Wasserwerk Käfertal

Allgemeines

FirmennameWasserwerk Käfertal
OrtssitzMannheim
OrtsteilKäfertal
StraßeWasserwerkstr.
Postleitzahl68309
Art des UnternehmensWasserwerk
AnmerkungenIn Betrieb seit 1888. Gebaut von den Städtischen Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerken, K 7, 2
Quellenangaben[Pichler: Erweiterte Wasserwerk Mannheim; in: Journal f. Gasbeleuchtg. und u. Waserversorgung (1917] [VDI-Zeitschrift (1891) 603] [Journal für Gasbeleuchtung 50 (1907) 577]
Hinweisehttps://archive.org/details/bub_gb_DoBLAQAAIAAJ
https://archive.org/stream/bub_gb_DoBLAQAAIAAJ/bub_gb_DoBLAQAAIAAJ_djvu.txt




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1862 Der Stadtverwaltung wird ein Projekt für eine Wasserversorgungsanlage durch die Londoner Firma "Grissell & Docwra" für eine tägliche Lieferung von 3000 cbm Wasser unterbreitet. Kosten: 388.00 M. Es soll natürlich gefiltertes Rheinwasser durch Dampfkraft (2 x 46 PS) in einen 27 m hohen Turm gehoben werden und in die Stadt geliefert werden.
1888 Errichtung des Werks im Käfertaler Wald
01.05.1889 Die Stadt übernimmt das Wasserwerk.
06.06.1889 Durch das Ortsstatut vom 6. Juni leitet Direktor Christian Beyer den Gesamtbetrieb von Gaswerk und Wasserwerk
1903 Ende der Amtszeit von Direktor Christian Beyer als Leiter von Gaswerk und Wasserwerk
1904 Die Trockenheit im Sommer 1904 bedingt einen täglichen Höchstverbrauch von 24.100 cbm (vorher nur 18.000 - 19.000 cbm/d) und zwingt zu Erweiterung des Werks. Desgleichen muß eine Enteisenung vorgesehen werden
1906-1911 Ausbau des Werks in den Jahren 1906 - 1911
17.05.1910 Kaum ist das Friedhofsprojekt zu den Akten gelegt, kommen neue Arbeiten auf das Straßenbahnamt zu: Die Planungen für eine Elektrifizierung der vom Haltepunkt "Käfertaler Wald" abzweigenden Stichbahn zum Wasserwerk im Käfertaler Wald. Das Bürgermeisteramt der Stadt Mannheim meint am 17. 5.1910, man könne diese Strecke elektrifizieren, um den Käfertaler Wald für Spaziergänger besser zu erschließen. Bezogen auf einen ausschließlichen Sonntagsverkehr, hätte sich die Investition für die Elektrifizierung der OEG-Strecke bis zum Haltepunkt Käfertaler Wald (3,8 km) und der Stichbahn mit einer Länge von 1,95 km, also zusammen 5,75 km, nicht amortisiert.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Trinkwasser 1888 Beginn (Inbetriebnahme) 2000 bekannt  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfpumpmaschine 1886 Gebr. Sulzer AG
Dampfpumpmaschine 1886 Gebr. Sulzer AG
Dampfpumpmaschine 1906/11 Gebr. Sulzer AG
Dampfpumpmaschine 1906/11 Gebr. Sulzer AG
Dampfpumpmaschine 1906/11 Gebr. Sulzer AG
Dampfpumpmaschine 1906/11 Gebr. Sulzer AG
Dampfpumpmaschine 1906/11 Gebr. Sulzer AG




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
ab 1888 Dampfkessel 3   unbekannt Heizfläche je 67 qm Cornwallkessel mit Galloway-Rohren; p= 6,5 Atm; Vorwärmer: 33 qm Heizfläche  
ab ca. 1906 Dampfkessel 3   unbekannt Heizfläche je 70 qm Zweiflammrohr-Wellrohrkessel, p= 10 Atm; Ãœberhitzer je 28 qm, t= 300 °C  




Allgemeines

ZEIT1907
THEMAPlanungen
TEXTMannheim hat erst seit dem Jahre 1888 eine zentrale Wasserversorgung; die Bemühungen, die Stadt mit Trink- und Brauchwasser zu versorgen, reichen jedoch bis in das 17. Jahrhundert zurUck. Nach länger dauernden Vorarbeiten und zahlreichen Versuchen, welche teils an der Qualität, teils an der Menge des erschlossenen Wassere fehlschlugen, war es erst im Jahre 1884 gelungen, brauchbare Unterlagen für die Wasserversorgung zu beschaffen, nachdem die Stadt Mannheim im Jahre 1882 den Zivilingenieur O. Smreker beauftragte, ein detailliertes Projekt für die Wasserversorgung der Stadt auszuarbeiten, Ingenieur Smreker gelang es nach eingehenden hydrologischen Untersuchungen, in der Umgebung der Stadt ein Gebiet zu bestimmen, welches sich für die Entnahme von Grundwasser vorzüglich eignet. Die Vorarbeiten (Versuchsbohrungen, Untersuchung der Wasserbeschaffenheit, Quantitäts-Versuche) umfaßten den Zeitraum von zwei Jahren; auf Grund dieser Forschungen wurde festgestellt, daß im sog. Käfertaler Wald (im jetzigen Stadtwald), in nordöstlicher Richtung von Mannheim, Grundwasserströme von tadelloser Wasserbeschaffenheit vorhanden sind, welche den Bedarf der Stadt Mannheim auf mindestens 20 bis 25 Jahre zu decken imstande sind. Nach Abschluß dieser Vorarbeiten wurde im Frühjahr 1885 das Detailprojekt vorgelegt und wurde die Errichtung des Wasserwerks beschlossen, nachdem vorher die Prüfung des Projekts von einer Sachverständigenkommission vorgenommen wurde. Mit dem Bau des Wasserwerks, das zu rund 2 Mill. Mark veranschlagt war, wurde am 1. Juli 1886 begonnen, die Betriebseröffnung des Wasserwerks fand am 21. April 1888 statt. Das Wasserwerk ist für einen mittleren Verbrauch von 100 1 pro Kopf und Tag dimensioniert worden, der Maximalverbrauch ist dem l 1/2-fachen mittleren Verbrauch gleichgesetzt worden. Bei der Disposition der Wasserversorgungsanlage waren (1885) die folgenden Gesichtspunkte maßgebend:
1. Die Anlage soll nicht nur den momentanen Bedürfnissen entsprechen, sondern auch in der Lage sein, den voraussichtlichen Bedarf für die nächsten 12 bis 15 Jahre, also etwa bis zum Jahre 1900, bei vollständig rationellem Betriebe zu decken; 2. die Anlage soll so eingerichtet sein, daß sie auf die als obere Grenze zu betrachtende mittlere Leistungsfähigkeit von 20.000 cbm pro Tag ausgebaut werden kann. Wird das Wasserwerk später, entsprechend einer Leistungsfähigkeit von 20.000 cbm pro Tag, vergrößert, so sind einfach die Wassergewinnungs- und Hebungsanlagen zu erweitern, es ist ein zweiter Zuleitungsstrang zu legen und ein zweites Hochreservoir zu erbauen, während die Hauptzuleitung und die Gebäude auch dann noch zu genügen haben.
