Zuckerfabrik Frankenthal


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Allgemeines

FirmennameZuckerfabrik Frankenthal
OrtssitzFrankenthal (Pfalz)
StraßeZuckerfabrikstr.
Postleitzahl67227
Art des UnternehmensZuckerfabrik
AnmerkungenAnfangs unter dem Namen "F. und C. Karcher" (Franz und Karl Karcher); ab 1873 Aktiengesellschaft und Umfirmierung. Dazu zwei Rohzuckerfabriken in Friedensau (seit 1886) und Gernsheim (seit 1902) (siehe beide). Frankenthal war die größte deutsche Zuckerproduktionsstätte. Ende 1943 zerstört. Nutzung des Verwaltungsgebäudes als Musikschule und Volkshochschule, des Pförtnerhauses als Haus der Jugend und des Betriebskindergartens als Obdachlosenwohnheim, seit 2007 als Kunsthaus.
Quellenangaben[Verz Zuckerfabr (1900), Adreßbuch Zuckerind (1912)]; http://rhein-neckar-industriekultur.de [Bericht über die Pfälzische Industrie-Ausstellung zu Kaiserslautern (1860) 161]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1838 Gründung einer Runkelrübenzuckerfabrik in Kaiserlautern durch Friedrich Christian Karcher, Carl Heinrich Karcher, Franz Karcher, Eduard Boeking, Karl Boeking und Gottfried Loew. - Sie wird nach vier Jahren Produktion nach Frankenthal verlegt. Grund für den Umzug sind die günstige Verkehrsanbindung an den Rhein, gute Straßenverbindungen
nach Kaiserslautern und damit nach Paris und klimatisch günstige Bedingungen für den Rübenanbau.
Herbst 1843 Betriebsaufnahme der von Kaiserlautern nach Frankenthal verlegten Fabrik
1847 Umfirmierung in "Franz & Carl Karcher". - Das Unternehmen entwickelt sich nach und nach von einem eher bäuerlichen Anwesen zu einem Großunternehmen, mit dem die Frankenthaler Industrialisierung beginnt.
1847 Ende der Firmenleitung der Zuckerfabrik Frankenthal von Franz Karcher
1847 Der Sohn von Franz Karcher, Franz, und sein Vetter Carl Heinrich Karcher übernehmen die Zuckerfabrik
1858 Erst nach 1858 setzt eine positive Entwicklung ein
1858 Franz Daniel Karcher wird alleiniger Inhaber der Zuckerfabrik
1858 Ph. Karcher tritt in die väterliche Firma "F. und C. Karcher" ein.
1867 Zusammen mit den Zuckerfabriken Regensburg, Böblingen, Stuttgart, Heilbronn, Züttlingen, Altshausen, Waghäusel und Friedensau wird der Zweigverein Süddeutscher Zuckerfabriken gegründet.
1872 umgebaut 1872 bzw. 1873
1873 Umwandlung in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 1,5 Millionen Mark - bis dahin unter der Firma "Zuckerfabrik Franz und Carl Karcher"
1873 Ph. Karcher übernimmt die Leitung von "F. und C. Karcher" und wandelt sie in eine Aktiengesellschaft um
01.07.1873 Die konstituierende Versammlung der neuen AG findet statt.
15.11.1873 Eröffnung des Geschäftsbetriebs der neugegründeten AG
1878-1879 Ende der siebziger Jahre: Einführung des Diffusionsverfahrens
02.11.1883 Eröffnung des Betriebskindergartens "Zu Ehren der 25jährigen Thätigkeit des Herrn Philipp Karcher an seinem Jubilaeumsfeste 2 November 1883 den Angestellten u. Arbeitern z. Wohle ihrer Kinder errichtet von der Zuckerfabrik Frankenthal."
1886 Ãœbernahme der Zuckerfabrik Friedensau (gegr. 1851)
1886 Ãœbernahme der Zuckerfabrik Friedensau
1890 Bau des Verwaltungsgebäudes, zunächst als eingeschossiger Bau
10.01.1894 Tod von Philipp Heinrich Karcher in Frankenthal
1896 Albert Speer entwirft die Direktorenvilla für Geheimrat Wilhelm Klumpp, Direktor und Prokurist, mit Landhaus-, Fachwerk- und Jugendstilelementen an der Mahlastraße 21 für die Zuckerfabrik Frankenthal. Am Eingang ist ein Fenster mit der Inschrift des Architekten.
1902 Übernahme der Zuckerfabrik Gernsheim, Kauf für 1.350.000 Mark
1910-1911 Umbau und Erweiterung des Verwaltungsgebäudes der Zuckerfabrik Frankenthal AG durch Hermann Billing
29.11.1912 Die Zuckerfabriken in Frankenthal, Groß-Gerau, Groß-Umstadt, Offstein und Waghäusel werden offiziell über die Gründung der "Vereinigung rübenbauender Landwirte Hessens und der Pfalz e.V." informiert, und die Fabrikvertreter werden erstmals zu einer gemeinsamen Beratung für den 29. November nach Worms eingeladen. Frankenthal hält die Besprechung für überflüssig.
