Schlachthof Breslau


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Schlachthof Breslau: Schaltbrett im Maschinenhaus Schlachthof Breslau: Maschinen- und Kühlhaus Schlachthof Breslau: Schornstein zum Maschinen- und Kühlhaus


Allgemeines

FirmennameSchlachthof Breslau
OrtssitzBreslau
OrtsteilPöpelwitz
StraßeFriedrich-Wilhelm-Str.
Art des UnternehmensSchlachthof
AnmerkungenMit Anschlußgleis zum Bahnhof Mochbern. Die statistischen Angaben beginnen am 01.10.1896, vmtl. dem Datum der Aufnahme des Schlachthofbetriebs.
Quellenangaben[Bauzeichnungen (1894/96), Slg. G. Osthoff, bei TU Berlin, Architekturmuseum] [Schachthof und Viehmarkt zu Breslau (1900)] [Dt. Bauzeitung (1897) 430]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1422 Der Schlachtzwang wird bestätigt.
01.04.1853 Der Wochenmarkt am westlichen Eingang des Schlachthofs wird von bisher Kälbern, Schafen, Schweinen und Ziegen auch auf Rinder ausgedehnt. Er wird auf das Grundstück Schwertstraße verlegt.
1858 Übernahme des Schlachthofs in Selbstverwaltung, und die Befreiung vom Schlachtzoll entfällt.
01.04.1868 Nach Begründung der Aktiengesellschaft "Breslauer Schlachtviehmarkt" wird der Viehmarkt mit dem auf dem Grundstück Feldmark Dürrgoy (an der Hubenstraße) angelegten Schlesischen Fettvieh-Markt vereinigt.
1875 Infolge der heftig auftretenden Trichinose unter den Schweinen wird die Untersuchung jedes hier geschlachteten Schweines angeordnet, und es werden Fleischbeschauer angestellt.
1875 Im alten Schlachthof werden 9.546 Ochsen, 8.876 Kühe, 36.393 Kälber, 38.766 Schweine und 45.509 Hammel geschlachtet.
01.07.1878 Auf dem Schlachthof wurd eine tierärztliche Kontrolle eingeführt.
05.1879 Es wird eine öffentliche Roßschlächterei am Zendelberge (Oswitzer Straße) errichtet.
26.01.1892 Antrag zum Kauf der Grundstücke im Bereich des Ritterguts Pöpelwitz, nördlich des Bahnhofs Mochbern
28.03.1892 Der Grunderwerb in Pöpelwitz wird von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Es sind zusammen 39 ha, 50,72 ar für 515.081 Mark, zumeist von Rittergutsbesitzer Woyrsch-Pöpelwitz, ferner von vier anderen Grundbesitzern.
09.1893 Beginn der Erdabeiten
20.12.1893 Entscheidung des Handelsministers zur gewerbepolizeilichen Genehmigung
1895 Inbetriebnahme
26.11.1895 Beschluß des Bezirksausschusses zur Vereinigung der Ländereien in Pöpelwitz mit dem Stadtbezirk.
29.03.1897 Gesetz zur Vereinigung des Guts- und Gemeindebezirks Pöpelwitz mit dem Stadtbezirk.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
geschlachtete Tiere 1895 Beginn (Inbetriebnahme) 1895 [MAN-Dampfmaschinenliste]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1895 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1895 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1895 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschinen vmtl. 1895 Maschinenbauanstalt Breslau GmbH




