Bayerischer Lloyd Schiffahrts-Aktiengesellschaft

Allgemeines

FirmennameBayerischer Lloyd Schiffahrts-Aktiengesellschaft
OrtssitzRegensburg
Straßevon-Stauss-Str. 4
Postleitzahl930xx
Art des UnternehmensSchiffahrtsgesellschaft
AnmerkungenHier in Regensburg; unsicher, ob sich der Straßenname auf den der NSDAP nahen Bankmanager Emil Georg von Stauß bezieht. Bei [Uebigau] und [Museum]: "Bayerischer Lloyd"; obige Firmierung um 1943. Keine Firma dieses Namens in [Reichs-Adreßbuch (1900) 519], aber in [... (1927) 1061] mit der Bemerkung "Niederlassungen in den Haupt-Donauhäfen, Motorfracht- und Schleppschiffahrt, Schiffsraum: 120.000 t, Maschinenstärke: 16.000 PS". Hauptsitz vmtl. in München (s.d.) vmtl. um den Ersten Weltkrieg gegründet.
Quellenangaben[Uebigau-Referenzliste (1919)] [Donau-Schiffahrts-Museum: Museumsführer (1997) 12] [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 5133] [Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 78]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1913 Gründung. Die Gründung der Gesellschaft geht hervor aus dem Wunsche, für die 1911 in österreichischen Besitz übergegangene "Süddeutsche Donau-Schiffahrts-Gesellschaft" wieder eine eigene nationale Schiffahrtsgesellschaft auf der Donau zu haben.
1917 Umwandlung in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 16.000.000 Mark
03.08.1917 Eintragung der AG
nach dem 1. Weltkrieg Die im Kriege 1914/18 der Gesellschaft weggenommenen Schiffe werden bei Kriegsende trotz Schiedsspruchs der Gesellschaft nicht mehr zurückgegeben.
02.03.1921 Die G.-V. vom 2. März 1921 beschließt die Erhöhung des Kapitals um M 16.000.000,00.
20.06.1922 Kapitalerhöhung lt. G.-V. v. 20. Juni 1922 um M 28.000.000,00.
07.01.1925 Kapital-Umstellung lt. G.-V. vom 7. Januar 1925 von Mark 60.000.000,00 auf RM 9.840.000,00 durch Herabsetzung des Nennwerts der Stamm- und Vorzugsaktien von bisher Mark 1.000,00 auf RM 180,00 bzw. RM 20,00
Anfang 1927 Abschluß einer Betriebsgemeinschaft mit der "Ersten Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, der "Kgl. Ungarischen Fluß- und Seeschiffahrts-A.-G."
01.03.1929 Die Betriebsgemeinschaften "Ersten Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, der "Kgl. Ungarischen Fluß- und Seeschiffahrts-A.-G." werden seither auf eine breitere Grundlage gestellt.
06.11.1929 Die G.-V. vom 6. November 1929 beschließt die Umwandlung von seitens der Aktionäre zur Verfügung gestellten Inhaberaktien in Genußscheine und desgleichen die Umwandlung von Gläubigerforderungen in Genußschcine. Auf Grund dieser Beschlüsse werden nom. RM 2 473 560 Inhaberaktien, die der Gesellschaft von Aktionären zum Umtausch gegen Genußscheine angeboten worden waren, eingezogen. Ferner werden nom. RM 289.440,00 Vorratsaktien aus der Kapitalserhöhung im Jahre 1922 eingezogen. Da sich Gläubiger der Gesellschaft bereit erklärten, Forderungen im Betrage von RM1 3.999.960,00 ebenfalls in Genußscheine umzuwandeln, erfolgt die Tilgung dieser Schulden durch Ausgabe weiterer Genußscheine. Insgesamt werden 35 964 Genußscheine ohne Nennwert ausgegeben. Nach Durchführung der G.-V.-Beschlüsse stellt sich das A.-K. einschl. der nom. Reichsmark 120.000,00 Namensaktien auf RM 7.077.000,00. Die Inhaberaktien zu RM 180,00- werden in Inhaberaktien zu RM 100,00 und RM 1.000,00 umgetauscht.
16.12.1930 Lt. ao. G.-V. vom 16. Dezember 1930 Herabsetzung des A.-K. von Reichsmark 7.077.000,00 auf RM 4.600.000,00. Das Stamm-Aktienkapital wird von RM 6.957.000,00 auf RM 4.638.000,00 in der Weise herabgesetzt, daß von je nom. RM 300,00 Inhaberaktien je nom. RM 100,00 eingezogen und den Aktionären 65 % des Nennwertes der eingezogenen Aktien in bar ausgezahlt werden. Von dem freiwerdenden bilanzmäßigen Überschuß von RM 2.319.000,00 werden für die 65 % Rückzahlung der eingezogenen Aktien RM 1.495.000,00 verwandt und die verbleibenden RM 824.000,00 der Erneuerungs-Rücklage zugeführt. RM 57.000,00 Inhaberaktien mit einem nunmehr herabgesetzten Nennbetrag von Reichsmark 38.000,00, die sich im Besitz der Gesellschaft befanden, werden eingezogen, so daß ein Inhaber-Aktienkapital von RM 4.600.000,00 verbleibt. Auch die gesamten Namensaktien von RM 120.000,00, deren Besitzer sie der Gesellschaft zur Verfügung stellen, werden mittels Ankaufs zu 65 % eingezogen.
01.03.1937 Die "Continentale Motorschiffahrtsgesellschaft Akt.-Ges." schließt sich der Betriebsgemeinschaft an
01.03.1940 Die "Slovakische Donauschiffahrt A.-G." schließt sich der Betriebsgemeinschaft an. - Die Gemeinschaftsverträge werden bis 28. Februar 1946 erneuert.
16.07.1943 Letzte ordentliche Hauptversammlung bis 1943/44




