Wiener Hofoper (Staatsoper)

Allgemeines

FirmennameWiener Hofoper (Staatsoper)
OrtssitzWien
Art des UnternehmensOpernhaus
AnmerkungenUm 1894: "kaiserlich-königliches Hof-Operntheater"
Quellenangaben[Weltner: Das kaiserlich-königliche Hof-Operntheater in Wien, statistischer Rückblick (1894) ]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
08.01.1858 Uraufführung der Operette "Paragraph drei" von Franz von Suppé, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
10.07.1860 Nach festgestelltem Programm wird ein Wettbewerb zur Erlangung der Pläne ausgeschrieben.
10.01.1861 Abgabefrist für den Wettbewerb für die Planung des Opernhauses
21.04.1861 Die Jury gibt ihr Gutachten über die eingesandten Ausführungspläne ab und wählt das mit dem Motto "Fais ce que dois, advienne que pourra" versehene Projekt, dessen Autoren die Wiener Architekten Eduard van der Null und August
Siccard von Siccardsburg, beide Professoren an der k.k. Akademie der bildenden Künste in Wien, sind.
28.10.1861 Die Baupläne werden Allerhöchsten Ortes genehmigt.
10.11.1861 Das Ministerium ordnet die Bauausführung an
07.12.1861 Von einem Ministerial-Ingenieur wird die Aussteckung des Bauplatzes und die Bestimmung der Niveau-Verhältnisse vorgenommen.
16.12.1861 Erster Spatenstich
20.05.1863 Feierliche Grundsteinlegung um 10 Uhr vormittags durch den Handelsminister und Präsidenten der Stadterweiterungs-Kommission Grafen Wickenburg im Beisein der Minister Schmerling, Lasser und Hein, des
ungarischen Hofkanzlers Grafen Forgach, des Feldmarschalls Hess, des Statthalters Grafen Chorinsky, des Bürgermeisters Dr. Zelinka, zahlreicher sonstiger Notabilitäten und des gesamten bei dem Bau beschäftigten Personales auf dem reich mit Gewinden von Tannenreisig, Wappen und Fahnen geschmückten Bauplatz in der üblichen
Weise. Nach der Feierlichkeit, auf welche der an diesem Tage herrschende Sturmwind, der mächtige Staubwolken aufwirbelte, störend einwirkte, wird durch den Minister Lasser den beiden beim Baue zugeteilten Ingenieur-Assistenten Wilt und Matzek das Beförderungsdekret als Ingenieure im Staatsministerium überreicht und an die Bauarbeiter eine Remuneration von 4000 Gulden zur Verteilung gebracht.
04.02.1864 Uraufführung der Operette "Die Rheinnixen" von Jacques Offenbach, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
09.07.1864 Nach abgeschlossener Konkurrenzverhandlung wird die Ausführung der eisernen Dachstühle an das Graf
Henckel-Donnersmarck'sche Eisenwerk Zeltweg, die der Eisenkonstruktionen der Galerien im Zuschauerraum an die H. D. Schmidt'sche Fabrik in Simmering übertragen.
07.10.1865 Die Hauptgesimsgleiche wird erreicht.
Anfang 1866 Es wird mit dem inneren Ausbau begonnen
Mai 1869 Der Innenausbau wird fertiggestellt. - Er wurde nach dem Ableben Van der Nulls und Siccardsburgs von dem Architekten Gustav Gugitz und dem Professor an der Kunstgewerbeschule Josef Storck geleilet. Als Bauführer fungierte vom Beginn des Baues bis zu dessen Beendigung C. Fliegauf.
25.05.1869 Das neue k.k. Hof-Operntheater in Wien wird mit einer Aufführung der Oper "Don Juan" von Mozart, der ein von Franz Dingelstedt verfaßter und von der Hofschauspielerin Charlotte Wolter gesprochener Prolog vorausgeht, eröffnet.
10.03.1875 Uraufführung der Oper "Die Königin von Saba" von Karl Goldmark, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
22.11.1875 Uraufführung der Oper "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg" von Richard Wagner, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
1883 Elektrische Glühlampen, installiert durch Siemens
19.11.1886 Uraufführung der Oper "Merlin" von Karl Goldmark, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
18.08.1887 Überall wird elektrische Beleuchtung eingeführt.
1889 Uraufführung der Oper "Die Königsbraut" von Robert Fuchs, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
17.01.1889 Uraufführung der Oper "Die Kriegsgefangene" von Karl Goldmark, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
18.06.1889 Uraufführung der Oper "Il vasallo di Szigeth" von Antonio Smareglia, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
01.01.1892 Uraufführung der Oper "Ritter Pázmán" von Johann Strauss, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
21.03.1896 Uraufführung der Oper "Das Heimchen am Herd" von Karl Goldmark, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
22.01.1900 Uraufführung der Oper "Es war einmal" von Alexander Zemlinsky, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
22.06.1905 Die k.u.k. Hofzensur verbietet dem Intendanten die Wiener Hofoper, Gustav Mahler, die Aufführung von Richard Strauss' Oper "Salome". Das Werk verstoße gegen Anstand und Moral.
