Internationale Elektrizitäts-Gesellschaft

Allgemeines

FirmennameInternationale Elektrizitäts-Gesellschaft
OrtssitzWien
StraßeEngerthstr.
Art des UnternehmensElektrizitätswerk
AnmerkungenAn der Donau, Nähe Kronprinz-Rudolf-Brücke, Engerth-, Wehli-, Wachau- und Hillerstraße. Betrieb in Wien ein Elektrizitätswerk mit 19 gleichartigen Dampfmaschinen der "Ersten Brünner", direkt gekuppelt mit Wechselstromgeneratoren von Ganz, Spannung: 2000 V, 42 Hz. Art der Erregung unklar: "Die Erregung der Wechselstrommaschinen geschieht durch vierpolige Dynamo der Ganz'schen Type VP 5, welche 150 Ampere bei 180 Volt [= 27 kW >> 1% von 600 kW] geben und 375 Umdrehungen in der Minute machen. Diese Gleichstrommaschinen sind alle parallel auf ein Schienenpaar des Schaltbrettes geschaltet und von hier aus geschieht die Verteilung des Gleichstromes für die Erregung der parallelgeschalteten Wechselstrommaschinen gemeinsam" / "An der Außenseite des Niederdrucklagers befindet sich gleichfalls direkt gekuppelt eine Erregermaschine zur erforderlichen Magnetisierung, wofür bei Vollbelastung zirka l% der vollen Generatorleistung aufzuwenden ist" [Kortz, S. 270] (so auch lt. Abbildung).
Quellenangaben[Hundertjährige Geschichte der Ersten Brünner Masch.-Fabr.-Ges. (1921) 105] [Zeitschr. für Elektrotechnik (Wien) 8 (1890) 579] [Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 267]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
14.11.1890 Teilweise Inbetriebnahme der Anlage. Es wird vorderhand Strom für die Beleuchtung täglich innerhalb der Stunden von 4 Uhr Nachmittags bis zum Anbruche des Tages abgegeben. - Inzwischen schreitet die Fertigstellung der Anlage stetig vorwärts und wird nach ihrer Vollendung Strom zu jeder Tages- und Nachtzeit abgegeben werden.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Elektrizität   Lieferung Dampfmaschinen (nach 1888)      




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine um 1888 Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine um 1888/90 Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Dampfmaschine 1890er Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1904 Dampfkessel 32   unbekannt Heizfläche gesamt 7400 qm Eingemauerte Wasserrohrkessel mit 1 Obertrommel und Ãœberhitzer. Feuer mit Handbeschickung  




Allgemeines

ZEIT1890
THEMABeschreibung
TEXTDie jetzt schon in Betrieb stehende Maschine ist eine Dampflichtmaschine der Type A7 von Ganz & Co. in Budapest mit einer maximalen Leistung von 200.000 Watt, bei einer Spannung von 2000 Volt und 170 Touren in der Minute. Die weiteren Maschinen, welche zur Aufstellung kommen, sind von der Type A 8 mit einer Leistungsfähigkeit von 400.000
Watt bei 125 Touren. Die Erregung der Wechselstrommaschinen geschieht durch vierpolige Dynamos der Ganz'schen Type VP 5, welche 150 Ampere bei 180 Volt geben und 375 Umdrehungen in der Minute machen. Diese Gleichstrommaschinen sind alle parallel auf ein Schienenpaar des Schaltbrettes geschaltet und von hier aus geschieht die Verteilung des Gleichstromes für die Erregung der parallelgeschalteten Wechselstrommaschinen gemeinsam. Die Erreger werden durch original-amerikanische Westinghouse-Maschinen angetrieben und sind mit diesen direkt gekuppelt. Den Antrieb der Wechselstrommaschinen besorgen Compound-Kondensationsmaschinen aus den Werkstätten der Ersten Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft, welche auch die gesammten Rohrleitungen beigestellt hat. Die Dampfgeneratoren sind Wasserröhrenkessel des Systems Steinmüller mit je 242 Quadr.-Mtr. Heizfläche. Der zunächst zum Ausbau gelangende Teil der Zentralstation wird vier der eben beschriebenen Maschinengarnituren mit acht Kesseln umfassen. Die gesamte projektierte Anlage hat eine Kapacität von 6 Millionen Watt, und demnach ist der gegenwärtig im Ausbau begriffene Teil ein Viertel des gesamten Projektes. Sie ist die größte, bislang auf dem Kontinent ausgeführte Anlage. Sie funktioniert seit dem ersten Tage bis heute (3. Dezember 1890) vollkommen ungestört.
QUELLE[Zeitschr. für Elektrotechnik (Wien) 8 (1890) 579]