Die einzelnen Bauobjekte der Wasserwerksanlage teilen sich in folgende Gruppen;
a) die Wassergewinnungsanlage,
b) die Wasserhebungsanlage (Pumpstation),
c) die Wasserreinigung (Enteisenungeanlage),
d) die Zuleitung zur Stadt,
e) die Hochbehälter,
f) das Verteilungsnetz.
QUELLE[Journal für Gasbeleuchtung 50 (1907) 577]


ZEIT1907
THEMAWasserqualität, Wassergewinnung
TEXTMannheim wird zur Zeit ausschließlich mit Grundwasser versorgt, welches in den Sand- und Kiesablagerungen des mittleren und jüngeren Diluviums der Rheinebene - im Käfertaler Stadtwald - vom Gebirge nach dem Rhein zu sich bewegt Der Grundwasserträger besteht der Hauptsache nach aus feinen und gröberen Sauden und Kiesen, welche nur stellenweise von Lettenschichten durchzogen werden. Der Grundwasserspiegel liegt im ganzen Entnahmegehiet ca. 6 bis 8 m unter Terrainoberfläche und wird von reinen, feinen Sanden überlagert, welche das Grundwasser keimfrei erhalten. Die Zusammensetzung des Wassers ist nach wiederholt unternommenen Untersuchungen die nachfolgende:
Gesamthärte: 13,6°
Mikroskopische Prüfung: normal
Gesamtrückstand: 299,4 mg/l
Aussehen des Wasserss: farblos, klar
Glührückstand: 249,4 mg/l
Kalk CaO: 116,0 mg/l
Magnesia MgO: 14,5 mg/l
Eisen Fe: 0,13 mg/l
Chlor Cl: 8,4 mg/l
Schwefelsäufe SO2: 30,3 mg/l
Kieselsäure SiO2: 8,6 mg/l.
Auch in bakteriologischer Beziehung hat das Wasser nie zu Beanstandungen Anlaß gegeben; die diesbezüglichen Untersuchungen haben jedesmal gezeigt, daß selbst bei abnormen Witterungeverhaltnissen die Beschaffenheit des Leitungswassers in keiner Weise ungünstig beeinflußt wird. Die Erschließung des Grundwassers erfolgt mittels Brunnen, welche in nördlicher, südlicher und südöstlicher Richtung angeordnet sind. Die Brunnen (56 an der Zahl) sind teils als Rohrbrunnen (45 Stück), teils als gemauerte Schachtbrunnen (11 Stück) ausgeführt. Die ersten bestehen aus 600 mm weiten Filtern mit besteigbaren, 2 m weiten, gemauerten Zugangsschächten. Die Filter reichen 27 bis 38 m unter Terrain und sind aus 5 mm starken, schmiedeeisernen, verzinkten, zum Teil vollwandigen, zum Teil mit Schlitzlochung versehenen Filterstößen von je 1 in Länge zusammengesetzt und auf der ganzen Tiefe mit einer 20 cm starken Kiesschüttung umgeben. Die Schachtbrunnen sind gemauerte Brunnen von 3 in Lichtweite und durchschnittlich 10 bis 14 m Tiefe; diese sind aus Zementmörtel-Mauerwerk hergestellt, das auf einem kräftigen, schmiedeeisernen Rost von 0,6 m Höhe gegründet und durch eingelegte, durch Zuganker miteinander verbundene Brunnenkränze noch besonders versteift ist. Die älteren Brunnen sind in den letzten Jahren zur Erhöhung ihrer Leistungsfähigkeit mit Rohrbrunnen kombiniert worden. Die sämtlichen Brunnen sind mit schweren, gußeisernen, vollständig dicht schließenden Scharnierdeckeln verschlossen - die Schächte sind durch schmiedeeiserne Leitern zugänglich gemacht - , welche, wie alle im Brunnen angeordneten Armaturteile, verzinkt ausgeführt sind. Das durch die Brunnen erschlossene Wasser wird mittels Heberleitungen gesammelt und zum Sammelbrunnen weitergeleitet; diese sind annähernd normal zur Strömungsrichtung des Grundwassers verlegt. Die gesamte Fassung hat zur Zeit eine Länge von fast 3,5 km. Beim Eintritt in den Sammelbrunnen zeigen die Heberleitungen die Dimensionen von 650, 600 und 400 mm Lichtweite; sie sind durchwegs mit 3 bis 5 o/oo Steigung verlegt und besitzen ihren höchsten Punkt (Heberscheitel) unmittelbar am Sammelbrunnen. Um die Leitungswiderstände auf das geringste Maß zu beschränken, sind an den Heberleitungsenden weder am Sammelbrunnen, noch in den einzelnen Brunnen Heber- bzw. Pulsventile angebracht Das Fallenlassen der oft üblichen Einrichtung der Heber- und Fußventile konnte unbedenklich erfolgen, da einerseits der Pumpbetrieb ein lang andauernder ist, anderseits für das Ansaugen der Heberleitungen ohnedies in jeder größeren Anlage besondere Vorkehrungen getroffen werden müssen. Die Entlüftung der Heberleitungcn erfolgt durch kontinuierlich arbeitende Wasserstrahl-Luftsaugeapparate, die an den Heberscheitel angeschlossen sind. Zum Betrieb der Apparate dient Druckwasser, welches nach dem Durchgang durch die Wasseretrahlapparate dem Sammelbrunnen wieder zugeführt wird. Das durch die Heberleitungen zugeführte Wasser ergießt sich in den in der Mitte der Fassungsanlage