Allgemeines

ZEIT1897
THEMABeschreibung der Schlachthallen
TEXTDie Schlachthalle für Grossvieh, in deren unmittelbarer Nähe sich der für 102 Rinder bestimmte Schlachtstall befindet, hat zwecks bequemer und schneller Zuführung der Tiere zu den einzelnen Schlachtständen an den Längswänden eine größere Zahl Eintriebthüren erhalten, während die Tore an den Giebeln und der 5 m breite Mittelgang der dreischiffigen, 85 m langen, 22 m breiten Halle dem Fussgängerverkehr und dem Transport der ausgeschlachteten Tiere nach den Kühlräumen dienen. An den Längswänden sind 48 Winden angeordnet, an denen täglich, bei 10stündiger Arbeitszeit und einer Ausschlachtdauer von etwa einer Stunde, 500 Rinder geschlachtet werden können. Ein Abort und ein Geräteraum sind der Halle vorgebaut. Die Schlachthalle für Kleinvieh, deren Abmessungen und bauliche Einrichtungen denjenigen der Grossvieh-Schlachthalle gleichen, hat 400 m Hakenrahmen erhalten, an denen täglich über
1200 Stück Kleinvieh geschlachtet werden können. Ein Teil der Hallen am südlichen Giebel ist mit beweglichen Grossvieh-Winden für Schächter ausgestattet. Am entgegengesetzten Giebelende der Halle befinden sich zwei Räume für die Schächter, ein Gesellenzimmer mit Garderobe und Brausebad, ein Meisterzimmer und ein Abtritt. - In der Nähe der Schlachthalle liegt der für 750 Stück Kleinvieh bestimmte Schlachtstall. In der Schlachthalle für Schweine können täglich 660 Schweine geschlachtet werden. Sie besteht aus zwei durch eingeschobene Stallungen getrennten, im übrigen völlig gleichartig ausgebildeten Hallen, die nach aussen hin den Eindruck eines einzigen Gebäudes machen. Die Stallungen bieten in 38 Buchten Raum für 300 Stück Schweine. Aus diesen Buchten führen Türen nach den in den
anstoßenden Brühräumen angeordneten Tötplätzen, in deren Nähe je 6 Brühbottiche, 6 Drehkrähne und die zügehörigen Enthaarungstische Aufstellung gefunden haben. An die Brühräume schließen sich, mit diesen durch 24 Laufschienen-Systeme verbunden, die Ausschlachteräume mit zusammen 750 m Hakenrahmen an. Weiterhin folgen, durch massive Mauern mit großen Fensteröffnungen von den Ausschlachteräumen getrennt, indessen durch vier große Türöffnungen unmittelbar von diesen zugänglich, die Kutteleien, in denen zusammen 66 Waschgefäße mit Tischen aufgestellt sind. An Nebenräumen sind an der Verbindungshalle entlang Zimmer für Hallenmeister, Wiegeräume und Abtritte vorhanden, während die Trichinenschau-Zimmer (für männliche und weibliche Fleischbeschauer getrennt) im ersten Stockwerk über den Nebenräumen untergebracht und durch Aufzüge mit den Schlachthallen in unmittelbare Verbindung gesetzt sind. Baulich gleicht die Schlachthalle für Schweine den übrigen Schlachthallen, nur sei bemerkt, dass die Brühräume eine Stampfbetondecke zwischen Eisenträgern erhalten haben, auf denen die Holzzement-Eindeckung unmittelbar aufgebracht ist. Die Großviehkuttelei ist durch einen mit 2 m hohen Mauern eingefaßten Mittelgang in zwei Abteilungen geteilt. Jede Abteilung hat 2 Brühbottiche, zwei große Tische und rings herum an den Wänden zusammen 52 Waschgefäße nebst Entfettungstischen erhalten. Für ausreichende Beleuchtung und Lüftung ist in diesem Räume ganz besonders gesorgt worden. Die gesammten maschinellen Einrichtungen sind in sachgemäßer, gediegener Weise ausgeführt und montiert. Insbesondere sind alle Neuerungen auf diesem Gebiete zur Anwendung gelangt, von denen an dieser Stelle die beachtenswertesten erwähnt werden sollen. So ist in der Schlachthalle für Schweine die Wrasenbildung im1 Brühraum, die besonders im Winter außerordentlich lästig ist, durch eine sinnreiche Lüftungs-Vorrichtung nach dem Patent von Alex. Huber in Köln a. Rh. beseitigt worden. Es sind die Brühbottiche mit einer begehbaren Fundamentgrube versehen, welche mit einem Frischluftkanal in Verbindung gesetzt ist, der seinen Abschluß in dem am südöstlichen Giebel der Schweineschlachthalle auf einem freien Platz errichteten Luftzuführungsschlot findet. Außerdem ist in der Fundamentgrube des Brühbottiches. ein mittels Dampf zu wärmender Rippenheizkörper angebracht. Tritt dieser Heizkörper in Tätigkeit, so wird die Luft unter dem Brühbottich sehr
stark erwärmt; sie steigt vermöge ihres geringeren spezifischen Gewichtes durch einen um den Brühbottich frei gelassenen Zwischenraum in den Brühraum und umfaßt den aus dem Brühbottich aufsteigenden Wrasen wie mit einem unsichtbaren Mantel, in dem der Wrasen zusammengehalten und senkrecht aufsteigend einem über dem Brühbottich angebrachten Dunstschlot zugeführt wird. Eine weitere sehr zweckmäßige Neuerung ist in der Großviehschlachthalle
durch die Firma "Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft vorm. Beck & Henkel" in Kassel angebracht. Dort können durch eine einfache und sinnreiche Konstruktion die ausgeschlachteten und in zwei Hälften getheilten Rinder mittels eines
Hängegleises vom Schlachtstande abgerollt und, ohne Stellung irgend einer Weiche, entweder an jeden beliebigen Punkt der Schlachthalle, oder in den Vorkühlraum, bezw. Kühlraum gefahren werden. Auch werden durch diese Neuerung die bisher allgemein erforderlichen zwei Spreizenträger erübrigt; es genügt vielmehr nur ein Träger, welcher zugleich als Transportschiene dient. Auf dem unteren Flansch dieses Trägers bewegt sich ein vierrädriger, etwa 30 cm langer Wagen. Die Achsen des Wagens sind gekuppelt und verlängern sich nach unten in das Zapflager, das den Haken zur Aufnahme der Spreize trägt. Dieser Haken ist in seiner Öse vierkantig ausgebildet, so daß eine Drehung des Hakens, bzw. der an ihm hängenden Spreize unmöglich ist. Zwei am Wagen angebrachte Puffer mildern etwaige Stöße beim Zusammenfahren der Wagen. Der Übergang von einem Spreizenträger - hier richtiger Wagenträger genannt - zu einem anderen geschieht durch die Weiche; diese stellt sich einfach als Durchbrechung des Steges der Wagenträger
dar. Die hierdurch erfolgte Schwächung des Trägers ist durch Auflegen von Laschen auf den oberen und unteren Flansch wieder gehoben. Die Durchschneidung der unteren Flanschen zum Durchgehen der Förderwagen ist derart bewirkt, daß stets drei Räder des Wagens eine sichere Auflage auf den unteren Flanschen haben; ein Kippen oder gar Herausfallen des Wagens ist somit völlig ausgeschlossen. Das Weichenstück, das sich im übrigen genau dem schmiedeisernen Wagenträger anschließt, ist der besseren Haltbarkeit und geringeren Abnutzung wegen aus Rotguß hergestellt. Die Bewegung der Förderwagen geschieht nun in folgender Weise: Will man den Wagen in der Richtung M - M fahren, so wird er durch einfachen Druck des an der Spreize hängenden Rindes in der Fahrrichtung fortbewegt, er gleitet dann in gerader Richtung über die Weiche L hinweg. Will man dagegen von M nach O fahren, so genügt ein leichter Druck des an der Spreize hängenden Rindes nach der gewünschten Fahrrichtung hin, um den Wagen selbsttätig in die Krümmung und auf den abbiegenden Wagenträger hinüberzuleiten. In gleicher Weise kann rückwärts ein Wagen von P kommend nach N und
von hier in der Richtung M weiter geführt werden, ohne Stellung einer Weiche, sondern stets nur durch einen leichten Druck des Wagens bezw. des daran hängenden Rindes nach der gewünschten Fahrrichtung hin. Die Rinderschlachthalle ist somit infolge dieser Neuerung nur mit der erforderlichen Anzahl Schlachtwinden und dem zu jedem Schlachtstande gehörigen Förderwagenträger ausgestattet. Diese Träger setzen sich bis in die Vorkühlräume und in den großen Kühlraum fort. Die sonstigen maschinellen Einrichtungen in den Schlachthallen und Kutteleien weichen von den bisher üblichen und an anderen Orten vielfach ausgeführten und erprobten nicht wesentlich ab.
QUELLE[Dt. Bauzeitung (1897) 430]