ZEIT1905
THEMAAllgemeines
TEXTDie nach dem Transformatoren-Fernleitungssystem von Ganz & Comp, erbaute Zentralstation wurde im Jahre 1890 errichtet und in der Folge nach Maßgabe der jeweiligen Steigerung des Bedarfes fast alljährlich bis zu ihrem gegenwärtigen Umfange erweitert. Das Werk befindet sich auf einem 151 m langen und 70 m breiten Grundstück am rechten Ufer der Donau in der Nähe der Kronprinz Rudolf-Brücke, welches an den Längsseiten von der Engerthstraße und der Wehlistraße, an den Querseiten von der Wachaustraße und Hillerstraße begrenzt ist. Obwohl die verhältnismäßig hohe Lage des Grundstückes an und für sich einen Schutz gegen die Hochwässer der Donau bietet und die Überflutung der zum Schutze der Stadt angelegten stadtseitigen Donaugründe kaum angenommen werden kann, wurden überdies
Vorkehrungen getroffen, um die Zentralstation gegen das Eindringen des Hochwassers zu schützen, indem alle nach außen führenden Tore und Türen durch schleusenartige Vorrichtungen absperrbar sind. Weiters sind in die Straßenkanäle sowie in die vom Donaustrom kommenden und zu demselben führenden Rohrleitungen absperrbare Schieber eingebaut. Allein nicht nur gegen Überflutung, sondern auch gegen das aufsteigende Grundwasser mußten beim Bau der Zentralstation Vorkehrungen getroffen werden. Es wurden daher sämtliche unter Terrain ausgeführte Baulichkeiten, wie insbesondere die Fundamenträume der Maschinen und Kessel sowie der Rauchkanäle und Schornsteine mit einem starken, wasserdichten Verputz versehen. Dieser Verputz, welcher den ganzen Fundamentraum mit allen seinen Durchlässen
vollständig dicht auskleidet, hat sich bisher bestens bewährt, doch sind überdies zu weiterem Schutze Pumpvorrichtungen vorhanden, welche so reichlich bemessen wurden, daß selbst in dem Falle, als dieser Verputz schadhaft werden sollte, das eindringende Grundwasser raschestens entfernt werden kann. Links von dem Eingäng in der Wachaustraße ist das Administrationsgebäude und hinter diesem ein Beamtenwohnhaus errichtet.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 267]