13.02.1913 Die Zuckerfabrik beruft eine Besprechung mit über 700 Vertretern aus der Pfalz, Baden, Württemberg, Rheinhessen
und Starkenburg ein, bei der die Fabrikleitung die von der "Vereinigung rübenbauender Landwirte Hessens und der Pfalz e.V." vorgebrachten Klagen sowie deren Forderung auf Mitbestimmung betreffend Pflanzweite, Auswahl und Keimfähigkeit des Rübensamens zurückweist.
10.03.1913 Es wird eine Besprechung in Frankenthal zwischen der "Vereinigung rübenbauender Landwirte Hessens und der Pfalz e.V." und Vertretern der Zuckerfabriken Frankenthal und Waghäusel einberufen, bei der jedoch keine Einigung erzielt über die Rübenpreise werden kann. Die Fabriken bestehen weiterhin auf einem Rübenpreis von 2,20 Mark je 100 kg
und erklären, lieber einige Fabriken stilllegen zu wollen, als einen höheren Rübenpreis zu bezahlen.
17.03.1913 In einer mehr als 1.000 Mann starken Versammlung in der Wormser Gaststätte "12 Apostel" wird aufgrund der Weigerung der Zuckerfabriken Frankenthal und Waghäusel, einen höheren Rübenpreis zu zahlen, von den Landwirten der Beschluß gefaßt, keine Zuckerrüben anzubauen, solange sich die Fabriken weigern, einen gemeinsamen Lieferungsvertrag mit der
"Vereinigung rübenbauender Landwirte Hessens und der Pfalz e.V." aufzustellen.
Mitte April 1913 Die erste Kraftprobe über die Rübenpreise zwischen Zuckerfabriken Waghäusel und Frankenthal einerseits und der "Vereinigung rübenbauender Landwirte Hessens und der Pfalz e.V." andererseits geht letztlich zugunsten der Fabriken aus, denn trotz aller Versprechungen und Beschlüsse muß bereits Mitte April festgestellt werden, daß etwa 30 bis 40 Prozent der Zuckerrübenanbauer mit den Fabriken Verträge abgeschlossen haben.
30.05.1913 In einer Besprechnung im Hotel Marquardt in Stuttgart weist die Zuckerfabrik Heilbronn das Ansinnen der Nachbarfabriken Frankenthal, Waghäusel und Stuttgart zurück, die Fabrik in ihren Wirkungsbereich einzubeziehen
11.1918 Kauf eines geeigneten Gründstücks zum Bau einer Zuckerfabrik in Ochsenfurt, das im November in ihren Gesitz übergeht
1919 Ãœbernahme der Zuckerfabrik Regensburg
18.12.1919 Beschluß von Vorstand und Aufsichtsrat der Zuckerfabrik Heilbronn, sich der Interessensgemeinschaft von Frankenthal und Waghäusel anzuschließen
1920 Man faßt den Plan, in Ochsenfurt eine Rohzuckerfabrik zu errichten
08.01.1920 Vertrag zur Bildung einer Interessengemeinschaft mit Waghäusel
22.01.1920 Eine außerordentliche Generalversammlung zur Schaffung einer Interessengemeinschaft Frankenthal-Waghäusel findet statt: Vertragsdauer zunächst 50 Jahre
22.01.1920 Eine außerordentliche Generalversammlung zur Schaffung einer Interessengemeinschaft Frankenthal-Waghäusel ergibt die Erhöhung des Aktienkapitals von 8,4 Mio Mark um 4,8 Mio Mark Stammkapital und 1,2 Mio Mark Vorzugsaktien, um eine Zuckerfabrik in Ochsenfurt zu schaffen
02.1920 Die Stuttgarter Zuckerfabrik tritt der Interessensgemeinschaft bei
02.1920 Die Zuckerfabrik Heilbronn tritt der Interessensgemeinschaft Frankenthal-Waghäusel bei
01.02.1920 bis 31.03.1920 Bald nach Gründung der Interessengemeinschaft: Kapitalerhöhung um 13,2 auf 27,6 Mio Mark
09.1920 Die Zuckerfabrik Offstein tritt der Interessensgemeinschaft Frankenthal-Waghäusel bei
05.1922 Verhandlungen mit der Zuckerfabrik Nauen, wobei an einen Austausch von Aktien gedacht ist. Die Pläne werden nicht verwirklicht
1923 Die Fabrik bringt ihr eigenes Notgeld heraus
15.11.1923 Umstellung der Währung auf Rentenbasis / Kapitalumstellung: 9.408.000 Stammaktien, 134.400 Vorzugsaktien in Goldmark
1926 Tod von Geheimrat Wilhelm Klumpp, Direktor und Prokurist
Ende März 1926 Unterzeichnung des Verschmelzungsvertrages der in der Interessengemeinschaft zusammengeschlossenen Fabriken zur "Süddeutsche Zucker-Aktiengesellschaft", Mannnheim
23./24.11.1943 In der Nacht vom 23./24.11.vernichten die von rund 300 Flugzeugen abgeworfenen Bomben große Teile Frankenthals und die Zuckerraffinerie fast vollständig.
nach dem 2. Weltkrieg Die bei den Bombardierungen übriggebliebenen Einrichtungen werden von den Alliierten demontiert