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Schiffahrt?          




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Schiffsdampfmaschine 1923 Christof Ruthof, Schiffswerft u. Maschinen-Fabrik KG
Dampftrossenwinde 1919 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampftrossenwinde 1919 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampftrossenwinde 1919 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampftrossenwinde 1919 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampftrossenwinde 1919 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampftrossenwinde 1920 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampfsteuerwinde 1921 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampfsteuerwinde 1921 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampfsteuerwinde 1921 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampfankerwinde 1921 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampftrossenwinde 1921 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampfsteuerwinde 1921 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampfankerwinde 1921 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG
Dampftrossenwinde 1921 Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau AG




Allgemeines

ZEIT1943
THEMAOrgane und Kapital der Gesellschaft
TEXTVorstand: Dr. Albert Schlegel, Vorsitzer, Regensburg; Helmuth von Graevenitz, Wien. Aufsichtsrat: Dr. Friedrich Siebert, Ministerialdirektor im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen, München, Vorsitzer; Regierungspräsident Rudolf Diels, Generaldirektor der Reichswerke A.-G. für Binnenschiffahrt "Hermann Göring", Berlin, stellv. Vorsitzer; Ministerialdirektor Hugo Baur, Reichsverkehrsministerium, Berlin; Ministerialdirektor Dr. Hugo Fritz Berger, Reichsfinanzministerium, Berlin; Ministerialrat Ernst Fischer, Bayerisches Staatsministerium der Finanzen, München; Ministerialrat Albert Gorter, Präsident der Bayrischen Staatsbank, München; Ministerialrat Dr. Hans Kreul, Reichsverkehrsministerium Eisenbahnabteilungen, Berlin; Kommerzienrat Arnold Maser, Direktor der Deutschen Bank Filiale München, München; Dr.-Ing. e. h. Albert Pietzsch, Präsident der Reichswirtschaftskammer, Höllriegelskreuth bei München; Wirklicher Geheimer Rat Dr. jur. Richard Riedl, a. o. Gesandter und bev. Minister a. D., Wien; Dr. Guido Schmidt, Minister a. D., Mitglied des Vorstandes der A.-G. Reichswerke "Hermann Göring", Berlin; Dr. Otto Schottenheim, Oberbürgermeister der Stadt Regensburg, Regensburg; Dr. Ludger Westrick, Vorsitzer des Vorstandes der Vereinigten Aluminiumwerke A.-G., Berlin. Abschlußprüfer für 1943: Deutsche Revisions- und Treuhand-Aktiengesellschaft, Berlin. Stimmrecht: Je nom. RM 100,00 Aktie 1 Stimme. Reingewinn-Verwendung: Der Reingewinn wird wie folgt verteilt: a) zunächst werden auf die Aktien bis zu 6 % als Gewinnanteil ausgeschüttet; b) nach Ausschüttung eines Gewinnanteils von 6 % nach Buchstabe a) erhält der Aufsichtsrat inen Anteil von 10 % des Jahresgewinns, der sich gemäh § 98 des Aktiengesetzes unter Absetzung eines für die Aktionäre bestimmten Betrages von 4 % errechnet; c) sodanr, werden auf jeden Genußschein bis zu RM 9,00 bezahlt; d) der Rest wird an die Aktionäre verteilt, soweit die Hauptversammlung keine andere Verwendung beschließt. Die Mitglieder des A.