angeordneten Sammelbrunnen, einem gemauerten Schachtbrunnen von 5 m Lichtweite und 10,5 m Tiefe. Die Sohle dieses Brunnens ist durchlässig, das Brunnenmauerwerk setzt sich auf einem kräftigen, ca. 800 mm hohen schmiedeeisernen Rost auf und hat eine Stärke von 50 cm. Zur Versteifung des Mauerwerks dienen zwei in Abständen von je 3 m voneinander im Mauerwerk verlegte schmiedeeiserne Brunnenkränze, die durch Zuganker untereinander und mit dem Brunnenrost verbunden sind. Oben ist der Brunnenschacht abgewölbt. Die Decke besitzt Lichtöffnungen, über der Einsteigöffnung ist zum Schutze gegen Eindringen des Oberflächenwassers ein Wellblechhäuschen aufgebaut. In den Sawmelbrunnen reichen die Heberleitungsenden sowie die Saugleitungen, welche zu den Pumpen der Wasserhebungsanlage führen. Die oben beschriebene Anlage stellt den bisherigen Zustand der Waasergewinnung, Anfang 1907, dar. Nachdem jedoch das Wasserwerk seit einigen Jahren an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt ist, sind für die Erweiterung des Werkes seit dem Jahre 1904 weitere Erhebungen angestellt worden, auf Grund welcher vom Verfasser im Jahre 1905 ein Erweiterungsprojekt bearbeitet und vorgelegt wurde, für welches im Jahre 1906 die Mittel zur Ausführung genehmigt wurden. Die Erweiterungsbauten sind im Gange und werden noch im Laufe des Sommers in der Verlängerung der südöstlichen Heberleitung weitere 15 Rohrbrunnen und 5 gemauerte Brunnen abgeteuft werden, deren Wasser durch eine besondere Heberleitung von 750 mm Lichtweite dem bestehenden Sammelbrunnen zugeführt wird. Im Erweiterungsprojekt ist auch eine stärkere Beanspruchung der nördlichen Heberleitung für die Zukunft geplant, da diese infolge ungünstiger Höhenlage resp. infolge der Beeinflussung durch die starke Spiegelabsenkung des benachbarten Zellstofffabrikwasserwerks nur ungenügende Wassermengen liefert, welche in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Ergiebigkeit des Grundwasserstroms stehen. Es ist in Aussicht genommen, den nördlichen Teil der nördlichen Heberleitung abzutrennen und durch eine besondere Nebenheberleitung von 600 mm 1.W. mit dem Sammelbrunnen zu verbinden; dieses Vorhaben ist jedoch auf den Widerstand der Zellstoffabrik gestoben, welche hierdurch wieder eine Beeinträchtigung der Ergiebigkeit ihres Wasserwerks befürchtet,
und es ist deshalb vorderhand, bis zur endgültigen Regelung der Streitfrage, ein provisorisches Pumpwerk (zwei Zentrifugalpumpen, welche durch zwei Lokomobile angetrieben werden) am Hauptbrunnen II errichtet worden, welches das Wasser des nördlichen Zweiges nach dem Sammelbrunnen überpumpt. Die geförderten Mengen sowie die Brunnenabsenkungen werden fortlaufend gemessen, und dieser Pumpbetrieb dient gleichzeitig als Pumpversuch, um die späteren Wirkungen der geplanten Erweiterung beurteilen zu können. Nach erfolgter Erweiterung der Wassergewinnungsanlage wird auch der Sammelbrunnen um 2,5 m vertieft werden, da schon heute die Rohrleitungsenden bis auf den Grund des Sammelbrunnens reichen.
QUELLE[Journal für Gasbeleuchtung 50 (1907) 577]


ZEIT1907
THEMAWasserhebungsanlage (Pumpstation)
TEXTDiese ist als Dampfkraftanlage ausgeführt und bestand ursprünglich aus einem Maschinen- und Kesselhaus mit der maschinellen Anlage (drei Kessel und drei Maschinen) und ein Schornstein. Des weiteren stehen in der Pumpstation noch die erforderlichen Nebengebäude (Betriebegebäude mit Wohnung für den Maschinenmeister, Lagerräume, Büro und Werkstätte, Brückenwage usw.). Mit der Heranziehung weiterer Gebiete für die Gewinnung von Grundwasser, namentlich in südöstlicher Richtung, nahm auch der ursprünglich ganz unwesentliche Eisengehalt des Wassers zu, was die Errichtung einer Enteisenungsanlage zur Folge hatte. Für die Entnahme des Rohwassers aus dem Sammelbrunnen und zur Förderung denselben nach dem Rieselergebäude sind besondere Pumpmaschinen nunmehr aufgestellt worden, welche in einem besonderen Gebäude untergebracht sind, da die Angliederung der Vorpumpen an die Hauptmaschinen wegen des beschränkten Raums nicht durchführbar war. Mit dieser Erweiterung mußte auch die Kesselanlage, sowie die Druckpumpenanlage durch Hinzufügung eines vierten Maschinensystems, vergrößert werden. Die Gebäude sind als Backsteinrohhauten mit Klinkerverblendung unter Mitverwendung von Sandsteinen ausgeführt.
