Altbrünner Zuckerfabrik


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Altbrünner Zuckerfabrik: Altbrünner Zuckerfabrik: Stadtteil Schreibwald Altbrünner Zuckerfabrik: Lageplan der Fabrik mit Park Altbrünner Zuckerfabrik: Ansichtskarte mit der Fabrik Altbrünner Zuckerfabrik: Ansicht der Fabrik


Allgemeines

FirmennameAltbrünner Zuckerfabrik
OrtssitzBrünn (Mähren)
OrtsteilSchreibwald
Art des UnternehmensZuckerfabrik
AnmerkungenInhaber um 1911: Ritter von Bauer'sche Zentralverwaltung. Die Fabrik führte als eine der ersten das Diffusionsverfahren ein. Seit 1870 mit Adelstitel und Wahlspruch "Labore ad honorem" (Durch Arbeit zur Ehre). Familiensitz auch am Großen Platz (später: Freiheitsplatz) in Brünn. Dazu gehörte auch die Zuckerraffinerie in Hrusovany ["s" mit Haschek] ("Rohrbacher Zuckerraffinerie Akt.-Ges.", gebaut 1881/82, 1915 abgebrannt und 1916-1922 durch Adolf Loos wieder aufgebaut) bei Brünn, woran die Familie Bauer die Aktienmehrheit hatte. Ab 1911 wurde das von Moritz Bauer gegründete Familienunternehmen durch seinen Enkel Viktor Ritter von Bauer (Rechtsanwalt und Anthropologe) verwaltet, und der familiäre Grundbesitz im Brünner Stadteil Pisárky (Schreibwald) wurde Anfang der 1920er Jahre zum Zwecke der Errichtung eines Ausstellungskomplexes (Brünner Messegelände, eröffnet 1928) zwangsweise losgekauft; auf diesem Gelände steht auch das sogenannte Bauer-Schlößchen (gebaut um 1805-1815).
Quellenangabenhttp://www.bam.brno.cz; http://encyklopedie.brna.cz; http://koda.kominari.cz (mit PK-Abb., 1918) [Kanková: Labore ad honorem (2007)] [Brno v minulosti a dnes (2003) 215, Abb.]
HinweiseMoritz (Ritter von) Bauer war Aktionär und Vorstandsmitglied von einer Reihe anderer Zuckerfabriken (Modrice Doloplasy as, Debrecen, Ödenburg). Später erweiterte er seine Aktivitäten im Finanz- und Bergbau-Bereich. Er war Prüfer der Brünner Niederlassung der österreichisch-ungarischen Bank, Präsident des Verwaltungsrates des Bergwerks GottesWill in Zbýsov, einer der Gründer der Industrie- und Handelskammer in Brünn, Mitglied des Komitees zur Vorbereitung der österreichischen Beteiligung an Industrie-Ausstellungen in London (1862) und Paris (1867) und hatte viele Jahre wichtige Funktion in verschiedenen Industrie-, Handels-und Finanzinstitutionen. Ab 1876 war er Mitglied des mährischen Landtags in Brünn. Als erfahrener Unternehmer wurde er in die Expertenkommission für den Bau von Eisenbahnen in Mähren (1863-1865), für die Bildung von Zöllen (1864-1865) und die Zuckerexportprämien (1872) berufen. Er beteiligte sich auch an einer Reihe von humanitären Aktionen in Brünn und im sonstigen Mähren. - Die Nachkommen der Familie lebten nach 1945 (Enteignung) in Österreich, den USA und in Chile.