ZEIT1897
THEMABeschreibung der Kühlanlage
TEXTDie Kühlanlage ist von der Gesellschaft für Linde's Eismaschinen in Wiesbaden nach dem bewährten Ammoniak-Kompressionssystem gebaut und mit einer Eisfabrikations-Anlage, welche täglich 2500?3000 kg Klareis liefert, verbunden. - Das Kühlhaus enthält den eigentlichen großen Kühlraum, einen Vorkühlraum für Kleinvieh und Schweine und einen solchen für Großvieh. Letztere sind in üblicher Weise mit Hakengerüsten und Winden ausgestattet, während im grossen Kühlraum 356 einzelne Kuhlzellen von 6?12 qm Grundfläche aufgestellt sind. Sie bestehen aus senkrechten eisernen Gitterstäben, die Zellentüren sind als Schiebetüren ausgebildet. Die Beleuchtung der Vorkühlräume erfolgt durch seitliche Fenster und Oberlicht, die des großen Kühlraumes ausschließlich durch in den Gängen angeordnete Oberlichte. Die Isolierung des Kühlraumes und der Vorkühlräume erfolgte durch 1 m starke mit Luftschichten versehene Umfassungsmauern, durch einen soliden Zementguß-Fußboden, welcher auf einer 60 cm starken Koksaschenschicht mit Klinkerunterlage gestreckt wurde, und durch eine 25 cm hohe Schüttung von Kieselguhr auf den aus porösen Steinen hergestellten Deckengewölben. Die Maschinen und Apparate haben ihren Platz zum Teil über dem Vorkühlraum für Kleinvieh, zum Teil im anstoßenden Wasserturm und endlich im Maschinenraum selbst erhalten.
QUELLE[Dt. Bauzeitung (1897) 431]