22.09.1905 Die k. u. k.-Hofzensur verbietet die Aufführung der Oper »Salome« von Richard Strauss an der Wiener Hofoper.
02.01.1908 Uraufführung der Oper "Ein Wintermärchen" von Karl Goldmark, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
04.10.1916 Uraufführung der Oper "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
10.10.1919 Uraufführung der Oper "Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
04.04.1941 Uraufführung der Oper "Johanna Balk" von Rudolf Wagner-Régeny, Theater: Hofoper (Staatsoper) in Wien
03.11.1963 In der Wiener Staatsoper kommt es zu einem Skandal, als fünf Minuten nach dem vorgesehenen Beginn die Aufführung der Oper »La Boheme« von Giacomo Puccini abgesagt wird. Direktor Eugen Hilpert muß dem empörten Publikum mitteilen, daß die Bühnenarbeiter in den Streik getreten sind.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Opernaufführungen          




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1868/69 C. A. Specker
Dampfmaschine 1868/69 unbekannt




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1870 Dampfmaschine 1 im Keller, über Brunnen unbekannt       stationäre Maschine zur Wasserförderung in die Hochbehälter  
vmtl. ab 1869 Dampfkessel 4   unbekannt Heizfläche je 63 qm   Zwei der zusammen sechs Kessel dienen als Reserve
vmtl. ab 1869 Dampfkessel 2   unbekannt Heizfläche je 42 qm   Zwei der zusammen sechs Kessel dienen als Reserve




Allgemeines

ZEIT1863
THEMAText der Grundsteinlegung
TEXTSeitdem das Streben überall ein lebendiges geworden, der darstellenden Kunst in ihrer vollen Bedeutung für Bildung, Sitte und Geschmack nach allen Seiten hin gerecht zu werden, trat auch in Wien das Bedürfnis immer dringender hervor, an Stelle der beiden Hoftheater, welche den Anforderungen der Gegenwart in keiner Beziehung mehr genügten, der Kunst neue, ihrer würdige Stätten erstehen zu lassen. Als daher durch das bedeutungsvolle Wort Seiner kaiserlichen königlichen Apostolischen Majestät Kaiser Franz Josef I. im Jahre 1857 die Wälle fielen, welche bisher in engem Kreise - ein steinerner Gürtel - die innere Stadt umgeben hatten, neue Bauten entstanden, die eine organische Verbindung zwischen Stadt und Vorstadt vermittelten und damit den Uebelständen abhalfen, welche die Notwendigkeit der Erweiterung wachgerufen hatten, war es auch der Bau eines Opernhauses, auf welchen Seine Majestät Allerhöchst Ihr Augenmerk gerichtet haben und welcher sofort in Angriff genommen werden sollte. Die unmittelbare Leitung der Angelegenheit wurde mit Vorbehalt weiterer Schlussfassungen von Seite Ihrer Excellenzen des Herrn Staatsministers Anton Ritter von Schmerling und des Herrn Ministers Josef Ritter von Lasser in die Hände des k.k. wirklichen geheimen Rathes Mathias Constantin Grafen von Wickenburg, damals Präsident der k.k. Elisabeth-Westbahn, gelegt und unter seinem Vorsitze das noch bestehende Comité gebildet, welchem als Vertreter des k.k. Obersthofmeisteramtes der Hofrat Philipp Ritter von Dräxler, als Vertreter des k.k. Oberstkämmereramtes der Hofrat
Josef Ritter von Raymond, als Vertreter des Staatsministeriums die Sektionsräte Moriz Löhr und Dr. Gustav Heider und als Referent des Comités der Sektionsrat Dr. Franz von Matzinger angehören. Bei Ermittlung des Bauplatzes für das Hofopernhaus fiel die Allerhöchste Wahl auf den weiten Raum, der sich zwischen der verlängerten Kärntner Straße und der neu anzulegenden Ringstraße in einer Ausdehnung von nahezu 3000 Quadratklaftern erstreckt und jene Flächen umschließt, welche durch die Demolierung der beiden Kärntnertore und die Benutzung der sie begrenzenden Basteigräben
gewonnen wurden. Die Beteiligung der Künstlerwelt wurde durch die Ausschreibung eines Konkurses vom 10. Juli 1860 zur Erlangung eines entsprechenden Bauplanes in Anspruch genommen und von den eingelaufenen Entwürfen jene des Herrn Architekten, Professors und Oberbaurates Eduard Van der Null und Professors August Siccard von Siccardsburg gekrönt.
