Königlich Halsbrücker Schmelzhütten

Allgemeines

FirmennameKöniglich Halsbrücker Schmelzhütten
OrtssitzHalsbrücke (Sachs)
Art des UnternehmensHüttenwerke
AnmerkungenMit Schmelzhütte und Amalgamierwerk zur metallurgischen Trennung des Silbers vom Kupfer. DDR-Zeit: "VEB Hüttenwerk Halsbrücke" und ab 1956 Teil des "VEB Freiberger Bleihütten". War zur Zeit des "Bergbau- und Hüttenkombinats "Albert Funk'" (ab 1950) ein Betriebsteil zur Gold- und Silberscheidung. Nach 1945 auch Verarbeitungsprozesse mit Blei, Wismut, Kupfervitriol, Nickelsulfat, Schwefelsäure, Silber, Gold, Palladium und Platin. Später: "Feinhütte Halsbrücke GmbH" als Hersteller von Lötdraht, Lötzinn, Lagermetallen, Elektroniklot und Blei-, Zinn- und Antimonlegierungen.
Quellenangaben[Schornsteine in Chemnitz (1999) 106] [Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen (1894) 56 + (1896) 88 + (1897) 1, Taf. I + (1899) 81]
Hinweise[Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen (1897) Taf. I]: situationsplan des Amalgamierwerks