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Brode 1900 bekannt 1912 bekannt  
gemahlene Raffinade 1900 bekannt 1912 bekannt  
Würfelzucker 1900 bekannt 1912 bekannt  
Zucker 1843 Beginn 1943 Ende nach Bombardierung  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampffeuerspritze 1908 Waggon- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft vorm. Busch
Dampfmaschine 1900-1911 Gebr. Sulzer AG
Dampfmaschine   unbekannt
Dampfpumpen   unbekannt
Dampfmaschine   unbekannt
Dampfmaschine   unbekannt




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1860 Dampfkessel 4   unbekannt Gesamtheizfläche entspr. 130 PS    
1860 Dampfmaschinen 2   unbekannt Gesamtleistung 24 PS    
um 1891 Kondensationsanlage 1   Frankenthaler Armaturfabrik vorm. Klein, Schanzlin & Becker für eine Leistung von 400 PS mit Gradierwerk  




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1873   97      
1894   1000      
1911   1200 120   100 Angestellte, 20 Zollbeamte




Produktionszahlen

von bis Produkt im Jahr am Tag Einheit
1843   Zuckerrüben 1309   t
1858 1859 Rüben   500 dt
1873 1873 Rohzucker 72000   Ztr.
1894 1894 Rohzucker 1000000   Ztr.




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1886 Nebenwerk danach Zuckerfabrik Frankenthal, Fabrik Friedensau  
1902 Nebenwerk danach Zuckerfabrik Frankenthal, Fabrik Gernsheim  
1919 Nebenwerk zuvor Bayerische Zuckerfabrik GmbH  
1926 Zusammenschluß, neuer Name zuvor Süddeutsche Zucker Aktiengesellschaft am 26.03.: Beschlußfassung [Pohl: Südzucker (1987) 100]




Allgemeines

ZEIT1920
THEMAInteressengemeinschaft Süddeutscher Zuckerfabriken
TEXTMit den Werken Waghäusel und Züttlingen - mit Mehrheitsbeteiligung an der Zuckerfabrik Rheingau AG, Worms), die Zuckerfabrik Frankenthal AG (mit den Werken Frankenthal, Regensburg, Friedensau und Gernsheim), die Zuckerfabrik Heilbronn AG, die Zuckerfabrik Stuttgart AG (mit Mehrheitsbeteiligung an der Zuckerfabrik Groß-Umstadt GmbH) sowie die Zuckerfabrik Offstein AG (mit den Werken Offstein und Groß-Gerau). Ziel dieser Gemeinschaft ist es, durch
eine einheitliche Führung der Betriebe und einen gegenseitigen Gewinn/Verlust-Ausgleich auch schwierige Zeiten
zu überdauern, ohne dabei jedoch die Selbständigkeit der einzelnen Gesellschaften aufzugeben.
QUELLE[Verband Hess.-Pfälz. Zuckerrübenanbauer: 100 Jahre gemeinsam für Rübe und Zucker (2011) 58]


ZEIT1860
THEMAauf der Ausstellung Kaiserslautern
TEXTDie Rübenzuckerfabrik von Franz und Karl Karcher in Frankenthal besteht seit 1845, fabriziert Rohzucker, Melis und Raffinade. Das Rohmaterial wird im Betrage von 30.000 bis 40.000 Ctr. auf Pachtäckern erzeugt, das übrige in der Umgegend zu einem zuvor bestimmten Preis angekauft. Bei günstigen Konjunkturen bezieht die Fabrik auch Rohzucker aus der Gegend von Magdeburg. Die Fabrikation bedient sich des Reib- und Preßprozesses (mit 1 Reibe, 1 Dampf-Vorpresse und 4 hydraulischen Pressen), der Saturation, Abkochen des Dicksaftes, Zentrifugierens des Rohzuckers und der gewöhnlichen Raffiniermethode. 2 Dampfmaschinen von zusammen 24 PS betreiben die Pressen, Pumpen, Centrifugen etc., und 4 Dampfkessel, deren Heizfläche 130 PS entspricht, liefern allen benötigten Dampf. Während der Kampagne sind circa 100, im Sommer 30 Arbeiter beschäftigt. Täglich werden 600 bis 650 Ctr. Rüben verarbeitet, bei voller Kampagne jährlich bis 100.000 Ctr. In letzterer Kampagne: 68.200 Ctr. Der Ertrag an Rohzucker beträgt durchschnittlich 7 Prozent des Gewichtes der Rüben. Der Zucker wird größtenteils in der Pfalz, die Melasse an Wichs- und Zichorienfabrikanten größtenteils außerhalb der Pfalz abgesetzt.
QUELLE[Bericht über die Pfälzische Industrie-Ausstellung zu Kaiserslautern (1860) 161]