Das Vorpumpenhaus, welches die maschinelle Anlage für die Förderung des Rohwassers vom Sammelbrunnen auf die Enteisenungsanlage aufnimmt, hat eine lichte Grundfläche von 19,50 x 12 m und eine lichte Höhe von 8 m bzw. 12,50 m; es ist vollständig unterkellert, und die Pumpen befinden sich in einem Längsschacht, welcher mit dem Sammelbrunnen durch einen begehbaren Kanal, welcher die Saugleitung aufnimmt, verbunden ist. In einer Höhe von 4,75 m über Maschinenhausfußboden ist ein Handlaufkran für 6000 kg Tragkraft ungeordnet, welcher mit zwei Laufkatzen von je 15.000 kg Tragkraft ausgerüstet ist; die Laufbahnen sind entsprechend der Gebäudelänge je 12 m. Im Vorpumpenhaus sind drei Pumpmaschinen, Konstruktion Gebrüder Sulzer, Ludwigshafen, aufgestellt, bestehend aus je einer horizontalen Compound-Dampfmaschine mit Ventilsteuerung, mit nebeinanderliegenden Zylindern für Hoch- und Niederdruck, mit 45 Touren pro Minute, mit Kondensation und für 9,5 Atm. Anfangsdruck; die Dampfmaschinen haben Vorrichtung am Regulator zum Verändern der Tourenzahl während des Ganges innerhalb der Grenzen von 35 bis 75 und sind mit je zwei vertikalen, einfach wirkenden Schöpfpumpen mit 410 mm Plungerdurchmesser und 600 mm Hub mittels vertikaler Antriebsstange gekuppelt; die beiden Pumpen je einer Maschine haben gemeinsamen Ventilkasten, gußeisernen Saug- und schmiedeeisernen Druckwindkessel, mit Gummiventilen auf gußeisernen Sitzen, der Plunger läuft in einer Wasserstopfbüchse. Jedes Pumpensystem ist imstande, pro Stunde bei der größten Tourenzahl rund 880 cbm zu fördern, die gesamte größte Stundenleistung der Schöpfpumpenanlage beträgt mithin 880 x 3 = rund 2640 cbm. In einem Anbau an das Vorpumpenhaus sind die Maschinen für die Erzeugung von Gleichstrom zur Kraft- und Lichtversorgung der Pumpstation untergebracht. Der Gleichstrom wird durch Umformung des aus dem städtischen Elektrizitätswerk bezogenen Drehstroms gewonnen, und die Umformeranlage gliedert sich in folgende Teile: Im Parterreraum sind zwei Umformer angeordnet, welche aus je einem Synchron-Drehstrommotor für 4000 Volt und 50 Perioden und dem zugehörigen Gleichstromgenerator mit einer effektiven Dauerleistung von 60 kW bei 225 bis 240 Volt Spannung bestehen; zur Aufladung der im Obergeschoß untergebrachten Batterie von 122 Zellen (252 Amp. maximaler Entladestrom bei dreistündiger Entladung} ist noch ein Zusatzaggregat vorhanden. Die Schalttafel enthält alle Apparate und Meßinstrumente zur dauernden betriebssicheren Bedienung und Kontrolle der gesamten elektrischen Anlage. Im Vestibül zum Maschinenhaus ist ein elektrisch angetriebener Aufzug untergebracht, welcher die Beförderung der Säureballons nach dem Obergeschoß besorgt.
Das Maschinenhaus für die Druckpumpen und hat eine Grundfläche von 17,5 x 31 m und eine lichte Höhe von 8,25 bzw. 13 m, von Sohle bis unter Dach gemessen, und ist vollständig unterkellert. Der ganze Maschinenraum wird zur bequemen Ausführung von Reparatur- und Montagearbeiten durch einen Laufkran von 3000 kg Tragkraft bestrichen, der direkt unterhalb der Dachauflage seine Laufbahn hat. Im Maschinenraum sind vier Pumpmaschinenaggregate aufgeetellt Das erweiterte Kesselhaus, welches direkt an das Maschinenbaus anschließt, hat eine lichte Grundfläche von 17,5 x 28 m und eine Lichthöhe von 6,25 bzw. 11 m; in diesem sind sechs Kessel aufgestellt, ferner die Wasserreinigungsanlage sowie die Dumpfspeisepumpen. Die vier Maschinensysteme für die Reinwasserförderung sind liegende Verbunddampfmaschinen, die mit je zwei horizontalen, doppeltwirkenden Plungerpumpen mittels durchgehender Kolbenstangen direkt gekuppelt sind. Die Tourenzahl der beiden älteren Maschinen ist zwischen 25 und 40, die der beiden neuen Maschinen zwischen 30 und 70 von Hand am Regulator verstellbar. Zum Schutze gegen das Durchgehen der Maschinen bei plötzlich fallendem Förderdruck sind die Maschinenregulatoren noch mit einer selbsttätigen Ausschaltvorrichtung versehen, welche durch Auslösen der Steuerung die Maschinen im gegebenen Falle außer Betrieb setzen. Die vier Maschinen, von welchen die zwei älteren mit 6,5 Atm., die zwei neuen mit 10 Atm. Betriebsdruck arbeiten, besitzen Einspritzkondensation, welche im Maschinenhauskeller angeordnet ist. Als Kondenswasser dient Grundwasser, das zwei besonderen Rohrbronnen entnommen wird; zur Ersparung des beträchtlichen Einspritzwasserquantums ist nunmehr eine Rückkühlanlage mit Oberflurkühlturm und drei Zentrifugalpumpenanlagen, welche durch Elektromotoren angetrieben werden, errichtet worden. Die Plungerpumpen haben 280 mm Plungerdurchmesser und wie die Maschinen 900 mm Hub. Die Pumpen der älteren Maschinen haben einfache belederte Ringventile, während die dritte und vierte Maschine mit gesteuerten Tellerventilen - System Riedler - ausgerüstet sind. Sämtliche Pumpen besitzen reichlich große Saug- und Druckkessel und in Wasserkästen gelagerte Kolbenstangen und Plungerstopfbüchsen. Die Leistung jedes einzelnen Pumpensystems beträgt pro Doppelhub bzw. pro Undrehung der Maschine 0,2 cbm, die größte Stundenleistung sämtlicher vier Maschinenaggregate betragt mithin 2640 cbm, entsprechend der Leistung der Vorpumpenanlage.