ZEIT1897
THEMABeschreibung der Kessel- und Maschinenanlage
TEXTVier Dampfkessel, die in einem besonderen Kesselraum aufgestellt sind, liefern sowohl für die Kühlanlage, wie für den gesamten Schlachthof den erforderlichen Dampf. Neben dem Kesselraum liegen die Dampfmaschinen und die Dynamos für
die elektrische Beleuchtungsanlage, welche die sämtlichen Innenräume und auch die Straßen des Schlacht- und Viehhofes ausschließlich mit Licht versorgt. Die zwei für diesen Zweck aufgestellten Dampfmaschinen von je 160 HP. sind mit vier Dynamos direkt gekuppelt, von denen jede einer Leistung von 500 Amp. bei 110 Volt Spannung entspricht. Nebenbei ist eine Akkumulatoren-Batterie von 130 Zellen zur Reserve vorhanden. Von einem Hauptschaltbrett im Maschinenraum zweigen die Kabel nach 24 Verteilungs-Schaltbrettern ab, welche an geeigneten Stellen bei den Gebäudegruppen untergebracht sind. Insgesammt sind für den Schlachthof einschl. Vorplatz 130 Bogenlampen und 460 Glühlampen, für den Viehhof 76 Bogenlampen und 140 Glühlampen, für die Sanitätsanstalt 22 Bogenlampen und 168 Glühlampen vorgesehen, sodass die Gesamtleistung der elektrischen Beleuchtungsanlage 228 Bogenlampen und 768 Glühlampen beträgt.
QUELLE[Dt. Bauzeitung (1897) 431]


ZEIT1897
THEMABeschreibung des Düngerhaues und der Dünger-Abfuhr
TEXTBesondere Sorgfalt ist auf den Bau und die Einrichtung des Düngerhauses verwendet worden, in bezug auf die Lage, die
Lüftung und die Entfernung des Düngers. Das Anschlußgleis des Schlachthofes ist auch am Düngerhaus vorbeigeführt und gestattet somit die Abfuhr des Düngers auf Eisenbahnwagen. Außerdem ist Abfuhr durch Landfuhrwerk möglich, so daß nach jeder Richtung hin für schnelle Beseitigung des Düngers gesorgt ist. Die aus den Schlachthallen nach dem Düngerhaus führende Straße ist vor demselben als Rampe mit einer Steigung von 1:12 angelegt, welche sich mit Rücksicht auf die wagrecht verlegten Anschlußgleise nicht vermeiden ließ, indessen der Abfuhr des Düngers auf den
Kaidaunenkarren keine allzu große Schwierigkeiten bereitet. Das Düngerhaus selbst ist in der Längsrichtung in 2 Teile geteilt, in den hochgelegenen Düngeranfuhrraum und den in Geländehöhe liegenden Düngerwagen-Aufstellungsplatz. Beide Teile sind durch eine Futtermauer, welche über dem oberen Plateau noch 60 cm hervorragt, voneinander getrennt. Den oberen Abschluß dieser Mauer bildet die Düngerrutsche, deren schräg gestellte Eisenplatten weit in die Düngerwagen hineinragen. Da der untere Raum des Düngerhauses Platz für 3 Eisenbahnwagen bietet, hat auch die Düngerrutsche oben drei durch 1 m hohe Mauern getrennte Abtheilungen erhalten, so daß der Dünger auf keinen Fall neben den Wagen ausgeschüttet werden kann. Einige im oberen Raum aufgestellte Spültröge gestatten die rohe Reinigung der Rindermägen und Därme, so daß hiervon die eigentlichen Kutteleien, zum Vorteil derselben, frei gehalten werden. Für reichliche Lichtzuführung und Lüftung wurde gesorgt.
QUELLE[Dt. Bauzeitung (1897) 431]