Den genannten Künstlern ist auch die Ausführung ihrer noch weiter vervollständigten und von Seiner Majestät gutgeheißenen Pläne unter Leitung des Comités, zu dessen Verstärkung sie als Mitglieder beigezogen wurden, anvertraut. Die Maurerarbeiten bei dem Baue hat Herr Architekt und Baumeister Josef Hlavka im Offertwege erstanden und den Bau nach Überwindung der großen in der Bewältigung und Beseitigung der alten Basteien gelegenen Schwierigkeiten dermalen bis zum Straßenniveau fortgeführt, dergestalt, daß am heutigen Tage in feierlicher Weise der Grundstein gelegt wurde. Und so erstehe dieser Bau, edel in seinen Formen, als eines jener monumentalen Werke, welche noch in den Nachkommen einer späteren Zeit das dankbare Andenken an den erlauchten Gründer wachrufen und erhalten wird - selbst ein Denkmal der Kunst und eine Stätte ihrer Übung.
QUELLE[Weltner: Das kaiserlich-königliche Hof-Operntheater in Wien, statistischer Rückblick (1894) XII]


ZEIT1869
THEMABaubeschreibung
TEXTDas Gebäude der k.k. Hofoper ist nach außen in zwei Hauptgruppen geteilt. Die vordere, schmälere, nach der Ringstraße liegende Gruppe enthält das Auditorium mit allen seinen dem Publikum zur Bequemlichkeit dienenden Nebenräumen. Sie liegt zwischen zwei Gartenanlagen, welche durch Fontainen belebt werden, und öffnet sich nach vorne in eine von fünf Arkaden gebildete Halle, der Hauptanfahrt, welche den zu Wagen kommenden Besuchern zur Unterfahrt dient. Die hintere Gruppe ist bedeutend breiter als die erstere, denn sie enthält die Bühne mit ihren ausgedehnten Bedürfnissen. Hier befinden sich, sowohl in der Operngasse, als in der verlängerten Kärntnerstraße, je zwei Unterfahrtshallen, zwischen welchen sich in jeder Gasse offene Arkaden hinziehen, um die zu Fuß kommenden Besucher gegen Wetter und anfahrende Wagen zu schützen. Die beiden rückwärligen Anfahrten in den Ecken der Operngasse und Kärntner Straße sind für die Damen und Herren des Kunstpersonales bestimmt. In der Mitte der Operngasse ist die
Anfahrt für Se. Majestät den Kaiser, in der Mitte der Kärntner Straße eine ebensolche für Ihre kaiserlichen Hoheiten, die Herren Erzherzoge. An diesen beiden Anfahrten liegen besondere Treppen, welche nach den betreffenden Appartements und Logen emporführen. Der Höhe nach überrragt das Auditorium und die Bühne, als der Kern des ganzen Baues, alle umliegenden Nebenräume, und ein leicht gewölbtes, an seinen Rändern mit ornamentalem Schmucke gesäumtes Dach krönt diesen die Umgebung dominierenden Mittelkörper. Die Fassaden sind im Renaissance-Bogenstil gehalten. Im
ebenerdigen Geschoss reihen sich die Öffnungen nach elliptischer Form, mehr gedrückt überwölbt, aneinander, um dieses Geschoß als den Unterbau für die mächtige, im vollen Halbkreise überwölbte Arkadenstellung des ersten Stockwerkes zu charakterisieren. Um auch dieses Stockwerk nach außen zu öffnen, ist über der Hauptanfahrt an der Ringstrasse eine Loggia mit fünf weiten, luftigen Öffnungen angelegt, welche, mit Statuen und Malerei geschmückt, die Dichtungen zur Anschauung bringt, welche im Innern dem Besucher vorgeführt werden. Durch Medaillons in den Bogenfeldern und reiche Friese ist die Bestimmung des Baues näher bezeichnet und dem architektonischen Gerippe ein heiterer, künstlerischer Ausdruck gegeben. Von der Hauptanfahrt an der Ringstrasse gelangt das anfahrende Publikum auf einen vor den Eingängen hinziehenden Perron und durch fünf nebeneinander liegende Eingänge in das mittlere,
elegante Bogenvestibule, zu dessen beiden Seiten die kleinen Kassenvestibule liegen. Aus diesem großen Vestibüle steigt in der Breite der drei mittleren Eingangstüren und ihnen gegenüber die Logentreppe empor. Beim Hinaufsteigen über die breite Logentreppe sieht man drei große Wandgemälde, die Musik, die Dicht- und Tanzkunst vorstellend, vor sich, und ist an den drei anderen Seiten, umgeben von Arkaden, in welchen Statuen, die freien Künste darstellend,