ZEIT1905
THEMAKesselhaus
TEXTGegenüber dem Verwaltungsgebäude wurde das Maschinen- und Kesselhaus erbaut, welches die ganze Längsseite in der Engerthstraße und auch einen Teil des Querflügels in der Hillerstraße umfaßt. Die von den Maschinenfundamenten getrennt angelegten Umfassungsmauern des Maschinenhauses erscheinen, wie dies aus der Gesamtansicht zu ersehen ist, von außen in einem geschmackvollen Ziegelrohbau mit einem Sockel aus Zyklopenmauerwerk. Der Dachstuhl, welcher die 145 m breite Maschinenhalle überdeckt, trägt längs des ganzen Dachfirstes eine Laterne, deren beiderseitige Fenster zur Ventilation des Maschinenhauses dienen. Sämtliche Maschinenfundamente sind in Portlandzementmörtel gebaut und die oberste, 65 cm starke Schicht ist aus Portlandstampfbeton hergestellt. Das mit der Maschinenhalle parallel verlaufende und an diese unmittelbar angebaute Kesselhaus hat eine lichte Breite von 1370 m und eine mittlere Höhe von zirka 85 m. Auch hier ist dem Bedürfnisse nach Licht und Luft durch zahlreiche Oberlichtfenster aus Drahtglas
Rechnung getragen. In dem gegen die Wachaustraße gelegenen Ende des Kesselhauses ist ein 45 m breiter Raum von dem eigentlichen Kesselhause durch eine Wand abgetrennt, welcher als Meßzimmer dient. Der infolge seiner tiefen Lage und bedeutenden Ausdehnung besonders sorgfältig gegen das aufsteigende Grundwasser geschützte Rauchkanal verläuft längs des Kesselhauses und parallel mit dem Schlackenkanale, welch letzterer mit einer schmalspurigen Gleisanlage ausgestattet ist. Die drei Schornsteine von 2 - 5 m lichtem Durchmesser, deren Krone 45 m emporragt, mußten besonders sicher fundiert und auch gegen aufsteigendes Grundwasser geschützt werden. Im Hofe der Zentralstation, und zwar unmittelbar angrenzend an das Maschinenhaus, befinden sich die Kohlenschuppen und über diesen große Räumlichkeiten, welche den Arbeitern als Wasch- und Ankleideräume sowie als Speisesäle dienen. Mit Rücksicht auf den Kondensationsbetrieb der Dampfmaschinen ist eine sehr bedeutende Menge von Kühlwasser notwendig, und zwar ist in der zweiten Hälfte Dezember, zur Stunde des stärksten Betriebes, d. i. zwischen 5 und 6 Uhr abends, eine Einspritzwassermenge von mehr als L5 Millionen Liter erforderlich, und es werden zu dieser Zeit während 24 Stunden
mehr als 25 Millionen Liter verbraucht. Für die Beschaffung so gewaltiger Wassermengen mußten besondere Vorkehrungen getroffen werden, und zwar ist der unmittelbare Bezug des Wassers aus dem Donaustrome vorgesehen, welches, da es oft ziemlich stark verschlammt ist, nicht unmittelbar den Maschinen zugeführt wird, sondern unter Dazwischenschaltung von Senkbrunnen und Zisternen, in welchen die Schlammablagerung erfolgt. In die Böschung des Donauufers ist ein großer, betonierter, aus zwei geräumigen Kammern bestehender Saugschacht eingebaut, welcher so tief reicht, daß selbst beim niedrigsten bisher beobachteten Wasserstande noch immer ein reichlicher Wasserzufluß stattfindet. Durch