-R. erhalten neben dem Ersatz ihrer Auslagen eine feste, nach Ablauf des Geschäftsjahres zahlbare, über Unkostenkonto zu verbuchende Vergütung von insgesamt RM 10.000,00, nebst obigem Anteil am Jahresgewinn. Der A.-R. beschließt über die Verteilung der festen Vergütung und des Anteils am Jahresgewinn unter seine Mitglieder. Geschäftsjahr: 1. Januar bis 31. Dezember. Konzernverhältnis: Die Gesellschaft gehört zum Konzern der Reichswerke A.-G. für Binnenschiffahrt "Hermann Göring", Berlin. Grundkapital: nom. RM 4.600.000,00 Stammaktien in 6000 Stücken zu je RM 100,00 (Nr. 17001-23000) und in 4000 Stücken zu je RM 1.000,00 (Nr. 13 001-17 000). Großaktionär: Reichswerke A.-G. für Binnenschiffahrt "Hermann Göring", Berlin. Auf Grund der Beschlüsse der Hauptversammlung vom 6. November 1929 (siehe auch Ereignis) werden 35 964 Stück Genußscheine auf Namen ohne Nennwert ausgegeben. Diese sind mit folgenden Rechten ausgestattet: Nach Ausschüttung von 6 % Dividende und eines satzungsmäßigen Gewinnanteils des A.-R. erhalten die Genußscheine bis zu RM 9,00. Im Falle der Abwicklung des Unternehmens entfällt nach Ausschüttung des Nennbetrages auf das A.-K. aus dem Überschuß auf jeden Genußschein ein Betrag bis zu RM 480,00. Der Gesellschaft steht das Recht zu, die Genußscheine sämtlich oder zum Teil durch Zahlung von RM 180,00 für einen Genußschein aus dem Reingewinn abzulösen.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 5133]


ZEIT1943
THEMAZweck und Gegenstand des Unternehmens
TEXTGegenstand des Unternehmens: Betrieb der Binnenschifffahrt und aller damit im Zusammenhang stehenden Geschäfte. Die Gesellschaft ist zu allen zur Erreichung ihres Zweckes notwendigen oder nützlichen Geschäften und Maßnahmen berechtigt, insbesondere zum Erwerb und zur Veräußerung von Grundstücken, zur Errichtung von Zweigniederlassungen im In- und Auslande, zur Beteiligung an anderen Unternehmungen und zum Abschluß von Interessengemeinschaftsverträgen. In zäher Arbeit wird nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Neuaufbau der Gesellschaft begonnen und erreicht, daß der Bayerische Lloyd gemeinsam mit der "Ersten Donaudampfschiffahrtsgesellschaft" und der "Continentalen Motorschiffahrtsgesellschaft A.-G." in Wien, den Reedereien der Ostmark, heute auf der Donau seine Verkehrskraft den Interessen des nationalsozialistischen Deutschland mit Erfolg zur Verfügung zu stellen vermag. Betriebsverträge: Anfang 1927 erfolgte Abschluß einer Betriebsgemeinschaft mit der Ersten Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, der Kgl. Ungarischen Fluß- und Seeschiffahrts-A.-G. Diese Betriebsgemeinschaften werden ab 1. März 1929 auf eine breitere Grundlage gestellt. Ab 1. März 1937 hat sich die Continentale Motorschiffahrtsgesellschaft Akt.-Ges. und ab 1. März 1940 die Slovakische Donauschiffahrt A.-G. angeschlossen. Die Gemeinschaftsverträge sind bis 28. Februar 1946 erneuert worden.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 5133]