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
12.10.1812 Geburt von Moritz Peter Maria Bauer in Rosice b. Brünn als Sohn von Aron Bauer (*1780 in Ivancice +1844 in Rosice) und seiner Frau Judith, geb. Haller [?]
17.10.1844 Um die Produktion zu erweitern, bittet Moritz Bauer bei der Verwaltung in Brünn um die Erlaubnis zu Herstellung von Likören
15.05.1846 Moritz Bauer konvertiert zum katholischen Glauben, wahrscheinlich aufgrund einer Mischehe, und wird in der Pfarrkirche in Rosice getauft.
09.06.1846 Heirat von Moritz Bauer mit Mathilda Rittler (*01.01. oder 31.12.1823 +22.04.1871) in der Pfarrkirche in Rosice b. Brünn
16.04.1847 Geburt von Viktor Arnold Jakob von Bauer als Sohn von Moritz und Mathilde Bauer (geb. Rittler)
1849 Moritz Bauer kauft den Hof in Altbrünn (Schreibwald = Pisary) mit dem sogenannten Bauer-Schlößchen, das zwischen 1805 und 1815 gebaut wurde. - Auf diesem Areal entsteht zwei Jahre später eine Zuckerfabrik.
31.01.1850 Moritz Bauer erhält die Erlaubnis zu Herstellung von Likören
1851 Gründung der Zuckerfabrik durch den Branntweinbrenner Moritz Bauer. Die Fabrik ist anfangs nur mit zwei Dampfkesseln, einer Niederdruckdampfmaschine und zwei hydraulischen Pressen ausgestattet.
1862 Moritz Bauer ist an der Vorbereitung der österreichischen Abteilung der Weltausstellung in London beteiligt
nach 1864 Die Fabrik führt bald nach der Erfindung durch "Robert & Co." (Zuckerfabrik Seelowitz) als eine der ersten Zuckerfabriken das Diffusionsverfahren zur Saftgewinnung ein.
1867 Moritz Bauer ist an der Vorbereitung der österreichischen Abteilung der Weltausstellung in Paris beteiligt.
1867 Auszeichnung durch eine Bronzemedaille in Paris
1870 Viktor von Bauer widmet seither seine unternehmerischen Aktivitäten der von seinem Vater gegründeten Zuckerfabrik.
10.1870 Auszeichnung von Moritz Bauer durch den Orden der Eisernen Krone dritter Klasse
12.1870 Moritz Bauer wird in den Adelsstand aufgenommen.
29.12.1870 Moritz Bauer wird in den österreichischen Ritterstand aufgenommen. Wahlspruch: "Labore ad honorem".
09.06.1875 Viktor von Bauer heiratet im Brünn Maria Anna Johanna Franziska (Marietta) von Chlumecky (*21.11.1856 +01.07.1911) in Brünn. - Aus der Ehe gehen die drei Söhne Viktor, Moritz und Peter hervor.
02.04.1876 Geburt von Victor Moritz Peter Maria Bauer (von Rohrfelden) als ältester Sohn von Viktor Bauer (*1847) und seiner Frau Marietta. - Er besucht das Gymnasium in Brünn, wo er 1894 das Abitur ablegt, um anschließend zunächst in Leipzig Jura, dann in Genf und in Wien zu studieren. Danach macht er Reisen in die Türkei, nach Syrien, Palästina und Ägypten. Nach seiner Rückkehr tritt er einen freiwilligen, einjährigen Militärdienst im Dragoner-Regiment Nr. 6 an.
1878 Umbau der Zuckerfabrik in eine Zuckerraffinerie
1882 Fertigstellung der Zuckerfabrik Hrusovany, zehn Jahre nach dem Bau des neuen Bahnhofs an der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn (erbaut 1838-39)
11.10.1882 Geburt von Moritz Viktor Julius Peter ryt. von Chlumecký-Bauer als zweiter Sohn von Viktor von Bauer (1847-1911) in Brünn. - Er wird Eigentümer des Guts Spálov und stirbt am 27.11.1945 in Fitsroy (Australien)
1884/1885 Viktor von Bauer erwirbt das Landgut Spálov na Novojicinsko vom Grafen Kinsky und baut es in einen modernen landwirtschaftlichen Betrieb um.
03.12.1888 Geburt von Peter Paul Bauer als dritter Sohn von Viktor von Bauer (1847-1911) in Brünn. - Er wird Dr. phil. und Eigentümer des Guts Kunín und stirbt am 08.08.1965 in Klagenfurt