Die drei älteren Dampfkessel sind Cornwallkessel mit innen liegenden Feuerungen und mit Galloway-Rohren in den Flammrohren für 6,5 Atm. Überdruck. Jeder Kessel ist zur Speisewasservorwärmung mit zwei Stück 10 m langen Vorwärmern von ca. 33 qm Heizfläche versehen; die Heizfläche der Kessel selbst beträgt 67 qm. Die drei neuen Kessel sind Zweiflammrohr Wellrohrkessel von je 70 qm Heizfläche für 10 Atm. Überdruck, haben Überhitzer von je 28 qm Heizfläche aus patentgeschweißten Flachschlangen für Überhitzung des Dampfes auf ca. 300° C. Die neuen Kessel sind mit automatischen Rostbeschickungsapparaten, System Münckner, ausgerüstet. Die sämtlichen Kesselstirnwandflächen sind zum Schutz gegen Wärmeausstrahlung isoliert und durch besondere Glanzblechverkleidungen überdeckt. Im Kesselhaus sind ferner noch untergebracht ein Speisewasserreiniger zum Enthärten des Kesselspeisewassers, ein Heizeffektmesser, die Wasserspeisevorrichtungen und Kontrollapparate. Die Regelung de« gesamten maschinellen Betrieb« erfolgt entsprechend den jeweiligen Wasserverbrauchsverhältnissen im Stadtrohnetz; zu deren Beobachtung bzw. der Wasserstände im Hochbehälter sind zwei voneinander unabhängige elektrische Wasserstandsfernzeiger im Maschinenraum untergebracht.
QUELLE[Journal für Gasbeleuchtung 50 (1907) 579]


ZEIT1907
THEMAKohlenlager, Gleisanschluß, Nebengebäude
TEXTIn einem Anbau an das Kesselhaus sind die Arbeiteraufenthaltsräume (Kantine, Bäder. Speisesaal, Ankleideraum usw.), die Schmiede und Werkstätte sowie die Magazine in zwei Geschossen untergebracht. Für die Lagerung der Betriebskohlen ist ein Kohlenschuppen von 25 x 16 m lichter Grundfläche gebaut; die Sohle hat Neigung nach einem in der Mitte angeordneten
Längskanal, in dem eine Transportschnecke liegt; diese nimmt die aus den einzelnen Öffnungen dee Kohlenschuppenbodens einfallenden Kohlen auf und bringt sie einem an der Giebelseite angeordneten Elevator zu, der die Kohlen hochhebt und auf ein Transportband abwirft; von hier aus werden die Kohlen nach dem im Kesselhaus über den Kesseln angeordneten Kohlenbunkern transportiert und behufs direkter Verwendung in den Kesseln gelagert. Der Antrieb der Transporteinrichtung geschieht mittels Elektromotoren. Die Pumpstation hat Gleisanschluß an die Nebenbahn Mannheim - Weinheim, welcher im Wasserwerkshof selbst zu einem dreigleisigen Bahnhof ausgebildet ist; zwei von den drei Gleisen gehen durch die Kohlenhalle, so daß dort die direkte Abladung der Kohlen möglich ist. In einem weiteren kleinen Gebäude ist das Laboratorium mit Mikroskopierraum sowie ein Apparateraum mit Meßkasten untergebracht
QUELLE[Journal für Gasbeleuchtung 50 (1907) 581]


ZEIT1907
THEMAEnteisenungsanlage
TEXTDas durch die einzelnen Brunnen erschlossene Grundwasser enthält Eisen, dessen Menge an den verschiedenen Entnahmestellen variiert; das Wasser der südlichen Heberleitungsanlage weist die kleinsten Werte auf und beträgt im Mittel rund 0,05 mg pro 1. Größere Werte zeigt schon das Wasser der nördlichen Heberleitung, welches im Mitte) 0,36 mg Eisen pro l enthält, deren Eisengehalt aber in einzelnen Brunnen bis zu 0,78 mg ansteigt. Mit der erfolgten Erweiterung der Wassergewinnung nach Südosten im Jahre 1900 und 1902 nahm auch der Eisengehalt zu, und einzelne Brunnen liefern Wasser mit einem Eisengehalt bis zu 1,85 mg
Eisen pro 1. Im Sammelbrunnen mischen sich die Wasser verschiedenen Eisengehalts, und mithin hat das Wasser des Sammelbrunnens - soweit eine Eisenausscheidung nicht schon in den Heberleitungen stattgefunden hat - den Durchschnittsgehalt an Eisen sämtlicher angeschlossener Brunnen. Zahlreiche Eisenbestimmungcn des Sammelbrunnenwassers haben ergeben, daß im Mittel das Wasser 0,25 mg Eisen pro 1 enthält. Trotz dieses geringen Eisengehalts ist die Errichtung einer Enteisenungsanlage erforderlich geworden, da die Ausscheidungen beträchtlich und störend waren, überdies eine weitere Zunahme des Eisengehalts zu erwarten ist. Die Enteisenungsanlage ist im Bau begriffen und wird voraussichtlich im Juli 1907 in Betrieb genommen werden können. Für die Disposition der Anlage waren die nachfolgenden Gesichtspunkte maßgebend: Durch eingehende Versuche im Laboratorium der städtischen Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke wurde zunächst festgestellt, daß das hiesige Leitungswasser schon beim ruhigen Stehenlassen 55 bis 60% seines Eisengehalts verliert; bei künstlicher Luftzuführung ist es möglich, ca. 97 °/o des ursprünglich enthaltenen Eisens auszuscheiden, so daß dann nur mehr 0,006 mg Eisen pro 1 bleiben. Das Eisen scheidet sich also leicht aus, und es ist daher erforderlich, um die heutigen Mißstände (Trübungen) zu beseitigen, daß eine Eisenausseheidung bis zu ca. 97% in der Enteisenungsanlage selbst stattfindet. In einer Versuchsenteisenungsanlage wurden durch längere Zeit hindurch die gebräuchlichen Systeme der Enteisenung nach Piefke, Gesten und Bock erprobt, außerdem wurden Versuche mit den Wormser-Filterplatten durchgeführt. Auf die Ergebnisse dieser Versuche kann hier nicht näher eingegangen werden; es war ursprünglich beabsichtigt, die Piefke'sche Methode hier zur Anwendung zu bringen, weil mit dieser der Erfolg ein vorzüglicher war und die Koksrieseler eine namhafte Entlastung der Filter bewirken. Bei der Ausführung wurde jedoch abgesehen, Koksrieseler zu bauen, da nach meiner Ansicht die Appetitlichkeit des Wassers durch die Berieselung über Koks, welcher sich mit der Zeit mit Eisenoxydschlamm usw. überzieht, leidet. Um jedoch die gute Wirkung der Koksrieseler nicht zu verlieren, wurden Vorfilter angeordnet, welche nach eingehenden Versuchen ebenfalls imstande sind, 50 bis 60% des Eisens auszuscheiden, so daß auch hierbei die Hauptfilter in gleicher Weise entlastet sind; bei der Durchleitung von Wasser durch Sandfilter kann aber die Appetitlichkeit des Wassers nicht leiden, da hierbei dasselbe Material, aus welchem das Wasser gewonnen wird, zur Verwendung gelangt. Die Enteisenungsanlage besteht aus folgenden Teilen:
Die Vorpumpen drücken das Rohwasser durch eine 600 mm weite Leitung nach dem Rieaelergebäude, welches eine lichte Grundfläche von 13 x 18 m hat und in welchem
das Wasser aus einer Höhe von 3 bis 3,50 m in ein Absatzbassin fallt; durch darin eingebaute Wände wird der Weg, den das Wasser zu nehmen hat, verlängert, damit ein Teil des sich ausscheidenden Eisenoxyds schon hier zurückgehalten wird; dieses Absatzbassin ist mit Leerlauf, Überlauf und Ablauf versehen. Das belüftete Wasser gelangt durch entsprechend angeordnete Verteilungsleitungen in die Vorfilter, welche zu beiden Seiten des vorher genannten Bassins liegen; jeder dieser beiden Vorfilter besteht aus vier Kammern von je 4,90 x 12 Nutzfilterfläche; die Vorfiiter sind mit Rückspülung eingerichtet, um den abgesetzten Schlamm durch Spülung beseitigen zu können. Das zum Teil enteisente Wasser läuft durch die Hauptfilter, d.h. vier voneinander unabhängige Sandfilter von je 20 x 25 m = 500 qm Filterfläche, um sich in zwei Reinwasserreservoirs von je 2000 cbm Nutzinhalt zu sammeln. Sämtliche Rohrleitungen inkl. Schieber sind in begehbaren Kanälen untergehmcht und lassen die beliebige Ein- und Ausschaltung der einzelnen Anlageobjekte zu. Die Filter, Reinwasserbebälter und das Absatzbasain sind aus Beton hergestellt, das aufgehende resp. sichtbare Mauerwerk ist in Zementmauerwerk mit Backsteinfassaden hergestellt. Zur Erhaltung einer gleichbleibenden Temperatur ist die gesamte Enteisenungsanlage mit Erde 1,50 m hoch überdeckt. Aus dem Reinwasserhehälter entnehmen die Druckpumpen das Wasser, nachdem dieses vorher noch einen Reinwasserbrunnen von 4 m Lichtweite und 8,50 tu Tiefe passiert hat, welcher den Zweck hat, die 150 m lange Saugleitung zu unterteilen und die jederzeitige tadellose Beschaffenheit des Wassers, also auch das Funktionieren der Enteisenungsanlage, durch bloßen Augenschein konstatieren zu können. Der Reinwasserhrunnen ist deshalb durch Überbauung zugänglich gemacht und mit natürlicher und künstlicher (elektrischer) Beleuchtung versehen. Die Filter, Reinwasserbehälter und der Reinwasserbrunnen haben Überlauf und Leerlauf; für den tiefliegenden Leerlauf der Reinwasserbehälter ist mangels einer genügend tief liegenden Kanalisalionsanlage eine elektromotorisch angetriebene Überpumpstation vorgesehen.