aufgestellt sind. Eingetreten in den Bogengang, bemerkt man auf jeder Seite kleine Marmortreppen, kleine Logenstiegen genannt, welche die Logen des Parterre, des I., II. und III. Ranges unter sich verbinden und den Besuch von einem zum anderen vermitteln, ohne in das große Stiegenhaus oder Vestibüle hinaustreten zu müssen. Vor jeder dieser kleinen Verbindungstreppen ist zu ihrem Schmucke eine kleine Marmor-Fontaine angebracht. Auf dem Wege vom Hauptvestibule durch den Arkadengang des großen Stiegenhauses durchschreitet man rechts und links einen Vorraum, in dem die Toiletten gelegen sind. Zwischen den beiden Vorräumen, also außerhalb der Zirkulation in den Korridoren,
liegt die Garderobe für Parkett und Parterre. Weiter schreitend an den kleinen Logenstiegen und diesen gegenüberliegenden Aufgangsstiegen in das Stehparterre vorüber gewahrt man kleine Garderoben, die für das Publikum des Stehparterres bestimmt sind, und zwar rechts für das Militär, links für das Zivil, und gelangt dann zu den
Eingängen in das Parkett und Parterre. Für das Publikum, welches das Theater zu Fuß besucht, sind je nach der Richtung, von welcher es kommt, an jeder der zwei Ecken gegen die Ringstrasse zwei Eingänge, getrennt von der
Wagenanfahrt, angelegt, und die von der inneren Stadt Kommenden benutzen die Arkadengänge in der Operngasse und der Kärntner Straße, welche wieder zu den zwei Seiteneingängen neben den Treppen für den Allerhöchsten Hof führen. Für jenes Publikum, welches erst an der Abendkasse Eintrittskarten in das Theater lösen muß, ist dadurch Vorsorge getroffen, daß es in einer geräumigen, im Winter erwärmten Wartehalle, in welcher sich der Warteschlange befindet, die Eröffnung der Abendkasse abwarten kann. Nach der Eröffnung der Abendkasse tritt das Publikum geordnet aus der Schlange in die eine der beiderseits an den Ecken angebrachten Eintrittshallen, gelangt von hier in das Kassenvestibule und von da den Gassen gegenüber über zwei breite, äußerst bequeme Treppen, den Galeriestiegen, auf die Galerien, oder neben der Haupttreppe und der Parterre-Garderobe vorbei über zwei kleine Treppen in das Stehparterre. Die Galerietreppen liegen zu beiden Seiten des grossen Stiegenhauses, und die Mauern, welche sie scheiden, sind, wo tunlich, mit Bogenöffnungen durchbrochen, wodurch auch von hier aus ein Ausblick auf das elegante Treppenhaus geboten ist. Vor dem Eintritt in die Galerien gelangt man in geräumige Garderoben, an deren Seiten die Toiletten für Damen und Herren liegen. Das große Bogenfenster, bestimmt für die Besucher der Logen, des Parkett und Parterre, befindet sich in der Höhe des I. Ranges über dem grossen Logenvestibule. Unmittelbar an das Foyer anstoßend und mit diesem in direkter Verbindung sind die Kredenzen, wo das Publikum während der Zwischenakte Erfrischungen nehmen kann. Aus dem Foyer führen fünf Glastüren auf die Loggia. Auch für das Galerie-Publikum ist mit einem Foyer und einer darin befindlichen Kredenz in der Höhe der IV. Galerie über dem Hauptstiegenhause vorgesorgt, und kann sich das Publikum während der Zwischenakte sowohl hier, als auch in dem um das Foyer angebrachten Gang frei ergehen. Das Publikum der III. Galerie kann entweder das Foyer und den Gang um dasselbe im IV. Stock benutzen, oder es hat während der Zwischenakte zur Promenade den in der Höhe der HI. Galerie um das Hauptstiegenhaus führenden
Arkadengang, welcher gegen das Hauptstiegenhaus zu mit Balkons geziert ist, von welchen aus man die Haupttreppe übersieht. Der Zuschauerraum selbst hat eine Größe, welche die Mitte hält zwischen der Fenice in Venedig und der Scala in Mailand. Er stimmt auch in seiner Anordnung mit diesen Theatern überein, da er weder vorspringende Balkons noch ein unter die erste Galerie zurücktretendes Parterre hat, sondern den Charakter eines Logenhauses trägt, welches aber diese italienischen Theater in akustischer Beziehung übertrifft und zugleich die Annehmlichkeit bietet, daß jede in das Parterre eintretende Person das ganze Auditorium übersieht. Durch acht Türen, vier auf jeder Seite, gelangt man in das Parkett. Dieses hat längs der Logenbrüstung zwei Seitengänge, einen rückwärtigen, von der einen zur anderen Seite