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1318 Erwähnung der Unteren Muldener Hütte bei Halsbach an der Freiberger Mulde
1612 Ursprung der Hütte
1678 Bau des Verwaltungsgebäudes
1710 August der Starke verfügt mit der General-Schmelz-Administration erstmals die Zusammenführung von fiskalischen Hüttenwerken Sachsens unter eine einheitliche Verwaltung.
1784 Der Amalgamierprozeß wird eingeführt. Er zeigt sich für gewisse, reiche Erze dem Schmelzverfahren zu dieser Zeit überlegen.
1787 Baubeginn des Amalgamierwerkes in Halsbrücke durch Prof. Christlieb Ehregott Gellert und J. F. W. von Charpentier
1790 Fertigstellung des Amalgamierwerkes. Zur Verarbeitung eignen sich am besten solche Erze, deren Silbergehalt 240 g auf 100 kg beträgt; bei einem größeren Silbergehalt bleiben zu reiche Rückstände, bei einem geringeren lohnt das ausgebrachte Silber die Gewinnungskosten nicht. Das Erz darf höchstens 34 bis 35 Prozent Schwefelkies enthalten.
17.08.1792 Auf dem Amalgamierwerk bricht morgens gegen drei Uhr ein Schadenfeuer aus, welches binnen weniger Stunden nicht nur diesen Bau, sondern auch den größten Teil der Schmelzhütte in Asche legt.
25.08.1792 Kurfürst Friedrich August befiehlt den möglichst zu beschleunigenden Wiederaufbau der Hütte und ordnet bezüglich des Amalgamierwerkes durch Höchstes Rescript vom 25. August 1792 folgendes an: "Was endlich das Amalgamirwerk anlangt, so behalten Wir uns zwar vor, euch, wegen des wirklichen Angriffs der Wiederherstellung, annoch nächstens mit bestimmter Anordnung 211 versehen. Es ist aber vorerst Unser gnädigstes Begehren, ihr der Bergrath von Charpentier wollet nach den euch über die Beschaffenheit und Erfordernisse eines dergleichen Werkes beiwohnenden vollständigen Kenntnissen einen anderweiten Plan zu dieser Wiederaufbauung jedoch, wo derselbe von der bisherigen Einrichtung nicht abweichet, mit Beziehung auf diese, entwerfen, dabei, außer der auf die Vollkommenheit im Technischen und die Erleichterung der Arbeiten beim Betriebe zu richtenden Absichten, auch noch die zu Abwendung der Feuersgefahr für's Künftige, nicht weniger zu Schonung der Gesundheit der Arbeiter, vorzüglich beim Kosten, Mahlen, und Ausglühen, dienstsamen Mittel und Erfahrungen bestens anzuwenden suchen, und zugleich nach Anleitung dieses Planes und der zeitherigen Bau-Rechnungen einen ungefähren Ueberschlag der zum Wiederaufbau etwa erforderlichen Kosten fertigen lassen. Hierauf soll sothaner Plan nebst dem beizufügenden Kosten-Ueberschlage von dem Ober-Berg-Amte und Ober-Hütten-Amte in gemeinschaftlichen Sessionen durchgegangen und sorgfältig geprüfet, zuletzt aber, und entweder mit einem vereinigten Gutachten, oder, wo solches nicht zu bewirken, mit Beifügung individueller Votorum, mit Vermeidung alles Verzuges, zu Unserer Approbation anher eingesendet werden, wie denn auch ihr der Kammerherr und Berghauptmann die Mitglieder des Ober-Berg- und Ober-Hütten-Amtes anzuweisen habt, dafern sie bereits jetzt statthafte Vorschläge zu thunlichen Abänderungen zu thun wüßten, solche sofort an euch abzugeben, damit selbige nach Befinden gleich Anfangs mit benutzet werden können."
26.10.1792 Die verlangten Unterlagen für den Wiederaufbau der Hütte, als Pläne, Gutachten und Kostenanschlag, gehen an Seine Durchlaucht den Kurfürsten nach Dresden ab
27.09.1810 Goethe ist in Freiberg, wie aus dem Besucherbuch Halsbrücke bekannt ist.
14.12.1815 Prof. W. A. Lampadius baut das erste industrielle Gaswerk in Halsbrücke auf. Er übergibt am 14. Dezember dem Amalgamierwerk einen "Erleuchtungsapparat", bestehend aus:
1. Einer schwarzblechernen Büchse zur Entbindung des Gases, an welcher
2. ein krummes kupfernes Rohr angestoßen, und an dem
3. ein grades dergl. angesteckt wird, das mit
4. einem kupfernen Eintrittrohr und
5. einem dergl. Kühlapparat in einem hölzernen Fasse in Verbindung steht, unter welchem
6. eine weiß-gläserne Flasche befestigt ist.
7. Einem kupfernen Verbindungsrohr nebst
8. einem messingenen Hahn, und
9. einem kupfernen Gasreiniger in
10. einem hölzernen Gasometerfaß, in welchem
11. ein kupfernes trichterförmiges Austrittsrohr mit
12. einem messingenen Hahn befindlich ist.
13. Einer kupfernen Büchse, die unter dem Boden des Gasometerfasses mit dem
kupfernen Austrittrohre in Verbindung steht.
14. Einem weißblechernen Regulator oder Gasometer.
15. 25 Ellen dergl. Röhren, und
16. vier messingenen Spitzen auf die Gaslampen
Am selben Tag wird der Apparat zusammengestellt, der Gasometer jedoch, dessen Verbindung mit dem Kühlapparat noch fehlte, nicht angeschlossen, und der erste Versuch mit der Beleuchtung auf dem Anquick- und Vorsaal gemacht. Man kann fünf Stück, 8 bis 12" hohe Flammen gleichzeitig unterhalten, muß aber den Versuch vorzeitig abbrechen, da die Büchse (Nr. 1 des vorstehenden Verzeichnisses) um den Deckel herum Gas entweichen läßt.