einen vorgelagerten mächtigen Steinwurf sowie durch einen großen Saugkorb ist das Eindringen von Fremdkörpern verhindert. Dieser Saugschacht ist mit der Zentralstation durch zwei getrennt geführte Heberleitungen von je 600 mm innerem Durchmesser verbunden. Eine Heberleitung führt direkt in einen Brunnen, der sich auf dem Grunde der Zentralstation befindet, die zweite Heberleitung zunächst in einen Brunnen in der Nähe des Donauufers selbst und von diesem in einen dritten Brunnen, der sich gleichfalls auf dem Baugrunde der Zentrale befindet. In diese beiden, im Hofe der Zentrale bestehenden Senkbrunnen von je 125 m Tiefe, deren Durchmesser im Mittel 5 m beträgt, reichen die Saugrohre zweier Pumpstationen, welche das Wasser aus den Brunnen in drei Zisternen schöpfen, deren Rauminhalt 1730 cbm mißt. Aus den Zisternen fließt sodann das Wasser durch das eigene Gefälle zu den Kondensationspumpen der einzelnen Maschinen. Von den beiden Pumpstationen ist die eine zum Teil mit Dampfbetrieb, zum andern Teil mit elektrischem Betrieb ausgerüstet, während die zweite Pumpstation zur Gänze elektrischen Betrieb besitzt. Das Kondenswasser der Dampfmaschinen hat eine Temperatur von zirka 40° C und wird in einem längs der Mittelmauer zwischen Maschinenhaus und Kesselhaus verlaufenden Ableitungskanal ausgeworfen. Derselbe schließt an beiden Enden an Zisternen an, wo einerseits die Rückgewinnung des durch die Maschinenkondensation mitgerissenen Schmieröles,
anderseits der Ablauf des entölten Kondenswassers nach dem nahen Donaustrome durch eine 600 mm starke eiserne Rohrleitung erfolgt. Da diese Abwasserleitung unterhalb des Saugschachtes in die Donau mündet, ist das angesaugte Wasser stets kalt, anderseits wird aber durch das ausfließende warme Wasser die ganze Umgebung, selbst zur Zeit des stärksten Frostes eisfrei gehalten, was für die Sicherheit der Wasserversorgung von besonderem Vorteile ist. Dem bereits erwärmten Kondenswasser wird auch jenes Wasserquantum entnommen welches zur Kesselspeisung- dient. Allerdings ist es notwendig, dieses Wasser zu reinigen, was durch eine eigene, an das Administrationsgebäude angrenzende Reinigungsanlage geschieht. Dieses gereinigte Kesselspeisewasser wird vor Verwendung noch durch den Abdampf verschiedener kleiner Maschinen, wie Dampfpumpen etc., welcher in Heizschlangen durch die Reservoirs geleitet wird, auf eine höhere Temperatur gebracht. Acht Compound-Worthington-Pumpen von je 30 cbm stündlicher Leistung versorgen die Dampfkessel mit Speisewasser, dessen Menge in Wassermessern (Patent Schmidt in Zürich) genau festgestellt werden kann. Die Kesselanlage umfaßt z.Z. 32 Wasserröhrenkesscl mit zusammen 7400 qm Heizfläche für 11 Atmosphären Überdruck und wird bei vollständigem Ausbaue der Zentralstation. Sämtliche Kessel sind mit Dampfüberhitzern ausgestattet, durch welche der Dampf auf eine Temperatur von 300° C gebracht werden kann. In einer Höhe von 43 m über dem Fußboden ist längs der das Maschinenhaus vom Kesselhause trennenden Mauer die Hauptdampfleitung mit 300 mm lichter Weite angebracht und durch eine eiserne Rohrgalerie in allen Teilen leicht zugänglich gemacht. In diese münden von oben die Dampfzuleitungsrohre aus den einzelnen Kesseln, während senkrecht nach unten in regelmäßigen Abständen die Dampfableitungen zu den Betriebsmaschinen führen. Durch eine zweite Hilfsdampfleitung und entsprechend angebrachte Absperreinrichtungen ist es möglich, Umgehungen einzelner Teile der Hauptdampfleitung herzustellen, was bei Reparaturen sehr erwünscht ist.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 267]


