerschloß wird durch die Firma "Kühnscherf & Söhne", Dresden, eine 90 m lange Standseilbahn (Schrägaufzug mit Pendelbetrieb mit einem Personen- und einem Gegengewichtswagen) errichtet. Sie überwindet 40 m Höhenunterschied (110 - 165 m üNN) mit einer Neigung von 57,7 %, einer Spurweite von 1000 mm (der Gegengewichtswagen läuft auf einem tieferliegenden, unter den aufgeständerten Gleisen für den Personenwagen befindlichen Gleis mit nur 825 mm Spurweite), zwei Zugseilen von 16 mm Durchmesser, elektrischer Fördermaschine (Gleichstrom 11,8 kW) mit zwei Seiltrommeln zu 2100 Trommeldurchmesser, Fahrgeschwindigkeit: 0,9 m/s. Der Personenwagen hat zwei Sitze und sechs Stehplätze, eine Keil-Fangvorrichtung und 2,5 t Eigengewicht. Die Steuerung der Bahn erfolgt duch Druckknöpfe vom Wagen aus. |
1910 |
Die Abteilung "Pyöcyanase", aus der 1910 die "Sächsische Serumwerk A.-G." entstanden ist, wird verselbständigt. |
1910-1911 |
Lingner begründet mit dem "Sächsischen Serumwerk" ein weiteres erfolgreiches Unternehmen in Dresden, er selbst beliefert die kämpfenden Truppen im Ersten Weltkrieg mit Heilsera. |
06.10./16.12.1911 |
Die bisherige G.m.b.H. wird am 6. Oktober / 16. Dezember 1911 in die "Lingner-Werke Aktiengesellschaft" umgewandelt. |