Entwicklung der Dampflokomotive

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Frühe Lokomotiven in Deutschland

Dem Vorbild von Blenkinsops Zahnradlokomotive folgend, erbaute die Berliner Eisengießerei unter Johann Friedrich Krigar (1774-1852) und Carl Ludwig Althans (ca. 1790-1850) zwei sehr ähnliche Lokomotiven. Die erste entstand 1816 für den Kohlentransport auf der Königshütte in Oberschlesien. Sie wurde auf dem Hof der Herstellerfirma mit zwei Wagen und 2,5 t Belastung mehrere Wochen erprobt, nach Oberschlesien transportiert und zusammengebaut. Sie kam jedoch nicht in Betrieb und wurde verschrottet. Nicht viel besser erging es ihrer Nachfolgerin, die 1818 für das Kohlebergwerk Bauernwald in Geislautern bei Völklingen-Luisenthal an der Saar fertiggestellt wurde. Ihre Probefahrt in Berlin mit 8 t Zuglast auf einer Kreisstrecke verlief zufriedenstellend. Sie wurde zerlegt und per Schiff an ihren Bestimmungsort versandt, jedoch unterließ man es, einen Fachmann oder technische Zeichnungen zur Verfügung zu stellen. Man versuchte vergebens, die Maschine zum Laufen zu bringen, doch es gelang bis in die 1820er Jahre hinein nicht, Kessel und Zylinder abzudichten. Im Jahre 1835 scheiterte ihre Versteigerung, und sie wurde im Jahr der Inbetriebnahme der ersten deutschen Lokomotiveisenbahn verschrottet. Die Lokomotive auf der ersten deutschen Lokomotiveisenbahn Nürnberg – Fürth (eröffnet am 07.12.1835) war der von Stephenson unter der Fabriknummer 118 gebaute „Adler", eine Maschine der Achsfolge 1A1 mit Innentriebwerk. Sie kostete 13.960 Gulden und hatte eine Leistung von 41 PS bei 23 km/h. Die doppelt gekröpfte Treibachse war in Innen- und Außenrahmen gelagert. Sie hatte die bei Stephenson anfangs übliche Steuerung mit zwei verschieblichen Exzentern; mehrere Hebel mussten betätigt werden, um die Maschine umzusteuern, und sie arbeitete praktisch ohne Expansion. Johann Andreas Schubert (1808-1870) gelang es 1838, die erste gebrauchsfähige deutsche Lokomotive (Abb.) zu bauen. Sie entstand in den Werkstätten des Dresdner Actien- Maschinenbau-Vereins in Uebigau (gegr. 1836), der bereits zwei Dampfschiffe gebaut hatte. Schubert baute seine „Saxonia" auf eigene Rechnung und hatte mit der massiven englischen Konkurrenz zu kämpfen. Der Entwurf orientiert sich an der für die Leipzig-Dresdner-Bahn gelieferte „Comet" der Achsfolge B von Rothwell in Bolton-le-Moors, die 1836 geliefert wurde. Schubert fügte dieser eine hintere Laufachse hinzu. Das Triebwerk mit geneigten Zylindern war innerhalb des Rahmens. Der Kessel mit seinem im Grundriss kreisförmigen Stehkessel und kuppelförmiger Haube ähnelt der „Comet" und entspricht der Bauart von Norris, Philadelphia. Die „Saxonia" konnte mit 60 km/h fahren. Man gestattete ihr nicht, einen der Eröffnungszüge der Bahn am 7. und 8. April 1839 zu ziehen, sie wanderte in den Reservedienst ab und wurde 1856 ausgemustert. Im Reichsbahnausbesserungswerk Halle wurde 1988 eine betriebsfähige Nachbildung gebaut.

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