ZEIT1913
THEMAGründung
TEXTAn der Gründung beteiligte sich neben Banken besonders die Petroleum- und die Eisenindustrie, da die Donau für den Import von Petroleum und dessen Derivaten aus Rumänien und für den Export von Erzeugnissen der deutschen Schwerindustrie ein wichtiger Transportweg ist. Zu den Gründern gehörte ferner die Stadt Regensburg, deren Verwaltung schon seit langem gemeinsam mit dem an der Gründung ebenfalls beteiligten Vorsitzenden der Handelskammer Regensburg wieder und wieder darauf hingewiesen hat, von welch hoher Bedeutung für die Hebung des Donauverkehrs - und damit für die Entwicklung der Stadt Regensburg und vieler Zweige des bayerischen. Wirtschaftslebens - die Schaffung einer rein deutschen Donau-Schiffahrtsgesellschaft sei. Das Ministerium des Königlichen Hauses und des Äußern, das dem Plan der Gründung einer selbständigen bayerischen Donau-Schiffahrtsgesellschaft vom Gesichtspunkt der Hebung der bayerischen Donauausfuhr von Anfang an das größte Interesse entgegenbrachte, hat das Zustandekommen des neuen Unternehmens nach jeder Richtung hin gefördert.
Im einzelnen waren die Gründer:
Bayerische Vereinsbank, München,
Deutsche Bank Filiale München, München,
Stadtgemeinde Regensburg,
Deutsche Petroleum-Aktien-Gesellschaft, Berlin,
Europäische Petroleum-Union, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Bremen,
Gebr. Röchling, offene Handelsgesellschaft, Ludwigshafen a. Rhein und München,
Bayerische Petroleum-Gesellschaft mit beschränkter Haftung, München,
Steaua Romana Petroleum-Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Regensburg, Herr Kommerzienrat Joseph Böhm, München,
Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, Aktiengesellschaft, Augsburg,
Herr Geheimer Kommerzienrat Georg Christlieb, Regensburg,
Adolf Freiherr von Büsing-Orville, Schloß Zinneberg.
Hierzu sind bisher als weitere Gesellschafter noch gekommen:
Bayerische Handelsbank. München,
Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte, Rosenberg,
Stadtgemeinde Ulm,
Pfälzische Bank, Ludwigshafen.
Zweck und Aufgabe des Bayerischen Lloyd gehen im großen und ganzen schon aus den oben geschilderten Umständen hervor, die zu seiner Gründung geführt haben. Er wird, gegebenenfalls im Zusammenwirken mit den anderen bestehenden Schiffahrtsgesellschaften, den Verkehr auf der ganzen Donau von Regensburg bis zum Schwarzen Meer aufnehmen. Während nun bisher Regensburg der Endpunkt der Donauschiffahrt war, ist der Bayerische Lloyd bereits mit Vorarbeiten beschäftigt, auch auf der oberen Donau von Regensburg bis Ulm, wenn die Wasserverhältnisse dies gestatten, einen Verkehr mit entsprechend gebauten Motorschiffen zu organisieren, wobei ihm weitgehende Unterstützung durch die Städte Regensburg und Ulm sowie durch "die Studiengesellschaft zur Wiederaufnahme der Schiffahrt auf der oberen Donau" in Aussicht gestellt ist. Hoffentlich wird es unter der sicher zu erwartenden Mithilfe des bayerischen und des württembergischen Staates gelingen, die mannigfachen Schwierigkeiten zu überwinden, die sich beim Befahren der oberen Donau jedenfalls ergeben werden.
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 78]