QUELLE[Journal für Gasbeleuchtung 50 (1907) 581]


ZEIT1907
THEMAZuleitungen
TEXTVon der Pumpstation gehen zwei Zuleitungen von je 600 mm Lichtweite zur Stadt. Diese Rohrstränge sind durchweg mit rund 2 m Deckung verlegt und bestehen aus gußeisernen Muffenröhren, welche in üblicher Weise mit Blei und Strick verdichtet sind. Die eine dieser Zuleitungen, welche schon bei der Erbauung des Werkes erstellt wurde und ca. 7000 m lang ist, durchquert zunächst den Vorort Käfertal, kreuzt die Preußisch-Hessische Staatshahn, durchschreitet den Neckar mittels zweier Düker von je 550 mm Durchmesser und wendet sich dann dem Wasserturm zu, nachdem die Leitung bereits unterwegs Wassner abgegeben hat. Die Dükerrohre sind als kräftige, schmiedeeiserne, genietete Flanschrohre ausgeführt, liegen im Flußbett in einem Abstand von ca. 10 m und sind ca. 2 m in die Bettsohle versenkt. Die Verlegung der Düker erfolgte in der Weise, daß die Rohrleitung auf Flößen fertig montiert, geprüft und mittels der Flöße direkt in das Profil eingefahren wurde; von da aus erfolgte das Versenken in dem vorher sorgfältig ausgebaggerten Rohrgraben. Am linken Neckarufer ist im Anschluß au den Düker ein besonderes Bauwerk ausgeführt, welches die Wechselschieber aufnimmt. Am Wasserturm ist ein Kanalanschluß vorgesehen, welcher gestattet, bei abgesperrtem Hochbehälter zur Spülung der Zuleitung das Wasser direkt in die Kanalisation abzuführen. Die zweite Zuleitung ist anläßlich der Haupterweiterung des Wasserwerks in den Jahren 1905/07 verlegt worden und nimmt ihren Weg von der Pumpstation nach dem Vorort Waldhof, von da nach dem zweiten Wasserturm am Industriehafen, um im weiteren Verlauf durch die Waldhofstraße, Bürgermeister-Fuchs-Straße, über die zweite Neckarbrücke, durch die Dalbergstrafso und den Luisenring in das Stadtrohrnetz einzumünden. Die zweite Zuleitung hat ebenfalls 600 mm l.W. von der Pumpstation bis zur zweiten Neckarbrücke; in die Brücke sind zwei Stränge von je 350 mm l.W. eingebaut, welche sich auf der Stadtseite wieder zu einer Leitung von 500 mm vereinen. Durch die beiden Zuleitungen wird das große Behauungsgebiet zwischen Käfertal, Waldhof und Neckarstadt in vorzüglicher Weise versorgt Die Druckverteilung wird auch bei späterer vollständiger Bebauung eine sehr gute sein. In beiden Zuleitungen sind an entsprechenden Punkten Achsenschieber eingebaut, außerdem ist für die Spülung der Rohrstränge durch Hydranten und Leerläufe Vorsorge getroffen.
QUELLE[Journal für Gasbeleuchtung 50 (1907) 581]


ZEIT1907
THEMAHochbehälter
TEXTZur Begrenzung des Förderdruckes sowie zum Ausgleich der Konsumschwankungen ist ein Hochbehälter von 2000 cbm Inhalt am Friedrichsplatz errichtet. Der Turm selbst ist als Monumentalbau - entsprechend seiner Lage - nach dem preisgekrönten Entwurf des Architekten Gustav Halmhuber, Berlin, ausgeführt. Der Waaserturm hat ein in Beton ausgeführtes Fundament, dessen Unterkante ca. 7 m unter Terrain liegt Das Stützmauerwerk ist im unteren Teil als Bruchstein-, im oberen Teil als Backsteinmauerwerk ausgeführt, und es sind die Abmessungen so gewählt, daß die spezifische Belastung in allen Querschnitten dieselbe ist. Die Außenfassade weist besten grauen Sandstein auf. Das Dach ist mit Kupfer auf Holzschalung gedeckt und wird von einer den Turmquerschnitt frei übenspannenden schmiedeeisernen Konstruktion getragen. Der 2000 cbm fassende Behälter ist aus Schmiedeeisen ausgeführt, hat ca. 16 m Durchmesser und 8 m Höhe; sein Boden ist als durchhängende Kugel mit einem Gegenkegel ausgebildct. Sämtliche Teile der Bodenkonstruktion werden nur auf Zug beansprucht, das Gewicht des Behälters wird mittels der Stelzenlager vertikal auf das Stützmauerwerk übertragen; der Behälter ist von allen Seiten frei und zugänglich. Im Inneren des Turms ist eingebaut eine breite Treppe vom Haupteingang bis zum Podium unterhalb des Bassins, von da führt eine Wendeltreppe zwischen Behälter und Turmwand zum oberen, um Behälterrand montierten Umgang; der Behälter selbst ist durch eine Brücke quer überspannt, welche eine teilweise in die Dachkonatruktion eingebaute Wendeltreppe stützt, welche nach der Turmlaterne mit Aussichtsumgang führt. In dem unter Terrain liegenden Hohlraum des Turmmauerwerks befindet sich der schmiedeeiserne Verteilungskästen in welchem einerseits die Hauptzuleitung mündet und auf welchem sich anderseits die 600 mm weite Steigleitung für den Hochbehälter, welche gleichzeitig als Fallrohr dient, aufsetzt; vom Teilkasten zweigen ferner das Stadthauptrohr von 750 mm l.W. und einige Nebenleitungen ab. Durch eine Umgehungsleitung wird es ermöglicht, mit Umgehung des Wasserturms direkt in das Rohrnetz Wasser zu fördern. Der Behälter ist außerdem mit Leerlauf- und Überlaufleitung von 300 mm 1.W. versehen. Die Höhe des Behälters ist so gewählt, daß ein Druck von 36 m über Straßenniveau im Stadtrohrnetz vorhanden ist. Ein zweiter Wasserturm von 2000 cbm Bassininhalt ist in Ausführung begriffen, die Konstruktion des Behälters wird in Schmiedeeisen erfolgen, die Überlaufhöhe im Reservoir entspricht dem am Standort des Turms vorhandenen Betriebsdruck der zweiten Zuleitung bei Vollbetrieb und wird rund 5 m höher als im Behälter I angeordnet werden. Die äußere Ausstattung wird in einfacher Weise erfolgen, für die Unterstützung des Behälters und für die Ummantelung werden getrennte Mauerwerkskonstruktionen aufgefährt.