ZEIT1897
THEMABeschreibung des Polizeischlachthofs
TEXTVon den sonstigen, auf dem Schlachthof errichteten Bauwerken und deren Einrichtung sei noch das Gebäude auf dem
Polizeischlachthof erwähnt, in welchem die Apparate zum Kochen und Vernichten minderwertigen und verworfenen Fleisches A. Hartmann in Berlin geliefert und bestehen in einem Sterilisator, in welchem das minderwertige Fleisch, das auf der Freibank zum Verkauf gelangen soll, gekocht wird, und einem Extraktionsapparat nebst den zugehörigen
Nebenapparaten,in welchem das verworfene Fleisch gedämpft und derart verarbeitet wird, daß man aus ihm als verwertbare Produkte noch Fett, Leim und Dungpulver gewinnt. Der Fleischsterilisator ist in einem von den übrigen
Bäumen isolierten von außen direkt zugänglichen Räume aufgestellt. Hinter diesem Raum befindet sich, wiederum direkt
von außen zugänglich, der Vorrichteraum für den Extraktionsapparat, wo die Konfiskate gesammelt werden und auch die
Füllung des Apparates erfolgt. Der Apparat selbst, insbesondere seine Entleerungs-Vorrichtungen und die Nebenapparate wie Leimkocher, Trockenapparat, Mühle sowie die Dampfmaschine befinden sich im anstoßenden Raum. Weiterhin sind Apparate zur Verarbeitung des Blutes in Dungpulver, gleichfalls von Bud. A. Hartmann geliefert,
im Gebäude untergebracht, und endlich sind in demselben ein Raum zum Lagern der gewonnenen Produkte, der Kesselraum und ein Büroraum für Tierärzte vorgesehen. Die Anlage dürfte in kurzem, da die beschafften Apparate bei
starkem Betrieb, insbesondere bezüglich der Blutverwertung, nicht ausreichen, wesentlich erweitert werden.
QUELLE[Dt. Bauzeitung (1897) 431]


ZEIT1897
THEMABeschreibung der Wasserver- und -entsorgung
TEXTDie Wasserversorgung des gesamten Schlacht- und Viehhofes erfolgt ausschließlich durch die städtische Wasserleitung und, einer größtmöglichen Betriebssicherheit wegen, durch zwei völlig voneinander getrennte Leitungen. Außerdem
sind, um für alle Fälle einen gewissen Vorrat an Betriebswasser zu haben, in einem Wasserturm vier je 120 cbm Inhalt fassende Hochbehälter aufgestellt worden, von denen drei für kaltes Wasser, der vierte für warmes Wasser bestimmt
sind. - Von letzterem, in welchen der Abdampf der Maschinen, unter Umständen direkter Kesseldampf eingeführt wird, werden die Brühbottiche und Kaldaunenwasch-Gefäße der Schweineschlachthallen und Kutteleien versorgt. Für
Straßensprengung und gegen Feuersgefahr sind zahlreiche Hydranten an geeigneten Orten in die Wasserleitung eingebaut, auch haben fast alle Wasserentnahmestellen im Innern der Gebäude Schlauchverschraubungen erhalten.
Sämmtliche Abwässer werden durch Zweigkanäle einem in der Hauptstrasse zwischen Schlachthof und
Viehtnarkt angelegten Hauptsammeikanal und durch diesen, wie bereits oben erwähnt, ohne vorherige Klärung den städtischen Kieselfeldern zugeführt. Die Zweigkanäle bestehen aus Tonröhren von 16 bis 30 cm lichter Weite; der Hauptsammelkanal ist gemauert und hat eiförmigen Querschnitt erhalten.
QUELLE[Dt. Bauzeitung (1897) 432]