durchgehenden Gang und einen breiten Mittelgang, welch letzterer sich durch das Parterre fortsetzt. Das Parterre ist vom Parkett durch eine Brüstung getrennt und enthält auch einen Stehraum, das Stehparterre, welches durch eine in der Mitte durchlaufende Stange in zwei Hälften geteilt ist. Die rechte Hälfte für das Militär, die linke für das Zivil, dementsprechend auch die früher erwähnten kleinen Garderoben angeordnet sind. Das Parkett hat 356 Sperrsitze, das Parterre 86 Sperrsitze und der Fassungsraum des Stehparterres kann mit 300 Personen angenommen werden. In den drei ersten Logenrängen, nämlich dem Parterrelogenrang, dem I. und II. Rang, sind auf jeder Seite 13, im III. Rang auf jeder Seite 7 Logen für das Publikum, im Ganzen also 92 Logen. Jede Loge hat einen Vorraum, das Logenkabinett, welcher von der eigentlichen Loge durch einen Vorhang getrennt werden kann, und
man tritt daher aus dem Logengang nicht direkt in die Loge. In der Höhe des I. Ranges befindet sich in der Mitte die
Mittelloge in der Breite von vier, und in der Höhe von zwei Logen, welche bei festlichen Gelegenheiten vom allerhöchsten Hofe benützt wird. Nächst dem Proszenium sind in der Höhe des Paterrelogenranges und des I. Ranges die Hoflogen in einer Breite von drei Logen, im III. Range die Künstlerlogen in derselben Breite, wie die Hoflogen. Die Hoflogen des I. Ranges sind der Höhe nach ebenfalls zwei Logenränge durchreichend. Vor den Hoflogen des I. Ranges und auch vor der Incognito-Loge Sr. Majestät in der Parterrelogenhöhe links befinden sich reich dekorierte, mit Marmorkaminen und mit Decken- und Wandgemälden geschmückte Salons, deren Wände mit Tapeten aus Seidenstoff überspannt sind. Die Türen der Salons sind reich geschnitzt und mit Bronzebeschlägen und Bronzeornamentik versehen. Zu den Salons führen besondere Treppen, die Hofstiegen, welche mit Statuen und Freskogemälden geschmückt sind. An den Hoflogensalon im I. Stock links schließt sich unmittelbar ein grosser Saal an, der seinen Hauptschmuck in Gemälden al fresco hat. Dieser Saal vermittelt die Verbindung mit dem hinter der Mittelloge gelegenen Festsalon, der
in ähnlicher Weise, wie die übrigen Salons, ausgestattet ist. Der große Saal und der Festsalon werden nur bei festlichen Gelegenheiten benutzt. Die nach rückwärts amphitheatralisch aufsteigenden Galerien haben vorne an der Brüstung und im Fond des Theaters Sperrsitze und numerierte Sitze, außerdem aber auch Sitz- und Stehplätze für
das Entrée zahlende Publikum. Die III. Galerie hat 4 Sperrsitzreihen mit 158 Sperrsitzen, ferner 132 Sitz- und 300 Stehplätze. Die IV. Galerie hat vorne an der Brüstung eine Sperrsitzreihe mit 82 Sperrsitzen im Fond des Theaters weitere 5 Reihen mit 108 numerirten Sitzen, 322 Sitzplätze und Raum für 600 Stehplätze. Nimmt man an, daß in jeder einfachen Loge 5 Personen Platz finden können und dass in der Mittelloge, den Hof- und Künstlerlogen zusammen bequem 46 Personen Platz haben, so ergibt sich ein Fassungsvermögen von 2950 Personen. Bei stark besuchtem Hause waren aber schon 3100 Personen anwesend. Beleuchtet ist der Zuschauerraum mittels 16 Sonnenbrennern mit je 12 Glühlampen und einem sehr zart gehaltenen Lüster mit 90 Glühlampen. Für festliche Gelegenheiten besteht außerdem eine Brüstungsbeleuchtung, das sind Lampen, welche in einer Hohlkehle der herumlaufenden Brüstung in jedem Stockwerke, vom I. Stock angefangen, angebracht sind, 112 an der Zahl, und eine Prosceniumsbeleuchtung, welche sich, unbemerkbar dem Auge des Zuschauers, in einem in der Decke angebrachten Schlitz ober dem Orchester befindet. Das Orchester ist in einer solchen Größe angelegt, daß darin circa 100 Musiker Platz finden. Die Orchestermitglieder haben den