ZEIT1914
THEMABeschreibung
TEXTAuf der Flußstrecke von Regensburg abwärts bis zum Schwarzen Meer wird der Bayerische Lloyd, entsprechend den guten politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn, stets bemüht sein, im besten Einvernehmen mit den bestehenden Schiffahrtsgesellschaften zu bleiben und im friedlichen Wettbewerb mit ihnen an der gemeinsamen Aufgabe, der Hebung des gesamten Donauverkehrs, zu arbeiten. Die Vermehrung der wirtschaftlichen Beziehungen, die mit der Schaffung eines regeren Verkehrs nach Österreich-Ungarn in Zusammenhang steht, wird dazu beitragen, das enge freundschaftliche Band, das uns bereits mit der Nachbarmonarchie verbindet, noch fester zu knüpfen.
Besondere Beachtung wird der Bayerische Lloyd der Belebung des Verkehrs zwischen Deutschland und den unteren Donauländern schenken. Durch Schaffung günstiger Verfrachtungsgelegenheiten, sowie dadurch, daß er den deutschen Firmen, soweit es ihm möglich ist, in den fremden Ländern zur Seite steht und ihnen die Anbahnung neuer Geschäftsverbindungen zu erleichtern sucht, wird er bemüht sein, die deutsche Industrie bei der Gewinnung des Balkans als Absatzgebiet zu unterstützen. Wie schon jetzt, so wird auch in Zukunft vor allem die deutsche Schwerindustrie in den Balkanländern ein dankbares Arbeitsfeld finden. Daneben werden aber auch viele andere Industriezweige mit Vorteil diesen Gebieten erhöhte Aufmerksamkeit widmen, da die Balkanstaaten voraussichtlich nach Beendigung der Kriegswirren in jeder Hinsicht einen schnellen wirtschaftlichen Aufschwung nehmen werden. Neben dem Export wird der Bayerische Lloyd auch den Import von Erzeugnissen der unteren Donauländer nach Deutschland zu fördern suchen. Es kommen hier in erster Linie Produkte der dortigen Landwirtschaft, besonders Mais in Betracht, die schon heute in ziemlich bedeutendem Umfange nach Deutschland eingeführt werden. Der Handel bedient sich hierbei bisher meist des weiten Umweges über See nach Rotterdam oder einem der deutschen Nordseehäfen, von wo die Sendungen dann per Bahn oder häufiger zu Schiff auf dein Rhein, der Weser oder der Elbe an ihren Bestimmungsort gelangen. Der Bayerische Lloyd wird bemüht sein, diese Transporte auf der Donau, dem kürzesten und natürlichsten Wege, nach Deutschland zu schaffen, um wenigstens den Süden des Reiches in dieser Weise mit den hier benötigten ausländischen Bodenerzeugnissen zu versorgen.
Außer den Produkten der Landwirtschaft sind für die Einfuhr auf der Donau die Mineralschätze der unteren Donauländer, besonders rumänisches Erdöl und dessen Derivate von Bedeutung. Die Einfuhr von Leuchtöl und Benzin auf der Donau wurde erst im letzten Jahrzehnt von der mit deutschem Kapital arbeitenden Steaua Romana aufgenommen, die zu diesem Zwecke eine Anzahl Tankkähne baute und entsprechende Anlagen an Land in Giurgiu, Budapest und Regensburg errichtete. Daß die Gesellschaft mit der Einrichtung der Donautransporte das Richtige getroffen hatte, ergibt sich daraus, daß sie bereits im Jahre 1906 auf diesem Wege 12000 Tonnen Benzin und 10000 Tonnen Leuchtöl nach Deutschland bringen konnte.
Der Donauweg hat sich hierbei als durchaus geeignet für diese Transporte erwiesen, und bei der jetzigen Gestaltung des deutschen Marktes dürfte für die Zukunft die Einfuhr von Benzin sowohl wie die von Leuchtöl zu einer großen Bedeutung gelangen. Der Bayerische Lloyd wird, um diese Einfuhr zu beleben, die ihm bereits zur Verfügung stehende Flotte von Tankschiffen den Bedürfnissen entsprechend ausbauen.
Auch die nationale Bedeutung einer leistungsfähigen Donauschiffahrt für den Fall eines Krieges ist nicht zu unterschätzen; ist doch Deutschland hinsichtlich vieler notwendiger Produkte auf die Einfuhr angewiesen, die meist auf dem Seewege erfolgt. Dies bedeutet mit Rücksicht auf die jetzige maritime Machtverteilung eine große Gefahr; denn es muß stets damit gerechnet werden, daß im Kriegsfälle jede Zufuhr solcher Güter, die als Kriegskonterbande gelten, nach deutschen Seehäfen abgeschnitten wird. Hierzu gehört vor allem Getreide. Aber auch Petroleumprodukte werden in einem künftigen Kriege sicherlich für Kriegskonterbande erklärt werden, da sic wesentliche Faktoren bei der Ausrüstung eines modernen Heeres bilden und besonders von der Flotte in großen Mengen benötigt werden. Es muß deshalb im Kriegsfälle von erheblichem Nutzen sein, wenn ein leistungsfähiger und geeigneter Schiffspark auf der Donau zur Verfügung steht, der dazu dienen kann, Getreide und Mineralöle von Rumänien und den Balkanländern auf der Donau nach Deutschland zu befördern; denn die Donau berührt von den Balkanstaaten an bis Deutschland nur österreichisch-ungarisches Gebiet und ist keinen feindlichen Einwirkungen ausgesetzt.
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 78]