ZEIT1897
THEMABeschreibung des Straßen- und Kleinbahnsystems
TEXTDie Fahrstrassen des Viehmarktes sind als Basaltbetonpflaster (System Schulz-Leipzig) hergestellt; diejenigen des Schlachthofes sind mit Granitsteinen, deren Fugen mit Zementmörtel ausgegossen sind, gepflastert. Die Bürgersteige beider Anlagen bestehen aus Stampfbeton, diejenigen des Vorplatzes aus Granitplatten. Um auf dem Viehmarkt die Tiere bequem treiben zu können, insbesondere in der Querrichtung der Strassen bei den Eingängen zu den Gebäuden, ist die übliche Abgrenzung der Straßen gegen die Bürgersteige durch Bordschwellen hier in Fortfall gekommen, vielmehr haben die Straßen an den Grenzen der Bürgersteige behufs Abführung des Tages- und Spülwassers eine flache, muldenförmige Rinne erhalten. Auf den Straßen des Schlachthofes dagegen sind allenthalben Granitbordschwellen als Abgrenzung der Bürgersteige verwendet worden. Ein weitverzweigtes Netz einer Schmalspurbahn, welches Schlachthof und Viehmarkt überzieht und an einigen Stellen, wie den Markthallen für Kleinvieh und für Schweine sowie der Schweineschlachthalle,
bis in das Innere der Gebäude fortgesetzt ist, gestattet einen bequemen Transport des Viehes auf kleinen Sonderwagen
nach allen Punkten der weitläufigen Anlage hin.
QUELLE[Dt. Bauzeitung (1897) 434]


ZEIT1897
THEMABeim Bau beteiligte Firmen, Baukosten
TEXTDie aufgewendeten Baukosten belaufen sich auf 7 1/2 Mill. Mark. Der erste Entwurf ist nach einem bestimmten Bauprogramm, welches von einer aus Mitgliedern beider städtischer Körperschaften bestehenden Kommission aufgestellt worden ist, von Hrn. Stadtbaurat Osthoff in Berlin ausgearbeitet worden; wesentliche Erweiterungen der Anlage, selbst während der Bauzeit, erfolgten nach den Entwürfen des Hrn. Stadtbaurat Plüddemann und Stadtbaurat a.D. Rimpler, welch letzterem auch die Leitung des Baues selbst oblag. Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 1894 und wurden, trotz der zahlreichen neu hinzugekommenen Anlagen, an dem von vornherein in Aussicht genommenen Vollendungstermin, am 1. Oktober 1896, abgeschlossen. Die Bauarbeiten und Material-Lieferungen, welche nicht Sondergebiete betreffen, erfolgten zumeist von leistungsfähigen Firmen Breslaus oder der Provinz Schlesien. So wurden
die umfangreichen Granitarbeiten von der Firma Kulmiz in Ober-Streit bei Striegau und Steinbrich in Qualkau bei Zobten gefertigt; die Lieferung des Pflastermaterials erfolgte, außer durch die erstgenannte Firma, noch durch die Hrn. Völker & Nicolaier in Breslau. Ziegelmaterial lieferte die Ziegelei Kunitzer Weiche bei Liegnitz, Balack & Wirsich in Sommerfeld, letztere insbesondere die gelben Ziegel für den inneren Fugenbau, Betensted & Härtel in Breslau und Wagner in Glatz für braune Glasuren und die Siegersdorfer Werke in Siegersdorf für Porzellanplättchen.
Bei den Ausführungen der Eisenkonstruktionen waren die Firmen Aug. Klönne in Dortmund, Starke & Hoffmann in Hirschberg i. Schl., Thyssen & Co. sowie Pfeiffer & Druckenmüller in Berlin u. a. beteiligt. Die gesamte maschinelle Einrichtung der Schlachthallen und Kutteleien fertigte in mustergültiger Weise die Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft vorm. Beck & Henkel in Kasse], während die Kühlanlage von der Gesellschaft für Linde's Eismaschinen in Wiesbaden geliefert wurde. Die Dampfkessel stammen von A. Borsig in Berlin, die Dynamomaschinen von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft. Betonarbeiten führten die Firmen Dücker & Co. in Düsseldorf, Wolle in Leipzig, Jerschke und Gebr. Huber in Breslau aus, letztgenannte Firma insbesondere die Basaltbetonstraßen des Viehmarkts.
QUELLE[Dt. Bauzeitung (1897) 434]