Zugang zum Orchester entweder durch die neben den Hofanfahrten befindlichen Seiteneingänge oder durch die beiderseitigen Bühneneingänge und die ebenerdigen Bühnengänge. Auf jeder Seite führen zwei separate Treppen zu den Orchesterräumlichkeiten, eine zu den Garderoben für die Orchestermitglieder, die andere direkt zum Orchester und zu den unmittelbar an das Parkett anschließenden Stimmzimmern, in denen sich die Instrumentenkästen befinden. An der Ringstraße und der Operngasse befindet sich bei Tage der Zugang zur Tageskasse, an welche sich die übrigen Kassenlokalitäten anreihen. Der Zugang zu den letzteren, zur Kanzlei der k.u.k. Hoftheatergebäude-Inspektion und zum Sanitätszimmer ist bei dem Seiteneingang neben der Hofanfahrt in der Operngasse durch den sogenannten "Cassagang", wie auch bei diesem Seiteneingang bei Tage der Zugang in das Haus überhaupt stattfindet. Im Hause haben ihre ständige Wohnung der Direktor und der Gebäudeinspektor, dann der Hausbesorger und die ledigen Feuerwehrmänner. Der überaus einfache und klare Grundriß des k.k. Hof-Operntheaters macht es zu einem der sichersten Theater der Welt, weil dadurch die Orientierung so leicht ist, daß jeder Besucher, auch wenn er das erste Mal im Theater ist, sich sofort zurecht findet. Die Absicht der Architekten ist im Vestibül deutlich zu erkennen. Es soll das aus den verschiedenen Rängen des Zuschauerraums kommende Publikum das Haus in paralleler Richtung verlassen können, und es soll nicht der Menschenstrom irgend eines Stockwerkes den Menschenstrom eines anderen Stockwerkes kreuzen müssen, daher auch die Haupttreppen parallel in der Richtung der Hauptachse des Gebäudes angelegt sind und direkt zu den Ausgängen führen. Von den beiden rückwärtigen, für die Künstler bestimmten Anfahrten gelangt man durch die beiderseitigen Bühneneingänge zur Bühne und deren Nebenräume. Die Bühne ist 29,08 m breit, 24,65 m lang, vom Podium nach abwärts ll,96 m tief und nach aufwärts bis an die horizontale, feuersichere Decke 27,86 [?] m hoch. Sie gestattet daher, daß man die Dekorationen von unten oder von oben kommen lasse. Sie ist in acht Teile, sogenannte Gassen, eingeteilt, denen entsprechend auch acht Versenkungen vorhanden sind. In den zwei ersten, vorderen Gassen befinden sich je drei Versenkungen, bestimmt für einzelne Personen und kleinere Gegenstände, in jeder der fünf rückwärtigen Gassen können die Versenkungen in einer Breite von ll-38m aufgehen. Die Versenkungen sind mit Hand- und mit Maschinenbetrieb eingerichtet. Die Unterbühne hat vier Etagen, der Schnürboden, inklusive dem Rollboden, fünf Etagen. Die Proszeniumsöffnung, mittels welcher die Bühne mit dem Zuschauerraum kommuniziert, hat eine Breite von 14 m und eine Höhe von 11,8 m. Sie ist zu schließen mit einer eisernen Courtine, bestehend aus einem Drahtnetz, das gegen die Bühne mit Asbest, gegen den Zuschauerraum mit einer decorativ bemalten Leinwand überzogen ist, und kann entweder mit einem hydraulischen Aufzug oder mit einem Handkrahn von dem neben der Bühne befindlichen Gang aus bewegt werden. An die Bühne schließt sich rückwärts die Hinterbühne von 13,12 m Breite, 11,38 m Hohe und 23,34 m Länge an, so daß die ganze Länge der Bühne auf 48 m ausgedehnt werden kann. Die Hinterbühne dient hauptsächlich als Manipulationsraum, ist von außen für größere Gegenstände, Pferde etc. durch ein großes Tor über eine schiefe Ebene, die Rampe, zugänglich, und ihr zur Seite liegen rechts und links große Dekorationsmagazine, unter denselben
im Souterrain zwei gleich große, von welch letzteren die Dekorationen mittels großer, mit Dampfkraft betriebenen Aufzügen auf das Bühnenniveau befördert werden. Über den Dekorationsmagazinen liegt in der Höhe des dritten Stockwerkes auf der einen Seite der große Ballettprobesaal, auf der anderen Seite der kleine Malersaal, aus welchem durch Klappen die Herabbeförderung der fertigen Dekorationen auf kürzestem Wege ermöglicht ist. Zu beiden Seiten der eigentlichen Bühne ziehen sich in allen Etagen feuersichere, gewölbte Gänge hin, aus welchen man direkt in die Ankleidezimmer, Arbeltsräume, Magazine etc. gelangt. Vier Treppen, an jeder Ecke der Bühne eine, vermitteln die Kommunikation der Stockwerke untereinander vom Souterrain bis in den HI. Stock. Die Maschinerie der Bühne ist vom verstorbenen Bühneninspektor P. Dreilich angegeben und von der Maschinenfabrik G. Sigl ausgeführt worden.