ZEIT1905
THEMAMaschinenhaus
TEXTDie Maschinenanlage umfaßt derzeit 19 liegend angeordnete Dampfdynamomaschinen für 130 minutliche Umdrehungen und je 1000 Pferdestärken indizierte normale Leistung, welche auf 1200 indizierte Pferdestärken erhöht werden kann. Die
Dampfmaschinen sind liegende Compound-Kondensationsmaschinen mit Ventilsteuerung, Lenzschen Regulatoren und Einzelkondensation. Auf den Wellen der Dampfmaschinen sitzen die 40poligen Magneträder der Generatoren, welche bei 130 minutlichen Umdrehungen in zwei senkrecht zueinander stehenden Windungen ein- und zweiphasigen Wechselstrom von 43 Perioden und 2000 Volt Betriebsspannung abgeben und deren normale Leistungsfähigkeit einphasig 500 Kilowatt, zweiphasig 600 Kilowatt beträgt. Der das Magnetrad umgebende Induktionskranz ist feststehend angeordnet und als Nutenarmatur ausgebildet. Die Stromabnahme erfolgt an den tiefsten Punkten mittels Kabel, welche zu den Schalttafeln führen. An der Außenseite des Niederdrucklagers befindet sich gleichfalls direkt gekuppelt eine Erregermaschine zur erforderlichen Magnetisierung, wofür bei Vollbelastung zirka 1 Prozent der vollen Generatorleistung aufzuwenden ist. Für drei weitere Maschinenaggregate ist der erforderliche Raum noch vorgesehen.
Der gesamte Maschinenbetrieb ist in drei voneinander unabhängige Sektionen eingeteilt,
und hat jede Sektion ihre eigene Schalttafel sowie ein dazugehöriges Kabelnetz. Diese Unter-
teilung der Erzeugungsstätte wurde aus Gründen der Betriebssicherheit gewählt, damit nämlich
einerseits allenfalls vorkommende Störungen sich nicht auf den ganzen Betrieb erstrecken und
damit es anderseits möglich ist, besonders wichtige Objekte, wie z. B. Theater, Bahnhöfe u. dgl.,
an zwei Maschinengruppen anzuschließen. Durch automatisch wirkende Umschalter wird die
Anlage von der einen Sektion auf eine andere übertragen, wenn in der ersteren aus irgend-
einem Grunde Stromlosigkeit eintritt.