1889 Die Zuckerfabrik wird durch eine 1,5 km lange Stichstrecke mit der Straßenbahn verbunden.
1895 Erwerbung des Ritterguts Kunwald (Kunin) durch Viktor von Bauer
13.04.1895 Tod von Moritz Bauer in Brünn
1901 Viktor von Bauer jun. beendet sein Jura-Studium mit der Promotion, nachdem der 1901 seine Militärzeit als Offizier beendete.
1902 Die Zuckerfabrik (nebst weiteren) schenkt der "Landwirtschaftlichen Landes-Versuchsstation für Pflanzenkultur" in Brünn Rübensamen
02.1902 Viktor von Bauer jun. wird Offizier der Reserve (1908 Leutnant der Reserve). - Danach kehrt er zu seiner Familie zurück. Sein Vermögen von geschätzten zwei Millionen österreichischen Kronen ermöglicht es ihm, fast zwei Jahre lang Reisen nach England, in die USA, nach China, Australien, Neuseeland und Japan zu machen. 1906 wird er Mitglied der Wiener Geographischen Gesellschaft.
28.05.1906 Brand der Fabrik. - Ein Wiederaufbau wird zu teuer, und Viktor von Bauer erwirbt die Aktienmehrheit der 1882 gegründeten Zuckerfabrik Hrusovany b. Brünn, eine der größten in Mähren.
1911 Viktor von Bauer jun. wird Besitzer des Guts Kunín.
30.09.1911 Tod von Viktor von Bauer in Semmering. - Sein ältester Sohn Viktor von Bauer jun. übernimmt den größten Teil seiner Aufgaben als Direktor der Kohlegruben in Zbýsov, als Vizepräsident der Zuckerfabrik in Hrusovany (Großaktionäre: Justin Robert, Julius Robert [die Roberts sind auch Inhaber der Zuckerfabrik Seelowitz], Viktor Bauer, Peter Bauer und Moritz Bauer [die Bauers sind die Erben der 1906 abgebrannten Altbrünner Zuckerfabrik]) und Teilhaber von "Robert & Comp.".
11.12.1912 Viktor von Bauer jun. heiratet in London die Sängerin und junge Witwe Margaretha Druschba, mit der er seit längerem eine Beziehung hat. - Die Eltern Bauers waren gegen diese Beziehung, da die Frau aus keiner traditionsreichen Familie stammt. Viktor adoptiert den Sohn aus erster Ehe seiner Frau.
1917/1918 Bau einer Villa in Hrusovany b. Brünn für den Direktor der Zuckerraffinerie, Viktor v. Bauer jun., nach den Plänen seines Freundes und Architekten der Moderne, Adolf Loos. Das Haus ist das erste mit einem Flachdach in Mähren.
1924/1930 Viktor v. Bauer kehrt von seiner neuen Villa in Hrusovany in das Bauer-Schlößchen in Brünn-Schreibwald, das sein Großvater 1849 erworben hatte, zurück. Auch hier gestaltet Adolf Loos in der Zeit von 1924 bis 1930 einige Innenräume neu: der "Marmorsaal" dient als Speisesaal.
1927 Der Betrieb der Zuckerraffinerie Hrusovany wird eingestellt. - Viktor von Bauer hatte den Betrieb mit 2.000 Beschäftigten dem Staat übertragen. Durch die Agrarreform mußten er und seine Brüder die Liegenschaften zu einem niedrigen Preis verkaufen.
26.05.1928 Das Messegelände auf dem Areal der ehemaligen Zuckerfabrik wird mit einer Ausstellung der zeitgenössischen Kultur eingeweiht
03.08.1939 Tod von Viktor Ritter Bauer von Rohrfelden (*1876) auf seinem Schloß in Kunín
27.11.1945 Tod von Viktor Moritz Peter Maria Chlumecky-Bauer in Filsroy (Australien)




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Zucker 1852 Beginn (Gründung) 1901 Brand  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1852/53 unbekannt




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1873 Dampfmaschinen 6   unbekannt Leistung ges. 36 PS    




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1873   200