QUELLE[Weltner: Das kaiserlich-königliche Hof-Operntheater in Wien, statistischer Rückblick (1894) XII]


ZEIT1884
THEMAtechnische Anlagen
TEXTDie Maschinerie der Bühne ist vom verstorbenen Bühneninspektor P. Dreilich angegeben und von der Maschinenfabrik G. Sigl ausgeführt worden. Die Beleuchtung des ganzen Hauses war ursprünglich Gasbeleuchtung, seit 18. August 1887 ist durchgehends elektrische Beleuchtung eingeführt. Der elektrische Strom wird von der Imperial-Continental-Gas-Association aus der eigens für die k. k. Hoftheater in der Schenkenstraße erbauten Zentralstation geliefert und besteht für jedes Hoftheater ein besonderes Kabel, von welchem kein Strom für andere Zwecke abgeleitet wird. Die Stromabgabe findet durch Akkumulatoren statt, welche im Souterrain des Theatergebäudes in einem eigenen Räume, dem Akkumulatorenraum, aufgestellt sind. Von da wird der Strom zur Zentralstelle im Halbsouterrain, der Schaltkammer, geleitet, von welcher aus die Ein- und Ausschaltung der einzelnen Räume erfolgt. Außerdem befindet sich auf der Bühne eine Regulierungsmaschine zur Erzeugung der für szenische Zwecke erforderlichen Lichteffekte. Der Bedarf an Wasser wird durch die Hochquellenleitung gedeckt. Die ursprüngliche Wasserversorgung aus dem Hausbrunnen mit einem von einer Dampfmaschine von acht Pferdekräften betriebenen Pumpwerk wird derzeit noch immer in Stand erhalten, teils um gegen alle Eventualitäten gesichert zu sein, teils weil die Dampfmaschine auch zum Betriebe der Versenkungen und der Bühnenaufzüge dient. Zur Versorgung mit Wasser besteht eine Trinkwasserleitung und eine Nutzwasserleitung. Durch die Trinkwasserleitung werden die in allen Stockwerken angebrachten Auslaufmuscheln direct mit Hochquellenwasser gespeist. Durch die Nutzwasserleitung werden vier auf den Dachböden untergebrachte, untereinander communicirende Reservoirs von circa 1140 Hektoliter Inhalt mit Hochquellenwasser gespeist. Von diesen Reservoirs werden die verschiedenen Objekte durch ein weit verzweigtes Röhrennetz mit Wasser versorgt. Die gegen Feuersgefahr in allen Stockwerken an passender Stelle angebrachten Hydranten, 80 an der Zahl, werden mit dem ihnen zugehörigen, mit keinem anderen Wasserrohre in Verbindung stehenden Röhrennetze direkt von der Hochquellenleitung gespeist. Die gesamte Wasserleitungs-Anlage samt dem Pumpwerk, der Dampfmaschine und den Reservoirs wurde von der
Firma C. A. Specker hergestellt. Eine besondere Sorgfalt ist der Heizung und Ventilation des k.k. Hofopernhauses gewidmet. Mit der Bestimmung und Einrichtung derselben war Professor Dr. Carl von Böhm betraut, welcher dabei
noch unterstützt war von Dr. J. Heger, Professor am Polytechnikum in Wien. Die Ausführung war der Maschinenfabrik H. D. Schmid in Simmering übertragen, von welcher wieder der Ingenieur J. Kaulz zur Durchführung der Konstruktionen und zur Überwachung der Ausführung an Ort und Stelle bestellt war. Mit den eigentlichen Arbeiten wurde am 1. Jänner 1866 begonnen. Die Beheizung geschieht auf zweierlei Art, und zwar sämtliche Räume, welche zur Benutzung des Allerhöchsten Hofes und Publikums dienen, mittelst Dampf, wobei auch alle Bühnengänge, die Bühne und Hinterbühne einbezogen sind, alle übrigen Räume mittels Öfen. Die Dampferzeugung erfolgt durch sechs Dampfkessel, welche
in dem einen gedeckten großen Hofraum aufgestellt sind. Vier Dampfkessel haben je 63 Quadratmeter, zwei Dampfkessel je 42 Quadratmeter Heizfläche. Selbst bei dem stärksten Betriebe sind zwei Dampfkessel Reservekessel. Der erzeugte Dampf dient nicht nur zur Heizung, sondern auch zum Maschinenbetriebe und zu szenischen Zwecken auf der Bühne. Zur Heizung wird der Dampf von den Kesseln durch ein weites Rohr in einen neben dem Kesselhaus aufgestellten Hauptverteiler geleitet, von welchem sich die Hauptzuleitungsröhren für die einzelnen zu beheizenden Räume abzweigen. Vom Hauptverteiler aus kann jeder Raum für sich mehr oder weniger geheizt, oder von der Heizung gänzlich ausgeschlossen werden. Die Hauptzuleitungsröhren verzweigen sich in den Räumen, die geheizt werden sollen, in kleinere Röhren, welche am Ende wieder in ein gemeinschaftliches Rohr zusammengeführt sind, welches das in den Röhren gebildete Kondensationswasser in das Kesselhaus in ein Reservoir zurückführt, von dem die Dampfkessel wieder gespeist werden. Zuleitungs- und Ableitungsröhren sind mit schlechten Wärmeleitern gut umwickelt, damit keine Wärme verloren geht. Die Gesamtlänge der Dampfleitungsröhren beträgt 19 Kilometer. Eine Dampfmaschine von 12 Pferdekräflen dient ausschließlich zum Betriebe der Ventilation. Ein Heger'scher Ventilator, von 3,24 Meter Durchmesser, der geräuschlos arbeitet, wird durch die Maschine in rotierende Bewegung gesetzt, saugt dadurch aus dem Freien