23.01.1816 Professor Lampadius bringt zwei gußeiserne Retorten für die Gasbeleuchtung mit, von denen die eine in der Anquickerküche in einem dazu gefertigten, einfachen Ofen mit Rost eingelegt wird. Ein gußeiserner Deckel, welchen vier Kopfschrauben anziehen, verschließt die mit Flansch versehene Retorte; das Muttergewinde für die Schrauben ist in dem Flansch eingeschnitten. Mitten auf der Retorte sitzt ein 6" langer, angegossener "Schlauch", an welchem ein eisernes, krummes Rohr angekittet wird. Auf dieses ist ein gerades Kupferrohr gesteckt, das bis zum Kühler reicht.
24.01.1816 Zweiter Versuch von Prof. W. A. Lampadius für sein Gaswerk. Während dessen brennt eine Gasflamme volle 9 Stunden, doch muß zur Zeit der größten Gasentwicklung solches ins Freie gelassen werden, da mehr Gas erzeugt, als verbraucht wird, und der Gasometer den Überschuß nicht aufzunehmen vermag; ferner halten die Verbindungsstellen der Rohre
und die Gasglocke selbst nicht ganz dicht.
05./07.02.1816 Dritter und vierter Versuch von Lampadius für sein Gaswerk in Halsbrücke. Es treten starke Gasverluste an den Verbindungsstellen der Röhren und am Retortenverschluß ein.
28.02.1816 Gasexplosion am Gasometer durch Unvorsichtigkeit des Hüttengehilfen Köttig, der ein Licht an das ausströmende Gas hielt.
25.03.1817 Die Gasbeleuchtung an der Halsbrücke geht nach Vergrößerung des Gasometers und Anbringung einer dritten Gasflamme in der Anquickerküche wieder in Betrieb.
1825 Bildung der Hütte durch Zusammenlegung von zwei bestehenden Hüttenbetrieben
08.12.1826 Alexander von Humboldt besucht das Amalgamierwerk Halsbrücke und die Hüttenanlagen
1830 F. W. Schwamkrug erhält eine Anstellung als Maschinenbaugehilfe an der Königlichen Schmelzhütte in Halsbrücke.
1831 Lieferung eines Kolbengebläses durch das Eisenwerk Lauchhammer
bis 1857 Im Amalgamierwerk wurden bisher aus 150.000 t pyritischer Silbererze rund 316 t Silber gewonnen
1857 Der Amalgamationsprozeß muß den neueren Schmelzverfahren weichen. - Die betreffenden Räume beherbergen später die Kupferstein-Extraktion und die Goldscheideanstalt.
1888 H. R. Heinicke erhält den Auftrag zum Bau der 140 m hohen "Hohen Esse" in Halsbrücke. Fristgerechte Fertigstellung innerhalb von 8 Monaten mit Hilfe von Lokomobile und elektrischer Beleuchtung.
27.04.1895 Gegen 22.00 Uhr brennt es in dem nördlichen (ehemaligen) Amalgamiergebäude. Das Feuer war im Erdgeschoß in einer hölzernen Kupferstein-Rolle ausgebrochen, hat sich in dieser, ohne bemerkt zu werden, bis ins Dachgeschoß fortgepflanzt und war von hier aus durch eine Lutte schon bis zu einer auf den Hahnebalken befindlichen Staubkammer gelangt, und erst als der über den Kupfersteinmühlen befindliche, innere Dachraum mit heller Flamme brennt, wird man auf daselbe aufmerksam. Trotzdem gelingt es mit den sofort in Tätigkeit gesetzten drei nördlichen Schlauchspritzen auf dem Druckwerks-Turm das durch die ganze Höhe des Gebäudes gehende Feuer zu löschen, noch ehe diese Zeit findet,
das Dach zu durchbrechen.
08.12.1895 Ersatz der Gasbeleuchtung durch elektrische Beleuchtung - nach fast 80 Jahren
15.02.1897 Das das Königliche Finanzministerium genehmigt die Auflassung der Tuttendorfer Mühle und Übertragung der Kraft auf
elektrischem Wege nach der Halsbrückner Hütte.
1913 Die bergmännische Gewinnung von Blei- und Zinkerzen endet im Freiberger Bergbaugebiet (5000 t Erz pro Jahr). - Wiederaufnahme 1930 in kleinem Umfange.
1950 Bildung des "VEB Bleierzgruben 'Albert Funk'" durch Vereinigung mit dem 1945 in Muldenhütten gegründeten "Freiberger Bleihütten" und weiteren Bergbaubetrieben in Brand-Erbisdorf
1956 Der "VEB Hüttenwerk Halsbrücke" wird zusammen mit der Hütte Muldenhütten zum "VEB Freiberger Bleihütten" verbunden.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Nichteisenmetalle 1612 Beginn (oder früher) 1913 Ende der Erzförderung  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfgebläsemaschine   unbekannt
Wanddampfmaschine 1892/93 Fröbelsche Maschinenfabrik "Constantinhütte"




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1898 Gleichstromgenerator 1 Kraftwerk Tuttendorf Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert & Co. Leistung 30 kW Vierpolige Verbundmaschine Typ A. F. m. 30, leistet bei 600 Volt und 50 Ampere: 30 Kilowatt oder rd.
41 PS; n= 700 U/min
 
1898 Wasserturbine 1 Kraftwerk Tuttendorf Sächsische Maschinenfabrik vorm. Richard Hartmann AG Leistung 44 PS Girard-Turbine. Q= 1100 l/s, H= 4,00 m. Mittlerer Laufraddurchmesser 1100 mm, Kranzhöhe 220 mm; darin 34 Schaufeln.
Leitapparat mit 33 Schaufeln. n= 73 U/min. Antrieb eines Generators
 




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1899 419 350 69   "Im letzten Sommer": 15 Beamte, 54 Poliere