Die ersten zwei Sektionen umfassen je sieben Dampfdynamomaschinen und liefern
dermalen einphasigen Wechselstrom, die dritte Sektion liefert Zweiphasenstrom und besitzt
gegenwärtig fünf und nach vollständigem Ausbau acht Maschinen. Es ist jedoch beabsichtigt,
schließlich im ganzen Betriebe Zweiphasenstrom einzuführen und die drei Sektionen in zwei




Abb. 243. Kesselhaus der Zentrale der Internationalen Elektrizitäts-Gesellschaft.



neue, größere Sektionen zusammenzuziehen. Mit Bedachtnahme darauf wurden sämtliche Gene-
ratoren als Zweiphasengeneratoren vorgesehen.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 270]


ZEIT1905
THEMAKabelnetz
TEXTDie Schalttafeln der einzelnen Sektionen besitzen nebst den eigentlichen Schaltapparaten auch die im modernen Wechselstrombetriebe eingeführten Hilfsapparate, wie Phasenindikatoren, Synchronismusanzeiger u.s.w. Von der Stromerzeugungsstätte führen 19 Hauptkabel in das Konsumgebiet, und zwar auf möglichst verschiedenen Wegen. Ein großer Teil führt durch den Prater über die Sophienbrücke zur Stromversorgung der südlichen Bezirke, ein weiterer Teil durch den II. Bezirk über die Aspern-, Ferdinands- und Augartenbrücke für die Innere Stadt und die westlichen Bezirke, und endlich führen auch Kabelstränge über die Brigittabrücke zur Stromversorgung des nördlichen Gebietes. Das eigentliche Konsumgebiet erstreckt sich laut Konzessionsvertrages auf das ehemalige Wiener Gemeindegebiet, das sind die ersten zehn Bezirke. Es sind jedoch mit besonderer Bewilligung der Stadtgemeinde auch einige Kabelleitungen über dieses Gebiet hinausgeführt worden, so insbesondere nach Währing in das Cottageviertel und über die Mariahilfer Linie nach Schönbrunn zur Stromversorgung des kaiserlichen Lustschlosses und des Palais Cumberland. Das am weitesten gelegene Konsumobjekt ist zirka 10 km von der Zentralstation entfernt. Die gesamte Länge des primären Kabelnetzes beträgt rund 400 km. Es sind ausschließlich eisengepanzerte, konzentrische Kabel nach dem System von Berthoud-Borel in Verwendung, welche in asphaltierten Holzrinnen verlegt wurden. Die Stärke der Hauptkabel variiert zwischen 200 und 300 mm 2 pro Leiter. An diese Hauptkabel sind die Abzweigungen in die einzelnen Straßen mittels Schaltkasten angeschlossen, welche in den Straßenkörper eingebaut wurden. Diese Schaltkasten dienen nicht nur zur Ein- und
Ausschaltung der Kabel, sondern sie enthalten auch die Bleisicherungen, welche eine selbsttätige Abschaltung bei Überlastung bewirken. Sowohl für den Einphasen- als auch für den Zweiphasenbetrieb sind Kabel der nämlichen Konstruktion in Verwendung, indem für jede Phase ein separates konzentrisches Kabel verwendet wird. Diese Anordnung hat den Vorteil, daß der bereits früher erwähnte Übergang vom Einphasen- zum Zweiphasenbetrieb ohne wesentliche Änderungen im Kabelnetze durchgeführt werden kann. Von den Straßenkabeln führen die Abzweigungen zu den in den Häusern untergebrachten Transformatoren durch Dazwischenschaltung von Hausanschlußkasten, die sich ebenfalls im
Straßengrunde, und zwar im Trottoir unmittelbar vor dem Hause befinden. Auch diese Hausanschlußkasten sind mit Ausschaltern, welche als Bleisicherungen ausgebildet sind, versehen. Wenn irgend möglich, werden von einem solchen Primäranschlusse und zugehörigem Transformator nicht nur das betreffende Haus, sondern auch die benachbarten Häuser durch Sekundärleitungen mit Strom versorgt, so daß sich eine große Anzahl von kleinen Unterstationen herausgebildet hat, deren Transformatoren besser ausgenützt werden können als die nur einem Konsumenten dienenden Einzeltransformatoren. Die Transformatoren befinden sich in der Regel in einem Souterrainraum des betreffenden
Hauses und werden, wenn der betreffende Raum nicht unmittelbar absperrbar ist, von eigenen gemauerten, also vollständig feuersicheren Transformatorenhäuschen umgeben, welche nur den hierzu bestimmten Betriebsleuten zugänglich sind. Ein solches Transformatorenhäuschen beherbergt außer dem Transformator noch die Zuleitung des Straßenkabels in Form eines wohlisolierten und leicht ausschaltbaren Endverschlusses, ferner die zu den Installationen führenden Sekundärkabel und endlich die Primär- und Sekundärsicherungen. Das Eisengestelle der Transformatoren wird geerdet; überdies sind an der Außenklemme der Transformatoren geerdete Funkenstrecken eingeschaltet, um im Falle statischer Entladungen im Kabelnetze die Transformatoren zu schützen. Die kleinste der verwendeten Transformatorentypen hat eine Leistungsfähigkeit von 1 Kilowatt, die größte eine solche von 25 Kilowatt. Bei besonders großen Beleuchtungsanlagen, wie beispielsweise bei der Beleuchtung der k.u.k. Hofburg und einzelner Bahnhöfe etc., sind Transformatorenstationen zur Aufstellung gelangt, welche aus einer größeren Anzahl parallel geschalteter Transformatoren bestehen, von welchen nur so viele ständig eingeschaltet sind, als für den regelmäßigen Bedarf notwendig ist, während die Einschaltung der übrigen Transformatoren jedesmal dann erfolgt, wenn umfangreichere Beleuchtungen, wie bei Festlichkeiten u.s.w., beabsichtigt sind. Die Gesamtzahl aller aufgestellten Transformatoren beträgt derzeit 2700 und ihre normale Leistungsfähigkeit etwa 17.500 Kilowatt. Außer dem Hochspannungsnetz in einem Ausmaße von 400 km Tracenlänge besteht noch ein Niederspannungssekundärnetz, welches gegenwärtig 290 km Trassenlänge besitzt. Die Anzahl der Konsumenten betrug zu Anfang dieses Jahres rund 17.000 und der gesamte Anschlußwert derselben 20.000 Kilowatt. Hiervon entfällt der überwiegende Teil, nämlich 17.500 Kilowatt, auf Beleuchtung und der Rest von 2500 Kilowatt auf Kraftübertragung. Was die Beleuchtung betrifft, so umfaßt dieselbe zirka 325.000 Glühlampen der 16kerzigen Einheit und 2800 Bogenlampen. Die gesamte Zahl der angeschlossenen Motoren beträgt 920 mit insgesamt 2500 Pferdestärken. Die Leistung der angeschlossenen Motoren schwankt je nach
deren Bestimmung zwischen 1/16 und 120 Pferdestärken. Die gesamte Stromarbeit, welche im Jahre 1903 an Konsumenten abgegeben wurde, beläuft sich auf rund 14,000.000 Kilowattstunden.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 270]