durch einen in die Gartenanlage der Kärntner Straße mündenden Schacht und die hohen Souterrain-Lokalitäten die frische Luft an und treibt sie je nach der Tourenzahl in größeren oder geringeren Mengen - im Minimum 40.000, im Maximum 120.000 Kubikmeter Luft per Stunde - in die Räume unter dem Parterre, den Logengängen und Galerien. Vor dem Ventilator sind Wasserzerstäubungsapparate angebracht, um die Luft anzufeuchten und zu kühlen. Nach dem Ventilator teilt sich der Luftkanal in drei Teile, der mittlere von 3 2 Quadratmeter Querschnitt für das Parterre und die Logen, die beiden seitlichen von je 1,25 Quadrameter Querschnitt für die Galerien. Der Raum unter dem Parterre ist in drei Etagen geteilt. Die unterste Elage, der kalte Raum, nimmt die Luft auf, wie sie der Ventilator liefert. Von hier steigt die Luft entweder durch zylindrische Röhren von 0,95 Meter Durchmesser Mischvorrichtungen in die
oberste Etage, den Mischraum, auf, oder durch die ringförmige Öffnung um die Röhren in die von Heizröhren durchzogene, mittlere Etage, den Heizraum. Von hier steigt die erwärmte Luft wieder um die zylindrischen Röhren in den Mischraum, wo sie, wenn nötig, mit der aus dem kalten Räum direkt von unten aufsteigenden Luft gemischt und auf jene Temperatur, in der Regel 15« bis W R., gebracht wird, mit welcher sie in den Saal einströmen soll. Unter
jedem Sitz des Parterre ist eine Öffnung, die sich nach oben erweitert und oben mit einem Gitter abgedeckt ist. Durch diese Öffnungen tritt die Luft aus dem Mischraum mit einer Geschwindigkeit von höchstens 0,3 Meter ein. In ähnlicher Weise ist die Durchführung für die Logen und die Galerien, nur tritt die Luft in die Logen nicht direkt ein, sondern durch vertikale Kanäle zuerst in die Logengänge, und von da durch Öffnungen, die unten in den Logentüren angebracht sind und mittels Jalousien nötigenfalls auch geschlossen werden können, in die Logen. Die Ventilationsräume der Galerien sind durch hermetisch schließende Türen von den anderen Ventilalionsräumen vollkommen dicht abgeschlossen, damit sie ganz selbständig behandelt werden können. Natürlich sind die verschiedenen Luftzuführungskanäle, Mischvorrichtung etc. entsprechend zu regulieren. Die belästigende, warme Luft aus dem Zuschauerraum steigt den physikalischen Gesetzen gemäß von selbst empor und entweicht durch die Öffnung über dem Luster. Von den Galerien, wo eine größere Anzahl von Personen vereinigt und die Decke nach rückwärts ansteigend ist, wird die verdorbene Luft noch durch Kanäle abgezogen, welche von den höchsten Stellen des Plafond aufsteigen
und, über der Decke des Zuschauerraumes geführt, sich mit dem zylindrischen Abzüge des Parterre ober dem Lüster vereinigen. Die auf diesen verschiedenen Wegen abgezogene Luft wird durch eine über den First des Hauptdaches ausmündende Esse, Hauptabzug von 3,8 Meter Durchmesser ins Freie geführt. In diesem Hauptabzug ist eine Regulierungsklappe, die von unten zu handhaben ist, angebracht, und außerdem noch ein Ventilator mit verstellbaren Flügeln eingesetzt, Exhaustor, der von derselben Maschine, die den Ventilator für die frische Luft treibt, mittels einer Drahtseiltransmission betrieben wird. Eine Windfahne von 3,32 Meter Länge stellt einen Mantel gegen die herrschende Windrichtung, um die Ausmündung der Esse gegen Störungen durch heftige Stürme zu schützen. Unter dem Stehparterre befindet sich das Inspektionszimmer für den Betriebsleiter der Heizung und Ventilation. Hier vereinigen
sich alle Temperatursanzeigen, welche durch Thermo-Indikatoren, die in allen wichtigen Räumen aufgestellt sind, auf elektrischem Wege vermittelt werden; von diesem Raume aus sind alle Regulierungsklappen der Zu- und Abzüge zu handhaben, und er ist mit dem Kesselhause und der Ventilatorenmaschine telephonisch verbunden, so daß von diesem Raum aus der Heizungs- und Ventilationsbetrieb geleitet werden kann. Auch für die Sicherheit sind im k.k. Opernhause die vorschriftsmäßigen Vorkehrungen in weitgehendster Weise getroffen. Wie schon früher erwähnt, sind gegen Feuersgefahr im ganzen Hause verteilt 80 Hydranten aufgestellt, ein Rauchschlot von 9,7 Quadratmeter Querschnitt mit einer Fallklappe, die vom Bühnengang im Bühnenniveau neben dem Handkrahn dem eisernen Vorhang zu handhaben ist, ist ober der Bühne angebracht; ein eiserner Vorhang ermöglicht die Trennung des Bühnenraumes vom Zuschauerraum; durch einen Feuerautomaten, der täglich probiert wird, ist das Haus mit der Zentrale der städtischen Feuerwehr verbunden, und Tag und Nacht wird von 16 angestellten Feuerwehrmännern mit 2 Löschmeistern das ganze Haus derart kontrolliert, daß alle Viertelstunde ein Feuerwehrmann seinen vorgeschriebenen Kontrollgang zu machen hat. Die Kontrolluhr ist in der Kanzlei der Gebäudeinspektion aufgestellt.
QUELLE[Weltner: Das kaiserlich-königliche Hof-Operntheater in Wien, statistischer Rückblick (1894) XII]