QUELLE[Journal für Gasbeleuchtung 50 (1907) 583]


ZEIT1907
THEMAVerteilungsrohrnetz
TEXTDie Verteilung des Wassers erfolgt durch die an die Hauptzuleitung direkt an geschlossenen Verteilungsleitungen. Das mit Wasser versorgte Gebiet teilt sich der Hauptsache nach in drei Teile, und zwar:
1. in die innere Stadt mit dem Jungbusch, der östlichen Stadterweiterung und der Schwetzingerstadt;
2. in das am rechten Neckarufer gelegene Gebiet, nämlich die Neckarstadt und die Vororte Waldhof und Käfertal;
3. in die jenseits der Bahn gelegenen Stadquartiere, nämlich der Lindenhof-Stadtteil und der Vorort Neckarau.
Jedes dieser drei Gebiete hängt durch weitverzweigte Leitungen zusammen, außerdem gehen die Hauptstränge durch alle Versorgungsgebiete. Für die spätere Erweiterung ist eine Ergänzung des Rohrnetzes vom Lindenbof und von Neckarau in der Weise gedacht, daß eine weitere direkte Hauptzuleitung von Südosten nach der Innenstadt geführt wird. Das gesamte Verteilungsnetz ist als vollständiges Zirkulationsrohrnetz unter möglichster Vermeidung einzelner Endrohrstränge angelegt. Bei Rohrfahrten von größerem Durchmesser sind für die Zwecke der Wasserabgabe Parallelstränge von 80 bis 150 mm Lichtwoite vorgesehen, um die Anbohrung der groben Rohre zu vermeiden. Zur Betriebssicherheit sind im Rohrnetz Schieber eingebaut, welcher jede einzelne Straßenstrecke oder Gruppe von Straßenstrecken abgesperrt werden kann. Zur öffentlichen Wasserabgabe ist das Verteilungsnetz mit Unterflurhydranten ausgerüstet, welche in Abständen von ca. 80 m stehen; hat die Anlage an einzelnen Stellen besondere Kanalablässe, welche den alljährlich in größerem Maßstabe durchgeführten Rohrnetzspülungen dienen. An besonders frequentierten Straßen sind endlich noch öffentliche Ventilbrunnen aufgestellt.
Die Gesamtanlage des Verteilungsrohrnetzes einschließlich der Hauptleitungen von der Pumpstation nach der Stadt umfaßte Ende 1906 ca. 165.160 lfd. m Rohrleitungen von 80 bis 750 mm Lichtweite, welche durchschnittlich mit 1,60 m Deckung verlegt wurden; eingebaut sind zusammen 1178 Schieber und 1318 Hydranten. Das Rohrnetz, Schieber und Hydranten verteilen sich wie folgt:
a) I. Hauptzuleitung: 10.230 m Rohrleitung mit 50 Schiebern und 22 Hydranten;
b) II. Hauptzuleitung. 7.280 m Rohrleitung mit 30 Schiebern und 14 Hydranten;
c) Stadtrohrnetz: 115.520 lfd. m Rohrleitung mit 866 Schiebern uud 1048 Hydranten;
d) Vorort Neckarau: 14.350 lfd. m Rohrleitung mit 75 Schiebern und 126 Hydranten;
e) Vorort Käfertal: 6.300 lfd. m Rohrleitung mit 34 Schiebern und 47 Hydranten;
f) Vorort Waldhof: 5.640 lfd. m Rohrleitung mit 35 Schiebern und 61 Hydranten.
An das Verteilungsrohrnetz angeschlossen sind:
1. in der Stadt Mannheim rund 6925 Häuser und Liegenschaften, 16 öffentliche Pissoirs, 17 Fontänen und 65 Ventilbrunnen;
2. in der Vorstadt Neckarau 790 Liegenschaften und 9 Ventilbrunnen;
3. in der Vorstadt Käfertal 346 Häuser und 6 Ventilbrunnen;
4. in der Vorstadt Waldhof 133 Liegenschaften und 1 Ventilbrunnen.
Der Anschluß der einzelnen Konsumstellen an die gußeisernen Verteilungsleitungen erfolgt durchgängig unter Anbohrung mittels Ventilrohrschellen. Die Zuleitungen von diesen bis zu den Wassermessern sind als verzinkte, schmiedeeiserne Leitungen, die als Rostschutz in Holzkanäle eingepecht werden, verlegt. Die Abgabe von Wasser an Private erfolgt nur durch Wasaermesser, von denen zur Zeit rund 7000 Stück in den Dimensionen von 7 bis 200 mm Lichtweite in Verwendung sind; der Hauptsache nach sind Flügelradwassermesser eingebaut, zum Teil sind auch Scheibenwassermesser in Verwendung.
QUELLE[Journal für Gasbeleuchtung 50 (1907) 584]